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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

Neubau der Zentralbibliothek der Justus-Liebig-Universität

5. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

heinlewischer

Architektur

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Innius DÖ GmbH

TGA-Fachplanung

Bauphysik@integrierte Planung Kai Rentrop Beratender Ingenieur

Bauphysik

Ingenieurbüro Heilmann

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Die Bibliothek soll ein lebendiger Teil der Universität werden, in dem Wissen erworben und ausgetauscht werden kann. Kein stiller Tempel des Wissens, sondern ein Gebäude welches mit Durchlässigkeit und Offenheit zum Austausch anregt und gleichzeitig ruhigere Bereiche zum konzentrierten Arbeiten bietet. Die Blickbeziehungen zum Campusplatz und von diesem in die Bibliothek verbinden das Gebäude mit seiner Umgebung. Im Inneren schließt an den lebendigen Foyerbereich der "Marktplatz des Wissens", der Freihandbereich des Erdgeschosses an. Im 1.OG befinden sich die Magazinbereiche und bilden einen Filter zu den ruhigeren Lesebereiche in den Obergeschossen. Dass sich nach außen geschlossen gebende Gebäude öffnet sich ab dem 2.OG zum ruhigen Innenhof und bietet hier kontemplative Arbeitsbereiche zum konzentrierten Arbeiten.

Zentrale Wirkung im Campus: Die innovative Fassade erzeugt die gewünschte „Strahlkraft der Architektur“ um die gewünschte „Zentrale Wirkung im Campus“ zu erzeugen. Selbstbewusst und spielerisch weckt sie Interesse und Neugier. Die vorgeschlagene, lebendige Fassade interpretiert die aufgeblätterten Seiten eines Buches und nimmt damit Bezug auf den Standort Gießen und die theoretischen Grundlagen wissenschaftlicher Forschungen. So wie sie bereits dem Wissenschaftler Justus Liebig als Grundlage dienten und auch heute noch Bestandteil der Forschung auf dem Gebiet der Natur- und Geisteswissenschaften sind. Die Fassade ist gleichermaßen leicht und lebendig, wie fest und selbstbewusst. Sie besitzt eine scheinbar eigene Natur und wirkt funktional als Schutz- und Verschattungselement.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Fassadenkonzept wird durch den Sockel, das Zwischengeschoss im ersten OG und drei Regelgeschosse bestimmt. Das Zwischengeschoss mit Sondernutzungen (Learning-Center, Magazine) mit großen, fensterlosen Fassadenabschnitten wird geschickt durch die Überhangkonstruktion der Regelfassade zurückgenommen. Das besondere Lichthofkonzept zur Belichtung der inneren Bereiche weist Defizite im ersten Obergeschoss und insbesondere im EG auf. Die innere Erschließung des kontrolliert öffentlichen Bereiches, im zentralen Bereich durch eine einläufige Treppe, fällt insgesamt sparsam aus. Die Fassadenelemente aus Stahlbeton-Fertigteilen gliedern die Fassade vertikal und beleben das Erscheinungsbild durch Schattierungseffekte. Der Habitus entspricht hinsichtlich Materialität und Zurückhaltung den Vorgaben des Masterplans.

Der Entwurf ist funktional gut strukturiert und erlaubt eine übersichtliche Anordnung der Funktionsbereiche in den Obergeschossen. Die Leseplätze sind weitgehend attraktiv gestaltet, die Lichtverhältnisse sind angemessen. Die Erschließung des Gebäudes wird aus Nutzersicht als unproblematisch erachtet. Die Funktionseinheit des Sondermagazins ist sehr funktional organisiert, indem alle Bereiche des Archivs auf einer Ebene sind und der Sonderlesesaal nach Norden ausgerichtet ist. Die Cafeteria als Teil der Foyernutzung kann nicht separat betrieben werden und stört die ruhigeren Foyernutzungen.

Das Konzept zur technischen Ausrüstung ist plausibel, und die geforderte Qualität wird erfüllt. Die Anforderungen an die Raumluft sind gewährleistet. Das Technikkonzept ist auch bei Reduzierung der Fläche auf das erforderliche Maß realisierbar. Aufwendige anlagetechnische Brandschutzmaßnahmen sind jedoch im Bereich der offenen Treppe und Lufträume notwendig.

Die Wirtschaftlichkeit des Wettbewerbsbeitrages ist erheblich in Frage gestellt. Der Beitrag liegt gem. Vorprüfung über dem Kostenrahmen, im oberen Bereich der eingereichten Arbeiten. Dies ist u. a. in der Überschreitung der geforderten Nutzflächen und einem überdurchschnittlichen Anteil Technikflächen und einem sehr hohen Verkehrsflächenanteil begründet. Kostenrelevante Besonderheiten sind u.a. der aufwendig gestaltete Innenhof (Spannweiten, intensive Begrünung) und die aufwendige Fassadenkonstruktion.

Die hessischen Vorgaben zur Energieeffizienz können im Rahmen des Entwurfs eingehalten werden. Das Energiekonzept ist in sich schlüssig. Der konzeptionelle Ansatz zum Umgang mit erneuerbaren Energien wird positiv bewertet. Bezüglich der Gesamtenergieeffizienz zählt diese Arbeit zum unteren Mittelfeld der abgegebenen Arbeiten.

Insgesamt erfüllt die Arbeit alle städtebaulich-archi¬tektonischen Anforderungen angemessen. Sie weist wenige, offenkundig heilbare Defizite aus Nutzersicht und keine signifikanten Nachteile bei der Haustechnik und Energieeffizienz auf. Jedoch wird auf die deutlichen Nachteile bei der Wirtschaftlichkeit im Vergleich verwiesen. Eine hochwertige Ausführung des Konzepts ist notwendig, um die Qualität zu sichern.
Schnitt

Schnitt

Lageplan 1. BA

Lageplan 1. BA