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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

Neubau der Zentralbibliothek der Justus-Liebig-Universität

Anerkennung

Preisgeld: 8.000 EUR

Staab Architekten

Architektur

ama andresen möhring architekten / Brandschutz Sachverständige

Architektur

WBP Winkels Behrens Pospich Ingenieure für Haustechnik GmbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude hält die städtebaulichen Vorgaben des Masterplans ein und bildet eine klare Raumkante zum Campusplatz. Die viergeschossige Ausprägung ist wohlproportioniert.

Haupteingang und Cafébar sind richtig verortet und auskömmlich dimensioniert. Ein gemeinsames Foyer für den 1. und 2. Bauabschnitt ist jedoch nicht möglich. Die Grundrisse sind klar in Kernbereiche mit Sonderfunktionen, dienenden Zonen und Erschließungselementen sowie flexiblen Zonen mit Buchstellflächen und Arbeitsplätzen gegliedert. Der zentrale Treppenraum für die vertikale Haupterschließung und ein Lichthof mit eingestellten Einzelarbeitsplätzen haben eine besondere räumliche Ausgestaltung, die jedoch keine räumlichen Bezüge zu den umgebenden Flächen herstellt. Das statische System im Bereich der Buchstellflächen ist nicht gelöst.

Die geschossweise Fassadengestaltung basiert auf einem einheitlichen Grundsystem mit variierenden Öffnungsbreiten, die jedoch nur zum Teil auf die dahinter liegenden Funktionen abgestimmt sind. Es besteht kein ausgewogenes Verhältnis von transparenten und opaken Flächen bei hochwertiger Materialität und stimmiger Farbgestaltung.

Die geforderten Leistungen und das Programm sind erfüllt. Einschränkungen in der Funktionalität bestehen u. a. bei der Nähe der Ausleihe zu den Regalflächen und der Erweiterung der Ausleihe. Die Funktionseinheit des Sondermagazins sieht keine deutliche Trennung des Komplexes Sondermagazin/Sonderlesesaal vom übrigen Bibliotheksbereich vor. Auch besteht nicht die gewünschte direkte Anbindung der Büros an den Sonderlesesaal.

Die Wegeführung im EG entspricht zum Teil nicht den funktionalen Erfordernissen. Das abgeschlossene Treppenhaus erschwert die Orientierung im Gebäude. Die Anordnung der Funktionsbereiche, insbesondere der Buchpräsentationsflächen, ist inkonsequent und zu wenig flexibel gestaltet. Die Funktionseinheit des Sondermagazins erfüllt im 1. BA fast alle Anforderungen. Kritisch wird allerdings die Verlagerung des Komplexes Sondermagazin/Sonderlesesaal gesehen, die mit der Errichtung des 2. BA vorgesehen ist.

Das Konzept zur technischen Ausrüstung ist insgesamt kritisch zu hinterfragen. Die Lüftungszentrale befindet sich im Untergeschoss, die weitere Anbindung ist nicht dargestellt. Die Flucht- und Rettungswegplanung erfolgt in Anlehnung an die MVkVO (statt an die MVStättVO), wodurch die Anforderungen nicht erfüllt werden und das Brandschutzkonzept so nicht genehmigungsfähig ist.

Der Beitrag liegt gem. Vorprüfung über dem Kostenrahmen, jedoch im unteren Bereich der eingereichten Arbeiten. Kostenrelevante Besonderheiten sind u. a. die Geschosshöhe, mehrgeschossige Lufträume und eine aufwendige Fassadenkonstruktion. Die Realisierbarkeit in zwei Bauabschnitten ist mit besonderen Aufwendungen verbunden.

Die hessischen Vorgaben zur Energieeffizienz können im Rahmen des Entwurfs gut erfüllt werden. Das vorgeschlagene Energiekonzept ist nachvollziehbar dargestellt. Die angestrebte Versorgung der Kühlaggregate mittels Photovoltaik erscheint als zu optimistisch. Dennoch wird der konzeptionelle Ansatz zum Umgang mit erneuerbaren Energien, als auch die Einbindung von den in der Auslobung benannten Nachhaltigkeitsaspekten positiv bewertet. Bezüglich der Gesamtenergieeffizienz zählt diese Arbeit zu den besten im Teilnehmerfeld.

Insgesamt legen die Verfasser einen Entwurf vor, der versiert auf die Herausforderungen der Aufgabenstellung eingeht. Dabei gelingt es leider nicht, dem Haus eine besondere Atmosphäre und Ausstrahlung zu verleihen, die an diesem Ort jedoch für besonders wichtig erachtet wird.