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Offener Wettbewerb | 04/2016

Neu- und Umgestaltung des Technischen Museums Frohnauer Hammer

3. Preis

Preisgeld: 4.800 EUR

Löser Lott Architekten GmbH

Architektur

NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Der vorgeschlagene Entwurf macht sich den Leitgedanken „Das BewĂ€hrte erhalten, das Neue gestalten“ zu eigen, versucht die IdentitĂ€t des kleinen Erzgebirgsortes im Sehmatal aufzuspĂŒren und reagiert mit einer Konzeption, die die Geschichte von Frohnau weitererzĂ€hlen soll.

Straße_Platz_Dreiklang
Nach einer kurvenreichen Fahrt durch das bewaldete Flusstal der Sehma
erreicht man eine Stelle, an der sich, die bis dahin schluchtartig anmutende Straße, zu einer dörflichen Struktur auf weitet. Sofort fallen zwei sich gegenĂŒberliegende GebĂ€ude links und rechts der Straße ins Auge, die in einer besonderen Beziehung zueinander zu stehen scheinen - das Hammerwerk und das Herrenhaus. Die Ortschaft wird jedoch stark von der StraßenfĂŒhrung und der dadurch entstehenden Trennung geprĂ€gt und mutet als Durchgangsstation an. In WertschĂ€tzung der beiden vorhandenen GebĂ€ude, schlĂ€gt der Entwurf die Setzung eines dritten selbstbewussten GebĂ€udebausteins vor. Das Hammerwerk und das Herrenhaus werden durch das neue Empfangs-und AusstellungsgebĂ€ude zu einem GebĂ€udedreiklang ergĂ€nzt. Dieses aus beiden Richtungen erkennbare Dreiergespann, jeweils mit dem Giebeldreieck zueinander ausgerichtet, steht auf einer gemeinsamen neu geschaffenen Ortsmitte und stĂ€rkt sich gegenseitig ohne die Eigenheiten der Einzelbausteine zu schwĂ€chen. Ein identitĂ€tsstiftender Dorfplatz fĂŒr Frohnau wird generiert, der nun vielmehr als Dorfkern mit definierter Ankunft und weniger als Durchfahrtsort gelesen werden kann.
Einzelbausteine_Baukörperkonstellationen
Der neue GebĂ€udebaustein lĂ€sst sich typologisch, maßstĂ€blich und materiell von den beiden BestandsgebĂ€uden inspirieren und interpretiert diese zeitgenössisch neu. Sowohl das Hammerwerk, als auch das Herrenhaus bilden eigene symbiotische Baukörperkonstellationen mit den dazugehörigen Anbauten, NebengebĂ€uden und AußenrĂ€umen aus -Hammerwerk mit Hammerlinde, tieferliegenden VorpIatz, Mauer, Anbau und NebengebĂ€ude am Wasserrad- Herrenhaus mit Ahorn, Kiosk, Gastraumanbau und terrassierten Vorplatz- Diese identitĂ€tsstiftenden gewachsenen rĂ€umlichen Situationen gilt es zu erhalten und im vorgeschlagenen Entwurf weiter zu schreiben. So baut der Neubau analog neue rĂ€umliche Beziehungen zu den beiden vorhandenen HolzhĂ€usern, dem BĂŒhnenhaus und dem Haus der Bruderschaft mit Bestandslinde auf und bezieht diese in den Entwurf mit ein. Es entstehen unterschiedliche Orte auf dem großen zentralen Platz. Um die Dorfplatzsituation herauszuarbeiten, schlĂ€gt der Entwurf einen gemeinsamen durchgĂ€ngigen Belag vor, der die HĂ€user teilweise auch ĂŒber die Straße hinweg verbinden kann.

Typus „Huthaus“
Steile schiefergedeckte DĂ€cher prĂ€gen die Baukultur des im Winter hĂ€ufig schneereichen Erzgebirges. Diese typischen Dachformen finden sich auch im Hammerwerk und dem Herrenhaus wieder. Wir interpretieren dieses markante Dachvolumen neu und verorten darin die AusstellungsrĂ€ume des zukĂŒnftigen Museumbausteins. Das zentrale Oberlicht flutet den internen Erschließungskern und die vier AusstellungsrĂ€ume im Obergeschoss mit Licht. Dabei wird das Volumen im Innenraum erlebbar gemacht und entfaltet imposante rĂ€umliche QualitĂ€ten, die subtil das Thema „im Berg sein“ suggerieren. Ein weiteres typologisches Merkmal ortstypischer FachwerkhĂ€user wie dem Herrenhaus ist die Gliederung des Baukörpers in Sockelgeschoss, Fachwerkgeschoss und Dachkörper. Diese dreiteilige Differenzierung findet sich auch in seiner Übersetzung im Neubau wieder und untermalt die Idee des behutsamen, und gleichzeitig zeitgenössischem Weiterschreibens des Gesamtensembles.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau des Besucherzentrums komplettiert das Ensemble aus Herrenhaus und Hammer zum Dreiklang. Die StraßeneinmĂŒndung wird zum vollwertigen Dorfplatz aufgewertet. Damit unterbreiten die Verfasser ein zusĂ€tzliches Angebot an Stadt und Region, das Denkmalensemble durch ergĂ€nzende Veranstaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten noch besser in die lebendige kulturelle Landschaft zu integrieren. Die Besucher, meist vom Parkplatz kommend, werden begrĂŒĂŸt, aufgenommen und in den Rundgang eingestimmt. Im nördlichen Freiraumbereich zwischen Herrenhaus und Hammer wird man durch eine Aussichtsterrasse eingeladen, den Hammer in seiner Lage im Tal zu ĂŒberblicken.

Das Besucherzentrum wird als kompakter Baukörper angeboten, der auf die Typologie von Hammer und Herrenhaus reagiert. Walmdach und aufgehende WĂ€nde lassen es als eine zeitgenössische Interpretation der musealen Bauten erscheinen – damit wird das Besuchserlebnis vorbereitet. Seine Fassade ist inspiriert von der Gliederung des Herrenhauses in Sockel, Fachwerkobergeschoss und schiefergedecktem Dach. Die starke Unterschiedlichkeit der Behandlung der Fassaden der Geschosse wird kritisch gesehen. Die Verfasser schlagen vor, ĂŒber eine Interpretation von Klöppelmustern in die traditionelle Volkskunst des Erzgebirgsraumes einzustimmen. Der Ausstellungsbereich im ersten Obergeschoss bietet vielfĂ€ltige und unterschiedliche Möglichkeiten der AusstellungsprĂ€sentation. Die Membran der Fassade dient primĂ€r als Sonnenschutz, ermöglicht aber bereits erste Blickkontakte zum Hammer, zum Herrenhaus und in die dörfliche Umgebung.

Im Vorfeld von Herrenhaus und Hammer hĂ€lt sich die Freianlagengestaltung betont zurĂŒck, die Eingriffe sind gering, dies kommt dem Besucherrundgang zugute. Die neuen FlĂ€chen um das Besucherzentrum sind teppichartig in Pflaster gestaltet und laden zu vielfĂ€ltiger Nutzung, zum Treffen und auch zu Veranstaltungen ein. Durch die Verfasser wird eine Aufhellung/Beschichtung der Staatsstraße und eine Aufpflasterung der EinmĂŒndung der Ortsstraße sowie einen neuer gesicherter Übergang in Höhe Herrenhaus/Hammer vorgeschlagen, um den Bereich rĂ€umlich zusammenzubringen, Verkehr zu beruhigen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
Im Norden werden Pkw und BusabstellplĂ€tze angeordnet, im SĂŒden weitere StellflĂ€chen in ausreichenden Umfang. Sie sind sĂ€mtlich eingegrĂŒnt.

Das Ensemble wird durch einen Neubau ergĂ€nzt, ohne dass das dritte GebĂ€ude unangemessen dominieren wĂŒrde. Im Gegenteil – es fĂŒgt sich gut in die GebĂ€udegruppe ein. Der Erschließungsanbau an das Herrenhaus ist zurĂŒckhaltend funktional, so dass von ihm keine wesentliche BeeintrĂ€chtigung ausgeht. Die Geschichte von Frohnau wird durch die zurĂŒckhaltende Interpretation weitererzĂ€hlt.