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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Quartierergänzung Volta Ost

Linder

6. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Luca Selva Architekten

Architektur

Appert Zwahlen Partner AG

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

SAVIDA AG - by officevoith

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Projektbericht Gebäude
Mit Verweis auf die heterogene Bebauungsstruktur ostseitig der Elsässerstrasse aus Solitären, Blockrandfragmenten und Freiräumen gestalten die Projektverfassenden einen gewinkelten Baukörper, welcher sich als autonome Figur gebärdet und gleich zeitig zur westseitigen, homogenen Stadtstruktur vermitteln soll. Dabei entsteht ein der Elsässerstrasse zugewandter kleiner Platz, der als „Cour St. Louis“ die Lärmimmissionen reduzieren, und der Integration des Neubaus ins Quartier dienen soll, sowie rückwärtig ein kleiner intensiv bepflanzter Gartenhof als Freiraum für die Kita. Pate für diese städtebauliche Konzeption stehen Bauten des Basler Architekten und Baumeisters Rudolf Linder, welcher ebenso mit kompakten Körpern und tiefen Grundrissen subtile lokale Stadtfiguren und -räume formulierte. Entlang der Elsässerstrasse reduziert sich der Gebäudekörper schrittweise von neun auf fünf Geschosse, was schön ist für die Raumproportionen des Hofes, wenn auch bedauert werden muss, dass das Potential der dabei entstehenden Dachterrassen nicht genutzt wird. Sämtliche Zugänge zum Gebäude sowie die Fronten der flexibel unterteilbaren Gewerbe- und Ladenflächen liegen am Cour. Ebenso das Restaurant, welches als Vermittler zwischen Haus- und Quartierbewohnern den kleinen Platz aktiviert. Das überbreite Trottoir an der Voltastrasse dient der Anlieferung und Parkierung. Die lediglich drei Treppenhäuser erschliessen einen tiefen Grundriss, die zwei nördlichen die Büroräumlichkeiten sowie das Quartierwohnen, das südliche die Sozialwohnungen und die Wohneinheiten für Studierende. Die erwünschte Durchmischung der Nachbarschaft en beschränkt sich auf Begegnungen im Cour. Der architektonische Ausdruck des Gebäudes wird aus dem Prinzip der Schichtung gewonnen. Allseitig umlaufende Brüstungsbänder betonen die Eigenständigkeit des Hauses, lassen aber eine gewisse Uniformität entstehen, welche wenig über die reichhaltige Wohnwelt des Gebäudes erzählt. Die Brüstungen erhalten je nach Lage unterschiedliche Tiefen; ob mit dem dadurch entstehenden Lärmschatten die dahinterliegenden Räume ausreichend geschüzt werden können, wird von der Lärmfachstelle des Kantons Basel-Stadt als eher fraglich beurteilt. Dasselbe gilt für den Lärmschutz, welcher durch das Abrücken von der Strasse entstehen soll - dies wegen der zusätzlich entstehenden Reflexionen und der harten Oberflächen von Fassaden und Platz. Der überzeugendste Beitrag des Projektes ist in den Wohnungsgrundrissen zu finden. Die Herausforderung, in ungewöhnlicher Gebäudetiefe an lärmexponierter Lage eher kleingeschnittene Wohnungen zu gestalten, wurde mit Sorgfalt umgesetzt und führt zu interessanten Wohnungen mit einer hohen Nutzungsqualität. Im südlichen Arm des Winkels scheint allerdings die Grenze der Anforderungserfüllung überschritten zu werden. Hier hätte zuungunsten der Gebäudeeffizienz ei n weiteres Treppenhaus geholfen, die langen, innenliegenden, unwirtlichen Gänge zu vermeiden. Di es gilt auch für die obersten Geschosse mit den Studios. Für die baukonstruktive Umsetzung wird ein Stütz en / Platten System mit einer nichttragenden Fassade gewählt. Dieses System – in Kombination mit den durchgängig in Leichtbau angedachten Raumteilungen – ermöglicht die gewünschte Flexibilität in einer langfristigen Betrachtungsweise. Zudem weist das Projekt dank hoher Kompaktheit und geringem Erschliessungsaufwand gute Volumen- und Flächenkennwerte auf. Insgesamt zeigt das Projekt „Linder“ eine überraschende städtebauliche Interpretation des Ortes. Das Zusatzangebot an öffentlichem Raum wirkt auf den ersten Blick verführerisch, vermag aber letztlich nicht zu überzeugen. Zu vage bleibt dessen städtebauliche Funktion an diesem Ort (zu exponiert als Hausvorhof, zu fremd als Element des Strassenraumes) und der Gewinn in sozialer Hinsicht bleibt fraglich.

Aussenraum

Der chaussierte Quartierplatz mit einem Baumdach aus bestehenden und neuen Bäumen ist schön ausformuliert. Dieser Anknüpfungsort wird zum Treffpunkt des Quartiers und der Bewohner im Haus. Er wird zu einem klar öffentlichen Raum. Die an den Quartierplatz angrenzende, grosszügige gedeckte Eingangshalle führt an dieser Stelle leider zu keinem adäquaten Freiraum auf der Ostseite und der schön gestaltete Spielbereich mit dem vorhandenen Baumbestand im Osten liegt durch die Zweiteilung der Freiräume eindeutig auf der Rückseite. Einerseits mag dieser neue Quartierplatz zu faszinieren, andererseits wird mit seiner grossen Öffentlichkeit die Gemeinschaft im Haus strapaziert und werden die anderen Freiräume im Umfeld geschwächt.