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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Neubau Wirtschaftsingenieurwesen/Materialtechnologie (WIMAT) und Neubau für den Technischen Dienst und das Rechenzentrum der Hochschule Aschaffenburg

Anerkennung

Architekten BKSP

Architektur

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Hochschule Aschaffenburg Neubauten WIMAT und TD / Rechenzentrum

Der Freistaat Bayern beabsichtigt auf dem Gelände der Hochschule Aschaffenburg einen Neubau zum Aufbau des neuen Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen / Materialtech-nologie (WIMAT) und einen Neubau für den Technischen Dienst sowie das Rechenzentrum zu errichten.
Der Campus der Hochschule Aschaffenburg ist stadträumlich geprägt von der Baustruktur der vormaligen Jägerkaserne. Seit dem Einzug der Hochschule wurden die (unter Denkmal-schutz stehenden) Bestandsgebäude saniert, umgebaut und durch Neubauten ergänzt. Die weitgehend versiegelten Außenflächen der Kasernenanlagen wurden in ein stark durchgrün-tes Gesamtkonzept attraktiver Außenräume gewandelt. Eine Erweiterung des Hochschul-campus über das Areal der ehemaligen Jägerkaserne hinaus bis zum Kühruhgraben ist
beabsichtigt.
Das städtebauliche Gesamtkonzept zur Entwicklung des Hochschulcampus Aschaffenburg gründet auf einer behutsamen Fortentwicklung der historischen Anlage der ehemaligen
Jägerkaserne: Die Baufelder 01 und 02 werden mit einer sich in die Gesamtstruktur einfü-genden Neubebauung versehen, die einen zweiten prägenden, Baumbestandenen Grünraum im nordöstlichen Zentrum des Areals schafft, so dass eine räumlich großzügige, Klammer zur qualitätvollen Erweiterung des Campus über den Bessenbacher Weg hinaus bis zum sich mit der Neubebauung verzahnenden Grünzug des Kühruhgrabens angelegt wird (Baufeld 03).
Die zwei Neubauten für WIMAT sowie Technischer Dienst / Rechenzentrum sollen kurzfristig realisiert werden: Entlang der Flachstraße, direkt neben der zentralen Zufahrt zum Campus ist der erste Neubau als das zentrale Eingangsgebäude der Hochschule geplant. Ein großzügiges Foyer verknüpft das Straßenniveau mit der etwas tiefer gelegenen Ebene des Campus und erschließt im Erdgeschoss die (internen) Flächen des Technischen Dienstes sowie in den zwei Obergeschossen die Flächen des Rechenzentrums der Hochschule. Zentraler Knoten des Rechenzentrums ist der IT-Desk mit der offenen Kommunikationsfördernden Treppenverbindung beider Ebenen, auf denen PC-Pool-Räume und Studentische Arbeits-plätze angeordnet sind. Rückwärtig zum IT-Desk sind die internen Räume der admins ge-plant.

Der zweite Neubau dient dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen / Materialtechnologie (WIMAT). Er ist parallel zum Neubau des Technischen Dienstes / Rechenzentrum angeord-net. Der Neubau ist einfach und klar gegliedert. Eine linear verlaufende Erschließungsspange verbindet alle Nutzebenen des Neubaus. Nach Süden sind im Erdgeschoss und
1. Obergeschoss Werkstätten und Praktikumsräume aufgereiht während im 2. Obergeschoss Büroflächen und Studentische Arbeitsplätze angeordnet sind. Nördlich der Erschließungs-spange sind im ersten und zweiten Obergeschoss drei Hörsäle angehängt, die den Neubau mit einer unverwechselbaren Kubatur zu neu angelegtem zentralen Grünraum prägen.

Die Fassaden der Neubauten werden durch ein ruhiges feingliedriges Skelett strukturiert, das in der Schrägansicht aus den Erschließungsräumen des Campus die Baukörper nahezu geschlossen wirken lässt, um so eine transformatorische Anknüpfung zu schaffen an die wuchtigen monolithischen Bestandsgebäude der alten Jägerkaserne.
Demgegenüber zeichnen sich die Neubauten in der direkten Frontalansicht durch einen an-gemessen hohen transparenten Fassadenanteil aus, der die großen Raumtiefen von Werk-stätten, Praktikum und PC-Pool ausreichend mit Tageslicht versorgt und einen zeitgemäßen Ausdruck für moderne Bildungs- und Forschungsarchitektur darstellt und durch den (Orts-) Bezug zur historischen Bebauung dennoch unverwechselbar wird.
Die Hüllflächen der Neubauten sind hochwärmegedämmt. Die Fenster sind dreifach verglast. Der Sonnenschutz ist witterungsunabhängig im Scheibenzwischenraum integriert (War-tungsmöglichkeit gegeben). Die natürliche Lüftung erfolgt über Lüftungsklappen. Zusätzlich ist eine mechanische Belüftung der großen Säle (Werkstatt, Praktikum, Hörsaal, PC-Pool) vorgesehen. Die Heizung (ggf. Kühlung) erfolgt über Deckensegel, deren perforierte Oberflä-che akustisch dämpfend wirkt. Auf den Dächern sind Flächen zur Solarenergienutzung vor-gesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser entwickelt die Grundstruktur der historischen Kaserne logisch weiter. Dies zeigt sich auch in der Fassadengestaltung mit dem Materialwechsel Klinkerfassade der äußeren Bebauung und Sichtbeton für die innere Bebauung. Die vorgeschlagen Erweiterung auf dem Sportgelände ist räumlich zu wenig ausgeformt und wirkt beliebig. Mit der geplanten Höheneinstellung der Gebäude wird die natürliche Topografie behutsam berücksichtigt. Die städtebaulich konsequente Fortführung der inneren Erschließungsstraße kann in Ihrer Funktion als zentrale Freiraumachse in der dargestellten Nutzung als Parkplatz nicht überzeugen. Der zentrale Zugang zum Hochschulgelände trennt konsequent Fahrzeuge und Fußgänger, bietet aber wenig städtebauliche Qualität. Dies gilt auch für die Fassaden der Stirnseite. Verstärkt wird dies durch die vorgesehene große Fahrradparkierung in der Fortsetzung des Entrees, denn Sie bildet eine Blockade zum Campus und wirkt deplatziert. Die Terrassierung zum neuen Baum--‐Anger wird positiv gesehen, zumal dieser einen gelungenen Gegenpol zum historischen Exerzierplatz schafft und einen qualitätsvollen Akzent setzt. Der Abstand zum Punkthaus ist zu überprüfen, die Freiraumgestaltung zwischen dem Punkthaus und dem WIMAT schafft keine Bezüge zwischen dem Neubau und dem Bestandsgebäude. Beide Gebäude sind als kompakte dreigeschossige Baukörper parallel zur Flachstraße angeordnet und haben eine klare Architektursprache. Der Entwurf bietet aufgrund seiner Kompaktheit eine flächensparende Lösung. Die Eingangssituation vom TD/RZ ist zu wenig ausgeformt und hat keine Signalwirkung als Hauptzugang für die Hochschule. Der lange unbelichtete Flur im EG verfügt über keine besonderen räumlichen Qualitäten. Erst in den Obergeschossen schafft der Bezug der Erschließungszonen zum Außenraum eine innenräumliche Aufenthaltsqualität. Die Unterbringung der Lagerräume im Erdgeschoss entspricht nicht den funktionalen Notwendigkeiten. Sowohl die Anordnung als auch die Ausformulierung des Serverraumes überzeugt nicht. Die dargestellte Anordnung der Büros des Rechenzentrums erlauben wenig interne Kommunikationsmöglichkeiten. Bei der Umsetzung des Raumprogramms wurde der Bedarf an Nebenflächen und Technikflächen zu gering berücksichtigt. Die Lage des Wirtschaftshofes ist angemessen und entspricht den funktionalen Ansprüchen. Jedoch stört die angebotene Zufahrt die Freiraumqualität zwischen den beiden Neubauten. Die Gestaltung des Erdgeschosses des WIMAT ist klar strukturiert und verknüpft durch seine Öffnung zum Baum--‐Anger die innere Erschließung mit dem Außenraum. Die weitauskragenden Hörsäle im Obergeschoss stören diesen Eindruck. In den einzelnen Ebenen des Gebäudes ist die räumliche Qualität der Erschließung sehr unterschiedlich. Mit der Anordnung der Nebenräume zwischen den Laboren wird eine flexible Nutzung unterbunden. Der Einschnitt in die Kubatur des Obergeschosses kann nicht überzeugen. Die Gebäudefassade bildet mit der vorgeschlagene Lisenenstruktur einen starken Bruch zum Bestand und bringt ein neues Gestaltungselement ein. Die kompakten Baukörper schaffen alle Voraussetzungen für die Umsetzung eines effizienten Energiekonzeptes. Die Gebäude sind bis auf den Kunstgriff der Hörsäle in ihrer Klarheit als wirtschaftlich zu betrachten.
Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:200

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