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Offener Wettbewerb | 04/2016

Neugestaltung Moselufer Zell

1. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

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Architektur

Erläuterungstext

NAHERHOLUNG

Das Moseltal bietet eine Vielzahl von abwechslungsreichen Schauplätzen und Aktivitäten: die Weinberge, mit der dazugehörigen Tradition des Weinanbaus, Fahrrad - und Spazierwege,
die zu ausgiebigen Erlebnistouren einladen, malerische Wohnorte und nicht zuletzt die Mosel, die
die umgebende Landschaft immer wieder in ein neues Erscheinungsbild taucht. Dieses besondere Naturerlebnis soll zum Leitgedanken des Entwurfs für die städtebauliche Erneuerung von Zell werden.

STÄDTEBAULICHE LEITIDEE

Ziel des Entwurfes ist die Schaffung einer durchgängigen Erholungszone entlang der Mosel, die auf vielfältige Weise gleichermaßen von Gästen, als auch Einheimischen genutzt werden kann. Ein besonderes Augenmerk wird auf die unkomplizierte, schnelle und kostengünstige Umsetzbarkeit des Entwurfes gelegt. Vorhandene Infrastruktur sollte, soweit es sinnvoll ist, erhalten und weiter genutzt werden, dies betrifft die Zufahrtswege zu den privaten Grundstücken sowie eine große Zahl bereits vorhandener Stellplätze.

Auf dem neuen Rathausplatz entsteht der Neubau des Rathauses der Verbandsgemeinde sowie ein Hotel. Diese fügen sich in ihrer Kubatur und Geschossigkeit harmonisch ins Stadtbild ein und rahmen den Sichtbezug vom Wasser auf das historische Stadtbild.

VERKEHRSPLANUNG

Um eine hohe Aufenthaltsqualität der Uferanlagen zu gewährleisten ist eine Entflechtung der Verkehrsströme notwendig. Der Durchgangsverkehr erfolgt weiterhin über die Schlossstraße. Die bisherigen Einmündungen zum Planungsgebiet bleiben erhalten und werden, wo es nötig ist, erweitert, um eine sichere Zufahrt zu den Parkplätzen und den Anwohnergrundstücken zu gewährleisten.

Um den Verkehrsfluss zu unterbrechen und einen beruhigten Bereich auf dem Areal zu schaffen, wird der Festplatz verkehrsfrei gehalten, eine Bedarfszufahrt für LKW ist jedoch vorgesehen.

Insgesamt befinden sich auf dem Areal 250 Stellplätze, davon 70 in einer Garage unter dem neu entstandenen Rathausplatz. Diese verfügt über nur eine Parkebene, die natürlich belüftet und überflutbar ausgeführt wird.

Für Touristenbusse stehen zwei verkehrsgünstig gelegene Stellplätze zum be- und entladen an der Schlossstraße auf Höhe des Rathausplatzes zur Verfügung. In unmittelbarer Nähe hierzu befinden sich notwendige Infrastrukturen wie sanitäre Einrichtungen und die Stadtinformation im Rathaus.

Für Fußgänger und Radfahrer entsteht ein verbreiterter Weg entlang der Mosel der im Norden und Süden an den bestehenden Uferweg anschließt. Entlang dieses Weges befinden sich an verschiedenen Stellen Rastmöglichkeiten mit angegliederten Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Sitzbänke, die Nutzer des Moselradweges zum Verweilen einladen.

RATHAUSPLATZ

Der Neubau des Rathauses der Verbandsgemeinde bildet in Verbindung mit einem Hotel sowie des historischen Gebäudes des Finanzamtes ein Ensemble um den neuen Rathausplatz. Die neuen Gebäude befinden sich auf einem Sockel, der eine Schutzfunktion vor Hochwasser darstellt und sowohl die erforderlichen PKW Stellplätze von Rathaus und Hotel als auch eine öffentliche WC Anlage aufnimmt.

Der mit Schiefer bekleidete Sockel stellt eine Referenz an die vielerorts sichtbaren Schiefermauern in den Weinbergen dar.
Eine barrierefreie Erreichbarkeit der Gebäude wird von der Schlossstraße aus über Rampen, vom Niveau des Festplatzes aus durch einen Aufzug gewährleistet. Den fließenden Übergang zum Festplatz bildet eine großzügige Freitreppe mit integrierten Sitzstufen.
Das Rathaus nimmt eine Kubatur von ca. 1.900 m² BGF ein, dem Hotel stehen ca. 2.500 m2 BGF zur Verfügung. In ihrer Farbigkeit stellen die Gebäude einen Bezug zu den die Region prägenden Weintrauben her und haben eine frische und zeitgemäße Fernwirkung vom Wasser aus.
Durch ihre Höhenstaffelung entstehen differenzierte Gebäude, die sich an der umgebenden Bebauung orientieren und von ihren großzügigen Dachterrassen aus weite Ausblicke über die Flußlandschaft ermöglichen.

AKTIVITÄTEN

Die neue Uferpromenade wartet mit verschiedenen Aktivitäten auf, die sich sowohl an Gäste als auch an Einheimische richten.
Im Norden entstehen in der Nähe zum Spielplatz mehrere Grillplätze die der Bevölkerung eine Möglichkeit für ein gemeinschaftliches Erlebnis im Freien bieten.

Der an den Festplatz angrenzende Stadtstrand ist über eine großzügige Freitreppe mit integrierten Sitz- und Liegemöglichkeiten erreichbar und bietet einen einfachen Zugang zum Strand.

Ein breiter Steg dient als Aussichtsterrasse zum Fluss und macht das Element Wasser auch bei höheren Wasserständen erlebbar.
Angegliedert am Strand befindet sich auf Niveau des Weges eine Liegewiese, die schattige Plätze z.B. für eine Picknick im Grünen bietet.

In Parkplatznähe entsteht eine neue Pritsche für Wassersportler, diese wird ergänzt durch ein modulares Bootshaus, das sich im Hochwasserfall leicht abtransportieren lässt.

Auf einem Lehrpfad, dem „Schilfweg“, lässt sich viel über die naturnahe Vegetation aus hohen Gräsern und der natürlichen Uferfauna lernen. Bereiche mit Sitzmöglichkeiten bieten die Gelegenheit in diesen Naturraum einzutauchen.

Eine dem alten Bahnhof zugeordnete Terrasse mit mobilem Getränkekiosk lädt Passanten und Radfahrer zum Verweilen ein.
Der neue Festplatz befindet sich an bekannter Stelle und wird für eine möglichst vielseitige Nutzbarkeit bewusst von Einbauten freigehalten. Durch seine helle Materialität wirkt er zu Zeiten ohne Bespielung freundlich und einladend. In Kombination mit dem Rathausplatz stehen für Festivitäten nun über 1500 m² auf zwei Niveaus zur Verfügung. Zur Mosel hin erweitert sich der Festplatz über eine ausladende Freitreppe mit integrierten Rampen und Liegen.

MATERIALIEN

Bei der Materialwahl werden robuste und langlebige Materialien bevorzugt. Hierbei stehen das daraus resultierende Gesamtbild, sowie die örtliche Hochwasserproblematik im Vordergrund. Rathausplatz und Festplatz werden mit hellem Steinpflaster belegt. Der Sockel des Platzes bildet durch seine Oberfläche aus dunklem Schiefer einen gewollten Kontrast zur Farbigkeit der Gebäude.
Die Treppenanlagen, sowie Sitz und Liegestufen bestehen aus sandfarbenem Beton. Beim Fuß-und Radweg kommt sandsteinfarbener Asphalt zum Einsatz.
Die Stellplätze werden mit Rasengitter befestigt und verbinden sich dadurch optisch bei Nichtbenutzung mit den umgebenden Grünflächen. Eine weitere Flächenversiegelung wird hierdurch vermieden.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Zell Erleben“ betitelt der Verfasser seine Arbeit und nutzt diese städtebauliche Leitidee als Grundlage, um eine Verbindung von der innerstädtischen Schloßstraße zum neuen Erlebnisraum „Stadtstrand“ zu schaffen. Dabei wird die Öffnung der Schloßstraße zu Mosel hin durch den Verfasser in hervorragender Weise gelöst, indem die neuen Gebäude - ausgehend vom jetzigen Finanzamt- eine lockere, urbane Abfolge an Plätzen generieren, die am neuen Festplatz endet. Dadurch entsteht eine maßstäbliche und angemessene städtebauliche Lösung, die durch das inhaltliche Gegenüber von Gastronomie, Verwaltung und Erholung zu einem neuen Mittelpunkt von Zell werden könnte. Inwieweit der an das historische Ufer erinnernde und poetisch dargestellte neue Moselsandstrand am Festplatz möglich ist, muss wassertechnisch geprüft werden. Die hochbauliche Gestaltung entspricht nicht dem gestalterischen Kontext der Umgebung. Der Festplatz kann von beiden Seiten gut angedient werden und lässt auch Erweiterungsmöglichkeiten zu, gleichzeitig wird der übermäßige Verkehrsfluss am Ufer durch die Verkehrsfreiheit des Platzes unterbrochen. Sanfte Verkehrslösung benennt dieses der Verfasser. Eine zusätzliche Zufahrt für das Weinfest ist möglich. Die Größen von Festplatz und den Gebäuden entsprechen den Flächenvorgaben, die Stellplätze haben die geforderte Anzahl. Diese einfache und harmlose Lösung setzt sich konsequent in den Freiflächen am Moselufer fort, allerdings ohne die gleichen Qualitäten zu erreichen. Hier wird die Chance die disparate Situation zu ordnen aufgrund der vom Verfasser formulierten Vorgabe der unkomplizierten schnellen Umsetzung, nicht ausreichend genutzt, so dass nur eine geringe zusätzliche Aufenthaltsqualität entsteht. Der alte Bahnhof wird städtebaulich und erschließungstechnisch nicht eingebunden, dadurch besteht aber weiterhin die vorhandene Zufahrt. Ebenso wird keine Lösung zum Umgang mit den bestehenden Privatgärten aufgezeigt oder weitere qualifizierte Verbindungen zum Ortskern geschaffen. Ein etwas mutigeres, ordnendes Vorgehen würde den Qualitäten der Freifläche helfen. Dabei wird der Überflutungsbereich des Ufers freigehalten und lediglich von temporären, mobilen Freizeiteinrichtungen genutzt, was zu schönen Freizeitqualitäten führt. Die vorgeschlagene Lösung überzeugt vor allem in ihrer städtebaulichen Lösung des neuen Rathausplatzes, der als Initialzündung für eine Weiterentwicklung der Stadt verstanden werden kann und mit ihrer unprätentiösen Haltung ein angemessenes und qualitatives Weiterbauen des Bestandes erwarten lässt.