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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Zukunftskonzept BKO – Neubau des Bezirksklinikums Obermain

Perspektive Eingangsbereich

Perspektive Eingangsbereich

ein 2. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 60.525 EUR

Lemke Fukerider Architekten GmbH

Architektur

AR Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau / Gebäude- und Freiraumkonzept

Ankommen
Über die Lindenallee gelangt man auf den Kutzenberg bis hin zum Haus 19, dem alten und neuen Bezugspunkt des Areals als Sitz der Klinikverwaltung. Ein großzügiger Vorplatz spannt sich von hier auf bis zum gegenüberliegenden neuen Haupteingang. Eine neue grüne Mitte, räumlich gefasst durch die Giebelseiten historischer und neuer Baukörper. Der Platzraum ist künftig das Entree, das Gesicht des neuen Klinikums.

Der Haupteingang empfängt mit Durchblicken durch das Eingangsgebäude vom Platz den Hang hinunter bis in
die umliegenden Täler. Darüber schwebt das Obergeschoß als großzügiges Vordach. Alle Gebäude am Platz leiten subtil zum zentralen Eingang des neuen Baukörperensembles.
Von hier führen alle Wege in die weiteren Geschoßebenen und Gebäudebereiche – die Somatik zur Linken, die Psychiatrie zu Rechten.

Vom Platz aus bieten sich weitere direkte Zugangsmöglichkeiten zum Medizinischen Versorgungszentrum, zur Notaufnahme, zur Tagesklinik der Psychiatrie und zur Klinikverwaltung.

Am Hang
Das neue Klinikensemble gliedert sich in einzelne, durch gläserne Brücken miteinander verbundene Baukörper, die die Massstäblichkeit der benachbarten historischen Pavillons wiederspiegeln. Die Höhen der neuen Gebäude reichen auf Platzseite höchstens bis zur Traufhöhe der erhaltenen denkmalgeschützten Gebäude, unterschreiten diese meist und staffeln sich auf Talseite in zueinander verschobenen Terrassenstufen den Hang hinunter.

Die Schichtung der gemäß den unterschiedlichen Umfängen der einzelnen Funktionsbereiche unterschiedlich lang gehaltenen Geschoßebenen differenziert die Gebäudeansichten vom Tal auf den Kutzenberg. Das ehemals gegebene kleinteilige Außenbild der Baugruppen auf dem Kutzenberg wird durch die Neubauten vervollständigt und durch den so möglichen Rückbau der nicht mehr benötigten Zubauten im Süden im gesamten wieder hergestellt.

Das Grün der neuen Mitte scheint zwischen den neuen Baukörpern hindurch zu fließen bis hinunter zu den Wiesen und Feldern im Tal.

Im Obermaintal
Die einzelnen Baukörper fächern sich entlang des sich in der Ferne bietenden Panoramas auf. Von der Cafeteria sowie dem Personalcasino im Eingangsgebäude und von allen Patienten- und Tagesräumen an den talseitigen Spitzen der Pflegestationen sowie großteils aus den Patientenzimmern gehen die Ausblicke auf Kloster Banz, den Staffelberg, den Veitsberg mit seiner Kapelle und schließlich die Hankirche.

Neu und Alt
In zweierlei Hinsicht ergänzt das Neue den denkmalgeschützten Gebäudebestand und die gewachsenen historischen Freiräume. In erster Reihe schließen sich Verwaltungsgebäude Haus 19 und das Haus 29 sowie der neue Haupteingang, die Tagesklinik und das Medizinische Versorgungszentrum zu einem engeren Ring um die neue grüne Mitte, in zweiter Reihe die Giebel der Patientenhäuser. Die Tagesklinik antwortet den Häusern 19 und 29 in analoger Kubatur, aber in reduzierter Plastizität und moderner Materialität – ähnlich der nicht erhaltenen Direktorenvilla Haus 18 entwickelt sich ein Dialog im Dreieck. Der Eingangsbaukörper leitet in moderner Architektursprache über zu dem äußeren Ring der Neubauten am Hang.


Gestalt / Architektonisches Konzept

Für die Erholung, Behandlung, Genesung
Die Atmosphäre der Klinik ist in allen Bereichen geprägt durch Wohnlichkeit und Behaglichkeit, durchzogen von natürlichem Tageslicht und vielfältigen Bezügen ins Grüne.

Einbeschriebene Lichthöfe schaffen eine tagesbelichtete erfahrbare Mitte in jeder Pflegestation. Die gemeinsamen Tages- und Aufenthaltsbereiche der Patienten leiten Tageslicht zum zentralen Stützpunkt und in das innere Gefüge der Stationen und weisen hinaus zu den allseitigen Ausblicken.

Die Wege um die Lichthöfe ermöglichen Rundwege und gegenseitige Kontakte,
insbesondere in den psychiatrischen Stationen werden irritierende Sackgassen vermieden.

Die optional teilschließbaren Zimmerbereiche der Psychiatrie sind integraler Teil der gesamten Station.

In den Patientenzimmern erhält jeder der Patienten einen ausgestalteten Zimmerbereich. Die gegenüberliegenden Raumwinkel werden so zu individuellen Rückzugsbereichen, dazwischen die Sitzgruppe.

Wiedererkennbar
Ein wechselvolles Spiel verschiedenfarbiger Flächen kleidet die Baukörper in eine anregende und lebendige Textur. Die nach Pflege- und sonstigen Bereichen wechselnde Farbintensität sowie die nach Somatik und Psychiatrie differenzierte Farbrichtung schafft Identität von Haus zu Haus und Ebene zu Ebene.

Die Fassaden nehmen die Färbungen der umliegenden Wiesen und Bäume auf, sie treten den historischen Fassaden in selbstbewusster und reduzierter Gestaltung gegenüber.

Der Fassadenduktus verbindet alle neuen Baukörper in der Gesamtwirkung zu einem Ensemble mit angemessen markanter Adresse.

Flexibel und Nachhaltig
Sämtliche Baukörper sind kompakt ausgeformt und eng miteinander verbunden –
die mit Energie zu unterhaltende Kubatur wurde soweit möglich minimiert, ebenso der Anteil der Glasflächen.

Die Außenhüllen der Gebäude werden hoch gedämmt, der Sonnenlichteintrag durch außenliegenden Sonnenschutz mit Tageslichtumlenkung reguliert.

Sämtliche Dächer sind als begrünte bzw. begehbare Flachdächer mit entsprechender Abflussminderung und ausgleichender Dämmwirkung ausgebildet.

Alle ständigen Aufenthaltsräume verfügen über ausreichend zu öffnende Fenster zum Lüften außerhalb der Heizperiode.

Die Tragwerksstrukturen und der Ausbau in Trockenbauweise sind so ausgelegt, dass die Belegung mit unterschiedlichen Fachbereichen flexibel der Bedarfsentwicklung folgend belegt werden kann.


Struktur / Nutzungskonzept

Ordnung
Die Nutzungsbereiche sind auf die miteinander verbundenen Baukörper nach Schwerpunkten verteilt:
Im zentralen Pavillon befinden sich Empfangsbereich, Serviceeinrichtungen und die klinischen Arztdienste / Ambulanzen, auf der einen Seite flankiert von den vorrangig somatischen Behandlungs- und Pflegebereichen, auf der anderen Seite von den psychiatrischen Pflegebereichen und den vorrangig psychiatrischen genutzten Therapieeinrichtungen.

Auf Zugangsebene / EG befinden sich in kompakter Nachbarschaft ZEA/ZNA mit Funktionsdiagnostik, Röntgendiagnostik und Endoskopie sowie das direkt von außen zugängliche MVZ mit Anbindung an die Untersuchungsbereiche der Klinik.

Auf Ebene der unteren Magistrale / UG 1 befindet sich die OP-Abteilung mit direkten Zugang aus dem Eingangsbereich für Ambulantes Operieren sowie benachbart die Intensivpflege mit ICU und IMC.
Die Magistrale auf Haupteingangsebene / EG ist im Wesentlichen Personen vorbehalten, die darunterliegende im ersten Untergeschoß den Gütern sowie Personen, insbesondere Liegendkranken.

Synergie
Somatik und Psychiatrie unter einem Dach profitieren von zahlreichen angestrebten Synergieeffekten hinsichtlich der Eingangsbereiche, der Untersuchungs- und Behandlungseinrichtungen, der Therapie, der Ver- und Entsorgung. Die beiden Disziplinen wahren dennoch ihre Eigenständigkeit, indem sie sich auf die gegenüberliegenden Seiten des gemeinsamen Eingangs verteilen und jeweils auch über eigene direkt zugeordnete Freibereiche auf Hangseite verfügen. Auf dem gemeinsamen Vorplatz wiederum bieten sich vielfältige Möglichkeiten der Begegnung.

Kurze Wege
Vom Haupteingang am Eingangsplatz erreichen gehfähige Patienten, Besucher und Personal den Gebäudekomplex – auch eine Vorfahrt bis an das Haus ist hier möglich.
Eine im Foyer gelegene Pforte weist den Weg über die Magistrale in die Stationen und alle weiteren Bereiche
oder in die kombinierte Zentrale elektive Aufnahme / Zentrale Notaufnahme.
Abgewandt vom Haupteingang liegt die Zufahrt für Liegendkranke der Somatik, die Liegendkranken bzw. akuten Notfälle der Psychiatrie werden unmittelbar an einer der Sonderpflegestationen empfangen.

An der Magistrale gelegene Aufzugsknoten und Treppen führen in die weiteren Geschoßebenen, in der Somatik linker Hand aufwärts, in der Psychiatrie rechter Hand dem Hang folgend nach unten. Alle Erschließungen erfolgen am Tageslicht.

Die Ver- und Entsorgung erfolgt seitlich abgewandt an eine Laderampe an die Wirtschaftsbereiche.

Die Leistellen in den Behandlungsbereichen liegen an der Magistrale, die Stützpunkte in den Pflegestationen haben von zentraler Stelle den Überblick über alle Stationsbereiche.

Die optional teilschließbaren Bereiche der psychiatrischen Stationen liegen in Nähe des Stationszugangs im Rücken der Leitstelle und sind direkt einseh- und erreichbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Freiraumplanung
Aus denkmalfachlicher Sicht wird der Verlust des Hauses 18 bedauert. Der neue Eingangsplatz wirkt sehr „gewunden onduliert“ – Hier sollte etwas mehr beruhigt werden. Vom Tal her wirkt die Gesamtanlage der „Fächerbaukörper“ dennoch sehr breit gelagert und vier Geschosse hoch, durch die Staffelung von Norden nach Süden um einen Sprung kaum gemildert. Die beiden Somatik-Bauten sind zu weit ins Tal greifend.
Der Bezug zur Landschaft ist durch diese Gliederung an der Südostseite ideal für die Situierung der Aufenthaltsräume. Diese Situation unterstützt die im gesamten Innenbereich vorherrschende angenehme Atmosphäre. Insgesamt ist dieser Entwurf eine sensible Antwort auf das teilweise noch bestehende Ensemble. Es unterscheidet sich auch positiv von den üblichen und ewig gleichen Krankenhaustypologien.

Funktionalität und Gestaltung
Die fächerförmig aufgereihten Gebäude bilden mit Haus 19 eine grüne Mitte. Leider entspricht die Gestaltung der Freiflächen nicht der gewünschten Qualität. Die Einzelbauten schauen mit ihren Schmalseiten in den Talraum und ermöglichen so einen positiven Ortsrand. Die Lichthöfe sind leider nicht nutzbar und bieten wenig Belichtung.
Der Reiz dieses Entwurfs liegt in der Anordnung von Baukörper, die sich fächerförmig von einem zentralen Vorplatz aus entwickeln. Ihre Abstände voneinander öffnen sich strahlenförmig in die Landschaft. Diese Anordnung erweist sich im inneren Bereich, sowohl zum Platz hin als auch in Richtung Südosten zum Außenbereich über die Hangkante hin als eine interessante Gliederung der Gesamtanlage und vermeidet damit lange und meist massiv wirkende Gebäudefronten. Am Hang erscheinen die Gebäude als Bekrönung des Hügels und im Inneren Richtung Vorplatz ergibt sich eine lebendige Fassade durch vor- und rückspringende Gebäudeteile (vielleicht sogar als Analogie zur bestehenden Pavillonanlage). Die ausgelagerte Tagesklinik als Solitär definiert einen weiteren Platzraum, der die Maßstäblichkeit der Gesamtanlage hier intelligent reduziert und eine weitere Raumschicht aufspannt. Funktionell sind alle Anforderungen erfüllt und lassen geringfügige Möglichkeiten zur Verbesserung zu. Kritisiert wird in der Psychiatrie, dass für zwei Stationen gemeinsam zu nutzende Räume ungleichgewichtig einer Station zugeordnet wurden. Darüber hinaus ergibt sich eine problematische Situation durch die schräg zulaufenden Gebäudekanten (Belichtung und Funktion).

Erschließung
Haupteingang und Notaufnahme sind richtig und logisch situiert, erschließen auf kurzen Wegen das innere Erschließungssystem. Es ist übersichtlich und hat eine gute Orientierungsmöglichkeit. Als problematisch erweist sich die Zufahrt für die Ver- und Entsorgung über eine Rampe, die zu steil und auch als Verkehrsfläche ohne Umkehrfläche nicht funktioniert.

Wirtschaftlichkeit
Das Raumprogramm ist um 4,19 %, überschritten im Wesentlichen aus Serviceeinrichtungen, Pflege und Untersuchung und Behandlung. Das Soll-Raumprogramm ist in der Überarbeitung einzuhalten.
Lageplan

Lageplan

Piktogramme

Piktogramme

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt Eingangsgebäude

Schnitt Eingangsgebäude

Ansicht Nord-Ost

Ansicht Nord-Ost

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-Ost