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Studienauftrag | 05/2016

Instandsetzung und Optimierung ewz-Areal Herdern

Teilnahme

Christian Kerez

Architektur

Caretta+Weidmann Baumanagement AG

Projektsteuerung

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Ferrari Gartmann AG

Bauingenieurwesen

3-Plan Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

Buchhofer AG

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Keines der Projekte wurde ähnlich intensiv und kontrovers diskutiert. Die Verfassenden nahmen sich die Freiheit, von der beschriebenen Programmverteilung abzuweichen. Der alternative Vorschlag besteht darin, die Bobinenhalle nicht auf das westliche, in der Gabelung des Bahnviadukts gelegene Grundstück auszulagern, sondern diesen Bereich teilweise der Öffentlichkeit als vielfältig nutzbaren Freiraum anzubieten und teilweise als ewz-Parkierung zu nutzen. Dafür werden die gesamten administrativen und betriebstechnischen Nutzungen auf dem Areal neben dem Pfingstweidpark konzentriert und zu einem kompakten Industrieareal verdichtet. Diese aus stadträumlicher Sicht überzeugende Verdichtungsstrategie führt zu einer Kette von Entwurfsentscheidungen, die gezielt die Grenzbereiche der Aufgabenstellung ausloten. Eine wesentliche Konsequenz der Konzentration liegt in der Errichtung einer Hochhausscheibe für die Büronutzung an der Pfingstweidstrasse über dem Unterwerk. Durch die moderate Höhe von ca. 52 m tritt der neue bauliche Akzent in einen gelungenen Dialog mit dem schlanken Migroshochhaus und dem abgestuften Volumen des Toni-Areals. Die Position und Scheibenform führen zu einer überzeugenden städtebaulichen Lösung. Der konstruktive Aufwand zur Überbauung des Unterwerks stellt kein konventionelles Unterfangen dar, generiert jedoch einen äusserst spezifischen und eigenständigen Ausdruck, der einem Betrieb der industriellen Dienste gut anstehen würde. Strukturell besteht die Hochhausscheibe aus zwei Häusern: Einer statisch viergeschossigen Aufstockung des Unterwerks und einem unabhängig darüber gestülpten achtgeschossigen Volumen, das ein Exoskelett auf allen vier Seiten frei abstützt. Dieses recht komplexe und aufwendige Tragwerk funktioniert über dem Boden recht gut. Unter dem Boden sind Fundationsarbeiten mit voraussichtlich grossem Gerät rund ums Unterwerk notwendig, die in der Nähe der Trafos von den ewz-Spezialisten als sehr kritisch beurteilt werden. Zusätzlich wird befürchtet, dass das allseitig umlaufende Tragwerk die zukünftige technische Flexibilität des Unterwerks allzu stark einschränken könnte. Die Unterbringung der Büroarbeitsplätze in der Hochhausscheibe schafft im südlichen Arealbereich den Platz, um alle Nutzungseinheiten inkl. Bobinenhalle zu einem dichten Industriekonglomerat zusammenzuführen. Grundsätzlich funktioniert der Betrieb mit einigen Ausnahmen gut. Bedingt durch die sehr kompakte Anordnung können einzelne Programmanforderungen wie zwei LKW-Bahnen in der Bobinenhalle oder die Anzahl der Waschplätze nicht erfüllt werden. Hinzu kommt, dass die Bestückung des Mastenlagers im Gefälle der Rampe nicht möglich ist und die Überbauung des Döltschibachs durch das AWEL als kritisch eingestuft wird. Der architektonische Ausdruck sucht die Bildhaftigkeit eines Industriekonglomerats. Brückenstege über dem Mühleweg verbinden das Hochhaus kreuzungsfrei mit dem Produktionsbereich und der offene, eingeschossige Anbau mit dem Gastronomiebereich am Längsbau vermittelt geschickt zum Pfingstweidpark. Der Rückbau des 4. Obergeschosses hingegen ist aus stadträumlicher Sicht für den räumlichen Abschluss des Parks eher ein Nachteil. Die städtebauliche und funktionale Disposition bringt mit sich, dass der gesamte bestehende Betrieb auch während der Bauphase reorganisiert werden muss, wodurch eine grosse Anzahl von Provisorien notwendig sein wird. Dabei stellt die temporäre Aus- und Rückverlagerung der Autowerkstätten für ewz ein Problem dar. Nicht zuletzt aufgrund der umfassenden Eingriffstiefe werden die Zielkosten aus Sicht des externen Kostenplaners zum heutigen Zeitpunkt deutlich überschritten. In der Gesamtschau handelt es sich um einen Projektvorschlag, dem es gelingt, das in der Aufgabe schlummernde Potenzial intelligent zu aktivieren. Leider gelang es nicht, die massiven Vorbehalte um die Versorgungssicherheit des Unterwerks und um die betrieblich - organisatorischen Konsequenzen der Verdichtung auszuräumen, sodass der notwendigen Rückhalt in der Jury für einen derart umfassenden Projektansatz fehlte.