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Mehrfachbeauftragung | 05/2016

Neugestaltung Bahnhofsvorplätze

4. Rang

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Glass Kramer Löbbert Architekten

Architektur

LK Argus GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Als Bahnhofsplatz ist der Willy-Brandt-Platz der bedeutendste Ankunftsort Heidelbergs. Hier findet nicht nur eine Vielzahl an Erschließungsfunktionen statt, er bildet gleichzeitig das Entrée zur Stadt und ist gebaute Visitenkarte Heidelbergs.
Ankunft und Weiterreise gut zu organisieren ist die primäre Funktion eines Bahnhofsplatzes. Insofern gilt es, die unterschiedlichen Erschließungsarten nicht nur auf seiner Fläche abzuwickeln, sondern sie vielmehr zu inszenieren, indem sie großzügig und übersichtlich angeordnet sind. So wird nördlich des Willy-Brandt-Platzes der öffentliche Nahverkehr mit Straßenbahn- und Bushaltstellen mit optimalen Wegebeziehungen zum Bahnhofsgebäude organisiert. Südlich des Willy-Brandt-Platzes befinden sich mit Kurzparkern und Kiss&Ride die Stellplatzangebote für den motorisierten Individualverkehr. Unmittelbar entlang der Platzfläche bieten Taxi-Halteplätze höchsten Einsteigekomfort. Der gewaltige Bedarf an Fahrradstellplätzen ist auf dem nördlichen Willy-Brandt-Platz durch 500 ebenerdige Abstellmöglichkeiten sowie – über einen Aufzug erschlossen – 740 Abstellmöglichkeiten im Bereich des Gleis 1 aufgenommen. Darüber hinaus bietet eine Fahrradtiefgarage unter der zentralen Platzfläche weitere Abstellmöglichkeiten für bis zu 1.920 Fahrräder. Das ausreichende und attraktive Angebot an Fahrradstellplätzen – besser sogar über dem ermittelten Bedarf – ist Voraussetzung für die Nutzung dieses nachhaltigen Verkehrsmittels auf dem Weg zum Bahnhof.
Eines ist jedoch allen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern gemeinsam: die letzten Meter auf ihrem Weg zum Bahnhof bewältigen sie zu Fuß. Daher hat der Fußgänger im unmittelbaren Bahnhofsumfeld oberste Priorität. Die Platzflächen vor den Gebäudeeingängen sind vollständig hindernisfrei und mit dauerhaftem, gut begehbarem Steinbelag ausgebildet. Neben Freisitzen der Gastronomie bieten Rundbänke Möglichkeiten zum Innehalten und Verweilen, ohne dabei den Strom der Passanten zwischen Stadt und Bahnhof zu behindern.

Die gläserne Empfangshalle ist das markante Erkennungszeichen des Bahnhofs bei der Annährung aus der Stadt. In der anderen Richtung bietet sich von der Empfangshalle der Blick über die Kurfürstenanlage auf die Altstadt und das Schloss Heidelberg. Diese bedeutende Blickbeziehung bleibt frei und wird weiter betont, indem der Baumbestand im nördlichen und südlichen Platzbereich mit weiteren Platanen ergänzt wird. Sie binden die ebenerdigen Stellplätze für Fahrräder und PKWs in den Stadtraum ein und erzeugen gleichzeitig Aufenthaltsqualität für Rundbänke unter dem Blätterdach ihrer Kronen.
Stadt und Wissenschaften sind in Heidelberg untrennbar miteinander verbunden. Die Wissenschaften prägen Geschichte, heutiges Stadtbild und als „Europäische Wissenschaftsstadt“ auch die Entwicklung Heidelbergs. Dieser Bedeutung gilt es, auf dem zentralen Bahnhofsvorplatz – der Visitenkarte der Stadt – Rechnung zu tragen. Kreisförmige Intarsien sind in seinen Platzbelag eingelassen. Sie geben Auskunft zu herausragenden Wissenschaftlern und bedeutenden Forschungen, die den exzellenten Ruf der Universitätsstadt Heidelbergs begründen. Weitergehende Informationen erhalten die Besucher im Touristpavillon südlich des Platzes.



Erschließung/Verkehr. Die Verkehrsführung der rnv-Planung wird in den wesentlichen Grundzügen übernommen. Angepasst ist der Zufahrtsbereich auf den nördlichen Willy-Brandt-Platz entsprechend dem zukünftigen Baufeld des Hotels mit seiner Vorfahrt. Auf dem zentralen Bahnhofsvorplatz ist der separate Radweg mit der auf 4,5 m verbreiterten Busspur zusammengelegt. Auf diese Weise ist die Platzgeometrie verbessert sowie die Querung von der Lessingstraße zum Bahnhof für Fußgänger vereinfacht.
Um den Parksuchverkehr am Bahnhof zu reduzieren sind Behindertenstellplätze, Kurzparker und Kiss&Ride auf dem südlichen Willy-Brandt-Platz konzentriert. Neben diesen insgesamt 40 Parkplätzen, deren widmungskonforme Nutzung kontrolliert werden muss, befinden sich hier 5 Taxi-Stellplätze für Einstiege und 7 weitere für Nachrücker. Auch eine Anlieferzone sowie eine Vorfahrt am IBIS-Hotel sind vorgesehen. Auf dem nördlichen Willy-Brandt-Platz befinden sich lediglich die Hotel-Vorfahrt am zukünftigen Baufeld, eine Warenanlieferung sowie Dienstparkplätze für Bundespolizei/DB-Mitarbeiter. Sämtliche Belagsflächen des Platzes sind für Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr befahrbar.
Fahrradtiefgarage/Informationspavillon. Neben 500 ebenerdigen Fahrradstellplätzen und weiteren 35 Stellplätzen für nextbike/Call a Bike auf dem nördlichen Willy-Brandt-Platz sowie 740 Stellplätzen auf dem Gleis 1, die über einen Fahrradaufzug und eine Zufahrt von der Lessingstraße zu erreichen sind, bietet eine Fahrrad-Tiefgarage unter dem zentralen Bahnhofsvorplatz Abstellmöglichkeiten für weitere bis zu 1.920 Fahrräder. Ihre großzügig angelegte Zufahrtsrampe (6%) wird stadträumlich durch einen Pavillon hervorgehoben, der in seiner Material- und Formsprache Bezug zum denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude der 50er-Jahre nimmt. Gut sichtbar vom Bahnhof beherbergt der Pavillon im Erdgeschoss die neue Touristinformation der Stadt. Im Untergeschoss bietet er Lagerflächen sowie Raum für eine Fahrradstation. Neben Serviceleistungen rund ums Fahrrad gewährleistet diese Station soziale Kontrolle in der Tiefgarage, auch könnte hier eine gebührenpflichtige Zufahrtskontrolle erfolgen. Das kompakte, übersichtliche Volumen der Tiefgarage bietet Platz für bis zu 1.280 Stellplätze und kann flexibel in Standard-Einzel- und Doppelstockparker, Komfort-Sonderparker, Komfortplus- und Premiumparker differenziert werden. Gemäß der Machbarkeitsstudie der Stadt können weitere 640 Komfortplus-Stellplätze im Untergeschoss des Bahnhofs vorgesehen werden. Die Andienung erfolgt mit einer vollautomatischen Anlage, deren Übergabestation sich in der Tiefgarage befindet. Durch einen Luftraum entlang der Zufahrtsrampe sowie über große Glaskuppeln in der Decke fällt Tageslicht in die Tiefgarage und ergänzt das helle Kunstlicht. Die Nutzerakzeptanz dieses Bauwerks wird weiter durch einen direkten Zugang in die Empfangshalle des Bahnhofs sowie durch Treppenaufgänge und einen Aufzug auf den Vorplatz gestärkt. Aufgrund des umfangreichen unterirdischen Angebotes bleibt der ebenerdige Bahnhofsvorplatz vollständig frei von Fahrradstell-plätzen.
Um Fahrräder als nachhaltiges Verkehrsmittel zu fördern, muss – auch im Sinne der zukunftsorientierten Universitätsstadt Heidelberg – am Willy-Brandt-Platz eine größtmögliche Zahl an attraktiven Abstellmöglichkeiten angeboten werden. Im Vergleich zu der prognostizierten Bedarfszahl von 2.650 Fahrradabstellmöglichkeiten sind mit diesem Entwurf bis zu 3.160 Stellplätze realisierbar.

Materialien. Die Belagsflächen des Willy-Brandt-Platzes sind gleichmäßig aus Granitpflaster hergestellt. Seine changierend warmgraue Farbe bildet einen ruhigen, angenehmen Untergrund für das helle, denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude sowie die neuen Einbauten von Touristinformation und Fahrradtiefgarage. Gleichzeitig ist die Gesteinsart dauerhaft, befahrbar und schmutzunempfindlich. Das Granitpflaster ist in mehrere Formate gesägt und im römischen Verband verlegt. Dieser Verband ermöglicht, den Platzbelag ohne Richtungswechsel durchgehend von der Nord- und Ostfassade der Empfangshalle aus zu verlegen. Die gesägte und gestrahlte Oberfläche der Pflastersteine bietet einen hohen Gehkomfort und ist dabei ausreichend rutschhemmend. Taktile Leitsysteme werden in die Belagsflächen integriert und führen zu den Eingängen des Bahnhofs.

Ausstattung. Die Belagsflächen des Willy-Brandt-Platzes werden weitestgehend von Einbauten freigehalten, um die stadträumliche Qualität der Empfangshalle des Bahnhofs sowie des Informationspavillon zur Geltung zu bringen und gleichzeitig die freie Bewegung der Passanten zu ermöglichen. Außerhalb von Hauptgehrichtungen werden Rundbänke zum Verweilen angeordnet. Auf dem zentralen Bahnhofsvorplatz säumen sie die Glaskuppeln der Fahrradtiefgarage, auf den südlichen und nördlichen Platzbereichen umgeben sie Baumstandorte. Das Blätterdach der Platanen mit ihrem lichten Schatten erzeugt hier eine hohe Aufenthaltsqualität.
In den Granitbelag des zentralen Vorplatzes sind belagsbündig kreisförmige helle Betonscheiben eingefügt. In ihre sichtbare Oberfläche sind intarsienartig Informationen zu herausragenden Wissenschaftlern und ihren bedeutenden Forschungen eingearbeitet, die in Bezug zu Heidelberg stehen. Auf diese Weise werden die Besucher hier empfangen und auf die Wissenschaftsstadt eingestimmt.
Der zentrale Vorplatz ist hell ausgeleuchtet mittels seitlich regelmäßig angeordneten, hohen Lichtmasten. Gemeinsam mit den bei Dunkelheit leuchtenden Glasflächen der Empfangshalle heben sie seine Fläche im Stadtraum hervor. Die weiteren Platzflächen sind gleichmäßig über Mastleuchten ausgeleuchtet, damit keine dunklen Angsträume auf dem Willy-Brandt-Platz entstehen. Sämtliche Leuchten sind mit LED-Technik ausgestattet, um Energieverbrauch und Unterhaltskosten zu minimieren.
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