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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Wohnen am Kurt-Schumacher-Ring

Perspektive Süd-Ost

Perspektive Süd-Ost

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

meyerschmitzmorkramer

Architektur

Pabst & Partner Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft

Brandschutzplanung

modellbau hannemann

Modellbau

Erläuterungstext

Leitidee

Es entsteht ein neues kraftvolles Zeichen mit Wiedererkennungswert, welches den Geist des Ortes bewahrt und auf zeitgemäße Art die städtebaulichen und architektonischen Leitgedanken von Paul Baumgarten weiter führt und neu interpretiert.


Städtebau & Architektur

Das Stufenhochhaus mit seiner prägnanten Form markiert seit 50 Jahren den südwestlichen Eingang in die Stadt Wolfsburg. Längst ist die Bauskulptur Wahrzeichen für Wolfsburg und gleichzeitig Sinnbild eines bedeutenden städtebaulichen Experiments.

Aufgrund dieser herausragenden Bedeutung interpretiert der Neubau das Stufenhochhaus auf zeitgemäße Art und Weise neu. Die Kernideen der städtebaulichen Planung von Paul Baumgarten werden hierbei übernommen und fortgeschrieben. So hat die Silhouette der Neuplanung einen gewissen Wiedererkennungswert in Ihrer Art der stufenweisen Staffelung.

Vier miteinander verbundene Baukörper steigen von sieben bis zu 13 Geschossen jeweils 2 Geschosse an. Daher profitieren möglichst viele Wohnungen von einer Ausrichtung nach Süden. Die einzelnen Baukörper entwickeln sich von einer flachen und gestreckten Proportion bis hin zu einer sehr aufrechten Form die von einem gemeinschaftlichen Dachgarten gekrönt wird. Die einzelnen Volumen sind durch markante dunkel kontrastierende Rücksprünge optisch voneinander getrennt

Fluchtlinien und Wegebeziehungen aus dem Quartier werden übernommen und um und durch das Gebäude weitergeführt. 2 großzügige Durchgänge sogen für die Durchlässigkeit der Parklandschaft. Hier liegen auch die Eingänge der dortigen Häuser. Die 2 anderen Eingänge liegen jeweils in den markanten Rücksprüngen.

Als Rettungsweg werden die 3 nördlichen Treppenräume als innenliegende Sicherheitstreppenräume geplant. Die Ausbildung der Druckkaskade erfolgt gemäß DI EN 12101, Teil 6. Der Treppenraum und die Aufzugsschächte werden mit 50 Pa unter Überdruck gesetzt. Der Treppenraum und die Aufzugsschächte haben zum Vorraum eine Druckdifferenz von 40 Pa, so dass im Vorraum ein Überdruck von 10 Pa verbleibt. Eine Druckentlastung erfolgt über den notwendigen Flur und einen Druckentlastungsschacht, der zum notwendigen Flur eine Entlastungsöffnung hat. Durch diese Druckkaskade wird sichergestellt, dass sich die Strömungsrichtung immer aus dem Treppenraum über den Vorraum zum notwendigen Flur einstellt und somit ein Eindringen von Rauch in den Vorraum verhindert wird. Die Feuerwehr muss somit nur das südliche Volumen anleitern, welches unterhalb der Hochhausgrenze liegt und mit einem normalen Treppenkern ausgebildet werden kann.

Im Vergleich zum bestehenden Gebäude ist der Neubau um 20 Meter weiter Richtung Osten gerückt, um einerseits mehr Entfernung zum Verkehrslärm zu erlangen und andererseits eine städtebaulich gefasstere Situation im Anschluss an die Gebäude im Westen zu erzeugen. Die neue Position des Gebäudes berücksichtigt auch den Baumbestand, so dass möglichst wenige Bäume entfallen müssen.

Insgesamt entstehen ca. 230 Wohnungen in 17.700m² Bruttogeschossfläche. Die 4 Häuser bilden den gewünschten Wohnungsmix ab. Hierbei sind die Einzelnen Etagen jeweils als 6-Spänner ausgebildet. Möglichst viele Wohnungen sind durchgesteckt, nur die kleinen Wohnungen sind jeweils einseitig orientiert. In dem Diagramm zum Wohnungsmix sieht man die starke Modularität und die effiziente Schichtung der Wohnungen um auch hier ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten. Das niedrige 7-geschossige Haus ist hierbei komplett rollstuhlgerecht ausgebildet und ist wegen der nötigen Bewegungsflächen in den Grundrissen etwas größer als die übrigen Häuser.

Die äußere Hülle besteht aus weiß-lackiertem Aluminiumblech, das um die gesamten Volumen herumläuft und sich von geschlossenen Ecken hin zu Bändern auflöst. Die Bänder bilden auch einen Teil der Brüstungen der Loggien, die sich rhythmisch entlang der Fassaden anordnen. Hinter der metallischen Haut befindet sich die thermische Hülle des Gebäudes mit einem Wärmedämmverbundsystem. Dieses ist ebenfalls größtenteils in weiß ausgeführt. Eine Ausnahme bilden die die Rücksprünge, wo die Fassaden dunkelgrau ausgeführt sind. Hier sind die Balkonbrüstungen als Stabgeländer ausgeführt.


Freianlagen

Im Sinne des Freiflächenkonzeptes von Detmerode werden die durchlaufenden Grünräume als Leitbild fortgesetzt. Die Grenze zwischen privaten und öffentlichen Freiflächen ist fließend. Parkähnliche Rasenflächen umgeben das Gebäude.

Anstelle der großen versiegelten Parkplatzfläche, die diesem Gedanken wiedersprach, treten im Osten des Gebäudes auf der dem Quartier zugewandten Seite eher öffentlich ausgelegte Flächen und laden mit einigen Freizeitangeboten zum Aufenthalt ein. Spielflächen für Kinder und Erwachsene bilden einen lebendigen Auftakt zwischen den Geh- und Radwegen die durch und um das Gebäude führen. Ein kleiner Pavillon beherbergt einen Gemeinschaftsraum, ein Kiosk und ein Café. Dieser dient als Verknüpfung zwischen dem bestehenden Quartier und der neuen Bebauung.

Die erforderlichen ca. 260 Parkplätze liegen nun im Bereich der alten Bebauung. Die Baugrube wird für eine abgesenkte Parkplatzebene genutzt die mit einer grünen Decke geschützt wird. Dort befinden sich auch zahlreiche Fahrradstellplätze, von denen einige auch oberhalb der Ebene liegen. Insgesamt entstehen ca. 500 Fahrradstellplätze. Große Bäume können durch die Öffnungen der Decke, die gleichzeitig als natürliche Belüftung der Parkebene dienen, durchwachsen. So fügt sich der Bereich in die parkähnliche Gesamtanlage ein, und die Bewohnerhaben einen Blick ins Grüne anstelle auf einen Großparkplatz.


Konstruktion und Technik

Die Tragkonstruktion ist aus Stahlbeton ausgebildet, tragende Außen- und Innenwände aus Mauerwerk. Die Konstruktion lässt sich schnell und wirtschaftlich realisieren und ermöglicht gleichzeitig die erwünschte Anpassbarkeit der Wohnungsaufteilung. Durch das Wärmedämmverbundsystem, die 3-fach-Verglasung und den außenliegenden Sonnenschutz werden sowohl der sommerliche, als auch der winterliche Wärmeschutz gewährleistet. Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärme. Bei dem Energiekonzept ist besonders auf natürliche Belichtung und Belüftung der Räume geachtet worden.


Nachhaltigkeit nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip

Das Cradle-to-Cradle Prinzip zielt auf einen geschlossenen Materialkreislauf von Gebäuden. Produkte sind so konstruiert, dass die Ausgangsstoffe zerlegt und ohne nennenswerten Qualitätsverlust rezykliert werden können. So werden sie zu Ausgangsstoffe für neue Produkte. Abfall im heutigen Sinne gibt es somit nicht mehr. Die Lebensdauer und vor allen Dingen Wertschöpfung des Gebäudes wird gesteigert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeigt einen sich am Stufenhochhaus orientierten Baukörper. Die skulpturale Ausbildung von vertikalen, verspringenden Fugen ist nicht aus der inneren Struktur begründet und wird als formal aufgefasst - sie kann nicht überzeugen. Anhand der Grundrissdarstellungen bleiben Fragen der Umsetzbarkeit dieses Ansatzes offen. Die Gliederung führt zudem zu langen, unattraktiven Stichgängen und einem hohen Anteil nur einseitig orientierter Wohnungen - Nachteile die durch die zu erwartende hohe Wirtschaftlichkeit aufgrund des kompakten Baukörpers nicht wettgemacht werden. Die Außenräume sind richtig differenziert und zeigen hohe Qualitäten. Das Angebot eines Pavillons mit öffentlichen Einrichtungen geht über das Raumprogramm hinaus. Die Tiefgarage wäre auf ihre wirtschaftliche Machbarkeit zu überprüfen.
Perspektive Nord-West

Perspektive Nord-West