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Einladungswettbewerb | 04/2016

Ulmer Höh‘ Süd

Perspektive

Perspektive

Teilnahme

DEWEY MULLER Partnerschaft mbB Architekten Stadtplaner

Architektur

Erläuterungstext

ARCHITEKTONISCHE MEHRFACHBEAUFTRAGUNG ULMER HÖH’ SÜD

Identität des neuen Quartiers

Der Masterplan Ulmer Höh’ bietet den städtebaulichen Rahmen für die Gesamtentwicklung eines zusammenhängenden Wohnquartiers mit ablesbarer Identität. Die Architektur und Materialität der neuen Wohnbauten und die Außenräume mit ihren unterschiedlichen Funktionen und Proportionen werden als verbindende Elemente den Charakter des neuen Quartiers bestimmen.

Die Umgebung im Südwesten zum Rhein hin ist von einer städtischen, vorwiegend kleinteiligen, parzellengebunden Blockbebauung geprägt, unterbrochen von größeren Solitärbauten und einzelnen großmaßstäblichen Gebäudeensembles. Vorherrschende Fassadenmaterialien sind Backstein und Putz. Nach Norden und Osten sind die Strukturen heterogen und von räumlichen Brüchen gekennzeichnet. Als markante, Orientierung stiftende Bestandsarchitekturen wirken entlang der Ulmenstraße die zu Wohnungen umgewandelten gelb-roten Klinkerbauten auf dem früheren Kasernenareal, die graue Sandsteinfassade des historischen Rheinmetallgebäudes und die aus der Straßenflucht zurückgesetzte ehemalige Gefängniskapelle aus rotem Backstein.

Entsprechend kraftvoll sollen sich an der Ulmenstraße die beiden zukünftigen Entrees in das neue Quartier präsentieren. Für den nördlichen Teil wird das später der Vorplatz der Kapelle mit seinen neuen Raumkanten sein. Beim südlichen Teil ist es der in den Block eingestülpte Straßenraum, der gleichermaßen Adresse und Begegnungsraum für die Anwohner ist – ähnlich den repräsentativen, aus einem Guss gestalteten Stichstraßen, wie man sie in Form der sogenannten Impasses in Paris oder Brüssel findet. Dieser Entreeplatz wird an seinen Rändern bis an die Hausfassaden und die rahmenden Buchenhecken herangeführt. Er zeichnet sich als langgestrecktes Karree ab, dessen Belag Farbe und Format der Fassadenziegel übernimmt. Insgesamt zwölf Haus- und Wohnungseingänge rhythmisieren die Ränder und heben das Karree als Adresse für nahezu die Hälfte der geplanten Wohneinheiten hervor. Die prägnanten Bestandsbäume und die ergänzenden Neupflanzungen in der Mittelachse geben dem Raum ein starkes Rückgrat, das den autofreien Quartiersplatz am östlichen Ende des Karrees mit dem Entree an der Ulmenstraße verbindet.

Die beiden Ecklokale an der Ulmenstraße rahmen und beleben das Entree. Flächen für Außengastronomie nach Südwesten unmittelbar am Gehweg gegenüber der Einmündung Saarbrücker Straße unterstreichen den städtischen Charakter der Ulmenstraße, die auf dem Abschnitt zwischen Spichernplatz und Rheinmetall im Zuge der Gesamtentwicklung eine signifikante Aufwertung erfahren wird.

Baukörpergliederung und Architektur

Die Baukörper werden mittels vertikaler Zäsuren und Rücksprünge rhythmisiert und als Hauseinheiten lesbar. Die Höhenstaffelung entlang der Raumkanten gliedert den Raum und setzt städtebauliche Akzente, insbesondere durch die Rahmung des Entrees mit den gestaffelten Anschlüssen an den Bestand an der Ulmenstraße und durch die umlaufende Silhouette des Karrees mit den räumlichen Übergängen in den südlichen Teil des Quartiers und nach Norden in den zukünftigen Park.

Die Fassaden, die aufgrund der verschiedenen Typologien von Haus zu Haus variieren, verbinden mit ihrer durchgängigen Materialität und Tektonik die Teilräume zu einem zusammenhängend erlebbaren Quartier. Die horizontale Bänderung, die dezent, ohne vordergründigen Farbkontrast, allein durch den Wechsel von Ziegel- und Putzoberflächen erreicht wird, unterstützt den architektonischen Zusammenhalt. Dazu trägt auch bei, dass alle privaten Freisitze als Loggien oder Eckbalkone innerhalb der Baukörperkonturen konzipiert sind, so dass keine hervortretenden und auskragenden Bauteile die Volumetrie der Gebäude verunklaren.

Eine hervorgehobene Rolle für den Maßstab und den nicht nur architektonischen, sondern auch sozialen Zusammenhalt des Quartiers kommt der Bebauung an der Südseite des Karrees zu, also der Nordfassade einer Vielzahl dahinterliegender Wohnungen. Um diese geschlossene, nach Norden ausgerichtete Raumkante so zu beleben, dass auch der öffentliche Raum davon profitiert, sind auf dieser Seite die Eingänge der beiden Eckhäuser angeordnet und dazwischen acht Stadthäuser, die ihre Eingänge ebenfalls unmittelbar am öffentlichen Raum des Karrees haben. Die auf die Stadthäuser aufgesattelten Maisonette- und Penthouse-Wohnungen sind über die Treppenräume der Eckhäuser und einen offenen Gang im 3. OG – wiederum an der Nordfassade – erschlossen. Somit entsteht größtmöglicher Kontakt der Eingänge von insgesamt 60 Wohneinheiten mit dem öffentlichen Raum, der im Alltag genau diese Belebung benötigt. In Verbindung mit dem Quartiersplatz, dessen östlicher Bebauung und den dortigen räumlichen Anknüpfungen nach Süden und Norden wird es hier gelingen, die gewünschte Quartiersidentität zu verwirklichen.

Grundrisse für verschiedene Wohnformen und Zielgruppen

Die Verortung der Zielgruppen folgt im Wesentlichen den Vorgaben der Auslobung: In den Baukörpern 2 und 4 der geförderte und preisgedämpfte Wohnungsbau, in den übrigen Baukörpern die Eigentumswohnungen. Die Baukörper 2 und 4 können auch anders gemischt werden, als hier dargestellt. Wenn beispielsweise der Baukörper 2 gefördert wäre, dann würden im Baukörper 4 die beiden 2-Spänner am Quartiersplatz preisgedämpft realisiert. In diesem Fall wären die geförderten und preisgedämpften Wohnungen städtebaulich jeweils unter ihresgleichen gruppiert. In der dargestellten Variante sind die geförderten Häuser durch die preisgedämpften eingerahmt.

Der Anteil der freifinanzierten Wohnungen, der im gezeigten Wohnungsmix bei 56 % liegt, kann über das südliche Eckhaus im Baukörper 4 – beispielsweise in den oberen Geschossen – nachjustiert werden, sofern eine Mischung der beiden Zielgruppen in einem Gebäude gewünscht ist bzw. realisiert werden kann.

Die Erfahrung mit privaten Baugemeinschaften zeigt, dass es eine Nachfrage nach Stadthaus-Typologien gibt, die von der Wohnungswirtschaft nur zögerlich bedient wird. Kompakte Garten- oder Dachmaisonetten zwischen 90 und 115 m2 Wohnfläche decken sich durchaus mit der Vorstellung vom urbanen Wohnen. Eben diese Zielgruppe wird mit den unterschiedlichen Maisonette-Typen im Bauteil 3 angesprochen – nicht zuletzt mit dem Effekt, dass gerade eine offen und urban auftretende Käufergruppe zur Belebung und auch sozialen Kontrolle des im Norden angrenzenden Karrees beiträgt. Im Streiflicht der Abendsonne vor der eigenen Wohnungstür zu sitzen, gehört ebenso zu diesem Lebensgefühl, wie der geschützte private Garten oder die Dachterrasse nach Süden.

Die Geschosswohnungsgrundrisse folgen einigen wenigen Grundprinzipien. Die Tagesbereiche mit Kochen, Essen und Wohnen sind möglichst großzügig und offen gestaltet. Dabei wird die Vorgabe aus dem Planungshandbuch, Schlafzimmer grundsätzlich über den Flur zu erschließen, weitestgehend erfüllt. Bei den Eckwohnungen gelingt dies mit frei eingestellten dienenden Raumelementen, die einen offenen, fließenden Grundriss in Verbindung mit der gewünschten Zonierung ermöglichen.

Erschließung und Aufenthaltsqualität der Außenräume

Das Eingangs-Karree und seine Bedeutung für das zukünftige Quartier sind hinreichend beschrieben. Entscheidend für die Qualität und Differenzierung des Raums ist, dass die PKW-Erschließung vor dem Quartiersplatz endet und die Tiefgaragen-Zufahrt in den Baukörper 2 verlegt wird. Einzige Ausnahmen einer motorisierten Querung des Platzes sind Rettungsfahrzeuge, Umzugswagen und die über ein Fahrrecht verfügenden Nutzer des Parkplatzes Metzer Straße 10. Ansonsten sind das innere Wegenetz und der Quartiersplatz Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Der Platz ist – entlang der Blickachse aus dem zentralen Außenraum im Süden auf die zukünftig freigestellte ehemalige Gefängniskapelle und den Park im Norden – das räumliche Bindeglied zwischen südlichem und nördlichem Teil des Quartiers.

Vom Quartiersplatz ausgehend erfolgt eine sukzessive Zonierung der Freiflächen, die je nach Situation mineralisch, als Buchenhecke oder als abgestufte Bepflanzung bis an die Wohnungen in den Erdgeschossen herangeführt werden. Diese sind zu den Erschließungsflächen hin durchgehend als Hochparterre angelegt – mit Ausnahme der Ecklokale an der Ulmenstraße und der Baukörper 5 und 6. Da keine Wohnungen ausschließlich rückseitig orientiert sind, werden die Grün- und Spielflächen hinter den Häusern frei von Bewegungsflächen für die Feuerwehr bleiben. Die verbindenden und erschließenden Fußwege mit den angrenzenden Rändern aus Schotterrasen dienen als Rettungswege und bieten die erforderlichen Zonen zum Anleitern.

Die große Aufenthaltsfläche mit dem Spielplatz im Zentrum des südlichen Teils ist Treffpunkt für alle Bewohner und Altersgruppen im Quartier. Im Verhältnis dazu sind die Bereiche hinter den Häusern als großzügige Gemeinschaftsgärten und teilweise private Wohnungsgärten den unmittelbaren Anwohnern zugeordnet. Das hindert aber nicht daran, dass vor allem die Kinder die verschiedenen nachbarschaftlichen Freiräume und Spielangebote nach und nach im Ganzen für sich entdecken und nutzen können. Die Übergänge von den offiziellen Wegen zu den anwohnerbezogenen Freiflächen im Innern sind durchlässig. Die Treppenräume im Baukörper 3, deren Eingänge an dem befahrenen Abschnitt des Karrees liegen, haben in den Blockecken direkte Ausgänge in den inneren Gemeinschaftsgarten. Für die Gartenmaisonetten gilt das ohnehin. Die rückwärtigen Spiel- und Grünflächen sind demnach alle straßenungebunden erreichbar und befinden sich in Sichtnähe der Wohnungen. Insgesamt entsteht ein abgestuftes Netz von sicheren autofreien Wegen und Freiflächen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das architektonische Grundkonzept entwickelt ein elegantes und gradliniges Quartier. Die Adressbildung und ortsspezifische Wohnquartiersentwicklung lässt sich jedoch aus der Fassadensprache nicht in dem Sinne identitätsstiftend ablesen, wie es gewünscht wäre. Die Wohnungstypologien und Erschließungssystematiken sind sehr individuell und facettenreich gewählt und ermöglichen vielfältige Wohntypologien. Die geplanten Balkone folgen nicht immer der optimalen Grundrissausrichtung auf der Süd- und Westseite, sondern werden dem architektonischen Gesamtkonzept untergeordnet.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Erschliessungsschema, Freiraumschema

Erschliessungsschema, Freiraumschema

Grundrisse Regelgeschoss

Grundrisse Regelgeschoss

Zoom Erdgeschoss

Zoom Erdgeschoss

Perspektive

Perspektive

Ansichten

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