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Offener Wettbewerb | 03/2016

Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Teilnahme

worschech architects

Architektur

Erläuterungstext

E r l ä u t e r u n g e n

Entwurfskonzept

Der Entwurf beantwortet die städtebaulichen Ziele der Auslobung, indem der markante Neubau die urbane Weite verdichtet und zugleich Raumkanten im dominatorischen Kontext besetzt. Die vorgeschlagene Baukörpersituierung und -ausformung folgt einerseits den Grundsätzen der Entwicklungskonzepte zur Quartiersentwicklung, setzt andererseits ein außergewöhnliches Zeichen zur Vermittlung von Zeck und Inhalt der Nutzung der denkmalartigen Gebäudeskulptur im histori-schen und gesellschaftlichen Kontext. Maßstäblichkeit und Tektonik orientieren sich an der unmittelbaren Umgebungsbebauung unter Nutzung der Optionen des Bebauungsplans. Die Fassung eines neuen Stadtplatzes gemeinsam mit dem historischen Postbahnhof stellt hierbei einen besonderen Schwerpunkt dar. Die Fokussierung der Blickachse auf den denkmalgeschützen Giebel des Bahnhofs unterstützt die breite Öffnung innerhalb der Platzraumfolge im Zusammenspiel mit dem gegenüberliegenden neuen „Hotel am Postbahnhof“. Entlang der Straße der Pariser Kommune folgt der Baukörper diszipliniert der Straßenflucht. Angemessene bauliche Stärke und emotionale Wirkung von Tektonik, Proportionen sowie Materialien und Farb- sowie Lichtgestaltung verleihen der Rosa-Luxemburg-Stiftung einen bemerkenswerten Auftritt und die notwendige Präsenz im heterogenen Nutzungsgefüge des Gebietes - unter Verzicht auf die architektonische Eitelkeit moderner Zweckbauten. So darf sich das historische und gesellschaftliche Selbstverständnis der Stiftung architektonisch angemessen manifestieren. Der klare Baukörper und die strenge Fassadengliederung prägen zunächst das Erscheinungsbild des Neubaus. Stehende schlanke Fensterformate und die dreidimensionale Staffelung des Baukörpers mit Verjüngung nach oben, betonen dessen vertikale Ausrichtung und korrespondieren mit der Formensprache der Umgebung. Die Fassadenausbildung des Neubaus greift die ortsbildprägende Verwendung von Klinkern auf. Ein hell schimmernder anthrazitfarbener Stein mit schlankem liegendem Format bildet das gestalterische Grundgerüst im Detail. Die Klinkerfassade zieht sich über den Haupteingang bis in den Innenraum der Eingangshalle hinein und unterstützt so die tektonische Wirkung, vermittelt zugleich Außen und Innen, zieht förmlich hinein. Die Fassade eröffnet Möglichkeiten für die temporäre Applikation von außenwirksamen Präsentationen. Besondere Bereiche im Gebäudeinneren erhalten raumhohe flächige Farbakzente. Die Auswahl der Ausbaumaterialien folgt einem Gestaltungskanon erhabenen Anspruchs, setzt aber auch bewusst auf deren Langlebigkeit im Kontext von Vergangenheit und Zukunft.


Nutzungskonzept

Der Entwurf setzt die Vorgaben des Raumprogramms unter Beachtung der funktionalen Affinitäten vollständig um. Die Räume verteilen sich folgerichtig auf den einzelnen Ebenen bei wirtschaft-licher Flächenausnutzung. Der Grundriss schafft bei Umsetzung der vorgegebenen räumlichen Anforderungen eine transparente, offene und dem Bürger zugewandte Struktur. Über den barrierefrei erschlossenen und witterungsgeschützen Haupteingang wird das zentrale, zum Teil zweigeschossige Foyer erschlossen. Über diesen angemessen repräsentativen Raum gelangt man zu den Veranstaltungs- und den zugehörigen Funktionsräumen. Dem Öffentlichkeitsgrundsatz entsprechend sind die Veranstaltungsbereiche in den unteren Geschossen mit direktem Außenraumbezug untergebracht. Großflächige Fassadenöffnungen schaffen die angestrebte Verbindung zum städtischen Raum im Wechselspiel zwischen Innen und Außen. Über eine zentrale Aufzugsgruppe gelangen berechtigte Personen in die Obergeschosse, die die Bürofunktionen aufnehmen. Hier ermöglicht die selbsterklärende Grundrisskonfiguration die Ausbildung unterschiedlichster Bürostrukturkonzepte, die von einer hohen Flexibilität insbesondere hinsichtlich zukünftiger Nutzungsentwicklungen gekennzeichnet sind. Gleichzeitig sind die Grundrisse für Abteilungsdifferenzierungen offen. Der Neubau erfüllt alle Anforderungen an die behindertengerechte und logistikfreundliche Gestaltung des Gebäudes. Oberflächenakzentuierungen, Durchgangsbreiten und Anordnung von Bedienelementen folgen ebenfalls den Grundsätzen heutiger Anforderungen. Park- und Fahrradstellplätze sind in unmittelbarer Eingangsnähe in der benannten Anzahl vorgehalten.


Konstruktion, Materialien, Gebäudetechnik

Das Tragwerk des Neubaus basiert auf Stahlbetonaußenwänden und –innenstützen in Verbindung mit einem tragenden sowie aussteifenden Kern. Die Decken werden ebenfalls in Stahlbeton ausgeführt. Die vorgeschlagene Konstruktion ermöglicht baubiologisch unbedenkliche und ökologisch fortschrittliche Lösungen mit geringem Wartungsaufwand. Innenwände als Trockenbausysteme schaffen Raum für flexible Grundrissentwicklungen. Alle Arbeitsplätze verfügen über einen direkten und gleichwertigen Außenraumbezug. Sonnenschutz, in die Fenster integriert, revisionierbar und witterungsgeschützt, vermeidet die Nachteile vorgelagerter Sonnenschutzkonstruktionen. Trittschallschutz, hohe Schallschutzanforderungen an die Konstruktion und Gebäudetechnik kennzeichnen ein dem Stand der Technik und modernen Anforderungen gerecht werdendes Bauwerk. Die Gesamtheit der entwurflichen Eigenschaften ermöglicht Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit. Angemessene Gestaltungs- und Detaillösungen sind Ausdruck einer in jeder Hinsicht langlebigen Qualität. Technische Installationen entsprechen mindestens dem Stand der Technik, sind wirtschaftlich auszurichten und auf Veränderbarkeit und Weiterentwicklung ausgelegt. Die Konzentration haustechnisch höher installierter Bereiche führt zu optimierten Leitungswegen. Technikzentralen befinden sich gestaltungsverträglich vorzugsweise im Untergeschoss.


Nachhaltigkeit

Die kompakte Bauform und die Reduzierung der Verkehrsflächen führen zu günstigen Flächen- und Kubaturkennwerten. Der Entwurf erfüllt mit seinem strukturellen Ansatz die Umsetzung der Kriterien der Nachhaltigkeit, insbesondere hinsichtlich ökologischer, ökonomischer, sozialer und technischer Qualität. Hierbei ist der ganzheitliche Entwurfsansatz u.a. auf die Reduzierung von Emissionen, die Verminderung von Ressourceninanspruchnahme und die Optimierung von Materiallebenszyklen ausgerichtet. Das Energiekonzept versteht sich als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie. Es zielt in seinen Schwerpunkten auf die Minimierung des Energiebedarfs, auf die Optimierung der Heiz- und Kühlsysteme sowie eine nachhaltige Energieversorgung. Das kompakte Gebäude schafft ein günstiges Verhältnis von Volumen zu Außenfläche. Die einfache Kubatur mit wenigen Vor- und Rücksprüngen reduziert Verluste durch Wärmebrücken und trägt ebenfalls zur Senkung des Energiebedarfs bei. Gleichzeitig minimiert das gewählte Wand-Öffnungs-Verhältnis der Lochfassade mit ihren stehenden Fensterformaten im Zusammenspiel mit der massiven Bauweise die benötigte Kühlenergie. Über die hohen Fenster fällt ausreichend Tageslicht in die Tiefe der Räume. Natürliche Lüftung ist in Abhängigkeit von den Funktionen in allen Bereichen möglich. Energetisch wird die EnEV 2014 zugrunde gelegt, aber auch weitere Verschärfungen sind umsetzbar. Die Summe der vorgesehenen baulichen und technischen Maßnahmen lassen eine kostengünstige und nachhaltige Errichtung sowie Betreibung des Neubaus erwarten.