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Einladungswettbewerb | 05/2016

PRIWALL WATERFRONT - Sonderbauten 2,3 und 4 der Priwall Promenade

Leitbild: Bernsteinkette

Leitbild: Bernsteinkette

ein 2. Preis / Sonderbau 3 + 4

Preisgeld: 6.000 EUR

Asmussen & Partner GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

"Baust du einen Weg, ein Haus, ein Quartier, dann denke an die Stadt!"
(Luigi Snozzi, 1973)


Einleitung

Im Zuge der ersten Wettbewerbsentscheidung im Dezember 2015 wurde keine stÀdtebauliche Leitidee definiert, sondern auf eine solitÀre "Highlight-Architektur" gesetzt. Das sog. "Stelzenhaus" wurde als erster Baustein ausgewÀhlt. Mit diesem Nachbarn gilt es nun umzugehen.

In diesem Beitrag steht die Reihe der GebĂ€ude im Fokus des Entwurfes, weniger das einzelne Haus. Dem Wunsch des Bauherren nach einer "besonderen" Architektur wird dennoch Rechnung getragen, jedoch ohne eine Art Bauausstellung aus unterschiedlichen "Highlights" zu entwickeln. Jedes GebĂ€ude spricht fĂŒr sich - aber gemeinsam entwickeln sie einen starken Ort.

Die Promenadenvillen mit ihrer hellen Holzfassaden stellen als serielle, ruhige Baukörper den Hintergrund fĂŒr die Sonderbauten dar.
Die Sonderbauten bilden davor eine lose Kette individueller GebÀude, die Teil einer starken "Familie" sind. Sie bedienen sich aus einem gemein-
samen Material-, Farb- und Formenkanon, bleiben aber eigene Persönlichkeiten.
Der Gestaltungskanon orientiert sich am bereits vorhandenen Startpunkt im Norden, dem sog. "Stelzenhaus" - dieses gibt die Melodie vor, dem die anderen Sonderbauten improvisierend folgen. So wird auch das zunÀchst sehr besondere Stelzenhaus zu einem Teil der Familie.

Die Perlenkette der vier GebÀude wird so zu dem eigentlichen Sonderbau.

 
A. StÀdtebauliches Leitbild

Die stĂ€dtebauliche Leitidee fĂŒr die Sonderbauten wurde aus folgenden Gedanken und Entwurfszielen entwickelt:
a) Umgang mit dem "Stelzenhaus"
b) IndividualitÀt im Kontext statt Beliebigkeit
c) Nutzung und Architektursprache

a) Umgang mit dem "Stelzenhaus"
Das "Stelzenhaus" bleibt das einzige Haus, das ĂŒber der Promenade schwebt. Die folgenden Bauten nehmen aber dessen Formensprache teilweise auf bzw. entwickeln sie weiter: einfache Kubaturen mit Loggien und differenzierten Balkonen, vertikale Fassadenstruktur (im Kontrast zur horizontalen Gliederung der Promenadenvillen), rötlich-braune Metallfassaden (im Kontrast zum hellen Holz der Villen). Mit ihren (im Wesentlichen) dunkleren Fassaden stellen sich die Sonderbauten formal eindeutig in den Vordergrund.

b) IndividualitÀt im Kontext statt Beliebigkeit
Die gewĂŒnschte "Highlight"-Architektur wird durch vier individuelle SolitĂ€re hergestellt, die sich aus einem gemeinsamen Material-, Farb- und Formenkanon bedienen. Sie sind individuell in Ihrer Form, aber erkennbar aus einer gemeinsamen Formensprache. Sie sind von unterschiedlicher Farbigkeit, aber nicht beliebig bunt. Das Highlight ist kein Haus, sondern das zusammen-
hÀngende Band der Sonderbauten ("Die Mannschaft ist der Star").
Sie unterscheiden sich in ihren Abmessungen, besonders in ihrer Höhe, und stellen somit, trotz ihrer Gemeinsamkeiten, individuell erkennbare Adressen dar.

c) Nutzung und Architektursprache
Die Sonderbauten bilden eine Reihe von verwandten Geschwistern, von denen das Brauhaus golden hervorsticht. Damit stellt es seine besondere Funktion in den Vordergrund, bleibt aber Teil der Perlenkette.
Drei der vier Sonderbauten sind WohngebÀude. So wie es das "Stelzenhaus" auf Baufeld 1vormacht, werden auch bei den Baufeldern 3 und 4 die Wohnungen in die Obergeschosse gelegt. Die Anordnung von Wohnungen direkt an der Promenade wird kritisch gesehen und daher vermieden.


B. Fassaden, Material, Farbigkeit
Die Baukörper erhalten markante Fassaden, die sowohl in der Nah- als auch Fernwirkung IndividualitĂ€t und Wertigkeit vermitteln. Als Fassade wird fĂŒr die geschlossenen Fassadenteile eine Metallfassade vorgeschlagen, die aus Kupferblechen in verschiedenen Legierungen besteht.
Es gibt die Bleche in verschiedenen Farben, so dass jeder Bau sich in diesem Materialkanon bedienen kann.
Und: Die Kupferbleche werden im Alter immer schöner...

a) Fassadenstruktur
Horizontale FassadenbĂ€nder in Ebene der Geschoßdecken gliedern das GebĂ€ude und betonen die Horizontale.
Raumhohe, gekantete Bleche in unterschiedlichen Breiten betonen die Geschossebenen der Obergeschosse.
Die bewegte Fassade wickelt sich wie ein Vorhang um die GebÀude.
Anders als beim Baufeld 1 wird die Struktur der Fassade durch vertikale, raumhohe Fenster unterstrichen.

b) Material und Farbigkeit
Die Bauten sind von unterschiedlicher Farbigkeit, aber nicht beliebig bunt. Sie folgen einen klaren Farbkonzept - inspiriert durch die Farben der Bernsteine (oder der Biersorten...).
Unterschiedliche Legierungen der Kupferbleche ermöglichen Farbigkeiten von Gold- bis Brauntönen. NatĂŒrliche Verwitterungsprozesse lassen die Fassaden wĂŒrdig und unterschiedlich altern. Dieser Prozess unterstĂŒtzt die gewollte IndividualitĂ€t der vier GebĂ€ude – und macht dennoch Ihre Verwandtschaft erkennbar.
Die Erdgeschossfassaden der Baufelder 3 und 4 sind als GeschÀftsfassaden verglast. Lediglich beim Brauhaus findet sich die Metallfassade auch im Erdgeschoss wieder.
Die GebÀude stehen auf geschlossenen Betonsockeln, die Teil der Promenade werden.

c) Dach als fĂŒnfte Fassade
Die DachflĂ€chen werden B-Plan-konform als GrĂŒndach ausgebildet. Dabei soll bei allen vier Sonderbauten eine weitgehend homogene und zur Fassade passende Farbigkeit des Daches erreicht werden. Dies ist durch gezielte Auswahl des Saatgutes möglich.


C. Baufeld 2 – Das Brauhaus „Heimathafen“
Das Brauhaus "Heimathafen" steht mit seiner goldenen Fassade im Zentrum der Reihe der Sonderbauten. Die öffentliche Nutzung und die Lage am neuen Marktplatz machen den Bau zu einem Besonderen unter den vier "Geschwistern".

Der zentrale Gastraum im EG ist ĂŒbersichtlich gegliedert. Gleichzeitig findet der Gast hier ein differenziertes Raumangebot vor: ebenerdige FlĂ€chen zur Promenade und zum Hafen, eine Kaminecke, eine eher private FlĂ€che fĂŒr eine Stammtischrunde, Treppen ins Ober- und Untergeschoss sowie eine große PodestflĂ€che an der Wasserseite, in deren Zentrum der lange Tresen der Bierbar steht. Von hier sind auch die Kessel des BrĂ€uhauses sichtbar. Die Bar ist das Herz des Bauhauses.

Im Obergeschoss wird der zentrale Gastraum durch einen Luftraum betont. An den Giebelseiten im Obergeschoss sind die BrauereirĂ€ume und der Eventraum angeordnet. Diese können getrennt genutzt werden, sind aber ĂŒber einen Steg mit einander verbunden. Beide haben Sichtkontakt in den Gastraum.

Durch die Anhebung der PodestflĂ€chen im EG ist es möglich im Untergeschoss neben den WCs einen zusĂ€tzlichen Gastraum fĂŒr eine Hafen-Bar herzustellen. Hier ist ein Hochwasserschutz ist vorzusehen.

Die Fassade des Brauhauses "Heimathafen" bei Nacht:
Die unterschiedlichen FassadenoberflÀchen aus dem gleichen goldenen Blech ermöglichen verschiedene Erscheinungsbilder des Hauses: Gekantete, geschlossene Bleche werden durch FlÀchen aus Streckmetall ergÀnzt. Diese Gitter lassen gefiltert das Licht ins GebÀude - und bei Nacht auch hinaus.

Bei Tag zeigt sich das Haus als goldener, teils geschlossener Körper - bei Nacht lösen sich die durch das Gitter gebildeten FlÀchen auf und lassen das Haus leuchten.
Der "Heimathafen" hebt sich nachts durch die großen GlasflĂ€chen von den WohngebĂ€uden ab und markiert so, auch aus der Ferne, den öffentlichen Treffpunkt des neuen Passathafens, den Marktplatz mit den beliebten Sitzstufen.

D. Baufeld 3 – Das barrierefreie Haus

Das Haus 3 nutzt die zulĂ€ssige GrundflĂ€che komplett aus, was den Grundrissen, die hier komplett barrierefrei geplant sind, zugutekommmt. Das GebĂ€ude ist 3-geschossig und erhĂ€lt damit wie alle anderen Sonderbauten eine individuelle Kubatur und damit Erkennbarkeit. In der Höhe bildet es ein Pendant zum Bauhaus. Die beiden flacheren GebĂ€ude der vier Sonderbauten stehen damit an dem Marktplatz. Das Hotel bleibt hier der grĂ¶ĂŸte Akteur...

GemĂ€ĂŸ Auslobung ist das Erdgeschoss von Baufeld 3 mit barrierefreien Wohnungen zu planen.
Seitens des Gestaltungsbeirates wird diese Nutzung kritisch gesehen, so dass in dieser Arbeit zwei Varianten dargestellt werden, die die verschiedenen Optionen aufzeigt:

a) EG ohne Wohnnutzung (siehe oben)
b) EG mit Wohnung, flankiert von zwei LÀden an der Promenade (siehe links). Die mittlere Wohnung orientiert sich direkt zum Wasser und bleibt von den Ladennutzungen ungestört.
c) Wohnnutzung wie OG-Grundriss

Bei Varianten c wird kritisch gesehen, dass FreiflÀchen der Wohnungen direkt an die Promenade grenzen.

Die Möglichkeit des Wohnens in den Obergeschossen sollte zudem auch Menschen mit Handicap und Rollstuhlnutzern ermöglich werden.

E. Baufeld 4 – Der Turm
Das Haus 4 nutzt die zulĂ€ssige Geschossigkeit von 4 Vollgeschossen aus. Das GebĂ€ude erhĂ€lt damit wie alle anderen Sonderbauten eine individuelle Höhe, Kubatur und damit Erkennbarkeit, was durch die Fassadenfarbe unterstĂŒtzt wird.

Dieses GebĂ€ude bildet den Abschluss bzw. Anfang der Promenade im SĂŒden und stellt damit in seiner Höhe ein Pendant zum Stelzenhaus im Norden dar.
Die bis in die Böschung der Promenade gefĂŒhrten StĂŒtzen und das teils zurĂŒckgesetzte Erdgeschoss nehmen die StĂŒtzen des Stelzenhauses thematisch auf, ohne sie zu kopieren.

Das Erdgeschoss öffnet sich zu allen Seiten zum Außenraum. Durch die auskragenden Balkone werden ĂŒberdachte Bereiche geschaffen. GroßzĂŒgige Verglasungen ermöglichen Durchblicke von der Promenade zum Wasser. GebĂ€udeform und Gestaltung der AußenrĂ€ume ermöglichen auf drei Seiten den Kontakt der LĂ€den zur Promenade.

Die drei Obergeschosse bestehen aus je zwei Wohnungstypen, deren Wohnbereiche sich komplett zum Wasser orientieren. Loggien und ĂŒberdachte Balkone ermöglichen die witterungsunabhĂ€ngige Nutzung der FreiflĂ€chen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit erfĂŒllt alle Kriterien der Auslobung und hĂ€lt deren Rahmenbedingungen ein. Sie stellt alle drei Bauaufgaben in Bezug zum Ergebnis des ersten Wettbewerbes, dem Stelzenhaus. Die Baukörper lehnen sich in MaterialitĂ€t und Formsprache an den ersten Sonderbau am Passatplatz an. Aus den bestehenden Attributen wird eine Variation fĂŒr jedes Baufeld entwickelt.
Hierbei nimmt die gastronomische Nutzung auf Feld zwei eine Sonderstellung innerhalb des Ensembles ein. Der Baukörper fußt mit einem neutralen Betonsockel auf dem Niveau des Steges und bringt die Gastronomie somit direkt an die Wasserkante. Die beiden aufgehenden Geschosse treten mit einer goldenen Metallfassade als hellster Teil einer Perlenkette hervor.
Die beiden Wohnungsbauten erhalten das gleiche Sockelmotiv, verzichten hier aber auf die Anordnung von Nutzungen. Die Platzierung erfolgt unter Verzicht auf die volle Ausnutzung des Baufeldes zu Gunsten einer besseren Aus- und Durchsicht von Land und Wasser.
Die Erdgeschosszone aller drei Bauteile ist durch Gastronomie- und Gewerbenutzungen geprĂ€gt. Einem unterstellten Überhang an kommerziellen Angeboten begegnet der Entwurf mit einer Variante zur Unterbringung barrierefreier Wohnungen im Erdgeschoss.
Die darĂŒber liegenden Geschosse nehmen als ZweispĂ€nner ĂŒberzeugende Wohnungsgrundrisse auf.
Die Fassaden sind geschossweise durch Metallkassetten in unterschiedlichen Legierungen nachvollziehbar gegliedert.
Der Verfasser thematisiert das Dach als fĂŒnfte Fassade und sieht hier DachbegrĂŒnungen im Farbklang der GebĂ€udehĂŒllen vor.
Die Arbeit ĂŒberzeugt insgesamt durch ein schlĂŒssiges Gesamtkonzept.
Kritisch werden die ĂŒberdifferenzierten Nutzungsbereiche in der Gastronomie gesehen und die gestalterische AnnĂ€hrung der Wohnungsbauten an den ersten Sonderbau, das Stelzenhaus.
Baufeld 2, Event-Brauerei

Baufeld 2, Event-Brauerei

Baufeld 4

Baufeld 4

Ansicht Baufeld 1

Ansicht Baufeld 1

Ansicht Baufeld 2

Ansicht Baufeld 2

Ansicht Baufeld 3

Ansicht Baufeld 3

Ansicht Baufeld 4

Ansicht Baufeld 4