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9. Rang 10 / 10

Offener Wettbewerb | 04/2016

Neubau Schulhaus Staffeln

10. Rang / 10. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

Studio Burkhardt

Architektur

Ludivine Gragy

Landschaftsarchitektur

HBI Haerter

Bauphysik, TGA-Fachplanung

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

ErlÀuterungstext

FĂŒr das neue Schulhaus Staffeln werden zwei freistehenden GebĂ€uden geplant: Ein viergeschossiges Schulhaus und eine eingeschossige Halle mit der Turnhalle, der Aula und der Musikschule.

Das Schulhaus spannt sich als lĂ€nglicher, schmaler GebĂ€udekörper von Norden, ab dem Staffelnweg, entlang der bestehenden Sportanlagen mittig ĂŒber das ganze GrundstĂŒck bis zum sĂŒdlichen GelĂ€ndeanstieg.
Das niedrige, flĂ€chige GebĂ€ude der Turnhalle steht, dem natĂŒrlichen Terrain verlaufend, leicht abgedreht zum Schulhaus in der sĂŒdwestlichen GelĂ€ndemulde. Zwischen den beiden GebĂ€ude und dem natĂŒrlichen GelĂ€ndeverlauf spannt sich ein grosser mehrteiliger Pausenplatz auf.

Durch die Setzung der beiden kompakten GebĂ€ude werden die wertvollen bestehenden Frei- und GrĂŒnraume nachhaltig erhalten und erweitert.


Schulhaus

Primarschule:
Die RĂ€ume der Primarschule sind im 1. bis 3. Obergeschoss angeordnet.
Die Klassencluster, Kleinen Schulen, sind jeweils direkt ĂŒber einen der zwei Treppenkerne geschossweise erschlossen. Die Klassen- und GruppenrĂ€ume sind jeweils entlang der Fassaden angeordnet und sind durch raumhohe SchiebetĂŒren miteinander verbunden. In der Mitte der vier Klassenzimmer und den dazwischen aufgespannten GruppenrĂ€ume liegt eine grosszĂŒgige Halle, welche als gemeinsame Mitte der kleinen Schule fĂŒr unterschiedlichste Nutzungen und AktivitĂ€ten zur VerfĂŒgung steht. Kombiniert mit der untereinander gut verbundenen Raumstruktur wird eine attraktive Lernumgebung geschaffen, welche unterschiedlichste Unterrichtsformen zulĂ€sst. Durch die optimale Ost-West Ausrichtung des Schulhauses sind die RĂ€ume jederzeit gut belichtet.

Die SanitĂ€rrĂ€ume und das kleine Lehrerzimmer der Klassencluster sind jeweils um den Treppenkern angeordnet. ZusĂ€tzlich gibt es fĂŒr die Lehrer und SchĂŒler jeweils einen kleinen Balkon um frische Luft zu schnappen: Die Lehrer haben so einen guten Blick auf die PausenplĂ€tze und der SchĂŒlerbalkon dient als SportplatztribĂŒne und Werkplatz.

Zwischen den beiden Treppenkernen liegen jeweils gut erschlossen die gemeinschaftlichen Nutzungen der Primarschule. Im Untergeschoss sind alle WerkrĂ€ume und WerkstĂ€tten. Die RĂ€ume fĂŒr die Förderung sind im 1. Obergeschoss zu einem kleinen Cluster angeordnet. Im 2. Obergeschoss liegen die HandarbeitsrĂ€ume. Und im 3. Obergeschoss ist das grosse Lehrerzimmer, Arbeits- und BesprechungsrĂ€ume sowie die RĂ€ume der Schulleitung.


Turnhalle/Aula

Aula:
Die Aula befindet sich gut zugĂ€nglich am nördlichen Pausenplatz im TurnhallegebĂ€ude. Unter dem grossen Vordach befindet sich der Haupteingang. Über diesen kommt man in das Foyer, mit der kleiner TeekĂŒche und Tresen, und dann in die Aula. Die Aula spannt sich zwischen Pausenplatz und Sporthalle auf und lĂ€sst sich mittels Falt-FensterwĂ€nden zu diesen öffnen. Durch die unabhĂ€ngige Lage entsteht ein interessanter Mehrzweckraum, welcher auch einfach durch Dritte ausserhalb des Schulbetriebs genutzt werden kann.

Turnhalle:
Die Sporthalle liegt unter einer grossen Dach, mit einer sichtbarer Konstruktion aus BrettschichtholztrĂ€ger, hinter der Aula und der Musikschule. Über das Foyer ist der TribĂŒnengang ebenerdig zugĂ€nglich und eine grosse Treppe erschliesst die Garderoben und weiteren RĂ€ume im Untergeschoss. Die Turnhalle ist in drei einfache Sporthallen unterteilbar und mittels TeleskoptribĂŒnen kann fĂŒr die grossen Spiele fĂŒr genĂŒgend Zuschauer Platz geschaffen werden! FĂŒr die Anlieferung der Turnhalle gibts eine Rampe ab der ObermĂ€ttelistrasse hinter der westlichen Stirnseite.


Aussenraum, Pausenplatz und SportplÀtze

Der nördliche Hauptzugang zum SchulgelÀnde verlÀuft ab dem Staffelnweg entlang der Westfassade des Schulhauses. Der Weg wird westseitig vom bestehenden Terrain begrenzt, welches als Blumenwiese mit einzelnen Föhrengruppen (inkl. der wunderschönen bestehenden Föhre) den nötigen Abstand zur ObermÀttelistrasse schafft.
Zwischen dem Schulhaus und der Turnhalle öffnet sich ein befestigter Platz mit einem Trinkbrunnen und einer Wasserpumpe als Zapfstelle. Die VordĂ€cher der Turnhalle dienen als gedeckte PausenflĂ€che. Auf der sĂŒdlichen LĂ€ngsseite der Turnhalle entseht ein zweiter Pausenplatz um zwei grosse freistehende BĂ€ume (Nussbaum und Linde) und wird sĂŒdlich durch das steil ansteigende, natĂŒrliche Terrain abgeschlossen.
Der sĂŒdseitige Zugang erfolgt von Parkierung auf dem bestehenden Plateau der alten Musikschule ĂŒber eine grosse Treppenanlage runter zum Pausenplatz. Der bestehende dichte Baumbestand im Hang wird grösstenteils belassen.

SĂŒdöstlich vom Schulhaus entsteht hinter dem neuen Kunstrasenfeld ein Spielplatz fĂŒr die KindergĂ€rten und einen Schulgarten. Der Kindergartenspielplatz hat unterschiedliche befestigte FlĂ€chen und zwei schöne MagnolienbĂ€ume. Im Schulgarten wird eine kleine Obstbaumschule mit pro specie rara-Sorten angelegt und zusĂ€tzlich gibt es einigen KrĂ€uter-, GemĂŒse und Blumenbeeten.

Der bestehende Allwetterplatz wird belassen, ebenso die noch intakte Laufbahn und die Weitsprunganlage. Auf der FlĂ€che des alten Rasenfeldes entsteht ein neues grosses Kunstrasenspielfeld, welches entlang der östlichen LĂ€ngsseite des Schulhauses von einer kleinen TribĂŒnenstufe begrenzt wird.


Nachhaltigkeit: Konstruktion

Mit der hier vorgeschlagenen Konstruktion werden alle Anforderungen an eine zukunftsweisende Bauweise erfĂŒllt. Die Konstruktion kann von mittelstĂ€ndigen Holzbauunternehmungen mit regionalem Holz ausgefĂŒhrt werden und ist brandschutztechnisch auf die geltende Brandschutznorm abgestellt.

Schulhaus:
FĂŒr das neue Schulhaus wird ein Holzsystembau vorgeschlagen, der sich um die zwei zentralen Erschliessungskerne in Massivbauweise anordnet. Anhand weniger und sehr einfachen Details, die auf einem klaren Raster aufbauen, erhĂ€lt die Bauherrschaft einen innovativen Holzbau, welcher höchste AnsprĂŒche betreffend der Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz, Komfort und FlexibilitĂ€t vereint. Dieser zukunftsweisende Holzbau besticht durch eine nachhaltige und ökologische Bauweise.

Turnhalle:
Auf das massive Untergeschoss wird ein eingeschossiger Holzbau gestellt. Das GebĂ€ude wird von einem leicht geneigten symmetrischen Satteldach ĂŒberspannt, welches an den LĂ€ngsfassaden auskragt.
Das Haupttragwerk bilden satteldachförmige Brettschichtholzbinder. DarĂŒber liegen gedĂ€mmte und schallabsorbierende Holzelemente als SekundĂ€rtragwerk, welches mit einem Blechdach verkleidet wird.
Die Binder ĂŒberspannen die Turnfelder und den Bereich der TribĂŒne um von dort aus einen freien Blick in die Halle zu gewĂ€hren. Auf der GebĂ€udelĂ€ngsseite auskragenden VordĂ€cher schĂŒtzen und beschatten die Fassade.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die stĂ€dtebauliche Setzung ist ĂŒberraschend einfach. Ein langes, nordsĂŒdverlaufendes Schulbauvolumen mit Flachdach und ein abgewinkelter Turnhallenbaukörper mit wenig geneigtem Satteldach formen zusammen einen strassenseitigen Freiraum und Pausenhof. SĂŒdlich gegen den Wald entsteht das der Natur zugewandte Pendant. Östlich wird mit dieser Volumensetzung eine maximal grosse FreiflĂ€che fĂŒr die SportplĂ€tze gewonnen.

Der schmale Zugang zum SchulgelĂ€nde geschieht aber hauptsĂ€chlich vom Staffelnweg her, verlĂ€uft etwas gar eingeengt zwischen Schulhaus, Schulhauseingang und Wiesenböschung, um sich erst vor der Turnhalle zum Pausenplatz auszuweiten. Mehrheitlich kommt fĂŒr den Aussenbereich ein grossflĂ€chig gerasterter Hartbelag zur Anwendung. Der Invalidenparkplatz ist direkt am Staffelnweg angeordnet, was verkehrstechnisch unzulĂ€nglich ist. Dort liegt auch die HĂ€lfte der VelostellplĂ€tze. Die andere HĂ€lfte sowie 27 ParkplĂ€tze befinden sich auf bestehendem Plateau im Wald. 20 temporĂ€re ParkplĂ€tze fehlen ganz.

Der viergeschossige Schulhausbaukörper nimmt alle Klassenzimmer auf und erschliesst sie mit zwei TreppenhĂ€usern sowie inneren Verbindungskorridoren. Die Anordnung der Bibliothek beim Hauptzugang der Schule im Erdgeschoss, in der NĂ€he der BetreuungsrĂ€ume wie auch die Lage des Kindergartens gegen SĂŒden mit eigenem Aussenraum ist in beiden FĂ€llen nachvollziehbar und sinnvoll. Der fassadenbegleitende Korridor im Erdgeschoss wĂ€re als Mittelgangerschliessung zwischen Verpflegungs- und Spielbereichen um Einiges vorteilhafter. In den Obergeschossen sind die Klassenzimmer in guter rĂ€umlicher Beziehung zueinander angeordnet. Die LehrerstĂŒtzpunkte sind im Treppenbereich aber zu dezentral und erlauben keine Übersicht ĂŒber die gemeinsame Mitte. Auch die Lage der WerkrĂ€ume im Untergeschoss und insbesondere deren Belichtung mit schalen LichtschĂ€chten vermag nicht zu ĂŒberzeugen; ebenso wenig deren Trennung zu den HandarbeitsrĂ€umen die sich im 2. Obergeschoss befinden. Im zweiten, niedrigeren Baukörper mit Satteldach befinden sich neben der Dreifachturnhalle auch die Musikzimmer und die Aula. Letztere öffnet sich zum Pausenplatz hin. Dabei dienen die DachvorsprĂŒnge als gedeckte Pausenbereiche. Die grosse Distanz zwischen den Musikzimmern und den nördlich gelegenen Betreuungsbereichen im Schulhaus wird als betrieblich ungĂŒnstig beurteilt.

Eine Aufstockung ĂŒber den gesamten Baukörper fĂŒr die zweite Bauetappe – auch wenn sie in reiner Holzbauweise rascher realisiert werden könnte - wird vor allem hinsichtlich der Störung des Schulbetriebs als gĂ€nzlich untaugliche Lösung beurteilt. Auch die Anordnung des Kindergartens im 1. Obergeschoss mit Aussentreppe ĂŒberzeugt fĂŒr die zweite Etappe nicht.

FĂŒr die Konstruktion wird eine Holzbauweise mit hohen BrettschichtholztrĂ€gern, Holz-Betonverbunddecken und HolzbaustĂ€ndern fĂŒr die AussenwĂ€nde gewĂ€hlt. Die mittig gesetzten HolzstĂŒtzen verengen die Korridore aber auf ganz unvorteilhafte Weise. Die Fassadengestaltung mit FensterbĂ€ndern und BrĂŒstungen, die zwischen Holzverkleidung und Faserbeton abwechseln, weist in der konstruktiven Direktheit wiederum durchaus schöne Momente auf.

Das Projekt arbeitet mit Holz- und kombinierten Holz-Betonkonstruktionen, die hinsichtlich Nachhaltigkeit gut abschneiden. Das Beibehalten von einzelnen Sportanlagen wirkt sich kostenmĂ€ssig positiv aus. Das Projekt weist trotz der kompakten Anordnung, aber wohl aufgrund der grossen, konstruktiv bedingten Raumhöhen eine ĂŒberdurchschnittlich hohe Kubatur auf.

Die Setzung der Baukörper und der frische, freche Flirt mit dem Profanen, der sich in poppig gemusterten Sonnenstoren, postmodernen dreieckigen Holzbalkonen oder OberlichthĂŒtchen zeigt, sind nicht ohne Charme. In der vertieften ÜberprĂŒfung zeigt das Projekt aber zu viele betriebliche MĂ€ngel, die weder akzeptierbar noch einfach korrigierbar sind.
9. Rang 10 / 10