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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2016

Neubau einer Dreifeld-Sporthalle

Perspektive Schulhof

Perspektive Schulhof

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

23-7architektur, greve weidemann

Architektur

Iker Lanvers Ingenieure

Tragwerksplanung

TIGEV Ingenieurgesellschaft mbh

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebaulicher Kontext

Das Grundstück der neuen Halle ist geprägt durch seine zentrale Lage von Friedland-Groß Schneen. Im Norden und Osten grenzt das Grundstück an die Carl-Friedrich-Gauß-Schule, im Süden und Westen an Siedlungsstrukturen mit Einfamilienhäusern. Die Schule fügt sich mit ausreichendem Abstand zu den kleinmaßstäblichen Siedlungsstrukturen ein. Das Gelände weist von Osten nach Westen ein Gefälle auf.



Urbane Strategie

Auf die besondere Lage des Grundstücks zwischen Siedlungsstruktur und Schulgebäude nimmt der Entwurf wie folgt Bezug. Ziel dieses Entwurfes ist eine maßstäbliche städtebauliche Einfügung des Neubaus zwischen Schulgebäude und Einfamilienhaus. Dessen Höhe sich an den bestehenden Traufhöhen der Einfamilienhäuser orientiert. Die über 8 m hohe Halle tritt zurück und wird durch die transluzente Fassade entmaterialisiert. Farbe und Leichtigkeit des Materials verschmelzen mit dem Himmel. Die vertikale Anordnung der Profilgläser unterstützt diesen Gedanken, während die horizontale schwere Steinfassade des umlaufenden Ringes geerdet wirkt.
Als Besonderheit erhält die Ostfassade am Schulhof im Eingangsbereich eine Glasfassade mit Sportler(innen) Motiven. Sportler unterschiedlichster Sportarten entlang der Glasfassade laden ein, sich am Sport zu beteiligen und vermittelt zusätzlich Maßstäblichkeit zwischen den Baukörpern der Halle und den Menschen. Dieses betrifft vor allem auch unsere kleinen Mitmenschen. Gleichzeitig bittet die Hülle Schutz vor Einblicken in die dahinterliegenden Räumlichkeiten der Umkleiden. Der Auftakt bildet die „Informationssäule“ und der Eingangsbereich.
Blickt man aus der Aula der Schule Richtung Sporthalle, so hat man eine direkte Blickbeziehung zum Eingangsbereich der neuen Dreifachsporthalle, aber das war beim vorherigen Entwurf schon nicht anders und gut gewählt. Ein Vordach schützt vor Regen, falls die Sportler noch warten müssen.
Der umlaufende Sockel des Gebäudes schafft den barrierefreien Zugang für Rollstuhlfahrer.



Räumliche Strategie

Vom Eingangsbereich gelangt man in den Vorbereich der Sporthalle, das Foyer. Hier hat der Hausmeister in seinen Räumlichkeiten alles im Blick. Der Küchen- und Ausgabenbereich liegt zentral mit Einblick in die Sporthalle.
Den unterschiedlichen Veranstaltungen entsprechend kann die Küche über Rolltore geschlossen werden. Über einen Erschließungsflur gelangt man zu den Umkleiden. Raum-Aufweitungen gliedern den Flur in der Tiefe und bieten Aufenthaltsqualität. Natürliches Licht gelangt über Oberlichter in den Flur. Folgt man der Treppe, befindet man sich auf einer Galerie mit Einblick in die Halle. Bei großen Veranstaltungen verwandelt sich die kleine Tribüne, durch ausfahren der Teleskoptribüne in eine große Tribüne.
Die Halle wird über das vorgenannte Band von Profilgläser ausreichend belichtet.
Profilgläser lassen sich problemlos ballwurfsicher herstellen. Der diffuse Lichteinfall der Glaselemente schafft optimale Lichtverhältnisse. Die Unterseite der Holzelementdecke bleibt sichtbar.
Die Kombination von Glas, Holz mit den übrigen Materialien bilden ein ausgewogenes Verhältnis und Wohlfühlatmosphäre.



Tragwerk

Das Gebäude gliedert sich in 3 wesentliche Tragwerkselemente. Der umlaufende Ring wird konventionell in Massivbauweise aus Stahlbeton und Kalksandstein bzw. Porenbetonstein erstellt. Der obere durchlässige Bereich der Halle wird von einer leichten Stahlkonstruktion gehalten. Den Abschluss bildet die Holzelementdecke (Fa. Kielsteg) mit einer Höhe von 80cm und Spannweite von 27m. Durch den Verzicht von zusätzlichen Trägern unterhalb der Decke kann die Höhe um mehr als 50% reduziert werden und spart zusätzlich Kosten. Leuchten können flächenbündig in Spannrichtung der Decke integriert werden. Die Hohlkammern können zur Führung von Installationen genutzt werden. Durch Verstärkung der Elemente können Punktlasten von z.B. Basketballkörben aufgenommen werden.


Schutzziele

Nach Versammlungsstättenverordnung erfüllt die Konstruktion der Halle nicht die notwendige Feuerwiderstandsklasse. Grundsätzlich ist aber das Schutzziel relevant. In Abstimmung mit der Feuerwehr konnte bei entsprechenden Vergleichsbauten die Konstruktion auf F30 abgemindert und das Schutzziel eingehalten werden.
Die Entrauchung und Wärmeabfuhr erfolgt über Schachtlüftung im Dach der Halle
Die profilierte Holzdecke verbessert den Raumschall. Der Trennvorhang kann in die bauseitige Öffnung der Elementdecke eingefahren werden und gleichzeitig wird der Schallschutz bei ausgefahrenem Zustand verbessert.



Technik und Energie

Die Zuluft der Sporthalle erfolgt über je 3 Weitwurfdüsen pro Unterteilung oberhalb der Geräteräume. Die Abluft wird im Bereich der Umkleiden abgesaugt.
Als Heizfläche werden der Estrich und der Schwingboden genutzt.
Eine Warmwasseraufbereitung über Solarthermie oberhalb des Daches ist sinnvoll, sofern nicht die Wärme über ein Blockheizkraftwerk mit Wärmerückkopplung eingespeist wird.
Die Entwässerungen der Dachflächen und die damit verbundenen problematischen Höhen der Kanäle unterhalb der Straße, werden wie vorgeschlagen über das Höhenniveau des umlaufenden Sockels gelöst.
Um die Zuverlässigkeit der Dachflächenentwässerung zu erhöhen wird mit 3% Gefälle geplant. Die Elementdecke erhält einen leichten Bogen, um die Durchbiegung zu berücksichtigen. Die Dämmebene wird über Abschottungen in Abschnitte unterteilt, um Undichtigkeiten einzugrenzen. Gut ausgeführte Flachdächer haben nach heutigem Stand der Technik die gleiche Zuverlässigkeit wie geneigte Dächer.
Alle Bauteile werden zur Reduzierung des Wärmebedarfs sinnvoll und wirtschaftlich gedämmt. Es werden überwiegend Dämmstoffe aus Steinwolle (Fassade) und Holzfasern (Dach) verwendet. Durch den Einbau von Profilglas mit tranzluzenter Wärmedämmung erzielt man bessere Dämmwerte als bei Dreifachisolierverglasungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser bieten in ihrem Entwurf eine vierseitig umbaute Sporthalle an. Dabei ist wesentliches städtebauliches Ziel die „maßstäblich städtebauliche Einfügung des Neubaus zwischen Schulbau und Einfamilienhaus“. Dazu orientiert er sich mit dem eingeschossigen umlaufenden Ring an der Traufhöhe der Nachbarbebauung. Die über 8 m hohe Halle springt als eingefügter Körper zurück. Die Leichtigkeit der Sporthalle als transparenter Glaskörper ist wesentliches architektonisches Prinzip. Die vertikale Anordnung der Profilgläser steht im gewollten Gegensatz zu dem umlaufenden Ring als schwere horizontale Kalksandstein/Stahlbeton- Konstruktion. Der „erdende“ Charakter der eingeschossigen Steinfassade steht im Kontrast zur leicht wirkenden Hallenkonstruktion. Gewollt ist eine klare architektonische Formensprache, die durch eine deutliche Linienführung und klar abgegrenzte Materialien sehr gelungen ist. Der Eingang zur Sporthalle korrespondiert gut mit dem gegenüberliegenden Schulhofeingang der Schule. Die überdachte Eingangssituation ist einladend gestaltet und funktional großzügig mit Teeküche und Hausmeisterloge. Alle Funktionen sind eingeschossig und damit barrierefrei und ohne Aufzug erreichbar. Die Flure zu den Umkleidekabinen werden aufgelockert durch Aufweitungen, z. T. belichtet durch Oberlichter. Eine Sichtverbindung nach außen ist durch das verglaste Flurende gewährleistet. Die Wege aus den Umkleiden in die Halle sind kurz und damit funktional. Die ausfahrbare Tribüne ist von oben und unten zu begehen. Das energetische Konzept ist durch ein Lüftungskonzept, Fußbodenheizung und Warmwasseraufbereitung angedeutet – wird aber nicht weiter ausgeführt. Das Konzept führt bei den Bauwerkskosten zu einer sehr wirtschaftlichen Lösung. Insgesamt besticht der vorliegende Entwurf durch eine durchdachte städtebauliche, architektonische funktionale und sehr wirtschaftliche Lösung hinsichtlich der gestellten Aufgabe. Dabei bietet er gleichzeitig eine sehr gute architektonische Formensprache, bei der die eingeschossige Klinkerfassade die gewollte Schwere der Ringkonstruktion gut in die Umgebung einfügt. Als Besonderheit des schlichten aber schönen Entwurfsgedankens ist besonders die vorgehängte Glaskonstruktion mit Sportlermotiven zu erwähnen. Sie sind der einzige „Luxus“, den sich der Entwurf leistet.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Konzepte

Konzepte

Grundriss EG u. OG 1:100

Grundriss EG u. OG 1:100

Ansichten 1:100

Ansichten 1:100

Schnitte 1:100

Schnitte 1:100

Perspektive Halleninnenraum

Perspektive Halleninnenraum