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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2016

Neubau einer Dreifeld-Sporthalle

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

SWS Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung / Entwurfsidee
Die städtebauliche Einbindung des Neubaus in das Gesamtensemble der Carl-Friedrich-Gauß-Schule ist über die Lage des zu ersetzenden Bestandsgebäudes grundsätzlich definiert.
Die veränderte Höhenlage im Gelände und das umfangreichere Raumprogramm verlangen jedoch eine neue Bewertung und Ausrichtung der Gebäudevolumen des Neubaus. Es wird vorgeschlagen das hohe Volumen der Halle nach Osten zum Schulhof und zum Schulgebäude zu orientieren und das niedrigere Volumen des eingeschossigen Nebenraumtrakts nach Westen in Richtung der hier anschließenden Wohnbebauung. Durch dieses Spiegeln der Funktionsbereiche Halle und Nebenräume kann der Maßstabssprung von der hohen Sporthalle zu den wesentlich niedrigeren Wohnhäusern bewerkstelligt und gleichzeitig der Grenzabstand zum westlich anschließenden Grundstück verringert werden. Diese Maßnahme ermöglicht es sowohl den Zugang von der Straße Am Kirschgarten, als auch die Schulhoffläche zwischen Halle und Schulgebäude zu verbreitern und damit den Schulhof zu vergrößern.
Zugleich entsteht damit ein gemeinsamer Vorplatz zwischen Schule und Sporthallenzugang mit eigener räumlicher Qualität, der auch den passenden Rahmen für die gewünschte temporäre Außennutzung (Schulfest, Vereinsfest etc.) darstellt. Der Zugang zur Sporthalle erfolgt über diesen Vorplatz und eine vorgelagerte, auf Hallenniveau liegende Terrasse. Eine Rampenanlage gewährleistet die barrierefreie Erschließung.

Innere Organisation
Die einzelnen Funktionsbereiche der Sporthalle werden alle vom Haupteingang aus über ein gemeinsames Foyer erschlossen. Von hier aus erfolgt der Zugang zu den Umkleideräumen, den Publikumstoiletten, der Zuschauertribüne und dem unmittelbar angrenzenden Gymnastikraum. Der gewünschte Einblick in die Halle, sowie im Bedarfsfall ein großzügig dimensionierte direkter Zugang in die Halle ist ebenfalls vom Foyer aus möglich. Durch das Öffnen der Trennwand zwischen Foyer und Gymnastikraum kann das Foyer bei Bedarf für entsprechende Veranstaltungen um die Fläche des Gymnastikraums erweitert werden.
Die für 300 Zuschauer ausgelegte Tribüne wird festinstalliert über den Geräteräumen angeordnet. Der Zugang erfolgt über eine Treppe und eine Aufzug vom Foyer aus. Zur Sicherstellung der erforderlichen Rettungswege wird eine zusätzliche zweite Treppe angeordnet, die unmittelbar ins Freie führt. Der geforderte Regieraum ist mittig in die oberen Tribünenränge eingebaut.
Der Umkleidebereich liegt hinter den Geräteräumen, er wird vom Foyer aus über einen von oben (Lichtdach) natürlich belichteten Mittelgang erschlossen. Der Zugang zu den 3 Hallenabschnitten erfolgt über 2 Stichgänge zwischen den Geräteräumen. Die Lehrerumkleiden sind jeweils den 3 Hallenfeldern zugeordnet. Sie liegen neben den Geräteräumen mit direkter Sichtverbindung in die Halle.
Die erforderliche Lüftungsanlage liegt über dem Tribünenbereich. Damit ist eine einfache und wirtschaftliche Führung der Zu- und Abluftkanäle sowohl zum Hallenraum jeweils zwischen den Fachwerkbindern, als auch zu den Umkleiden über senkrechte Schächte gewährleistet. Die Erschließung der Lüftungsanlage für Inspektion und Wartung erfolgt über die nach oben weitergeführte Treppenanlage des Tribünenzugangs.

Material- und Fassadenkonzept
Es wird vorgeschlagen die Sporthalle mit einer gemischten Konstruktion aus Massivbau und Holzskelettbau zu errichten. Der Massivbau bildet dabei einen massiven, nachhaltig robusten „Sockel“, der das Gebäude im Gelände verortet und mit Bezug auf die Materialität der Nachbargebäude in die Umgebung einbindet.
Über dem massiven Sockel wird ein Holzskelett errichtet auf dem die weitgespannten, hölzernen Fachwerkbinder des Dachtragwerks aufliegen. Das Dach wird mit einer Pultneigung von 1,7° und einer Deckung aus Kalzip Alu-Blechbahnen ausgebildet. Die Dämmung von Außenhülle und Dach erfolgt mit mineralischen Dämmstoffen. Im Bereich der Fachwerkbinder wird das Holzskelett zur geschlossenen, gedämmten Hülle mit außen- und innenseitiger Beplankung aus Holzwerkstoffplatten. Zwischen Dachtragwerk und Massivsockel liegt ein umlaufendes Fensterband zur gleichmäßigen natürlichen Belichtung des Hallenraums.
Die Dreifeldhalle zeigt sich damit nach außen mit einer dreiteiligen Fassade. Einer unteren geschlossenen massiven Außenwand mit einer Vorsatzschale aus Sichtmauerwerk, einem darüber liegenden 3-seitig umlaufenden Lichtband und einer opaken hölzernen Außenhülle im Bereich des Dachtragwerks. Als äußerer Witterungs- und Sonnenschutz liegt eine transluzente Schicht aus lichtlenkenden Stegplatten vor der Holzkonstruktion und den Fenstern.
Diese aus dem Hallenbereich entwickelte Materialität wird im Bereich der Umkleiden und beim Gymnastikraum entsprechend weitergeführt, so dass ein schlüssiges Material- und Fassadenkonzept für das Gesamtgebäude entsteht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser erzeugen mit den aus einem Ziegelsockel aufragenden gläsernen Sporthallen- und Gymnastikraumkörpern einen angenehm zurückhaltenden, sich in die Dimension des Umfeldes gut einfügenden Beitrag. Der Gegensatz von irdenem Backstein und gläsernen Aufbauten schafft einen spannungsvollen Gegensatz von Schwere und Leichtigkeit. Durch die geschickte Anordnung des eingeschossigen Umkleide- und Nebenraumbereiches auf der Westseite gelingt dem Entwurf ein maßstäblicher Übergang zur hier angrenzenden kleinteiligen Bebauung. Der richtig zur Schule ausgerichtete zurückgesetzte Eingang im Norden generiert eine gut proportionierte und wohltuende Pausenhoferweiterung, die dem Gegenüber zur Schule die Enge nimmt. Das Raumprogramm ist vollständig untergebracht und gut organisiert. Besonders positiv wird die Anordnung des Gymnastikraumes direkt an das Foyer angrenzend und die damit verbundene Möglichkeit der Zusammenschaltung von Foyer und Gymnastikraum bewertet. Durch ein Blickfenster aus dem Foyer in die Landschaft wird eine sehr angenehme Eingangssituation mit einem hellen, lichtdurchfluteten Raum geschaffen. Auch die optische Verbindung in den Hallenraum wird begrüßt. Die Erschließung der über den Geräteräumen angeordneten Tribüne einseitig aus dem Foyer heraus erscheint jedoch als zu beengt. Hier ist besonders die Anordnung des Aufzuges auf der Tribüne wenig funktional. Die 2. Treppe im Süden fungiert nur als Rettungsweg und vermag den Mangel nicht zu kompensieren. Die Lüftungszentrale oberhalb der Tribüne in der Konstruktionsebene des Hallendaches ist gut disponiert. Die Auskömmlichkeit der angesetzten Fläche bleibt nachzuweisen. Die kompakte Gebäudeform mit ihrer in Teilen zweischichtigen Fassade aus 3-fach Stegplatten und Isolierglasfassade scheint in Verbindung mit der Solarwärmeanlage zur Unterstützung der Fernwärmeheizung gut geeignet die energetischen Vorgaben zu erreichen. Die Baukosten liegen knapp unter dem Mittelwert aller Teilnehmerarbeiten. Die Arbeit stellt mit ihrer einfachen und klaren Ausformulierung eine gelungene Lösung für die gestellte Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Entwurfsidee + Funktionsbereiche

Entwurfsidee + Funktionsbereiche

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Ostansicht

Ostansicht

Südansicht

Südansicht

Nordansicht

Nordansicht

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt