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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2016

Neubau der Feuer- und Rettungswache Igstadt

2. Preis

Tiemann-Petri Koch Planungsgesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Der Neubau der Feuer- und Rettungswache Wiesbaden-Igstadt gruppiert sich in Form eines gegliederten Ensembles um einen Hof und nimmt so das Thema der ortsprägenden traditionellen Bauernhöfe auf. Die Hofform sorgt auf einfache Art für einen guten Schallschutz gegenüber der westlichen und südwestlichen Wohnnutzung.
Die Gliederung des Ensembles lässt die drei Nutzungseinheiten erkennen, die entsprechend ihrer Frequenz angeordnet sind. Die Berufsfeuerwehr als Hauptnutzung flankiert den zentralen Hof. Die Freiwillige Feuerwehr gliedert sich nach Süden an und schließt den Hof ab. Die Rettungswache bildet einen Kopf direkt an der Nordenstadter Straße mit unmittelbarer, kurzer Ausfahrt.
Durch die markante und selbstbewusste Form entsteht am Ortseingang ein Merkzeichen, das der Bedeutung der Institution entspricht.

Erschließung
Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr erhalten eine Alarmausfahrt, die vom Hof auf die Nordenstadter Straße führt. Sie wird ergänzt durch die kurze Alarmausfahrt für den Rettungsdienst.
Die Rückkehr der Feuerwehr ist über eine südöstlich verlaufende Umfahrung des Blocks geplant, dadurch wird eine Überlagerung von Ausfahrt und Einfahrt vermieden.
Die Parkierung ist in Form von eingegrünten Parkstreifen entlang der Grundstücksgrenzen organisiert, die PKW-Zufahrten liegen dadurch in seitlicher Position, die mittige Alarmausfahrt bleibt ungestört.

Die Berufsfeuerwehr erhält einen gut auffindbaren Eingang an der Nordenstadter Straße. Große, rote Ziffern – 112 – markieren Eingang und Präsenz der Feuerwehr. Freiwillige Feuerwehr und Rettungsdienst werden über separate Zugänge erreicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung ist durch Klarheit und Sensibilität gleichermaßen geprägt. Klar und prägnant ist das Zusammenspiel der orthogonalen Grundstruktur und der beiden additiven – diagonal angefügten – Baukörper, die das schwierige rautenförmige Grundstück optimal arrondieren.
Als gelungen ist die geschaffene Raumfolge zu bewerten, die durch eine präzise Setzung sowie ein geschickt gegliedertes Volumen, und somit dem Ort angepasst ist. So erzeugt der an der Straße platzierte Baukörper des Rettungsdienstes einen weithin erkennbaren Stadteingang. Im Zusammenspiel mit dem Gebäudevolumen des Hauptbaukörpers entsteht ein schöner, begrünter Eingangsplatz. Der Baukörper der Freiwilligen Feuerwehr besetzt folgerichtig die Grundstücksfläche im Südosten. Die Anordnung des Rettungsdienstes unmittelbar an der Straße erzeugt eine optimale Funktionalität für die häufig ausrückenden Rettungsfahrzeuge und eine repräsentative Adresse für den Eingang der Berufsfeuerwehr. Die Räume der Freiwilligen Feuerwehr werden ebenso vom erschlossen.
Aus funktionalen und schallschutztechnischen Gründen werden sowohl die Fahrzeughallen der Berufsfeuerwehr als auch der Freiwilligen Feuerwehr vom gut proportionierten Innenhof erschlossen. Der zentral positionierte Übungsturm erlaubt in diesem Bereich zusätzliche und gut geschützte Übungsflächen.

Die Funktionalität des Entwurfs ist aus Sicht der Nutzer sehr gut. Alle dienenden Räume sind stimmig organisiert und in einem geschlossenen, ringförmigen System im Obergeschoss angeordnet. Die Ruheräume orientieren sich zur ruhigen Landschaft, innovativ ausgebildete Bettenspinde sind ihnen vorgelagert. Die Sporthalle, der Trainingsraum und das schöne Angebot einer nach Süden orientierten Trainingsterrasse – ebenso am Ringflur gelegen – unterstreichen die hohe Funktionalität und die Kompaktheit des Entwurfs. Der innenräumlichen Funktionalität entspricht auch die Qualität der äußeren Fahrwege: Diese sind für die jeweiligen Einsatzfahrzeuge logisch getrennt, Behinderungen durch zurückkehrende Fahrzeuge gibt es nicht. Lediglich die Anordnung der Stellplätze wird kritisch beurteilt, denn die im Westen des Gebäudes liegenden Parkplätze würden zu Lärmbelastungen der Nachbarn führen. Der kompakte Baukörper, seine klare Grundrissstruktur und das einfache konstruktive Gefüge versprechen eine wirtschaftliche Umsetzung des Entwurfs, die Kompaktheit zudem Energieeffizenz und Nachhaltigkeit im Betrieb.

Die gewählte Materialität – rau geschalter Sichtbeton mit Holzfenstern und Holzlamellenflächen – entspricht sowohl dem Ort am Übergang zur Landschaft als auch der Bauaufgabe. Gleichzeitig wird die ruppige Erscheinung der naturrauen Fassadenflächen dem Gebäude einen eigenen kraftvollen Ausdruck verleihen.

Insgesamt ist die Arbeit städtebaulich und typologisch ein gelungener Beitrag für die komplexe Bauaufgabe auf einem nicht einfachen Grundstück.