modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 04/2016

Neubau Werkhof und Verwaltungsgebäude Forsthaus Bern

Visualisierung an der Hauptkreuzung

Visualisierung an der Hauptkreuzung

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Müller & Truniger Architekten

Architektur

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Bauphysik, Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Denkgebäude AG

TGA-Fachplanung

Andreas Akeret Baumanagement GmbH

Projektsteuerung

Kontextplan

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Werkhof Verwaltung Forsthaus Bern

Ein Hybrid aus Werkhof und Verwaltungsbau, ein Hybrid aus Beton und Holz und ein Hybrid aus Fladen und Turm.

In seiner städtebaulichen Setzung übernimmt der Hochbau die Orthogonalität des Forsthausareals, der Sockelbau vermittelt zwischen der etablierten Bebauungsstruktur und der Geometrie der angrenzenden Hauptstrassen. An der Kreuzung von Murtenstrasse und dem Autobahnzubringer Forsthaus ragt ein markanter Turm in die Höhe – zusammen mit dem diagonal gegenüber liegenden Bau der Uni Bern bildet dieser ein spannungsvolles und angemessenes Tor zur Stadt Bern.
Adresse und Haupteingang befinden sich an der Murtenstrasse. Das Bauhaus tritt hier als neutrales Geschäftshaus in Erscheinung. Ein Geländesprung trennt den der Stadt zugewandten Publikumsbereich vom Werkhofareal und erlaubt die Wege der verschiedenen Nutzer zu entflechten.
Die Zusammenfassung von Werkhof und Bauhaus stellt komplexe Anforderungen an die Organisation. Unterschiedliche Nutzungen sollen so zueinander gefügt werden, dass Synnergien genutzt werden und gegenseitiges Stören möglichst ausgeschlossen wird. Das Projekt meistert diese Herausforderung, indem ein Geländesprung geschicht zur Organisation der wichtigsten Gebäudezugänge genutzt wird: der Zugang zum Bauhaus orientiert sich zur Stadt hin, die Zufahrt zum Werkhof erfolgt von der Rückseite.
Die Struktur des Gebäudes bietet ideale Voraussetzungen für die Nutzungsflexibilität. Bereits der neutrale Hauptzugang ermöglicht jetzt und in Zukunft eine freie Mischung verschiedener Nutzungen. Der Kern des Hochbaus mit Vertikalerschliessung und Technikräumen ist von einer frei unterteilbaren Raumschicht umgeben, deren Raumtiefe zwischen 5 und 7 Metern variieren und eine hohe Flexibilität für verschiedene Arbeitsplatzmodelle bieten kann.

Projektwettbewerb 1. Stufe 2014, 2. Stufe 2016, 2. Preis, 2. Rang
Auftraggeber: Hochbau Stadt Bern, Präsidialdirektion

Ingenieur: Dr, H.P. Kaiser,m Fribourg
Holzbauing, Bauphysik: Pirmin Jung GmbH, Rain
Landschaftsarchitekt: Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur
HLKSE-Ingenieur: Denkgebäude, Winterthur
Verkehrsplaner: Kontextplan, Bern

Beurteilung durch das Preisgericht

UNIMOG
Das Gebäude besteht aus einer städtebaulichen Figur, welche sich aus einer Volumenkomposition von Sockel und Turm zusammensetzt. Der dreigeschossige Sockelbau folgt mit seiner verzogenen Geometrie der Parzellenform und dem Strassenverlauf. Der Hochbau weist dreizehn Geschosse auf und ist an den südlichsten Rand der Parzelle gesetzt. Der Turm ruht auf dem Boden und verschleift sich mit dem Sockelkörper. Mit seiner orthogonalen Struktur bezieht sich das Hochhaus auf die angrenzenden Bauten der Kehrichtverbrennungsanlage und der Feuerwehr. Die Verfasser möchten mit dem Turm einen markanten städtebaulichen Abschluss auf dem Forsthausareal bilden, was aufgrund seiner Dimension jedoch nur bedingt gelingt. Die Bezugnahme zum diagonal gegenüberliegenden zukünftigen Hochbau der Universität Bern ist überzeugender, da die beiden Volumen hinsichtlich Massstäblichkeit und Körnung verwandt sind.

Das Gebäude steht an einem im Verhältnis zur Grösse des Turms knapp bemessenen und karg gestalteten Vorplatz. Es ist aus der Sicht der Jury fraglich, ob die Ruderalvegetationsfelder und die prägnant gesetzte Betonschale, die der Retention dient und nicht immer attraktiv aussehen wird, dem zentralen Ankunftsort den notwendigen repräsentativen Auftritt verschaffen können. Man betritt den Sockelbau über ein zentrales Eingangsportal, welches im Verhältnis zur Grösse und Bedeutung des Gebäudes zu klein erscheint. Das Sockelgeschoss ist mit zu vielen Nebennutzungen belegt und daher weder einladend noch offen gestaltet. Der Empfangsbereich erstreckt sich über drei Geschosse und ist grosszügig ausformuliert. Durch die seitlich angeordnete Lage verliert die Lobby jedoch die ihr zugedachte Bedeutung. Über eine räumlich ansprechend inszenierte Kaskadentreppe gelangt man auf die öffentliche Ebene, auf welcher sich die Mensa/Cafeteria sowie die Ausstellungs- und Sitzungsräume befinden. Diese gruppieren sich um einen zentralen Innenhof, welcher sein räumliches Potenzial jedoch nicht voll ausschöpfen kann, da er mancherorts durch Gänge und abgeschlossene Räume verbaut wird. Als einziger Aufenthaltsbereich für alle im Gebäude arbeitenden Personen ist auch dieser Bereich atmosphärisch karg ausgefallen.

Die Sockelgeschosse werden über zwei dezentral gelegene Treppenhäuser erschlossen. Die vertikale Erschliessung des Büroturms erfolgt über einen zentralen Treppenhaus- und Liftkern. Die Bürogeschosse sind sehr effizient und flexibel organisiert und lassen verschiedene Arbeitsplatzmodelle zu. Der Werkhof erstreckt sich über drei Geschosse. Im Erdgeschoss befinden sich die Garagenplätze sowie die Werkstätten, und im Zwischengeschoss sind die Büros untergebracht. Die nötigen Parkplätze und Lagerräume befinden sich in den Untergeschossen.

Die Fassade besteht aus einer vorfabrizierten Holzelementbauweise. Sie setzt sich aus einem Gefüge von vertikalen und horizontalen Faserzementprofilen zusammen. Diese werden abwechselnd mit Blindfüllungen aus Welleternit oder transparenten Fensterteilen ausgefacht. Durchgehende Sturz- und Brüstungselemente aus Welleternitplatten strukturieren die Fassade zusätzlich horizontal. Eine Ausnahme bildet das dritte Geschoss im Sockelbau, wo sich das sogenannte «Piano Nobile» befindet. In diesem öffentlichen Bereich wird die Rastereinteilung bewusst geöffnet und durchlässiger gemacht. Die Idee, den Sockel und den Turm mit einer durchgehenden Fassadenstruktur zu vermählen und dabei eine Balance zwischen Effizienz (Werkhof) und Eleganz (Bauhaus) zu suchen, stellt einen interessanten Ansatz dar. Leider vermag die Umsetzung nicht in allen Teilen zu überzeugen.

Mit der gewählten Gebäudegeometrie wird die Arealfläche optimal ausgenutzt. Die Raumorganisation funktioniert aus betrieblicher Sicht bis auf einige wenige Details sehr gut. Die Fahrgasse ist überdacht und bietet den nötigen Wetterschutz, jedoch scheint die Belichtung des Durchfahrtsbereiches nicht ausreichend. Die Berücksichtigung der betrieblichen Beziehungen Werkstatt – Garderoben – Büros sind ideal, die Lage der Salzsilos hingegen ist nicht optimal. Das Befüllen von zwei Winterdienstfahrzeugen wäre in dieser Form nicht möglich.

Als Konstruktion wird eine Hybridbauweise vorgeschlagen. Das Sockelgeschoss besteht aus einem konventionellen Massivbau und wird betoniert, und das Hochhaus wird in einer vorfabrizierten Holzbauweise erstellt. Das Gebäude ist strukturell klar aufgebaut, die Spannweiten sind nachvollziehbar, und der Bau weist genügend stabilisierende Elemente auf. Die Konstruktion in Holz müsste noch genau geprüft werden, da eine reine Holzbauweise im Hochhausbau sehr aufwändig und kostenintensiv ist. Die kostenrelevanten Geschossflächen liegen zwar im Durchschnitt, werden aber durch das hohe Gebäudevolumen relativiert. Der tiefe Anteil an transparenten Flächen wirkt sich positiv auf die Gesamtkosten aus, welche im Mittel aller Projekte liegen.

Das Gebäudetechnikkonzept ist nachvollziehbar und überzeugt im Grundsatz. Der Leerraum zwischen den Unterzügen kann jedoch nur bedingt für Installationen benützt werden, da die Leitungen nur in einer Richtung geführt werden können. Zudem fehlt dem Leichtbau die Masse, um den sommerlichen Wärmeschutz zu erfüllen. Insgesamt kann das Projekt jedoch die gestellten Anforderungen an Minergie-P-ECO erreichen.

Das Projekt weist einzelne Brandschutzmängel auf, welche jedoch durch planerische Änderungen korrigiert werden könnten. Ein zentraler Punkt ist die Holzbaukonstruktion des Hochhauses, welche mit der Fachstelle Brandschutz auf seine grundsätzliche Machbarkeit hin überprüft werden müsste.

Die Verkehrsführung ist gut gelöst, und die Untergeschosse sind mit einer doppelspurigen Rampe gut erschlossen. Oberirdisch wird der Verkehr im Gegenuhrzeigersinn durch den Werkhof geführt. Die Parkplätze für die Personenwagen (inkl. Besuchende) befinden sich auf beiden Untergeschossen und sind gut organisiert. Die Lastwagen können die Rampe nur einspurig benutzen, was die Führung über eine Lichtsignalanlage nötig macht. Die Velofahrer werden über eine normgerechte Rampe in die unterirdische Velostation geführt. Die Anordnung der Veloabstellplätze im Eingangsgeschoss müsste hinsichtlich der Lage und Organisation jedoch noch optimiert werden.

Die in der ersten Runde vorgeschlagene Volumenkomposition, bestehend aus einem Sockel und Turm, erachtete die Jury als einen städtebaulichen Ansatz mit grossem Entwicklungspotenzial. Die nun vorgeschlagene Verschmelzung der beiden unterschiedlichen Gebäudegeometrien überzeugt leider nicht mehr in allen Punkten. Die Jury hätte sich eine klare Antwort auf die Frage, ob der Turm auf dem Sockel ruht oder neben dem Sockel steht, gewünscht. Zudem wirkt die Setzung des Gebäudes im Zusammenhang mit dem Vorplatz nicht stimmig. Der Baukörper verliert an Grosszügigkeit und Eleganz, was auch in der Beurteilung des Hochhauses durch das Q-Team entsprechend bemerkt wurde.

In der Gesamtbetrachtung handelt es sich trotz allem um einen architektonisch interessanten und konstruktiv innovativen Projektbeitrag mit grossen betrieblichen Stärken, der städtebaulich jedoch nicht zu überzeugen vermag.
Visualisierung Murtenstrasse

Visualisierung Murtenstrasse

Eingangshalle

Eingangshalle

Situation

Situation