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Offener Wettbewerb | 04/2016

Neubau Werkhof und Verwaltungsgebäude Forsthaus Bern

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Itten+Brechbühl AG

Architektur

w+s Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Ernst Basler + Partner

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung, Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

SYNERGIE
Die Verfassenden entwickeln ihre städtebauliche Konzeption in der ersten Bearbeitungsstufe aus der Organisation eines guten Werkhofs und der Zugehörigkeit der Anlage zu den Infrastrukturbauten des Feuerwehrstützpunktes und der KVA. Die Gliederung des Baukörpers generiert sich aus der Organisation des Werkhofes mit der Ausbildung einer inneren Fahrgasse und der Zuordnung der Büroräume mit eigener Adresse zur südlichen Murtenstrasse hin. So lassen sich auch die Aussenparkplätze in der näheren Umgebung angemessen zuordnen. In dieser ausgewogenen Komposition liegender und stehender Volumen werden auch die Silos als vertikaler Akzent gut integriert. In der zweiten Bearbeitungsstufe wird die Raumanordnung und Gliederung des Areals weiterentwickelt. Das bedeutend grössere Gebäude wird wieder als Verschränkung unterschiedlicher Baukörper konzipiert, die sich um den zentralen Lichthof anordnen. Der achtgeschossige Kopfbereich entfaltet zur Stadt hin eine ortsbaulich sinnvolle Präsenz. Hingegen erscheinen die angrenzenden vier- bis sechsgeschossigen Baukörper gegenüber dem Kopfbau zu kräftig. Sie schwächen dessen Präsenz und können zum niedrigeren Feuerwehrgebäude keinen guten räumlichen Übergang schaffen.

Dank der guten Organisation werden an der Murtenstrasse eine angemessene Adresse und eine einladende Eingangssituation geschaffen. Bedauerlich ist jedoch, dass es nicht gelingt, den Vorplatz wirklich frei von Verkehr und Parkplätzen zu halten; das Potenzial des Ortes scheint noch nicht optimal ausgeschöpft zu sein. Eine willkommene Geste ist das Angebot der südwestorientierten Terrasse vor der Kantine. Hingegen wird die Möglichkeit, Dachflächen in den oberen Geschossen als Freiräume für die Mitarbeitenden auszuarbeiten, nicht genutzt. Durch die klare Organisation im Erdgeschoss gelingt es, eine differenzierte Raumanordnung des Werkhofes anzubieten. Ortsbaulich sehr verständlich und angemessen ist die Trennung in den nördlichen Werkhofbereich mit innerer Fahrgasse und den im Süden zur Murtenstrasse hin angeordneten Kopfbau. Dank dem Vorplatz entsteht grundsätzlich eine eigenständige Eingangssituation, und die erwünschte Adressbildung kann erzeugt werden. Der über zwei Treppenläufe führende Eingang bis zum Empfang im ersten Obergeschoss ist noch verhalten und könnte repräsentativer ausgebildet sein. Attraktiv ist die in diesem Geschoss angeordnete Mensa, welche vermittelnd zwischen beiden Hauptnutzungen sehr gut funktioniert. Unverständlich ist die Anordnung der Garderoben und Lagerräume des Werkhofs auf dem zweiten Obergeschoss. Die räumliche Verschränkung der beiden Hauptnutzungen ist anregend. Die Gebäudetiefe der Bürogeschosse erlaubt sowohl eine zweibündige als auch eine dreibündige Organisation der Bürolandschaft.

Die Fassaden sind durch die geschossweise Stapelung breiter Pfeiler und ähnlich hoher Brüstungen geprägt, welche ausgewogene Proportionen der Öffnungen ergeben. Die Pfeiler entsprechen den inneren Tragpfeilern, während der Brüstungsbereich im Innern für die Anordnung der Medien genutzt wird. Die äusseren Verkleidungselemente sind als winkelförmige, glasfaserarmierte Betonelemente gefertigt und erzeugen eine robuste, unterhaltsarme Fassadenkonstruktion.

Aus Sicht des Betriebs handelt es sich um ein gutes Projekt, welches durch die gewählte Anordnung im Erdgeschoss leider etwas an Fläche verliert. Die Rampe zu den Untergeschossen ist doppelspurig befahrbar und sorgt für eine optimale Erschliessung. Die Salzsilos sind sehr gut platziert. Die gewählte Anordnung der vier Ausgabestellen lässt eine flexible Befüllung nach unterschiedlichen Fahrzeugtypen zu. Die Terrasse des Aufenthaltsbereichs ist gegen die Aussenseite gerichtet und damit nicht in einem Innenhof gefangen. Nicht optimal sind die zweigeteilte Schlosserei sowie die teilweise nicht überdachte Durchfahrt. Die Garderoben im 2. Obergeschoss verursachen für die Mitarbeitenden im Innern des Gebäudes lange Wege. Zudem sind die betrieblichen Büros vom Haupteingang weit weg und unbequem zu erreichen.

Das Projekt ist als konventioneller Massivbau mit einer klaren und guten Tragstruktur konzipiert. Es sind genügend stabilisierende Elemente vorgesehen, Spannweiten und Materialisierung sind nachvollziehbar. Etwas ungünstig in Bezug auf die Stabilisierung ist das Zusammenhängen verschieden hoher Gebäudeflügel. Der im Vergleich geringere Anteil an transparenter Fassade und eine günstige Fassadenkonstruktion wirken sich positiv auf die Gesamtkosten aus, welche im Vergleich aller Projekte leicht unterdurchschnittlich zu bewerten sind.

Das Gebäudetechnikkonzept verfolgt einen innovativen Ansatz mit hohem Detaillierungsgrad. Der sommerliche Wärmeschutz, beziehungsweise die rein adiabatisch vorgesehene Kühlung wirft noch Fragen auf. Die Erfüllbarkeit von Minergie-P-ECO scheint gegeben. Eine Aussage zur energetischen Einbindung der Fahrzeughalle fehlt. Das Projekt weist betreffend Brandschutz einige Mängel auf, welche jedoch durch planerische Änderungen korrigiert werden könnten.

Die oberirdische Erschliessung ist direkt und die Parkierung der Lastwagen konfliktarm gelöst. Die Besucherparkplätze sind nur über die Lastwagenzufahrt erreichbar. Die Rampe ins Untergeschoss ist für ein sicheres Kreuzen von Lastwagen ausgelegt. Die Parkierung ist auf zwei Untergeschossen gut gelöst. Das Rampengefälle ist für die Veloabstellplätze im Untergeschoss zu gross und die Zufahrt gefährlich. Die Fussverkehrserschliessung ist konfliktarm organisiert.

Der Vorschlag überzeugt in allen Bearbeitungsstufen durch eine gute Organisation des Werkhofes und in der zweiten Stufe durch eine gute stadträumliche Präsenz. Die Proportionierung des Gebäudes im nördlichen Bereich und die Einordnung ins Gesamtareal hingegen überzeugen weniger. In der räumlichen Organisation wie in der architektonischen Gestaltung zeigen sich nur wenige Mängel. Insgesamt handelt es sich um einen guten Projektvorschlag.