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Offener, zweiphasiger städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb | 06/2016

Schumacher-Quartier

Lageplan, © BERND ALBERS

Lageplan, © BERND ALBERS

Anerkennung

Preisgeld: 8.700 EUR

BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

DER GARTEN ALS STADT – DIE STADT ALS GARTEN

STADT.POTENTIALE
In der Berliner Stadtbautradition finden wir hervorragende Beispiele für die Potentiale städtischen Wachstums: die Stadterweiterungen der Gründerzeit, mit ihrer baulichen, funktionalen wie atmosphärischen Dichte prägen bis heute das Bild Berlins innerhalb des S-Bahnringes, der Reformwohnungsbau mit den homogenen genossenschaftlichen Großblöcken und gärtnerischen Höfen steht für die Stadterweiterungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und das Programm des Siedlungsbaus der 1920-er Jahre besticht bis heute durch seine Idee, am Stadtrand die grüne Stadt als Siedlung zu schaffen.

STADT.WACHSTUM
Die jüngere Geschichte dagegen ist davon geprägt, die Innenstadt als Wohnort wieder zu gewinnen. Durch die andauernde Kritik an den Resultaten modernen Städtebaus erleben wir derzeit eine neue Wertschätzung traditioneller Stadträume. Das Schumacher-Quartier bietet Berlin ideale Voraussetzungen für eine exemplarische Antwort auf die aktuellen Herausforderungen einer wachsenden Stadt.

STADT.RÄUME
Neben der Wiedergewinnung öffentlicher Stadträume wollen wir auch die Qualitäten der durchgrünten Stadt nicht missen. Zugleich benötigen wir ein räumliches Konzept für die Differenz zwischen öffentlichen und privaten Freiräumen. Die Straßen werden wir als öffentliche Räume neu be- und erlebbar machen, sie werden also eine zentrale Rolle spielen. Die neuen Plätze, Gärten und Boulevards werden wir freier bespielen und vielfältiger nutzen: mit anderen Worten, wir wollen die Raumqualitäten der traditionellen Stadttypologie adaptiert und sie zugleich programmatisch neu bespielen.

STADT.ORT
In der Planungs- und Baupraxis der letzten Jahrzehnten ist auch Berlin zum Schauplatz für einen urbanistischen turn geworden. Daher bietet das ehemalige Flughafenareal im Übergang zur bestehenden Stadttextur ideale Voraussetzungen für die Synthese moderner Stadt- resp. Lebensvorstellungen mit bewährten Raumtypologien.


STADT.IDEE
Das zentrale Motiv des neuen Schumacher-Quartiers stellt die Verbindung zwischen Kurt-Schumacher-Platz und ehemaligem Flughafenareal durch ein von grünen Stadträumen geprägtes Stadtquartier mit 5-geschossiger Bebauung dar. Vom Kurt-Schumacher-Platz kommend bietet eine Folge grüner Stadtplätze den Übergang zum Boulevard.

STADT.BOULEVARD
Die grüne Achse nach Vorbild der Palmaille ist ein linearer Grünraum mit vielartiger Baumpflanzung, der sich durch das gesamte Quartier zieht. Im dem bandartiger Freiraum werden viele Angebote für mobile oder stationäre Nutzungen geboten; Spielplätze, Petanque-Felder und kleine Platzsituationen sind in den Rändern eingebunden. Der durchgehende Weg bietet Platz zum Flanieren und eignet sich als Joggingroute. Zum offenen Landschaftsraum des Tegeler Feldes hin wird die Gestaltung weniger urban und freier in der Form.

STADT.PARK
Der grüne Stadtplatz bildet mit dem Schulcampus und den Handelsnutzungen in den angrenzenden Blöcken das räumliche Zentrum des neuen Stadtquartiers. Die Quartiersmitte ist im Stil eines Volksparks als weite Rasenfläche geplant und von einem vielartigen Gehölzkörper gerahmt. Die offene Mitte bietet Platz für individuelles Spiel oder Sport in kleinen Gruppen, sie ist auch für größere Festlichkeiten der Bewohner und ihrer Besucher bestens geeignet. Das Konzept sieht vor, die Grünfläche entsprechend der Intensität ihrer Nutzung durch die Bewohner, Schüler und Passanten als Rasen zu pflegen, der Rest der Fläche wird als Blumenwiese angelegt. Die reversible Extensivierung des Unterhaltes kann auf die Nutzung abgestimmt werden und bietet einen hochwertigen ökologischen Ausgleich.

STADT.GÄRTEN
Die Stadtgärten sind direkt den Wohnbereichen zugeordnet. Die heckengefassten und dicht baumbestandenen Freiflächen bieten vielfältiges Spielangebot und laden mit individueller Möblierung zum Aufenthalt ein. Drei der Kindertagesstätten sind in diese Stadt.Gärten eingebunden.

STADT.BÄUME
Die Verkehrswege und Straßen sind typologisch geordnet. Die verschiedenen Baumtypologien verbinden sich über die Eckpunkten der Straßenkreuzungen. Dort werden die Baumreihen größerer Straßenräume mit den Baumarten kleinerer Straßen durchsetzt. Eine Überschneidung der Systeme, die jeweils kleinere Straßen beim Durchfahren der größeren Achsen anzeigt und so die Orientierung erleichtert.

SCHUL.CAMPUS
Der Schul.Campus bietet Platz für die beiden Schulen, deren Freiflächen und die Sporthallen. Zum Stadt.Park stellt sich die integrierte Sekundarschule als prominentes öffentliches Gebäude dar. Als 1.Adresse am Platz wie auch als westlicher Abschluss des Boulevards unterstreicht sie die besondere Bedeutung der Schule für das gesamte Quartier. Die 4-zügige Grundschule liegt am westlichen Boulevard im Übergang zum Tegeler Feld.

HOF.RÄUME
Die Räume in den privaten Wohnhöfen ergänzen das Angebot öffentlicher Freiräume im Schumacher-Quartier. Die möglichst hohe Differenzierung der Hofbereiche wird im Zusammenhang mit der Struktur der Bauherren ganz selbstverständlich entstehen. So ist eine gärtnerische Gestaltung als grüner Gemeinschaftshof ebenso möglich wie eine Aufteilung für Mietergärten oder die Parzellierung für kleinteilige Stadthaustypologien.

BLOCK.KONZEPTE
Die unterschiedlich großen Baufelder resp. Wohnblöcke bieten mit ihren differenzierten Haustypologien vielfältige Chancen für ein städtisches Wohn- und Stadtquartier, das ein ebenso kluges wie effizientes Neben- und Miteinander vielfältiger Lebensvorstellungen ermöglicht. Die Wohnhäuser können von den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften ebenso wie von Baugenossenschaften oder individuellen Baugruppen gebaut und belebt werden. Das Spektrum vom großen einheitlichen Wohnblock bis zur kleinteiligen Stadthausparzellierung ist hier nicht nur möglich sondern erwünscht.

DACH.GRÜN
Die Begrünung der Dächer mithilfe des Originalsubstrats der Tegeler Heide würde viele Pflanzenarten erhalten, die heute in dem Gebiet wachsen. Die Pflanzen- und Tierarten werden sich auf den Dächern wieder ansiedeln und viele Samen werden im Oberboden überdauern. Selbst seltene bodenbrütende Vogelarten nutzen nachweislich extensive Dachflächen gerne als Ersatz für ihren ursprünglichen Lebensraum.

SCHUMACHER.DAMM
Der parkartige Grünraum längs des Kurt-Schumacher-Damms wird mit der Ergänzung der bestehenden Platanenallee von der stark befahrenen Verkehrsflächen getrennt. Ein darunter liegender Heckenkörper hilft die optische Distanzierung zur Straße zu verstärken. Zum Schumacher-Quartier hin wird mit einer lichten Baumpflanzung auf die Bebauung reagiert. Dazwischen erstreckt sich eine Blumenwiese, in die ein geschwungener Weg eingliedert ist. Die Offenhaltung der Mitte ermöglicht auch den zukünftigen Bau einer Trasse für den Elektrobus zwischen dem U-Bahnhof Schumacher-Platz und dem neuen Technologiecenter TXL.

STADT.VOLUMEN
In der Summe entstehen ca. 500.000 qm als Wohnungen für 10.000 Bewohner sowie 70.000 qm für unterschiedlichste Formen von Büro-, Handels- und Gewerbenutzungen im Schumacher-Quartier.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Thema der Arbeit ist die Verbindung vom urbanen Kurt-Schumacher- Platz zur grünen Tegeler Heide mittels eines Grünstreifens, der sich in der Mitte des neuen Quartiers zu einem Volkspark aufweitet. Diese Grundidee wird positiv bewertet. Die Bebauung bezieht sich mit ihrem Grundmodul des städtischen Blocks auf das Vorbild der europäischen Stadt. Die Blockstruktur folgt jeweils den anliegenden Straßen und prägt damit eine klassische Blockrandbebauung. Positiv bewertet wird die Reaktion der Baustruktur auf den viel befahrenen Kurt-Schumacher-Damm im Süden. Hier springt der Blockrand zugunsten eines verspringenden Grünstreifens zurück. Durch diese Maßnahme kann der Kurt-Schumacher-Damm eine enorme Aufwertung erfahren. Im Norden, wo der Blockrand der neuen Strasse folgt, wird die Blockstruktur durch den Einschluss von größeren Freiräumen variiert. Diese Räume nehmen teilweise die notwendigen Kitabereiche auf. Das Schulzentrum liegt am Grünzug im Zentrum des Quartiers und dient der Raumbildung für den Volkspark. Diese Lage am öffentlichen Raum wird positiv bewertet. Die Jury diskutiert äußerst kontrovers über die als starr empfundene Blockstruktur, welche kaum Varianten zulässt und die gewünschte Flexibiliät nicht einlöst. Zudem wird der Volkspark als überdimensioniert empfunden. Das Verkehrskonzept mit einem Ringverkehr um den Volkspark herum wird kritisch bewertet. Insgesamt wird die Arbeit als klares Statement und diskussionswürdiger Beitrag eingeschätzt, dessen Schwächen in der mangelnden Varianz und Differenziertheit liegen.
Modellfoto, © BERND ALBERS

Modellfoto, © BERND ALBERS

Boulevard, © BERND ALBERS

Boulevard, © BERND ALBERS

Vertiefung, © BERND ALBERS

Vertiefung, © BERND ALBERS

Stadtpark, © BERND ALBERS

Stadtpark, © BERND ALBERS

Freiräume - Anbindung, © BERND ALBERS

Freiräume - Anbindung, © BERND ALBERS

Schnitt, © BERND ALBERS

Schnitt, © BERND ALBERS

Schwarzplan, © BERND ALBERS

Schwarzplan, © BERND ALBERS