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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2016

Bürgerhaus und die Plätze am neuen Rathaus

3. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

EVA REBER Architektur + Städtebau BDA

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

HEG Beratende Ingenieure VBI

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Gerhard Riedel - Inhaber Dipl.-Ing. Arnd Riedel

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Der Wettbewerb für das Bürgerhaus und die Plätze am Neuen Rathaus bietet aus freiraumplanerischer Sicht die große Chance, bisher kaum oder zumindest nicht angemessen genutzte Flächen einer ihrer Lage im Innenstadtbereich der Stadt Menden entsprechenden Gestaltung zuzuführen und damit die Plätze am Neuen Rathaus in das bestehende System der öffentlichen Räume einzuordnen und als attraktive und einladend wirkende Freiräume für die Bürger der Stadt Menden sowie für die Besucher der zahlreichen Mendener Kulturveranstaltungen nutzbar zu machen.
Das Wettbewerbsgebiet umfasst das heutige Bürgerhaus, den sich zwischen Neuem Rathaus und Bürgerhaus aufspannenden, überdachten Platzbereich Zeltdach sowie den heute vor allem als Parkplatz genutzten Platz vor dem Neuen Rathaus.
Auf gesamtstädtischer Ebene wird die Lage des Wettbewerbsgebietes an einer der beiden sich kreuzenden Hauptachsen des ovalen Stadtgrundrisses der Stadt Menden deutlich. Die Achse in Nordwest-Südostrichtung (Hauptstraße) ist als Einkaufsstraße ausgebildet, während die Achse in Nordost-Südwestrichtung (Bahnhofstraße) die Kirche St. Vinzenz und den Kirchplatz mit dem Mendener Bahnhof verbindet. Weitere wichtige öffentliche Bezugspunkte - das Alte Rathaus mit dem Marktplatz, die ehemalige Schlossmühle und der Rentschreiberturm - sind wie Perlen an einer Schnur auf dieser Achse angeordnet, die auch das Neue Rathaus mit dem Bürgerhaus und den dazugehörigen Plätzen einbezieht. Ziel der Freiraumgestaltung ist es deshalb, die Plätze am Neuen Rathaus als wichtige Bestandteile dieser öffentlichen Achse auszubilden und diese dadurch zu stärken. Gleichzeitig soll im Gebiet selbst ein gemeinsamer und in angemessener Weise repräsentativ wirkender Vorplatz für das Neue Rathaus und das neue Bürgerhaus geschaffen werden, es sollen attraktive Aufenthaltsbereiche zum Verweilen entstehen und das Spielangebot in der Innenstadt soll erhöht werden.
Die beiden Kernelemente des Entwurfs sind eine Grüne Arkade aus geschnittenen, in Hochbeeten stehenden Bäumen sowie ein großer, öffentlicher Spielplatz mit Pergola.
Das Element Grüne Arkade zieht sich in Nordost-Südwestrichtung über die gesamte Breite des Wettbewerbsgebietes und grenzt im Südosten an die Bahnhofstraße, die hier in großen Teilen schon als Fußgängerzone ausgewiesen ist. Die Grüne Arkade schafft damit direkt an der öffentlichen Hauptachse einen durchgängigen Vorplatz für das Neue Rathaus und das Bürgerhaus. Die lockere, barcodeartige Streifenanordnung der Baumreihen leitet in das Gebiet hinein, reagiert auf die vorhandenen und neu entworfenen Gebäudestrukturen und betont durch größere Lücken die Eingangsbereiche von Bürgerhaus und Neuem Rathaus sowie den Hauptzugang zum Spielplatz. Im Zugangsbereich zum Neuen Rathaus findet hier auch das aus Naturstein bestehende, gepflasterte Stadtwappen einen neuen Platz. Ergänzt wird die Streifenstruktur durch lange Holzbänke, die zum Verweilen einladen. Da die Flächen unterbaut sind stehen die Gehölze in 80 cm hohen Hochbeeten aus Stahl oder Beton. Gleichzeitig sind diese Hochbeete aber auch ein wichtiger Teil der Gestaltung, da sie mit Holzdecks, Sitzbereichen und einer Bepflanzung aus Rosen, Stauden und Gräsern eine angenehmen Atmosphäre und hohe Aufenthaltsqualität erzeugen. Die Grüne Arkade besteht aus Sumpf-Eichen (Quercus palustris), die im Herbst mit ihrer intensiven gelborangen bis bronzeroten Färbung einen attraktiven Farbaspekt in die Gestaltung bringen.
Für das gesamte Planungsgebiet ist ein einheitlicher Bodenbelag vorgesehen. Das helle und freundlich wirkende, sandsteinfarbene Betonsteinpflaster (Steingrößen circa 15cm x 15cm bis 15cm x 30cm), welches bereits bei der Neugestaltung des Marktplatzes und der Bahnhofstraße Verwendung fand, soll im Wettbewerbsgebiet weitergeführt werden um die Verknüpfung dieser Räume zu stärken. Außengastronomie an der ehemaligen Schlossmühle, am Café gegenüber des Neuen Rathauses und auch am Bürgerhaus belebt den Bereich. Im erweiterten Wettbewerbsgebiet sind zudem zwei Rundbänke um Bestandsbäume sowie eine Wasserschale vorgesehen. Die Fläche um und unter der Überdachung ist flexibel nutzbar und bietet Raum für Kulturveranstaltungen wie Menden à la Carte oder den Mendener Sommer, kann aber außerhalb der Veranstaltungen auch für Außengastronomie genutzt werden.
Der Spielplatz ist von der Bahnhofstraße aus gesehen geschützt hinter der Grünen Arkade angeordnet und bildet ein Gegengewicht zur vorgesehenen Überdachung. Der Spielplatz hat eine quadratische Grundfläche aus EPDM-Belag und ist wie eine Pergola aufgebaut. Er besteht aus einem Stahlgrundgerüst und ist zur Beschattung einiger Spielbereiche zu etwa einem Viertel mit einer Holzabdeckung versehen. Das Grundgerüst gliedert die Spielplatzfläche in kleinere Einheiten, aus denen zum Beispiel durch das Einhängen von Spielelementen in das Grundgerüst verschiedene Spielbereiche entstehen. So sind unter anderem ein großes Kletternetz und Kletterseile, ein Spielhaus mit angeschlossener Rutsche und Sandspielbereich, eine Boulderwand und ein Trampolin vorgesehen. Die Hochbeete der Arkade sind zum Spielplatz hin als Holzdecks ausgebildet und bieten zusammen mit Hängematten unter der Spielplatz-Pergola großzügige Aufenthaltsbereiche für Kinder und Eltern.
PKW-Stellplätze, die das bereits umfangreiche Stellplatzangebot in unmittelbarer Nähe (Parkplatz Neumarkt und Tiefgarage Rathaus) ergänzen, sind zentral im Südwesten des Wettbewerbsgebietes angeordnet, während die Fahrrad-Stellplätze dezentral verteilt sind. So finden sich Anlehnbügel zum Beispiel im Norden des Gebiets nahe der Überdachung oder auch im Bereich der Arkade des Neuen Rathauses nahe dessen Haupteingang. Die Plätze am Neuen Rathaus sind barrierefrei gestaltet.
Der Entwurf für die Plätze am Neuen Rathaus bietet städtische Räume mit hoher Identifikationskraft und bindet das Wettbewerbsgebiet in das bestehende System der öffentlichen Räume ein. Die Gestaltung ist klar, sie wird den unterschiedlichen Ansprüchen von Alltags- und Veranstaltungsnutzung gerecht und sie spricht sowohl die jüngere als auch die ältere Generation an. Vor dem Bürgerhaus soll ein attraktiver und einladend wirkender Vorplatz mit zentralen, aber dennoch ruhigen und beschatteten Aufenthaltsbereichen entstehen, die Fläche um und unter der Überdachung ist für Veranstaltungen flexibel nutzbar und der große Spielplatz erhöht die Bespielbarkeit der innerstädtischen Freiflächen und bietet ein umfangreiches Spielangebot.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine starke städtebauliche Geste vor, indem der Straßenraum der Bahnhofstraße eine begleitende, grüne Vorzone erhält und der Neubau des Bürgerhauses in die zweite Reihe rückt. Der viergeschossige Neubau formt gute Stadträume südlich zum Eingang des Rathauses sowie nordwestlich mit dem Veranstaltungsbereich. Die Enge zum nördlichen Nachbargebäude ist jedoch nicht akzeptabel. Als Ort für den überdachten Veranstaltungsort wird der geschützte rückwärtige Platz gewählt, das Dach jedoch wirkt ebenfalls zu dicht an die Bebauung herangerückt. Das Bürgerhaus überzeugt mit einer guten Grundrissstruktur, der Eingang liegt am richtigen Ort. Das Haus bietet eine sehr gute Orientierung, eine logische Erschließung und hohe Flexibilität. Die Zweigeschossigkeit des Saales ist der Nutzung angemessen. Das Erscheinungsbild des Gebäudes wird kritisch diskutiert. Die Vielgestaltigkeit der Fassade korrespondiert nicht mit der Nutzungsverteilung, gleichzeitig wird aber der Ansatz gewürdigt, das Bauvolumen aufzulösen um ein differenziertes Bild zu erzeugen. Das Konzept ist jedoch mit dem Nachteil verbunden, dass der Neubau des Bürgerhauses in eine zweite Reihe rückt erschwert. Mit dem überraschenden Abrücken des Bürgerhauses von der Bahnhofstraße auf die Höhe des Ratsaals gelingt den Verfassern zwar einen straßenraumbegleitenden Grünraum zu schaffen, der mit seinen geschnittenen Baumpaketen der Bahnhofstraße eine klare Fassung und den Bürgern gleichzeitig einen vielfältigen Aufenthaltsraum Nutzbarkeit und Offenheit des Raumes einschränken, wird diese interessante Konzeptidee kritisch gesehen. Dem Spielen anstelle der Parkplätze einen klar strukturierten Ort anzubieten wird positiv gesehen. An dem gewählten Ort mit seinem unruhigen Zuschnitt kann dieser Ansatz jedoch nicht überzeugen. Auch die direkte Nachbarschaft des Spielbereichs zum Parkplatz wird kritisch gesehen. Bezüglich des gerade erst entstandenen Wasserlaufs entlang der Bahnhofstraße vermisst das Preisgericht eine Aussage.