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Einladungswettbewerb | 06/2016

Hotel Belchenhaus

1. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Elmar Ludescher

Architektur

Philip Lutz ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das neue Belchenhaus

Ankunft
Der Reisende kommt aus den stillen Tälern des südlichen Schwarzwaldes an eine kleine und aufgeräumte Seilbahnstation. Über monumentale Bergfichten hinweg führt die kurze Fahrt mit der Gondel überraschend bis an die Baumgrenze. Der Horizont weitet sich, der Blick geht über hunderte Kilometer weit in drei Himmelsrichtungen und über drei Länder hinweg, der Gipfel kommt in Sicht.

Ein Kraftort
Der Belchen ist ein Ort von hoher Einprägsamkeit. Er verschafft Weite und Überblick. Stille und Klarheit. An diesem Kraft-Ort sollen Natur, Infrastruktur und Baukultur zusammenfinden, sollen eine Symbiose bilden, die in Erinnerung bleibt.

Vielfältige Anforderungen
Die Baugeschichte am Belchen war immer vom Weiterbauen, vom Bauen in Etappen geprägt. Viele Funktionen müssen hier „unter einen Hut“ gebracht werden, Seilbahn, Restaurant, Hotel, Skibetrieb. Das Klima ist rau, Schlagregen, Wind und Schnee strapazieren die gebauten Strukturen. Der hohe Publikumsverkehr erfordert eine permanent aufgeräumte Situation. Das Ensemble ist sehr stark von allen Richtungen einsichtig, der Naturschutz erfordert die klare Begrenzung der baulichen Ausdehnung.

Alles unter einem Dach
Wir schlagen vor, den denkmalgeschützten Teil des Belchenhauses als Kopfgebäude in eine langgestreckte Gebäudestruktur zu integrieren. Es gibt ab jetzt nur noch ein einziges Dach, unter dem sich alle Funktionen bündeln. Bergstation, Hotel und Restaurant verschmelzen zu einem verdichteten Gebäudekomplex. Das Hotel wächst nicht in die Höhe, sondern es überbaut die Bergstation der Gondelbahn. Das Projekt integriert alle Komponenten, es integriert Alt und Neu, es integriert Natur und bauliches Ensemble durch seine natürlich vergrauende Hülle aus heimischen Lärchenschindeln. Das Gebäude wird durch seine Ruhe und Erdung die Kraft des Ortes verstärken.

Wettersichere Erschließung
Die Gondelbahn fährt in eine Halle ein, die Fahrt wird zum abgeschlossenen Erlebnis. Wie in einem Portal stehen die Besucher unter dem auskragenden Obergeschoss und nehmen den atemberaubenden Ausblick zunächst durch diesen Rahmen wahr.
Vor Wind und Wetter geschützt lassen sich Shop und Hoteleingang erreichen. Über das Hotel ist auch das Restaurant hausintern betretbar. Die Lieferanten finden auf kurzem Wege zum Nebeneingang mit dem Lastenaufzug. Durch diese zentrale Gondelhalle hindurch führt auch der öffentliche Wanderweg rund um den Gipfel.

Servicerückgrat
Der Neubau ergänzt die funktionalen Beziehungen zwischen Restaurant, Hotel, Anlieferung und Toiletten mit einem langen Gang, der im Rücken des Altbaues eine zentrale Erschließungsachse für die Servicefunktionen ausbildet. Er führt von der Gondelhalle im Nordosten bis zum neu gestalteten öffentlichen WC-Bereich im Südwesten. Wir schlagen vor, an dieser Stelle auch einen Kiosk mit Nahebeziehung zu Küche und Schankbereich einzurichten. So kann der heutzutage störende Anbau ersetzt werden, der Gast muß auch nicht mehr in eine Grube gehen, um zum Kiosk zu gelangen, das Gelände kann zweiseitig um das Haus herum nahezu ebenerdig geführt werden.

Die Seilbahnstation als Erlebnis
Die Besonderheit an diesem Hotel ist nicht nur die sensationelle Lage, sondern auch die Integration der Seilbahnstation, die hier zum Thema gemacht wird: Von den Erschließungshallen im 1. Und 2. Obergeschoss können die Gäste direkt in die Seilbahnstation blicken, das Ankommen und Auskoppeln der Gondeln und die Bewegungen der Fahrgäste beobachten. Durch das Stationsportal schweift der Blick zurück bis zur Talstation.

Panoramalounge
Um die Gemeinschaft im Hause zu fördern und allen Gästen ein Highlight von bleibender Erinnerung zu bieten, gibt es eine Panoramalounge mit Terrasse unter dem Dach, von der aus man nach Südosten in die Ferne blicken kann. Bei offenem Kaminfeuer werden Liegen, eine Erfrischungsbar und eine kleine Wellness – Oase angeboten. Auch private oder betriebliche Feierlichkeiten werden hier den richtigen Rahmen finden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der langgezogene Baukörper, der sich vom Bestandsgebäude bis über die Seilbahn ausdehnt, fügt sich durch die geringe Bauhöhe und die schlichte, langgezogene Form bei gleichzeitig großer Eigenständigkeit sehr gut in die Landschaft ein. Der Entwurf nähert sich sowohl hinsichtlich Fassadenmaterial und Typologie traditionellen Schwarzwälder Elementen an und transformiert sie auf funktionell hervorragende, zeitgemäße Weise.

Unter einem durchgängigen Dach, das sich aus der Dachkontur des Belchenhauses heraus entwickelt, und materialgleich mit der Fassade umgesetzt wird, werden die unterschiedlichen Funktionsbereiche aufüberzeugende Weise zu einem schlüssigen Gesamtbaukörper zusammengebunden ohne diese zu vermengen. Die Verfasser erschaffen mit einem kleinen Repertoire an durchlaufenden oder aufgereihten Elementen trotz der Vielfalt der Funktionen ein gelassenes Kontinuum der Transformation. Die Unterbringung der Hotelzimmer im Obergeschoss und im ersten Dachgeschoss erlaubt sowohl die unkomplizierte Bewirtung des Bereiches als auch kurze Wege für die Gäste zur Gastronomie im Erdgeschoss und zum SPA-Bereich in der Dachspitze. Durch den dem Panorama entsprechenden langen Dachausschnitt in diesem Bereich wird die Aufenthaltsqualität des spannenden Dachraumes mit Alpensicht zusätzlich überhöht.

Die Trennung der Zugänge zur Seilbahn und zum Hotel und Belchenhaus wird durchFreischneiden der Seilbahn im Erdgeschoss gemeistert. Die Bereiche Gastronomie und Hotelzugang sind nicht hinreichend getrennt, die Hotelzimmer erlauben jedoch eine Nutzung, die gegenüber dem Tagestourismus weitgehend konfliktfrei funktioniert. Die Erschließung ist für Gäste wie für die Betreiber klar und funktionell, die Funktionsbereiche sind in ihrer Zuordnung schlüssig.
Das Raumprogramm wurde bei teilweise leicht abweichenden Größen eingehalten, die funktionelle Zuordnung versprechen einfache und damit wirtschaftliche Funktionsabläufe bei gleichzeitig großem Nutzungskomfort. Durch die moderate Gebäudehöhe und die schlichte, fast lineare Gebäudehülle ist von einer wirtschaftlichen Umsetzbarkeit des Projektes auszugehen.

Durch die Einhausung der Seilbahn entsteht zusätzliches Bauvolumen, das in seiner Auslegung z.T. als Kaltraum preiswert zu erstellen ist. Die relativ kleine Hüllfläche des Baukörpers wirkt sich positiv auf die zu erwartenden Unterhaltskosten aus. Es bleibt der weiteren Ausarbeitung überlassen, ob das Belchenhaus mit seiner Bestandsfassade in den Entwurf eingeht oder Teil der neuen Gebäudehülle wird.