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Einladungswettbewerb | 06/2016

Neubau eines Hotels am Stadtgarten

4. Preis / Realisierungsteil Hotel

Preisgeld: 10.000 EUR

Mattes Riglewski Wahl Architekten GmbH

Architektur

W+S Wiedemann + Schweizer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Masterplan Stadtgarten
Im Stadtgrundriss Heilbronns bildet der Stadtgarten als Teil eines Netzes aus Freiflächen und Grün-zügen im Heilbronner Osten den westlichen Ankerpunkt an die Heilbronner Innenstadt. Die bestehende Allee der Karlstraße sowie die Baumreihen parallel der Stadtbahn an der Moltkestraße verbinden den Stadtgarten mit dem Alten Friedhof, dem Friedensplatz, den Sportanlagen an der Oststraße mit den wichtigen Grünzügen des alten Bahnbogens und dem Pfühlpark im Heilbronner Osten.

Intention
Das vorhandene und das geplante große Bauvolumen sollen möglichst wenig Fläche des Stadtgar-tens in Anspruch nehmen und als Gebäude im Park wahrgenommen werden. Die Eingriffe in den Baumbestand werden auf das Notwendigste beschränkt. Durch die Verlegung der geplanten Zu- und Abfahrt der Hoteltiefgarage nach Westen bei der Bühnenandienung (Grundstück Karlstr.16 ist bereits im Besitz der Stadt Heilbronn) wird eine Zäsur innerhalb des Stadtgartens vermieden, es wird die größtmögliche zusammenhängende Parkfläche geschaffen.
Der Busbahnhof wird flächenminimiert am bestehenden Standort direkt an die Karlstraße angebunden.
Die Ränder des neuen Stadtgartens werden mit Baumreihen und Hecken eindeutig und klar ausgebil-det. Im Norden wird die von Osten kommende Allee an der Karlstraße ergänzt und bis zur Harmonie fortgeführt, darin wird der neue Busbahnhof integriert.
Über die orthogonale Struktur von Erschließungswegen und Plätzen wird ein Netz aus diagonalen Parkwegen gelegt, das sich auf die Bebauung östlich der Gymnasiumstraße bezieht. Dadurch wird der neue Stadtgarten mit den großen Wiesenflächen und dem wertvollen Baumbestand auch städtebaulich verwoben und in seiner ganzen Dimension erlebt. Das Wegenetz kann in selbstverständlicher Weise ergänzt werden und so die weiteren geplanten Bauabschnitte aufnehmen.
Sitzplätze, Spiel- und Bewegungsangebote, Skulpturengarten und hochwertige Staudenpflanzungen beschränken sich auf die Ränder und sind den benachbarten Nutzungen zugeordnet. Der Skulpturen-garten wertet den Zugang von Norden auf und bietet im Kontext mit der Kunsthalle Vogelmann eine neue Qualität im Stadtgarten.
Die vorhandene Zu-und Abfahrten der Tiefgarage an der Gymnasiumstraße bleiben bestehen, durch die Entfernung von Erdmodellierungen und der Brüstungsmauern stellen sie räumlich keine Barriere mehr dar.

Umfeld Hotel und Harmonie
Die Großzügigkeit und Klarheit der bestehenden Freiflächen zwischen Allee und Harmonie wird auf-genommen, fortgeführt und neu interpretiert.
Das Hotel im Stadtgarten „steht“ auf einer einheitlichen Platzfläche, in der die geplanten Nutzungen wie Intarsien eingelegt sind. Die Vorfahrt zum Hotel erfolgt von Norden in Verlängerung der Garten-straße. Der Hofgarten ist die räumliche Entsprechung des Theodor-Heuss-Saals im Stadtgarten und bietet sich als atmosphärisch dichter Ort mit den bestehenden Platanen und den neuen, vorgelagerten Sitzstufen auch für Außenveranstaltungen an.
Dem südlichen Zugang sowie dem Restaurant wird eine repräsentative Terrasse vorgelagert. Flä-chenbündige, großzügige Wasserbecken spiegeln die Fassade und laden zum Aufenthalt ein. Im Os-ten verlängert der Brauereigarten unter den vorhandenen Bäumen die Craftbeer-Brauerei ins Freie.
Durch die Abfolge unterschiedlicher Räume mit Plätzen, Aufenthaltsbereichen, Wegen und Grünflä-chen sind die Freianlagen des Stadtgartens mit Hotel und Harmonie zentraler Bestandteil des Quar-tiers östlich der Allee. Mit seiner hohen Aufenthalts- und Nutzungsqualität wird der neue Stadtgarten wesentlich zur Identifikation von Anwohnern und Besuchern mit dem Ort beitragen.

Bauabschnitte
Das Konzept der diagonalen Wege lässt jeden Bauabschnitt der stufenweisen Umgestaltung des Stadtgartens als gestalterische und funktionale Einheit erscheinen und wird mit den nachfolgenden Schritten ganz selbstverständlich ergänzt.

Realisierungsteil / 1. Bauabschnitt
Der Realisierungsteil im ersten Bauabschnitt umfasst die neue Ein- und Ausfahrt der Hoteltiefgarage an der Karlstraße, die Umgebungsflächen des Hotels, den Hofgarten vor dem Theodor-Heuss-Saal sowie die städtischen Flächen innerhalb des Stadtgartens mit dem Busbahnhof und die Überleitung nach Osten zum Theodor-Heuss-Gymnasium.
Nach Auflösung der Pachtverhältnisse werden die Flächen von Tankstelle und Autowerkstatt sowie die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage an der Gymnasiumstraße in die Freiraumgestaltung einbezogen.

Ideenteil / 2. Bauabschnitt
Der zweite Bauabschnitt ist in zwei Realisierungsschritten möglich. Die städtischen bzw. privaten Liegenschaften im Bereich Karl- und Gartenstraße öffnen den Park nach Norden bis an die Lindenallee der Karlstraße, ein Skulpturengarten könnte geschaffen werden, der Park wird großzügiger und attraktiv. Durch den Rückbau der Bebauung Ecke Karlstraße / Gymnasiumstraße wird der Stadtgarten vollständig bis an die umgebenden Straßen erweitert hier können Freizeitflächen für Anwohner und die angrenzenden schulischen Einrichtungen geschaffen werden.
Das Hotel im Stadtgarten ragt als schlankes Hochhaus aus dem Park empor und markiert das Kon-gresszentrum mit der Harmonie weithin sichtbar mitten im Stadtgarten mitten in der Stadt. Die Grund-fläche des Neubaus reduziert sich auf das konzentrierte Erdgeschoss und nutzt vorhandene Funktio-nen mit, die sich im Bereich der bestehenden Saalküche sinnvoll ergänzen. Die zweiseitige Auskra-gung des schlanken Hochbaus auf der Südostseite des Erdegeschosses betont die minimale Versie-gelung durch Gebäude im Stadtgarten und bietet überdachte Flächen für das Erdgeschoss. Das be-stehende Gebäudeensemble der Harmonie mit Kunsthalle, den Sälen und Orchestergebäude wird mit dem abgerückten Hotelbau respektvoll ergänzt. Das Hotel wird eigenständiger Bestandteil vom Harmonie und Stadtgarten, die Zimmer sowie die Kongress- und Besprechungsräume sind Teil des Stadtgartens.

Das Erdgeschoss wird allseitig vom Stadtgarten umschlossen und gliedert die Außenflächen:
• die Restaurant-Terrassen nach Süden mit Blick von und zur Allee und in die Kaiserstraße,
• den Biergarten unter altem Baumbestand als Verlängerung der Hausbrauerei und
• den Hofgarten als Außenbereich des Theodor-Heuss-Saals mit Sitzstufen vor den mächtigen

Die Zufahrt zur Hoteltiefgarage von der Karlstraße unter einer Pergola fasst den Logistikbereich an der Nordseite der Harmonie und beeinträchtigt nicht den Stadtgarten. Die westliche Parkspur der Hotel-Tiefgarage ist überhöht und kann für die unterirdische Ver- und Entsorgung des Hotels mitgenutzt werden. Im Untergeschoss können beide Tiefgaragen an der Nahtstelle unter dem Hotelneubau ver-bunden werden.

Die Zufahrt zum Hotel im Stadtgarten führt entlang den altehrwürdigen Platanen zur überdachten Hotelvorfahrt an der Nordseite, die Zufahrt wird Teil des Parks und unterstreicht die Qualität des Or-tes. Von der Haltestelle der Stadtbahn im Süden kommt man auf kurzem Wege zu Fuß in den ver-glasten Eingangsbereich mit der zweigeschossiger Halle. An die Lobby schließen sich das Restaurant nach Westen zur Stadt und die Hausbrauerei nach Osten zum grünen Stadtpark hin an.
Der Kongressbereich im ersten OG mit zusammenschaltbaren Räumen in unterschiedlichen Größen ergänzt das Angebot der bestehenden Harmonie, im obersten Geschoß bieten drei weitere Säle Aus-blick auf das Neckartal, die Stadt und in die Weinberge.

An der Nahtstelle zum Südeingang der Harmonie wird das Fluchttreppenhaus aus der Tiefgarage integriert, das auch die direkte Verbindung der Kongress- und Besprechungsräume in der Harmonie mit denen im Hotel im Stadtgarten ermöglicht und gegenseitige Rettungs- und Fluchtwege schafft. Zwei Treppenhäuser stellen die Fluchtwege im Hotelbau bis in die Tiefgarage sicher, im Erdgeschoss sind alle Räume ebenerdig angebunden, im UG wird der bestehende mit dem neuen konzentriert Per-sonalbereich und durch die Verbindung der zweite Fluchtweg geschaffen.
Der Spa-Bereich im 2.OG mit überdachten Freiflächen trennt bewusst die Ebenen der Hotelzimmer vom Kongressbereich, alle Zimmer genießen ab dem 3. OG großzügige Ausblicke in den Park und über die Stadt. Die Etagen sind klar und wirtschaftlich organisiert, Boardingzimmer, Junior-Suiten und Suiten bieten jeweils an den Flurenden Ausblick über Eck.

Die Rasterfassade aus natursteinverkleideten Verbundplatten bildet den wertigen Rahmen der ver-glasten Zimmer. Die umlaufende Fassadengestaltung und die geschossübergreifende Verschwen-kungen der einheitlichen Fassadenstützen bilden in der Gesamtheit das elegante und weithin sichtbare schlanke Erscheinungsbild des Hotels im Stadtgarten. Die Überhöhung des obersten Geschosses und die Ablösung des Hochbaus vom Erdgeschoss verstärken bewusst diesen Eindruck. Das Hotel wird eigenständiger Baustein des Ensembles im Stadtgarten, der elegante Hochbau und der markante Theodor-Heuss-Saal treten durch die räumliche Distanz in einen spannenden Kontext im Stadtgarten. Die Gebäudestellung des Hotels im Stadtgarten stärkt die Moltkestrasse als wichtige Ost-West-Achse im Stadtgrundriss und als Teil des Stadtgartens, der mit dem letzten Bauabschnitt des Parkumbaus eine großzügige und vielfältige Grünfläche bis an die umgebenden Straßenränder wird. Die Ostseite der Allee und insbesondere der Kreuzungspunkt beider Achsen werden mit dem Hotel im Stadtgarten und dem umgestalteten Stadtgarten zusätzlich aufgewertet.

Energiekonzept
Kerngedanke der energetischen Gebäudekonzeption ist eine permanente Grundkonditionierung der Hotelzimmer, durch eine intelligente Gebäudesteuerung. Der höhere Investitionsaufwand für diese zentrale Gebäudesteuerung zahlt sich im Unterhalt und hinsichtlich des Komforts aus.
Die Grundlast wird über ein Blockheizkraftwerk abgedeckt, dieses produziert Wärme für Warmwasser und Heizung sowie Strom. Die Wärme wird über Heiz-Kühldecken in die Räume gebracht. Die Wärme der Abluft wird über die zentrale Lüftungsanlage mittels eines Wärmetauschers zur Vorkonditionierung der Zuluft genutzt. Die Luftmenge kann anhand der Raumluftqualität gesteuert werden und sorgt für eine ausreichende Frischluftversorgung, unabhängig von der möglichen Fensterlüftung (Lärmschutz!)
Ebenso soll die Wärme des Abwassers, welches in Hotels in großen Mengen anfällt, über einen Wasser-Wasser Wärmetauscher, in Verbindung mit einer Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung genutzt werden. Die Kühlung erfolgt über ein zentrales Kühlgerät auf dem Dach, die Energie hierfür wird durch die PV-Anlage genau dann gewonnen, wenn der Kühlbedarf am Größten ist. Überschüsse werden ins öffentliche Netz eingespeist. Die Übergabe der Kühlleistung erfolgt ebenfalls über die Heiz-Kühldecken und somit geräuschlos. Grundsätzlich ist auch ein Fernwärmeanschluss oder Geothermienutzung (Wärmeübergabe über Flächensysteme) ergänzend oder ersatzweise denkbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Grundgedanke, den bestehenden Baumbestand zu bewahren, ist zu begrüßen. Die Bündelung der Anlieferung und Tiefgaragenzufahrt von der Karlstraße direkt im Anschluss der Harmonieanlieferung trägt zur Flächenschonung bei und ist funktional gut gelöst.

Der Busbahnhof an der Karlstraße ist gut dimensioniert, die Ein- und Ausfahrt muss fahrgeometrisch überprüft werden. Die Betonung der Ränder durch Baumreihen unterstützt die Raumkanten des Parks und fasst die Funktionsbereiche z. B. Busbahnhof gut ein.

Die Überlagerung des orthogonalen Erschließungsnetzes durch diagonale Parkwege wirkt teils sehr gewollt und formal. Der vorgesehene Erhalt der beiden Bestandsspindeln verschlechtert die Flächenbilanz und Großzügigkeit des Freiraums. Die Hotelvorfahrt von der Gartenstraße ist ausreichend dimensioniert und parkverträglich gestaltet.

Der schlanke Hochhauskörper in Ost-West-Stellung als städtebauliches Markenzeichen für das Kongresszentrum erzeugt eine starke Wirkung für die Innenstadt Heilbronns und die angrenzenden Quartiere. Die Funktionen im Sockelgeschoss sind an einer zentralen Verbindungs- und Erschließungsachse klar zoniert und erleichtern die Auffindbarkeit und Orientierung. Für die durchgesteckte Zugangssituation im Süden – fußläufig im Norden als Vorfahrt zu erreichen – ist dies besonders gut gelungen.

Die Hausbrauerei mit eigener Erschließung zum östlich angrenzenden Biergarten sowie die südlichen Restaurantterrassen sind optimal orientiert und funktional entflochten.

Der Empfangsbereich überzeugt mit Übersicht und guter Atmosphäre als „Drehscheibe“ der künftigen Gäste. Die klare Zuordnung der Funktionsbereiche und der Tagungsräume im 1. Und 12. Obergeschoss erleichtern die Auffindbarkeit und Variabilität.
Die zwei bündigen Zimmergeschosse sind wirtschaftlich in Erstellung und Betrieb. Der Fitnessbereich im 2. Obergeschoss – süd-ost orientiert mit Freizonen in den Eckbereichen – lassen eine angenehme Wellnessatmosphäre für die Gäste erwarten.

Zwei getrennte Fluchttreppenhäuser gewährleisten den erforderlichen Brandschutz. Die vorgeschlagene Rasterfassade unterstützt das schlanke Erscheinungsbild des Gebäudes, das zurückgesetzte Staffelgeschoss lässt den Baukörper schweben und leichter erscheinen.
Die körperliche Ablösung vom restlichen Gebäudeensemble wird sehr positiv bewertet. Die westliche Fuge zwischen Bestand und Gebäude im Plan und Modell bleibt unklar.

Die Herstellungskosten von Hotel und Tiefgarage liegen im mittleren Bereich. Die Arbeit stellt einen guten Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar.