modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 10/2014

Neugestaltung Ortsmitte

Grundrissausschnitt Dorfplatz

Grundrissausschnitt Dorfplatz

2. Rundgang

f64 Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Ziel des vorgeschlagenen Gestaltungskonzeptes ist die Entwicklung des Ortskerns im Kontext verschiedenster zeithistorischer Veränderungen, Überformungen und Umnutzungen. Den Zielvorstellungen des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms‚ Kleinere Städte
und Gemeinden’ folgend soll der Ortskern definiert und durch städtebauliche und gestalterische Maßnahmen aufgewertet werden.
Besonderes Augenmerk gilt hier den Stadträumen am Dorfplatz, dem unmittelbaren Umfeld mit der Kirche St. Martin, dem Gasthof Hasen und dem Seniorenzentrum unter räumlicher Einbindung des Pfarrhofs sowie in Richtung Norden der Immenstädter Straße und
der zur Mischzone erweiterten Rathausstraße.
Die vorhandenen fragmentarischen Ortsstrukturen vom Kirchenumfeld St. Martin und dem Rathaus mit der Rathausstraße als Einkaufsstraße, der Freischankfläche des Hasen werden
entsprechend ihrer ortshistorischen Bedeutung aufgenommen und durch städtebauliche Ergänzungen in eine spannungsreiche Beziehung gesetzt.

Erlebbare Ortsmitte
Eine historische Fotografie zeigt den historischen Ortszugang von Norden kommend, der an der Kirche seinen Abschluss findet.
Dieser Ortszugang über den Höhenrücken Waltenhofens soll künftig den Radfahrern und Fußgängern vorbehalten bleiben. Über städtebauliche Setzungen an der Immenstädter, Bahnhofs- und Fischener Straße wird der Übergang zur Ortsmitte definiert und
stadträumlich erkennbar.
Von Süden kommend baut sich über die beidseitige räumliche Fassung der Immenstädter Straße, den Wechsel in der Belagsoberfläche und die Einbeziehung von Seniorenzentrum und Pfarrhof in die Ortsmitte eine räumliche Querbeziehung zu Dorfund Kirchplatz auf.
Im Norden wird der Ort über die vorgeschlagene teppichartige in den Hang komponierte und mit Freiräumen durchsetzte offene Bebauung gefasst und abgerundet. Zum Ortskern hin verdichtet sich die Bebauung über eine nach innen offene blockartige Struktur, unter Einbindung der bereits bestehenden Gebäude.
Auch an der Fischener- und Bahnhofstraße erhält der Übergang in die Ortsmitte durch ergänzende Bebauung und die Veränderung in den Belagsflächen eine erkennbare Definition. Die Verschwendung der Fahrbahnführung, die Differenzierung der Belagsoberflächen
und eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h wirken sich temporeduzierend aus. Durch die Verlangsamung der Fahrgeschwindigkeit wird die Attraktivität der Immenstädter
Straße für neue Nutzungen gestärkt und die Immissionen reduziert.
Im weiteren Verlauf wird der Durchgangsverkehr zusehends zurückgedrängt werden.
Neue Baumpflanzungen aus standortgerechten Linden befördern ein Identität stiftendes Erscheinungsbild, gliedern den Straßenraum der Rathaus- und Immenstädter Straße und den Dorfplatz.

Ortskern: Dorfplatz und Kirche St. Martin
Der Dorfplatz, der räumlich durch den Gasthof Hasen, die Kirche St. Martin und zwei Neubauten gefasst wird, bietet neue Aufenthaltsmöglichkeiten: Der Biergarten wird mit einem
Baumdach versehen und ist ebenerdig zu erreichen. Die Treppen und Sitzstufenanlage fängt das Gelände zum Nebengebäude des Hasen ab und ermöglicht somit einen barrierefreien Zugang zum Gastraum, der momentan nicht gegeben ist.
Ein bodengleiches Wasserbecken ersetzt den klassischen Dorfbrunnen und bietet die Möglichkeit die Füße zu erfrischen oder Kinder dort spielen zu lassen. Dieser Bereich wird von der Straße durch einen Lindenhain abgeschirmt und im Boden intarsienartig mit einem Ortbetonbelag - identisch der Fahrbahn - abgesetzt; Sitzbänke laden dort zum Verweilen ein.
Dem Neubau auf der Nordseite des Platzes wird ebenfalls eine breite Vorzone zugeordnet. Hier soll in Zukunft auch der Maibaum aufgestellt werden. Im Vorbereich kann ein weiterer Außenbereich für Gastronomie und gewerbliche Nutzungen entstehen, der durch eine Sitzaufkantung von der Fahrbahn und zusätzlichen Parkplätzen abgeschirmt wird. Um die Zugehörigkeit zum Platz räumlich zu unterstreichen, wird der Lindenhain in der Vorzone
weitergeführt. Zur Beleuchtung kommen schlichte Mastleuchten zum Einsatz, die in ihrer Ausrichtung konsequent auf die Möblierung des Dorfplatzes sowie die Gebäudestellung
ausgerichtet sind und für die Verkehrswege ausreichend Lichtstärke spenden. Bodenleuchten inszenieren zusätzlich Lindenhain, Maibaum und die Kirche St. Martin.

Dem nord-westlichen Bereich des Kirchhügels wird wieder mehr Raum gegeben. Der Zugang zur Kirche St. Martin von Süden her wird platzartig aufgeweitet und über die Stärkung des Weges zu Pfarrzentrum und Friedhof wahrnehmbar in die Platzfolgen des Ortskerns eingebunden. Es entsteht ein attraktiver Kirchplatz der vor und nach den Gottesdiensten zum kurzen Verweilen einlädt und durch die unmittelbare Anbindung an den Dorfplatz diesen
mit Leben bereichert.

Durch die Raumaufteilung und Möblierung auf dem Dorfplatz gibt es die Möglichkeit einen Wochen- oder Weihnachtsmarkt etc. zu etablieren. Für größere innerörtliche Feste und Veranstaltungen kann die gesamte Fläche im Ortskern genutzt werden, da die Bürgermeister-Hengeler-Straße nach wie vor als Bypass zur Ableitung des Verkehrs Richtung Immenstädter Straße zur Verfügung steht.

Städtebauliche Setzungen: Rathaus- und Bürgermeister Hengelerstraße
Eine historische Fotografie zeigt den gewachsenen Ortskern, der von Norden kommend der an der Kirche seinen Abschluss findet.
Die Rathausstraße wird als Mischzone entwickelt und bietet über die angelagerten Platzaufweitungen am Rathaus, dem Wohn- und Geschäftshaus Nr. 7, dem Hof der Raiffeisenbank und Apotheke und dem Übergang zum Dorfplatz öffentliche Räume mit
differenzierter Aufenthaltsqualität. Angelagerte Platzaufweitungen werden durch Treppen- und Rampenanlagen zoniert, mit Pflasterbelägen aus dem bereits vor Ort verwendeten
Granit belegt und somit in das übergeordnete Materialkonzept eingebunden.
Die Geh-, Parkierungs- und Fahrbereiche werden auf der Rathausstraße materialkonform in niveaugleichen Ausbau als verkehrsberuhigte Mischverkehrszone mit Tempo 20
vorgeschlagen. Die Gehwegsbereiche werden zur besseren Begehbarkeit mit gesägter Oberfläche ausgeführt und setzen sich damit auch subtil von der gebrochenen Steinoberfläche der Fahrbahnen ab. Die Fahrbahn im Dorfplatzbereich und in den übrigen Straßenabschnitten mit Busverkehr wird mit einem Höhenunterschied von 2cm und einer Stahlkante von den Geh- und Parkierungsbereichen abgesetzt.
Um der Belastung durch die Busse stand zu halten wird die Fahrbahn aus Ortbeton ausgeführt. Das Erscheinungsbild der Fahrbahn mit gegrindeter Oberfläche wird dem des Pflasterbelags durch Verwendung desselben Gesteinsmaterials angeglichen. Im Ortskern soll dem Wunsch nach einem Angebot an gut anfahrbaren Kfz-Stellplätzen Rechnung getragen werden, in dem straßenbegleitend Stellplätze und kleinere Stellplatzzonen
eingerichtet werden. Dauerparker und Angestellte des Rathauses und der Gewerbebetriebe sollten künftig ihre Fahrzeuge in den vorgeschlagenen Tiefgaragen bzw. Parkdecks abstellen, die in zentraler Lage in den Hang eingebettet werden und dadurch den
Straßenraum entlasten.

Überörtliche Anbindungen und innerörtliche Qualitäten
Die überörtlichen Verbindungen über die Immenstädter Straße und die Anbindung der östlichen Ortsteile Lanzen und Rauns werden bewusst von diesem Schwerpunkt ausgehend angelegt, um dem Ortszentrum künftig Vitalität zu verleihen und die Ortskernfunktion
durch Frequenzbringer zu stärken.
Es wird weiter empfohlen den überörtlichen Quell- und Zielverkehr über flankierende Maßnahmen, wie der Überarbeitung der überörtlichen Verkehrsführung, der Stärkung des ÖPNV u.a. auch die Reaktivierung der Bahnhaltestelle sowie der Verlagerung von
Gewerbebetrieben mit störendem Lieferverkehr, zu reduzieren.

Somit können sich in den vorgeschlagenen Baufeldern mit überwiegend Ost-West orientierten Baukörpern vielfältige gewerbliche Nutzungen und vor allem Wohnnutzungen entwickeln.
Durch die zentrale Lage und die künftig noch stärkere Anbindung des Ortskerns an den überörtlichen ÖPNV eignen sich insbesondere alternative Wohnkonzepte wie Wohngruppen, betreutes Wohnen und Wohngemeinschaften. Über die innerörtliche Verdichtung und
Belebung des Ortskerns durch Stärkung der Aufenthaltsqualität, Schaffung eines attraktiven Angebotes an gewerblichen und Dienstleistungsnutzungen bietet die Ortsmitte Waltenhofens
künftig auch ein wirtschaftlich attraktives Umfeld und wird dadurch neue innerörtliche Nutzungen und Funktionen anziehen.
Waltenhofen kann sich dadurch langfristig als vitaler Ort im Herzen des Allgäus etablieren.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Dorfplatz Blickrichtung Westen

Perspektive Dorfplatz Blickrichtung Westen

Schnitt Dorfplatz

Schnitt Dorfplatz

Rad-und Fusswege / Busverkehr

Rad-und Fusswege / Busverkehr

Schwarzplan / Ortskern

Schwarzplan / Ortskern

Verkehrsführung / Ortsmitte

Verkehrsführung / Ortsmitte