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Einladungswettbewerb | 06/2016

Neubau einer Wohnanlage in der Eichendorffstraße

2. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

DIEZINGER ARCHITEKTEN

Architektur

Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Thomas Egger Modellbau | Frässervice

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau
Das hanglagige Grundstück am Ostrand der 5oer-Jahre-Wohnsiedlung wird mit einer
`clusterartigen´ Bebauung belegt: Im nördlichen Teil des Grundstücks entstehen drei, im südlichen zwei, längsorientierte, parallel ausgerichtete, Baukörper. Die drei bis viergeschossigen Wohnhäuser staffeln sich entsprechend der Topografie des Geländes um je eine Geschosshöhe von Norden nach Süden ab.
Durch unregelmässige Versätze innerhalb der Wohntrakte entstehen angemessene Aussenräume, die einerseits eine teilweise räumliche Schließung der Zwischenräume zur Folge haben, andererseits aber genügend offen sind, um den Blick in die Altmühlaue frei zu lassen. Die unterschiedliche Anordnung der Versätze führt zu gut proportionierten, abwechslungsreichen internen Plätzen, die für die angrenzenden Bewohner unmittelbar genutzt werden können.
Im Ideenteils wird als Option vorgeschlagen, das südliche Grundstück in gleicher Weise zu bebauen. Aufgrund der geringen Entwicklungsmöglichkeiten in der Eichstätter Talaue scheint die Fortführung der Wohnbebaung nach Süden als logische Konsequenz. Insbesondere auch deshalb, weil eine Nachverdichtung innerhalb der alten Wohnsiedlung kaum möglich sein wird. Der entfallende Spielplatz kann auf Einzelflächen in der gesamten Siedlung verteilt werden.

Erschließung
Die, durch die örtliche Stellplatzsatzung festgelegte, relativ hohe, Anzahl der PKWs kann auf dem beengten, nach Süden abfallenden, Grundstück nur mittels eingeschossiger Parkdecks gelöst werden. Die Zufahrten erfolgen wohnblockweise von Westen aus, unter Ausnutzung der sich abstaffelnden Gebäude. Die Parkierung kann somit autark für jedes Gebäude gelöst werden, was einer abschnittsweisen Bebauung entgegen kommt. Die Parkdecks können mit natürlicher Belüftung betrieben werden, da sie nach Süden offen gestaltet sind.
Die Treppenhäuser werden konsequent bis in die Garage geführt, womit die direkte und gleichzeitig barrierefreie Erschließung in die einzelnen Wohnungen gewährleistet wird. Flächen für Aufzüge werden vorgehalten, es bleibt jedoch dem Auslober überlassen, ob und wie viele davon ausgebaut werden. Die barrierefreie Erschließung ist grundsätzlich gewährleistet. Die erforderlichen, rollstuhlgerechten, Wohnungen liegen alle im Erdgeschoss.

Gestaltung
Die vorgeschlagene Wohndichte mit einer GFZ von ca. 1,1 wird mit drei und viergeschossigen Gebäudehöhen erreicht. Auf eine durchgängige Geschossigkeit wird zugunsten der besseren Besonnung und Belichtung der gestaffelten Geschosse verzichtet. Vielmehr wird damit erreicht, dass neben den genannten Vorteilen auch bessere Blickbeziehungen - über die Gebäude hinweg - in das Altmühltal ermöglicht werden. Im Zusammenspiel von Geschossstaffelung und Gebäudeversatz entstehen abwechslungsreiche, differenziert gestaltete, Binnenräume, die eine urban angemessene Wohndichte erzeugen. Gleichzeitig wird der Standortvorteil im Altmühltal mit der idealen Südlage optimal ausgenutzt. Die differenziert gestaltete Baukörperausbildung vermeidet bewusst eine monotone Struktur, die nicht zuletzt auch als sog. ` fünfte´ Fassade von den Jurahängen aus wahr genommen wird. Aus dem gleichen Grund wird auf ein geneigtes Dach verzichtet, zugunsten von begrünten Dächern mit extensiver Bepflanzung.
Die Gebäudeansichten werden als `Lochfassaden´ mit frei angeordneten Balkonen gestaltet, die sowohl seitliche Besonnung, als auch Aussicht nach Osten und Westen bieten.


Nachhaltigkeit/Wirtschaftlichkeit
Die als klassische Zweispänner ausgebildeten Grundrisse sind aufgrund klarer Gebäudegeometrie mit geringen Spannweiten und tragenden Wohnungstrenn- und Außenwänden als Mauerwerksbau statisch einfach zu erstellen und lassen nicht zuletzt durch den Einsatz vorgefertigter Deckensyteme eine wirtschaftliche Erstellung zu. Innenausbau in Trockenbauweise mit weitgehenden Fertigoberflächen lassen sich in kurzer Bauzeit und damit kostengünstig realisieren.
Der erforderliche Mehraufwand für die Erstellung des Parkdecks lässt sich durch die einfache Grundform, Reduzierung auf einfachen Ausbaustandard und Vermeidung einer mechanischen Belüftung - wie hier vorgeschlagen - minimieren.
Die energetische Konzeption geht vom Mindeststandard der aktuellen ENEV aus. Die kompakten Baukörper weisen günstige Gebäudekennwerte (A/V-Verhältnis, Wand/Fensteranteil, etc.) auf und schaffen damit die Grundvoraussetzung einer energetisch günstigen Gestaltung. Alle Aussenbauteile sind hoch wärmegedämmt, Fenster dreifach verglast. Aussenliegende Verschattungsanlage zur Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes. Einzelraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. Hinterlüftetes Fassadensystem mit dauerhafter, wartungsarmer, Oberfläche.
Die Realisierung in Bauabschnitten ist aufgrund der autonomen Baukörper gut möglich. Zur Umsetzung empfohlen werden im 1. Bauabschnitt die beiden nördlichen Gebäudetrakte mit insg. ca. 40 Wohneinheiten, alternativ kann auch Wohntrakt Nord und 2/3-Anteil Wohntrakt Mitte mit insg. 30 Wohneinheiten gebaut werden.

Freianlagen
Die Neuordnung der Verkehrsflächen an der östlichen Schlaufe der Eichendorffstraße bietet die Chance zur Schaffung eines Quartiersplatzes als neue Mitte des gesamten Wohngebiets mit Aufenthaltsmöglichkeiten für alle Generationen. Mittels Sitzstufen im Norden und Süden wird die ebene Platzfläche aus der Topographie herausgearbeitet. Als zentrales Gestaltungselement wird ein großer Baumplatz mit Sitzgelegenheiten als zentraler öffentlicher Treffpunkt vorgeschlagen, der zum Aufenthalt einlädt und z.B. zum Boule-Spielen genutzt werden kann. Der bisher abgelegen an der Klärwerkstraße liegende Spielplatz wird hier ebenfalls ins Zentrum gerückt.
Der neue Quartiersplatz vermittelt zwischen bestehender und neuer Bebauung und dient als zentraler Verknüpfungspunkt mit direkter Wege-Verbindung zur Altmühlaue. Der Bushalt ist auf selbstverständliche Weise integriert.
Im Rahmen der Neuordnung der Garagen wird eine Verlegung an die Eichendorffstraße und Klärwerkstraße vorgeschlagen. Die Garagenbauwerke erhalten auf diese Weise zur Straße eine topographisch sinnvolle Ausrichtung und können gleichzeitig die Höhenunterschiede im Gelände abfangen – es entstehen neu nutzbare ebene Freiräume im Bestand.
Die Bebauung des Südgrundstücks im Ideenteil könnte mit einer „Nachverdichtung der Freiräume“ im Bestand einhergehen: Zum Ausgleich für die verlorenen (abgelegenen) Spielbereiche kann durch Terrassierungen viel zusätzlicher Freiraum mit attraktiven Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten verteilt im Quartier geschaffen werden.
Durch die städtebauliche Konfiguration der geplanten Gebäuderiegel entstehen halböffentliche Bereiche in Form von kleinen überschaubaren Wohnhöfe als Treffpunkt für die Bewohner. Pflanzstreifen als Gestaltungselemente entlang der Fassaden dienen zur Abschirmung der Erdgeschoss-Wohnungen. Die Fahrradstellplätze sind den jeweiligen Eingängen zugeordnet, die zusätzlich durch je eine Steinbank akzentuiert werden. Baumüberstandene Sitzgelegenheiten und Spielmöglichkeiten für Kleinkinder laden die Bewohner zum Aufenthalt ein.
Im Süden der Gebäude werden für die Erdgeschosswohnungen Mietergärten und Terrassen erhöht auf den Parkdecks angeboten. Topographisch abgesetzt von den Höfen bieten sie ausreichend Privatsphäre und bereichern die Gebäudezwischenräume mit zusätzlichem Grün in Form von Pflanzstreifen und Solitärsträuchern.
Den östlichen Siedlungsrand bildet ein Schotterweg. Begleitet nur von einer losen Baumreihe wird der Rand definiert, ohne von den Wohnhöfen aus die freien Blicke in die Landschaft zu beeinträchtigen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Planverfasser greifen die Siedlungsstrukturen in Form, Größe und Situierung geschickt auf und schaffen durch versetzte Anordnung der Baukörper eine Aufbrechung der stringenten riegelförmigen Bestandsbebauung, insbesondere im Übergang zur freien Landschaft. Die kleinteilig versetzt angeordneten Bauköper generieren untereinander private Frei- und Nutzflächen. Im Übergang der alten zur neuen Bebauung wird eine Neuordnung der Verkehrsführung vorgeschlagen. Der in diesem Zusammenhang angebotene Quartiersplatz mit einer angemessenen räumlichen Dimension und als attraktiver Treffpunkt für alle kommt dem gesamten Gebiet zu Gute und wird durch das Preisgericht besonders gewürdigt. Die Aufteilung der Bauabschnitte sieht im BA I die Umsetzung von 40 WE in den beiden nördlichen Riegeln und im BA II 19 WE im südlichen Riegel vor. Darüber hinaus zeigen die Planer eine weitsichtige Fortführung der Baustrukturen in gleicher Weise auf. Die Ersatzflächen für die vorhandenen Garagen, Spiel- und Freizeitanlagen werden in Teilen auf fremden Grundstücksflächen nachgewiesen. Die Verkehrs- und Freiflächen staffeln sich in ihrem Öffentlichkeitsgrad fließend von West nach Ost und halten die innere Erschließung vom KFZ-Verkehr frei. Dadurch gestaltet sich auch ein positiv verzahnter Übergangsbereich zur offenen Landschaft mit einer adäquaten Durchgrünung. Die Wohnungsgrundrisse zeigen sich schlüssig und gut organisiert bei gut gelöstem Wohnungsmix. Die zweispännige innere Erschließung mit drei Kernen pro Riegel wird wirtschaftlich als nachteilig betrachtet, dient aber der Barrierefreiheit. Die sympathische, unaufgeregte Fassadengestaltung wird positiv bewertet. Die Realisierbarkeit steht in Abhängigkeit zum Grunderwerb, insbesondere im Bereich des öffentlichen Quartiersplatzes sowie der öffentlichen Erschließungsanlagen. Insgesamt stellt sich die Arbeit einen positiven Beitrag in städtebaulicher und zukunftsweisender Hinsicht mit ansprechender Architektur dar.