modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 06/2016

Wohngebiet Am Gierenbach

JEA_Lageplan Lindenberger Höfe

JEA_Lageplan Lindenberger Höfe

1. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Joachim Eble Architektur

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Ramboll Deutschland GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wohngebiet am Gierenbach

Quartiersidentität

In der Tallage am Gierenbach entsteht ein neues Stadtquartier. Am Gelenk von Innenstadtrand und Erholungslandschaft zum Waldsee erfüllt die Siedlungsstruktur eine Symbiose von urbaner Dichte und intensiver Landschaftsintegration. Die organisch freiräumliche Siedlungsstruktur ordnet und bezieht das heterogene Umfeld der nördlichen Einzelbebauung des Bestandes an der Martinstraße, die südlichen großmaßstäblichen Schulbauten an der Blumenstraße, die westlichen Gewerbebauten und die wiederum kleinmaßstäbliche Siedlungsstruktur an der Austraße ein.
Das Quartier zeigt eine ganz eigenständige Morphologie, welche die gewachsene Struktur der Lindenberger Innenstadt mit ihren vielfältig gebrochenen öffentlichen und privaten Raumfolgen und Einzelgebäuden aufgreift.

Quartiersstruktur

Eine urbaner geprägte innere Ost-West-Achse mit einer Raumfolge von öffentlichen Plätzen und Angern bildet das Rückgrat des Quartiers. Nördlich und südlich gliedern sich daran Wohnhöfe an, die auf der Hangseite von einer dritten Bebauungszeile begrenzt werden.
Zwei freistehende Ankerbauten prägen die Platzweitungen der Urbanachse. Diese sind als Shared-Space Flächen gestaltet. Die Wohnhöfe umschließen gemeinschaftsbildende innere Freiräume, die den Bewohnern als halböffentliche Erschließungs-, Freizeit- und Begegnungsfläche dienen; wobei jeder Hof seine eigene Expressivität und Atmosphäre entwickeln könnte, auch in einem partizipativen Planungsprozess.
Die urbane Achse findet ihre Haupterschließung über den Kreisverkehr an der Sedanstraße. Die Anbindung an die Austraße wird deutlich herabgestuft, um den Kreuzungspunkt mit dem Spazier- und Fahrradweg deutlich zu entlasten. Der Shared Space der Urbanachse wird von diesen Zufahrten jeweils seitlich erschlossen.
Dadurch entsteht der Eindruck eines Innenraumes, ähnlich historischen Innenstadt- oder Marktplätzen mit einer ähnlich kommunikativ gemeinschaftsbildenden Qualität wie die behüteten Wohnhöfe.
Neben der Identität stiftenden Innenachse, ist das Quartier über ein dichtes Fußwegenetz intensiv mit der Umgebung verflochten. Die Wohnhöfe sind untereinander vernetzt, öffnen sich zur Urbanachse und verbinden sich mehrfach mit dem südlichen Waldsee-Rad- und Fußwegweg und der nördlichen Martinstraße. Mit der Platzöffnung zur Blumenstraße werden das Schulzentrum und die Innenstadt auf kürzestem Weg angebunden.
Der ruhende Verkehr wird weitgehend in den einzelnen Wohnhöfen zugeordneten Tiefgaragen untergebracht. Das oberirdische Parkieren entlang der Urbanachse soll als Besucherparken organisiert werden.


Gebäudemorphologie

Urbanachse und Wohnhöfe werden generell nach den Regeln des Stadthausprinzips bebaut. Jeder der Wohnhöfe kann hier mit seiner eigenen Expressivität und Charakter ausgebildet werden. Grundlage hierfür ist das Lindenberger Stadthaus mit unterschiedlicher Ausformulierung der Dachlandschaft. Mehrfamilienhäuser und Reihenhäuser wechseln sich ab und können variantenreich angeordnet werden. Der Morphologiebaukasten sieht 4 Haustypologien vor:
- Das Wohnhof-Kopfgebäude mit 3- und 4-Spännern als städtebauliche Akzentuierung mit bis zu 4 Geschossen
- Das Mehrfamilienhaus in der Reihe mit asymmetrischem Satteldach und 3 Geschossen
- Das Stadtreihenhaus mit Flachdach und 3 Geschossen
- 2 freistehende Ankergebäude aus Platzdominaten wiederum mit 4 Geschossen
Im Übergang zur Einzelbebauung an der Martinstraße sind konventionelle Reihenhäuser vorgesehen, die sich formal in die organische Formensprache der Stadthausstruktur einbinden.
Das Erdgeschoss des östlichen Ankergebäudes am Platz weist eine Mischnutzung aus. Möglich wäre ein Café mit Außengastronomie an dem südlichen Lärchenhain. Damit ist auch eine attraktive Pausenstation am Spazierweg und zur Schule hin gegeben.
Insgesamt entsteht durch die räumlich gehobene Raumstruktur und die differenzierte Dachlandschaft das Bild eines gewachsenen, Vielfalt und Individualität zulassenden Ensembles, mit klar geordneten und spannend polarisierenden Übergängen.

Landschaft

Das Quartier soll ganz selbstverständlich in den Fluss der Landschaft und der vorhandenen Topographie eingebunden werden.
Großzügiger Baumbestand prägt die 3 Quartierseingänge mit Wasserplatz (Erlen) im Osten, Lärchen am Eingang vom Waldsee kommend und Fichten über dem Naturspielplatz in Verlängerung der Blumenstraße .
Prägend für das innere Landschaftskonzept ist das Regenwasserkonzept.
So entsteht ein neuer Gierenbach mit Wasserretentionslandschaft entlang dem Spazierweg, der die Feuchtelandschaft des Waldsees zitiert. Rinnen verbinden diese mit der urbanen Retentions- und Spielfuge entlang der Urbanachse. So mündet der neue Gierenbach schließlich am Wasserplatz als östlicher Quartiersauftakt.
Das Wasserkonzept in Form von Mulden, die bei Regen auch wassergefüllt sein können, sichert auch die Privatheit der Erdgeschosswohnzonen entlang des Spazierweges und der inneren Urbanachse. Die Höfe sind teilweise grün dominiert (Wohnhoföffnung im Süden), andere, vor allem die Höfe nördlich der Urbanachse dienen wesentlich als Bewegungs- und Spielhöfe charakterisiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine differenzierte Quartiersentwicklung, entlang einer sich in Ost-Westrichtung faltenden Erschließungsspange vor. Diese wird einerseits als „Shared Space“ vorgeschlagen, andererseits formt diese Spange einzelne Bauräume, die Baukörper unterschiedlichster Höhe und Form, jeweils um eigene private Innenhöfe herum, zusammenbindet. Es werden zwei Grundtypologien in den die Höfe umschließenden Baukörper vorgeschlagen. Reihenhäuser und Geschosswohnungsbauten wechseln sich immer wieder ab und bilden einen sehr heterogenen Rand, der sich, laut Vorschlag der Verfasser, sowohl in Höhe wie Form und Dachgestalt voneinander unterscheidet. Das Programm ist dadurch im Wesentlichen erfüllt. Die Dichte des Entwurfes ist tragfähig. Das westliche, sogenannte, Ankergebäude wirkt in seiner Höhe etwas überzogen. Neben zweier, als Ankergebäude bezeichneten, Einzelbaukörpern mischen sich in den Rändern der Baublöcke vier Haustypologien, die die Verfasser in Art einer Gebäudemorphologie voneinander ableiten. Diese führen zu einem stark durchmischten Erscheinungsbild. Diese starke Durchmischung wird kontrovers diskutiert, insbesondere die komplexe Dachlandschaft ist überinstrumentiert. Dem Preisgericht erschließt sich die Notwendigkeit, einer auf städtebaulichem Maßstab fixierten Form der Dächer nicht unbedingt. Die Hauptfreiraumqualität ist die zentrale Erschließungsspange, die alle Erschließungsformen bindet. Das Preisgericht sieht hier eine Möglichkeit einen aktiven, lebendigen Straßenraum zu schaffen, der eine gute Adressbildung ermöglicht. An mehreren stellen werden kleine gut proportionierte Platzaufweitungen gebildet, die insbesondere am Südrand - auch mit dem Spielplatz - zur Schule hin wirklich überzeugen. Egal, wo man sich in dem Straßenraum befindet, scheint man Neues zu entdecken, das Quartier wirkt sehr lebendig. Die Innenhöfe sind wohl proportioniert und differenziert ausgeformt. Die Retentionsmulden im Norden der Erschließungsspange sind eine gute Lösung für den Umgang mit dem Gierenbach, puffern die privaten Flächen zur Strasse und könnten als Schneeablagerplatz dienen. Der Hof zum VKW-Gebäude müsste überarbeitet werden, da dieser in seiner Grenzsituation an die Raumqualitäten der anderen Höfe nicht heranreicht. Die Parkierung in mehreren Großgaragen und in ihrer komplexen Geometrie wird aus wirtschaftlichen Gründen nicht positiv bewertet. Das Preisgericht sieht Potentiale für konzentriertere Parkierungsvarianten. Am Südende schlagen die Verfasser eine kreuzungsfreien Ausbau der Schnittstelle Erschließungsspange - Radweg vor ( mittels einer Brücke) – dieser Vorschlag scheint deutlich überinstrumentiert. Das Preisgericht schätzt die städtebauliche Struktur auch langfristig sehrt positiv ein, da diese eine hervorragenden differenzierte Raumqualität schafft, an Raumqualitäten der Altstadt erinnert – also eine große Vielfalt zeigt ohne die Übersichtlichkeit zu verlieren. Der hohe Anspruch bereits im Städtebau die einzelnen Bausteine exakt zu definieren teilt das Preisgericht allerdings nur bedingt. Hier könnte man mit mehr Freiheit eine ähnliche Qualität erreichen. Der Vorschlag ist mit den genannten wenigen Änderungen umsetzbar und verspricht eine hohe Raumqualität - bei einer gleichzeitig hohen baulichen Dichte.
Übersichtsplan

Übersichtsplan

JEA_3D Stadtstruktur

JEA_3D Stadtstruktur

JEA_Infrastrukturkonzept

JEA_Infrastrukturkonzept

JEA_Freiflächenkonzept

JEA_Freiflächenkonzept

JEA_Nutzungskonzept

JEA_Nutzungskonzept

JEA_Perspektive Quartierscharakter

JEA_Perspektive Quartierscharakter

JEA_Schnitt Mittelachse shared space

JEA_Schnitt Mittelachse shared space

JEA_Pikto_raumkanten

JEA_Pikto_raumkanten

JEA_3D_Vogelperspektive

JEA_3D_Vogelperspektive