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Offener Wettbewerb | 06/2016

Neubau Schulanlage Freilager

2HOCH1

2. Rang / 2. Preis

huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA

Architektur

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Synaxis AG

Bauingenieurwesen

Balzer Ingenieure AG

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Die neue Schulanlage Freilager ist ein wichtiges Glied und Scharnier im Freiraumkonzept Letzi, sie verbindet die beiden Nord-Süd-verlaufenden Grünkorridore in der Querrichtung und hat nebst ihrer gesellschaftlichen auch eine wichtige ökologische Funktion.
Die umliegenden Siedlungs- und Quartierfreiräume wie auch die neuen Schul-Aussenanlagen sind hoch funktionalisiert. Demgegenüber wird der neue Parkteil landschaftlicher und ohne spezifisches Nutzungsangebot, aber mit hohem Erlebniswert gestaltet. Die modulierte Topografie, wie sie in Teilen des Bachwiesenparkes zu spüren ist, wird zum Thema, weich geformte Hügel gliedern den langen Parkraum in Teilräume und generieren zusammen mit dem Vegetationskonzept unterschiedliche Qualitäten und Stimmungen.
Die auffallend häufig im Quartier vorkommenden prächtigen Hainbuchen als Thema aufnehmend beruht das Vegetationskonzept auf Arten des einheimischen Eichen-Hainbuchenwaldes (Querco-Carpinetum), mit subjektiver Auswahl favorisierter Arten. So setzen sich im Park die kleinen Haine aus Bergahorn, Hainbuchen, Winterlinden, Bergulmen und Stieleichen zusammen, aber jeder der Haine favorisiert eine andere Art, die den kleinen Wald prägt. Die natürliche Waldvegetation wird partiell am Hügelfuss mit Frühlingsblühern aus Gärten (Schneeglöckchen, Märzenbecher, Bärlauch, Narzissen und Blausterne) und Wiesenpflanzen mit Verwilderungspotential angereichert.
Die Wiesenflächen, aber nicht deren Ränder, werden gemäht, ebenso werden die Hügel nur partiell gemäht, um eine Wechselwirkung von Nutzung und Ökologie wie auch schönem Landschaftsbild zu erzielen.
Das Meteorwasser der Hart- und Dachflächen der Schulanlage wird in einen kleinen Graben am Parkrand geleitet und am tiefsten Punkt des Areals in einer Mulde je nach geologischen Möglichkeiten der Versickerung respektive Retention zugeführt. Diese Bereiche werden von Hochstaudenfluren begleitet und geprägt.
Die gemischt verwendeten Baumarten des Parks werden in den Streifen des Schulareals ‚sortiert’ gepflanzt, Solitärbäume und mehrstämmige wechseln einander ab. Die in den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst gut ablesbaren Streifen sind eine dezente Erinnerung an die Streifenlandschaft der Schrebergärten.
Verschiedene Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten, welche die unterschiedlichen Altersstufen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen, werden auf dem Schulareal angeboten. Der grosse Pausenplatz kann als Treffpunkt der ganzen Schule gelesen werden. Flächen zum Toben und Rennen, Spiel- und Kletterlandschaften aber auch Sitzmöglichkeiten für Grüppchen und Einzelgänger sind vorhanden. Der kleine Pausenplatz vor der Bibliothek ist eher dem ruhigen Aufenthalt gewidmet: ein Buch im Freien lesen, ausruhen, Rollenspiele im Hüttendorf, dösen in den Hängematten sollen in einer Tagesschule auch Platz haben. Bei der Mensa bietet ein kleiner Kiesplatz unter Bäumen die Möglichkeit, im Freien zu essen oder an den Tischen die Aufgaben zu erledigen. Der Bereich westlich des Sportgebäudes ist eher extensiv gehalten (Distanz zum Schulgebäude), es können sich in Teilbereichen ökologisch wertvolle Flächen bilden. Der Ort und das Thema sind geeignet für Aussenunterricht, es könnte ‚Schule im Freien’ stattfinden, gerade auch dank der Nachbarschaft zum Schulgarten.
Der Allwetterplatz wird zur Optimierung der nutzbaren Flächen und als Beitrag zur Verminderung der versiegelten Bereiche auf dem Dach des Sportgebäudes angeordnet. Dank der beidseitigen breiten Treppenanlagen verbindet er sich gut mit den anderen Schulfreiräumen und ist aber auch selber ein Bindeglied zwischen den westlichen und den östlichen Arealteilen, er bietet eine spielerische parallele Quartierverbindung für Sportliche auf der oberen Ebene an. Dank dem Lift ist er auch für in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen zugänglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Beim Projekt 2hoch1 werden sämtliche Nutzungen der Schulanlage um ein orthogonales Wegkreuz herum angelegt. Während der südliche Quadrant durch das fünfgeschossige Schulhaus besetzt ist, dient der nördliche Quadrant dem Sportgebäude mit Turnhalle, Schulschwimmanlage und Allwetterplatz. Die beiden übrigen Quadranten nehmen das Rasenspielfeld und den Pausenplatz auf. Talseitig führt der Grünkorridor dem Freilagerweg entlang. Das vorgeschlagene Schulgebäude fasst die Ankunftssituation des Pflegezentrums Bachwiesen talseitig. Beide Baukörper verfügen über eine klare statische Struktur, die in der wertigen Fassade sichtbar wird. Eine helle Backsteinverkleidung soll den Bezug zum ehemals benachbarten Industrieareal herstellen. Ein zweigeschossiges Sockelband mit hohen Stützen umgibt die Bauten und fasst gleichzeitig die Laubengänge des Wegkreuzes, die als Pausenhalle dienen. Beim Schulhaus werden die drei darüber liegenden Klassengeschosse mit einem Fassadenrelief gestaltet, das durch die vorgeschlagene Faltung Vorteile beim sommerlichen Wärmeschutz bieten soll. Die geschickte Setzung der Gebäude ermöglicht eine grosszügige, offene Grünfläche mit einer sinnvollen Aufteilung in schulische und öffentliche Freiräume. Die Kontinuität des Bachwiesenparks, die Geländemodellierungen und die Baumsetzungen schaffen stimmige Anschlüsse und eine differenzierte Zonierung. Wechselnde Bereiche ermöglichen vielfältige Sichtbezüge, die durch die Wegführung erlebbar werden. Die recht hohen Hügel mit den notwendigen Erdschüttungen sind unangebracht und verstellen die freien Flächen. Der Eingang mit Pausenplatz und öffentlichen Nutzungen schliesst mit übergreifenden Baumgruppen am Park an und schafft mit der Sitzmauer eine lesbare Zonierung. Die Spielwiese und der Schülergarten sind sinnvoll platziert. Zwischen Sporthalle und Park entsteht ein Rückzugsort mit Aufenthaltsqualität. Das Schulhaus mit zentraler Eingangshalle und grosszügiger Treppenanlage erschliesst via Zwischengeschoss für Spezialnutzungen drei kompakte Obergeschosse. Die Handarbeitsräume bilden einen weiteren Cluster, so dass insgesamt sechs gut funktionierende Cluster auf drei Geschossen entstehen. Das Treppenhaus wird zenital und seitlich durch die Aufenthaltsräume natürlich belichtet. Das Sportgebäude wird am Laubengang axial erschlossen. Über die Garderoben im ersten Untergeschoss wird im zweiten Untergeschoss die natürlich belichtete Halle betreten. Die Schulschwimmanlage ist über eine komplizierte Wegführung vom selben Ort her zugänglich. Die umständliche Anordnung der Garderoben im Untergeschoss erschliesst sich nicht. Der Allwetterplatz auf dem Dach genügt den Anforderungen an die gewünschten Masse des Sportfelds jedoch nicht. Durch die volumetrische Teilung ergibt sich eine relativ grosse Fassadenfläche und somit ein Defizit bei der Kompaktheit. Die vorgeschlagene Materialisierung wird als sehr solide, langlebig, aber teuer in der Erstellung beurteilt. Beim Sportgebäude bedürfte die komplexe Disposition im Betrieb einer Überarbeitung. Das Projekt besticht durch seine Klarheit und Eindeutigkeit auf übergeordneter städtebaulicher Ebene. Viele gestalterische Themen sind weit entwickelt, wichtige funktionale Anliegen befinden sich jedoch nicht auf demselben Stand, so dass die Jury in diesem Bereich noch erhebliches Entwicklungspotenzial spürt.