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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Quartiersmitte Lincoln-Siedlung

Lageplan

Lageplan

3. Preis / Hochbau mit Freianlagen

Preisgeld: 10.000 EUR

h4a Gessert + Randecker Architekten | h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Gestaltung der Quartiersmitte der Lincoln Siedlung zeichnet sich durch eine transparente, bewusst zurückhaltende Gestaltung der Freianlagen aus, die ein vielschichtiges Angebot für die unterschiedlichen Nutzer bietet. Die Freiflächen korrespondieren dabei inhaltlich und formal intensiv mit dem Baukörper der Kindertagesstätte/Grundschule, um den Anforderungen einer architektonischen Inklusion auch im Freiraum gerecht zu werden. Die stufenfreie Erschließung der einzelnen Parkteile bildet dabei die Mindestanforderung und ist im gesamten Planungsgebiet eingehalten. Die bis zu 5m schwankende Ost-Westtopographie des Bestandsgeländes wird bei der Neumodellierung so egalisiert, dass eine bequeme Durchwegung, ohne zu stark geneigte Fläche, erfolgen kann. Die Eingangshöhen des Baukörpers schwanken dabei von Ost nach West um 70cm. Die Höhenlage zur angrenzenden Umgebung erfolgt knapp unter dem Niveau der Heidelberger Straße, um die Architektur auch von dort als „Adresse“ im Quartierspark optisch hervor zu heben.
Funktional soll der Baukörper die Parkanlage nicht nur tangieren, sondern in einer ständigen Wechselbeziehung mit seiner Umgebung stehen.
Die unmittelbar an das Gebäude angrenzenden Flächen sind daher öffentlich und halböffentlich gehalten. Lediglich der Außenbereich der Kindertagesstätte ist durch eine Einfriedung vom eigentlichen Park abgetrennt. Während die Schulpausenfläche vorwiegend befestigt ausgeführt werden sollen, sind die Außenanlage der Kita eher als Rasen- und Pflanzflächen gestaltet. Der Pausenbereich der Grundschule zeichnet sich zwar formal durch eine Betonmauer in Sitzhöhe zur Umgebung ab, ist von den Schülern jedoch leicht zu überwinden. Spiel- und Sport kann in der Pause aber auch während der Unterrichtseinheit im Freien ausgeführt werden.

Die Wegeflächen der Quartierspark sind zu Gunsten einer weitläufigen Grünanlage reduziert angelegt, um der umgebenden Bebauung ein grüne Mitte zur Verfügung zu stellen. Eine Freiraumachse spannt sich als Parkboulevard von der Noakstraße im Norden zur Einsteinstraße im Süden auf und ist das prägende Element des Quartiers. Ost-Westverbindungen verlaufen als Anschlüsse zur umgebenden Wohnbebauung und zur bereits vorhanden Kita . Der Anschluss an den Quartiersplatz, mit der Verbindung zu Heidelberger Straße und der geplanten Bahnhaltestelle wird durch eine großräumige Aufweitung des Wegesystems besonders hervorgehoben. Die Gestaltung vermittelt dabei durch einen seichten Materiawechsel zwischen der landschaftlich geprägten Parkanlage und dem urbanen Quartiersplatz.
Der Platz ist als befestigte Freifläche für Veranstaltung und Wochenmärkte nutzbar und bildet gleichzeitig den Vorplatz der Grundschule. Durch einen Wechsel der Materialität setzt sich der Quartiersplatz auch optisch von der Umgebung ab, ohne dabei als Barriere zu wirken. Der nördliche Teil des Platzes ist mit einer Baumreihe überstanden und bietet Schatten zum Aufenthalt. Eine lange Sitzmöglichkeit trennt den Außenbereich zum Gebäude der Gastronomie und der Gewerbeeinheiten optisch ab und gliedert die Flächen. Das Fahrradmietsystem ist im Eingangsbereich des Platzes von der Heidelberger Straße verortet. Die überdachten Abstellanlagen mit 52 Parkmöglichkeiten werden vom angrenzenden Pflanzbereich eingerahmt.

Zu Gunsten einer optisch durchsichtigen Gestaltung setzt sich das Pflanzkonzept weitgehend aus standortgerechten Hochstämmen zusammen. Auf wegebegleitende Baumreihen wird nahezu verzichtet. Die Hochstämme purzeln in frei formierten Gruppen von Norden nach Süden durch den Park und verdichten sich westlich des Magerrasenbiotops. Insbesondere die Sichtachse von Süden zur Manufaktur soll erlebbar bleiben. Mittig in der Parkanlage ist eine naturhahe Spielanlage verortet, die durch Ihre räumlich Nahe in unmittelbarer Beziehung zur Grundschule steht. Der nördliche , schmalere Teil des Parkes ist einseitig des Weges stärker baumüberstanden und bietet viel Platz als Aufenthaltsbereich für die Anrainer. Sitzmöglichkeiten, Kleinkinderspieleinheiten und Picknickbereiche bieten ausreichend Angebot und können von den Nutzern der Umgebung in Besitz genommen werden. Die Rasenflächen sollten in den Randbereich extensiver gepflegt werden, so dass sich dort eine Wiesenfläche entwickelt kann. Die mittlere, große Fläche rund um das Magerrasenbiotop wird durch regelmäßige Mähgänge kurz gehalten werden, um Sport und Spiel zu ermöglichen und die Zugänglichkeit für alle Nutzergruppen so einfach wie möglich zu halten.
Die Flächen im Süden des Gebäudes sind eher funktional gehalten. Neben den PKW- und Bushalteflächen entlang der Einsteinstraße erstreckt sich eine Parkplatzanlage die dem Schulgebäude und der Turnhalle zugeordnet ist. Eine großzügige Abstellfläche für Fahrräder schließt an die Turnhalle an und ist zum Teil überdacht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf löst sich mit seiner eigenständigen amorph anmutenden Formgebung selbstbewusst aus dem weitgehend orthogonalen Raster der umgebenden Bebauung. Den Verfassern gelingt es, ein für die Nutzer und das Neue Stadtquartier Identität stiftendes Gebäudevolumen zu entwickeln, das auch in seiner äußeren Gestaltung den Charakter seiner Nutzungen widerspiegelt. Die Fassaden wirken gut durchgearbeitet und unterstreichen den Charakter des Gebäudes als Solitär am Park, der auf die unterschiedlichen Randbedingungen gut reagieren kann.
Der durchgängig zweigeschossige und kompakt gestaltete Baukörper öffnet sich über seine Grundrissgestaltung allseitig zur Umgebung und erscheint in seinem Maßstab angemessen und gut proportioniert. Die gut gelöste und eindeutig formulierte Eingangssituation der Schule am Quartiersplatz ergibt sich selbstverständlich und wirkt einladend.
Die Leitidee der Verfasser, das Gebäudekonzept mit seinen sich um die zentrale multifunktionale Mitte miteinander verwobenen und sinnvoll aufgeteilten Funktionsbereichen aus dem pädagogischen Konzept heraus zu entwickeln, ist aus Sicht des Preisgerichts konsequent und funktional mit hohem Gestaltungsanspruch gelungen. So gruppieren sich auf der Ebene des Erdgeschosses die verschiedenen Funktionsbereiche der Schule (Mensa, Fachklassen, Verwaltung), die Turnhalle sowie die Kindertagesstätte um das großzügige Foyer, das das multifunktionales Herz und damit ein wichtiger Begegnungsort für die schulinterne wie auch für die bürgerschaftliche Nutzung darstellt. Positiv wird hierbei auch die Verortung der jeweiligen Funktionsbereiche im Grundrissgefüge bewertet. Turnhalle und Kita werden von Süden erschlossen. Leider fehlt ein separater Zugang für die Kita.
Die Grundrissorganisation für die Schulnutzungen erscheint plausibel. Kritisch werden jedoch die Unterversorgung mit sanitären Anlagen und die nicht durchgängige Barrierefreiheit bewertet.
Aus funktional organisatorischen Gründen muss der Bereich der Kindertagesstätte grundsätzlich vom Schulbetrieb abgetrennt werden können. Dies ist mit dem vorgeschlagenen Grundriss nicht lösbar, jedoch heilbar. Der Kindertagesstätte fehlt die eigene Mitte.
Die von den allgemeinen Nutzungen im Erdgeschoss entrückte Lernebene im Obergeschoss mit den vorgeschlagenen sich um die Mitte des Gebäudes gruppierenden vier Lernclustern geben Raum für innovative Lernformen und sind überzeugend organisiert.
Die amorphe Form sowie die bis ins Erdgeschoss eingestanzten grünenden Lichthöfe versprechen eine angenehme, vielseitige und lichtdurchflutete Raumanmutung und eine hohe Aufenthaltsqualität.
Die jeweiligen Außenbereiche für Schule und Kita setzen in ihrer Gestaltung die Architektursprache des Gebäudes fort. Es wäre jedoch wünschenswert, dass alle Gruppenräume der ebenerdigen Kindertagesstätte direkten Zugang zum Außengelände haben.
Der zum Quartierspark orientierte Schulhof wird durch ein, bis zur Heidelberger Landstraße durchgängiges Gestaltungselement sanft aber eindeutig gefasst und ist aufgrund seiner Ausformung Teil der öffentlichen Freiflächen. Die Freiflächen des Schulhofs sind allerdings zu gering dimensioniert. Kritisch gesehen werden zudem die vorgesehene Andienung der Mensa über den Schulhof sowie die Anfahrbarkeit für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge von Westen. Die Stellplätze für Kfz auf der Südseite des Grundstücks und Fahrradstellplätze sind gut gelöst.
Die Verfasser setzen sich textlich mit der Problematik der Höhenentwicklung des Geländes auseinander. In der Durcharbeitung des Entwurfs gelingt dies jedoch beim Übergang zum Quartierspark nur bedingt, da hier kaum auf die tatsächliche Bestandstopografie reagiert wird. Dies wird grundsätzlich für problematisch gehalten.
Der vorgelegte Entwurf erfüllt unter Berücksichtigung der vom Verfasser vorgeschlagenen Maßnahmen weitestgehend die baurechtlichen und brandschutztechnischen Anforderungen, wobei die Entfluchtungsmöglichkeiten aus dem Obergeschoss über die umlaufenden Fluchtbalkone durch geringe Eingriffe, z.B. durch zusätzliche Fluchttreppen und Rampen optimiert werden sollten.
Die ermittelten Kennzahlen, die vorgeschlagene Bauweise und Auswahl der Materialien versprechen einen wirtschaftlichen Entwurf.
Den Verfassern gelingt mit dem Entwurf ein eigenständiger schöner Beitrag zur gestellten Wettbewerbsaufgabe. Das Gebäude kann als markanter Baustein die neue Quartiersmitte der Lincoln-Siedlung prägen und hohe Nutz- und Aufenthaltsqualitäten bieten.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Piktogramme

Piktogramme

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt