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2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 07/2016

Gesamterneuerung Wohnsiedlung «Tüfwis»

crucis

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Menzi Bürgler Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Beinahe würde man vermuten, dass die «SWISS« als Nachfolgerin der «Swissair» das Projekt «crucis» zusammen mit den Verfassenden entwickelt hat. Städtebaulich lehnt sich das Projekt nämlich sehr stark an die bestehende Siedlung an. Bei der Setzung der Kuben wurde darauf geachtet, dass die Durchlässigkeit nach Süden zur Land-schaft hin grosszügig ausfällt und die gestaffelten Volumen sich gut ins abfallende Gelände einpassen. Die Ausformulierung der Kopfbauten im Projekt «crucis» erscheint jedoch zu schwach und wird dem Anspruch eines Gebäudeabschlusses hin zur Quartierstrasse sowie hin zur offenen Landschaft nicht gerecht. Die mehrheitliche Ausrichtung der Gebäude nach Südwesten und die, durch Abstufungen gegliederten Fassaden versprechen gute Aussicht und Besonnung der Wohnungen. Bei sämtlichen Wohngebäuden würden jedoch sekundäre, in der Treppenflucht liegende Ausgänge, die unterschiedlichen Siedlungsräume besser vernetzen. Die Verfassenden schlagen vor, die vier- und fünfgeschossigen Bereiche des Blocks A jeweils um ein Geschoss aufzustocken. Die grosszügigen Aussenräume beinhalten das Erschliessungssystem mit allen notwendigen Freiraumnutzungen. Die Organisation erscheint zweckmässig. Der Bezug der Erdgeschosswohnungen zur Umgebung ist jedoch unklar. Leider kann auf Grund der allzu schematischen Darstellung der eigentliche Charakter der Aussenräume nur schwer erkannt werden. Die Wohnungen entsprechen weitgehend den Vorstellungen der Bauträgerschaft. Die vielen nutzungsneutralen Räume ermöglichen unterschiedliche Lebensformen. Die meist dreiseitige Ausrichtung lässt helle Räume erwarten. Einige Küchen und Essräume entwickeln sich tief in die Gebäude und sind eher zu knapp beleuchtet. Die vorgeschlagenen Grundrisse beinhalten eine grosse Flexibilität für die Planungs-phase – später, in einem Erneuerungszyklus aber auch für bauliche Anpassungen. Allerdings müssen dadurch teilweise räumliche und architektonische Einbussen in Kauf genommen werden. Die Pflegewohnungen sind in der mittleren Zeile am Rande der Siedlung platziert und attraktiv ausgerichtet. Sie weisen jedoch einige architektonische und organisatorische Mängel auf. Der schematische Grundriss mit dem langen, unattraktiven Erschliessungskorridor kann nicht überzeugen. Die Lage der Küche zwischen Essraum und Aufenthaltsraum ist nicht ideal. Zudem werden zu wenige Nassräume angeboten und es fehlt ein Zimmer. Der Bezug und der Zugang zum Garten sind unklar. Die Standorte von Kindergärten, Hort und Kita sind gut gewählt und ermöglichen vielseitige Beziehungen untereinander. Die Raumkonzepte sind konventionell und zweckmässig. Die Ausrichtung zur Morgensonne ist nicht bei allen Kindergartenräumen gegeben. Auch fehlen präzise Angaben zu den Aussenräumen und deren Nutzung. Die Verfassenden suchen im Ausdruck ihres Projektes den Bezug zu den Swissair- Bauten der 70er-Jahre. Die Fassaden sind in Anlehnung an den Bestand in der Vertikalen stark gegliedert. Als Fassadenmaterial wird hochwertiger Kratzputz kombiniert mit Klinkerriemchen vorgeschlagen. In den vertikalen Fensterbändern werden die Brüstungen mit eingefärbten Betonelementen verkleidet. Die angedeu¬tete Vielfalt der Materialien ist interessant, überzeugt jedoch nicht ganz. Struktur und Gliederung der Fassade erscheint nicht in Einklang mit der Differenzierung der Materialien. Die ansonsten grosszügige Anlage driftet im Ausdruck etwas zu sehr ins Kleinteilige ab. Die Stimmung in der Siedlung ist schwer fassbar und changiert zwischen einer gewissen Vielfalt und etwas gleichförmiger Repetition. Die eher mässige Kompaktheit, der hohe Fensteranteil und das grosse Garagendach führen dazu, dass die energetisch-ökologischen Anforderungen nur unzureichend erfüllt werden. Das gilt auch für den Schulhausbau. Zu technischen Installationen und Verteilungen bleiben Fragen offen. Die Verhältnisse von «Hauptnutzfläche zu Geschossfläche» und «Gebäudehülle zu Geschossfläche» sind nicht optimal. Das grosse unterirdische Volumen mit der massiven Überdeckung der Garagendecke sowie die überdurchschnittliche Anzahl Treppenhäuser und Aufzugsanlagen wirken sich nicht sehr vorteilhaft auf die Gebäudeökonomie aus. Der Beitrag orientiert sich städtebaulich geschickt am Bestand und schafft es, die Gebäude unter Berücksichtigung von grosszügigen Aussenräumen in der Topografie zu verankern. Die Wohnungen sind architektonisch und funktional gut gelöst und bieten eine grosse Flexibilität. Der Ausdruck der Siedlung ist schwer fassbar und kann nicht ganz überzeugen. Insgesamt ein seriöser und sorgfältig ausgearbeiteter Beitrag.
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