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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2016

Neubau Staudinger-Gesamtschule

Blick vom Schulhof

Blick vom Schulhof

Anerkennung

Preisgeld: 17.500 EUR

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Vier Häuser - eine Schule

Die künftige Staudinger Gesamtschule ist aus vier gegeneinander versetzten und verketteten Baukörpern gefügt. Dies bringt folgende Vorteile:

1. Einfache Bauabschnittsbildung mit kleiner Berührfläche für den Anbau
2. Formulierung von gleichwertigen Eingangssituationen nach Norden und Süden
3. Eindeutige Adressbildung für Schule, Bibliothek und Kinder- und Jugendtreff
4. Selbstverständliche Zonierung + Zuordnung der Freiräume zu den EG-Funktionen
5. Ablesbare Gliederung der Schule in Jahrgangshäuser
6. Angemessene Massstäblichkeit der Bauvolumen im Quartier

Vom Haslacher Ortskern kommend führt der Weg der Schüler über den Dorfbach aufs Schulgelände. Bereits hier zeigen sich die drei Funktionsbereiche des Neubaus Schule, Bibliothek und Kinder- und Jugendtreff mit jeweils eigenständigem Gesicht und Adresse. Die vorspringenden Funktionen Kinder- und Jugendtreff und die Bibliothek rahmen den südlichen Zugang zur Schule und geben dem Pausenhof eine räumliche Fassung. Auch von Norden wird eine attraktive Zugangssituation formuliert die von der Staudingerstraße und den Stellplätzen mit wenigen Schritten zum Nordeingang führt. Der Vorplatz wird hier von der Mensa flankiert, die sich im Sommerhalbjahr in den Freibereich hinein erweitern kann.
Den Erdgeschossfunktionen Mensa, Technik, Ganztagesbereich, sowie Kinder- und Jugendtreff ist jeweils ein unmittelbar zughöriger Freibereich vorgelagert, so dass eine intensive Verzahnung von Gebäude und Freiraum entsteht.
Die Kindertagesstätte wird am Nordrand der Parzelle verortet, eine eigene Vorfahrt mit einigen Stellplätzen an der Staudingerstraße erleichtert das Bringen und Abholen der Kinder.
Künftige Schülergenerationen können ihre Ideen am neuen Werkspielhaus und Werkspielplatz realisieren, welches in der Nähe des Bolzplatzes seinen künftigen Standort findet und in die geplante Grünanlage eingebettet wird.
Schule als kommunikativer Lebensort
Die beiden wettergeschützten Schuleingänge führen zu einer internen Schulstraße, die die vier Baukörper miteinander verbindet. Hier lagern sich die Räume an, die von allen Schülern gemeinsam genutzt werden: Ganztagesbereich, Mensa, Naturwissenschaften, Technik und Theater. Von dieser zentralen Lebensader aus erfolgt auch die interne Erschließung der Stadtteilbibliothek und des Kinder- und Jugendtreffs, die ein wichtiger Baustein der Ganztagesbetreuung sind. Beide Funktionen verfügen zusätzlich über einen Haupteingang für externe Besucher, der zum Haslacher Ortskern orientiert ist.
In die vier Baukörper ist jeweils ein Innenhof einbeschrieben, der die Mitte der Klassenhäuser definiert und Tageslicht ins Hausinnere fallen lässt. Die Vertikalerschließung erfolgt über zwei offene Haupttreppen entlang der Innenhöfe, die den beiden Gebäudezugängen zugeordnet sind und so eine einfache Orientierung im Gebäude ermöglichen.
Im ersten Obergeschoss sind an zentraler Stelle entlang der Schulstraße die Räume der Verwaltung angeordnet. Dies gewährleistet kurze Wege für die Pädagogen im Schulalltag. Der Bereich Kunst erhält ein eigenes Cluster zugewiesen.
Drei Jahrgangshäuser lagern sich u-förmig organisiert an die Schulstraße an, ein jedes von ihnen umschließt einen Innenhof, zu dem sich der jeweilige Schülerarbeitsraum orientiert. Im Vorfeld des Schülerarbeitsraums weiten sich die Erschließungsflächen zu einer kommunikativen Mitte des jeweiligen Jahrgangshauses auf. Die gewählte Geometrie der Jahrgangshäuser erlaubt eine einfache Unterteilung in Nutzungseinheiten und somit ein robustes Brandschutzkonzept mit flexibel nutzbaren Erschließungsflächen.
Im zweiten Obergeschoss befinden sich vier weitere Jahrgangshäuser sowie im Bereich der Haupterschließung der gemeinsam genutzte Fachbereich Musik. Die Schulstraße verbindet die vier Jahrgangshäuser zu einem gemeinsamen Ganzen. Im Anschlussbereich der Schulhäuser an die Schulstraße befindet sich jeweils ein Orientierung gebender Innenhof mit angelagertem Treffpunkt für die Schüler.
Das innenräumliche Konzept der neuen Schule gleicht einer Stadt der Kinder mit Wegen, Plätzen und Attraktoren, die die Schule entsprechend der veränderten pädagogischen Anforderungen vom reinen Lernort zu einem zentralen Lebensort werden lassen.

Stadtteilbibliothek für Schule und Stadt

Die Stadtteilbibliothek ist zur Vereinfachung der funktionalen Abläufe auf einer einzigen Etage organisiert. Sie profitiert von einem reizvollen Lesegarten im Innenhof. Durch den Innenhof und die Organisation der Nebenräume ergibt sich eine selbstverständliche Zonierung der Flächen für die unterschiedlichen Altersgruppen. Neben dem Hauptzugang von Südwesten ist ein rückwärtiger Zugang aus der Schule möglich.
Kinder- und Jugendtreff Haslach
Der Kinder- und Jugendtreff ist am westlichen Rand der Schule untergebracht, so dass eine Störung des Schul- und Bibliotheksbetriebs vermieden wird. Von einem gemeinsamen Foyer aus werden der Kinderbereich und der Jugendbereich separat erschlossen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der beiden Altersgruppen Rechnung zu tragen. Der separat erschliessbare Mehrzweckraum befindet sich einschließlich der zugeordneten Nebenräume im Untergeschoss.
Bauabschnittkonzept
Ziel des vorliegenden Konzeptes ist es, eine Realisierung der neuen Schule ohne Provisorien und ohne größere Einschränkungen des laufenden Schulbetriebs zu ermöglichen. Die entwurfliche Herausforderung besteht dabei darin, dass die neue Schule am Ende nicht als zwangsläufiges Ergebnis der grundstücksbedingten Etappierung wahrgenommen wird, sondern dass sie das gesamte Grundstück mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit bespielt und neu ordnet.
Der Entwurf sieht die Realisierung der Schule in drei Bauabschnitten vor, wobei mit dem ersten Bauabschnitt bereits 50% der Programmfläche realisiert werden, mit dem zweiten und dritten Bauabschnitt jeweils die übrigen 25%. Die Geometrie der Baukörper ist so gewählt, dass zu jedem Zeitpunkt der Schul- und Baustellenbetrieb ohne größere Einschränkungen parallel erfolgen kann.
Eine Erweiterung der Schule an deren westlichem Ende ist innerhalb der gewählten Typologie jederzeit möglich.
Die Kompaktheit und hohe Flächeneffizienz des Entwurfs sichern ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit bei der Realisierung, die geforderten Kennwerte können trotz der räumlichen Großzügigkeit eingehalten werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre klare Grundkonzeption: Vier, gegeneinander versetzte Gebäude sind durch eine ist Ost-West Richtung verlaufende Schulstraße miteinander verbunden. Es ergeben sich zwei gleichwertige, gut dimensionierte Eingangssituationen von der Staudinger Straße und vom Süden aus, die belebt werden durch ihre angrenzenden Nutzungen. Im Süden sind die Einrichtungen der Jugendtreff mit Theaterraum und die Bibliothek klar und überzeugend verortet. Der Lesegarten verspricht räumliche Qualitäten. Die Anlieferung der Bibliothek ist nicht gelöst.
In der Gesamtbetrachtung ist die Lage der Kindertagesstätte eher willkürlich gewählt.

Der Jugendtreff ist über zwei Ebenen organisiert. Mit einer vorgelagerten Freilichtbühne öffnet sich der Bereich teilweise zur Wohnbebauung. Die Orientierung wird als problematisch angesehen.

Am nördlichen Schuleingang ist die Mensa gut platziert und belebt mit ihrem möglichen Außensitzbereich den Eingangsbereich. Die Anlieferung von Norden funktioniert gut.

Die räumliche Qualität der internen „Schulstraße“ wird durch die angelagerten Lichthöfe und Treppen aufgelockert und gegliedert. Das Erschließungskonzept ist leicht verständlich und übersichtlich.

Die Verwaltung und der Lehrerbereich im ersten und zweiten Obergeschoss sind gut positioniert und auf kurzem Weg erreichbar. Die Fachräume sind funktional richtig angeordnet.

Positiv ist aus Sicht der Barrierefreiheit die Anordnung der Aufzüge in der Nähe der Treppen. Notwendige Nebenräume für eine gut gelungene Inklusion fehlen. Die Barrierefreiheit ist sowohl im Innen- als auch im Freiraum nicht durchgängig gegeben.

Der Werkspielplatz mit Spielhaus wurde verlagert in den südlichen Grünbereich. Die Verlagerung wird aus Sicht der Nutzer als problematisch angesehen.

Das Energiekonzept ist nicht ganz schlüssig. Trotz des angemessenen A/V-Verhältnisses des Entwurfes werden die Voraussetzungen des geforderten Passivhausstandards aufgrund des sehr hohen Glasflächenanteils der Fassade nicht erfüllt. Die Technikflächen sind zu klein, die Raumhöhen für den Einbau von Lüftungsanlagen zu niedrig.

Die bauabschnittsweise Realisierung funktioniert, fordert allerdings eine präzise Planung.
Insgesamt stellt die Arbeit einen schlüssigen Ansatz dar.
Leider schwächt die Lage des geforderten Erweiterungsbauwerks das Gesamtkonzept erheblich.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1.Obergeschoss

1.Obergeschoss

2.Obergeschoss

2.Obergeschoss

Ansichten / Schnitte

Ansichten / Schnitte

Ansichten Schnitte

Ansichten Schnitte

Modell

Modell