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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Generalsanierung und Erweiterung des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium, 1. Bauabschnitt (Erweiterungsbauten)

Lageplan

Lageplan

4. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

MPRDO Mauz Pektor Architekten PartGmbB

Architektur

NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU

Die bestehende Situation des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums ist geprägt durch das Einzeldenkmal der ehemals königlichen Lehrerbildungsanstalt mit dem parkartigen Vorbereich im Süden sowie der ausgeprägten Topographie im nördlichen Bereich.

Der Erweiterungsbau nutzt durch die konsequente Anordnung unterhalb des Niveaus des Sockelgeschosses des Bestandsgebäudes die vorhandene Topographie aus und schafft für das Baudenkmal eine Erweiterung der parkartigen Fläche nach Norden. Das Baudenkmal wird so in seiner Wirkung gestärkt, die Präsenz des Gebäudevolumens über die freie Fläche des Festplatzes hinweg bis in die offene Landschaft bleibt erhalten.

Das Baudenkmal bleibt in seiner Gliederung (Mittel- und Eckpavillions, Mansarddach, genutetes Sockelgeschoss) und Proportion zur Gänze unangetastet. Lediglich im Inneren ist ein Eingriff im (bereits veränderten) Bereich der ehemaligen Turnhalle erforderlich.

Die Bepflanzung der Dachflächen und die Begrünung der Fassaden des Erweiterungsbaus ist die konsequente Ausformulierung des konzeptionellen Ansatzes.



FREIANLAGEN

Durch die Anordnung des Erweiterungsbaus unterhalb des vorhandenen Geländeniveaus entsteht ein großzügiger Freibereich nördlich des Bestandes. Sämtliche Dachflächen der Erweiterung können als erweiterte Pausenfläche genutzt werden.

Intensive Begrünung mit organisch geformten Pflanzbereichen wechseln sich mit befestigten Flächen aus Asphalt mit Kiesbeschichtung ab. Die Kanten dienen als Sitzbereiche.

Die Innenhöfe sind thematisch den jeweiligen Funktionen der angrenzenden Räume zugeordnet. Chemische Formeln auf dem Tartanbelag charakterisieren das „Labor“, Noten das „Musikzimmer“ und Spielfeldmarkierungen die „Sportarena“. Einzelen Elemente sind dreidimensional als Sitz- und Spielgelegenheiten nutzbar.

Alle Fassaden sind begrünt. Wilder Wein (Herbstfärbung), Efeu (immergrün) und Blauregen (blaue Blüten) sorgen für ein Farbenspiel und sind pflegeleicht.


FUNKTIONEN UND ERSCHLIESSUNG

Die Schule wird derzeit über den Haupteingang von der Königsallee bzw. über den westliche Eckpavillon einerseits und über den Eingang am Übergang zur Turnhalle am östlichen Eckpavillion andererseits erschlossen. Diese Zugänge bleiben auch nach Fertigstellung der Erweiterung erhalten.

Durch die Auslagerung der im Mittelbau befindlichen Unterrichts- und Musikräume in den Erweiterungsbau entsteht die Möglichkeit, durch teilweise Entfernen der Decke zwischen Sockel- und Erdgeschoss einen großzügigen, zentralen Pausenbereich zu schaffen.

In diesem ist die Hauptanbindung der Erweiterung angeordnet. Großzügige, neue Treppen sowie ein Aufzug verbinden den Erweiterungsbau barrierefrei mit dem Erdgeschoss des Bestandsgebäudes. Die neue Pausenhalle öffnet sich nach außen zum neuen, nördlichen Pausenbereich und schafft einen zusätzlichen, neuen Zugang im Herzen des Hauptgebäudes.

Durch die Schaffung mehrerer Anbindungen des Erweiterungsbaus mit dem Hauptgebäude werden die Funktionen der Schule gut miteinander vernetzt. Die bestehenden Treppenanlagen werden genutzt und an die Erschließung der Erweiterung angebunden. Kurze Wege zwischen Bestand und Neubau sind somit gewährleistet.

Die Funktionen sind um Lichthöfe angeordnet. Die Fachklassen gruppieren sich um das „Labor“, die aus dem Hauptgebäude ausgelagerten Musikräume um das „Musikzimmer“, angrenzende an die Sporthalle sind die Räume für Lehrer und Verwaltung angeordnet.

Die Sporthalle kann separat von außen über eine Rampe barrierefrei erreicht werden. Dieser Zugang wird für den Vereinssport genutzt, das Schulgebäude kann verschlossen werden. Ein Aufzug verbindet alle Geschosse bis zur Hallenebene. Großzügige Öffnungen sorgen für blendfreies Licht von Norden. Zusätzliche Fluchtwege münden auf den Festplatz.



KONSTRUKTION MATERIAL UND ENERGIE

Das Gebäude ist als Stahlbetonmassivbau konzipiert. Die Fassaden sind aus großformatigen Sichtbetonelementen mit Kerndämmung und Rankhilfen geplant.

Die Innenseiten sind mit Holzpaneelen verkleidet. Diese schaffen mit den Parkettböden und den Akustikdecken aus Holz eine behagliche Lernathmosphäre.

Hoch wärmegedämmte Bauteile und Dreifachverglasung minimieren Wärmeverluste. Viele erdberührte Bauteile schaffen ein konstantes Temperaturniveau. Eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung in Kombination mit freier Fensterlüftung zur Stoßlüftung, die Verwendung von Geothermie zur Erwärmung im Winter und Kühlung im Sommer sowie tageslichtabhängige Lichtsteuerung bilden eine wirtschaftliche Balance zwischen Investitions- und Folgekosten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im nördlich gelegenen und heterogen bebauten Umfeld des Baudenkmals überrascht dieser Entwurf durch seine konsequente Eingeschossigkeit und subtile Einbettung in die fallende Topografie zum Volksfestplatz hin. Ihr neubarocker Flügelbau wird demzufolge in seiner städtebaulichen Präsenz nahezu frei gestellt und unverbaut erlebbar. Der Entwurf entzieht sich somit einer Antwort auf die Frage des baulichen Umgangs mit dem Baudenkmal, in geschickter und überzeugender Weise. Gezeigt wird eine Schullandschaft unterhalb des Sockelgeschosses, die sich eher als topographische Schicht versteht und analoge, landschaftsbezogene Fassaden im Umfeld signalisiert. Die Bedeutsamkeit der 5. Fassade in Form einer neuen Pausenlandschaft wird zur zentralen Entwurfsthematik, die der Verfasser mit dem Angebot von unterschiedlichen Themenhöfen hervorragend löst. Die unmittelbare Anbindung an den Bestand erfordert die Verlagerung von weiteren Fachräumen in den Neubau, die in ihrer räumlichen Anordnung gut gelöst wurden. Die naturwissenschaftlichen Fachbereiche gruppieren sich sinnvoll um ihren eigenen Themenhof, wobei die Vorbereitungsräume nur falsch platziert wurden. Die Verwaltung liegt neu gefordert in zentraler Lage und direkt zum Innenhof. Die Zugänglichkeit zum Lehrerbereich müsste hier verbessert werden. während die innere Wegführung im Neubau gut gelöst wurde, gestaltet sich die vorgeschlagene Anbindung an den Bestand als fragwürdig. Die zentrale Anbindung aus der Pausenhalle erscheint unterdimensioniert und mit hohem baulichen Aufwand erkauft, die Nutzung der bestehenden Treppen erfordern ebenfalls einen massiven Eingriff in den Bestand. Dem Entwurfsprinzip einer durchgängig ebenen Schullandschaft ist die tiefe Einbeziehung der Sporthalle im Gelände geschuldet. Auch wenn die internen Funktionsbereiche im Großen und Ganzen erfüllt sind, ist doch mit erhöhten Aufwendungen in der äußeren Zugänglichkeit, der Eingriffe in die Bodenlandschaft und der Parkierungsanlage auf dem Hallendach zu rechnen. Die konstruktiven Erfordernisse und das Fassadenkonzept sind durchgängig konzipiert, die Außenhaut in zweischaligem Sichtbeton in Ihrer Materialität unprätentiös. Dennoch ist die begrünte zweite Haut als Gestaltungselement auf Nord- und Schattenseite zu hinterfragen. Kritisch gesehen werden zudem die Aufwendungen für Unterfangungen und Gründung durch die unmittelbare Nähe des Neubaus am Bestand. Der Entwurf zeigt ein insgesamt hohes AVe Verhältnis und daraus resultierend einen erhöhten Nutzenergiebedarf. Mit Blick auf die Realisierung einer hocheffizienten technischen Gebäudeausstattung sollte die angesetzte Technikfläche deutlich erhöht werden. Die Arbeit weist insgesamt hohe typologische und freiräumliche Qualitäten auf, die in Teilbereichen jedoch höhere Aufwendungen in der Realisierung erwarten lassen.
Sockelgeschoss

Sockelgeschoss

Untergeschoss

Untergeschoss

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Fassadenschnitt und Ansicht

Fassadenschnitt und Ansicht

Bauabschnitte

Bauabschnitte