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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Gartenschau Eppingen 2021

Stadtbogen durch den Bachwegle Park

Stadtbogen durch den Bachwegle Park

4. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadtblick
Der historische Merianstich von 1685 zeigt die Eppinger Altstadt auf einer spornartig ausgeprägten Kuppe über den Flussauen von Elsenz und Hilsbach. Vom Bahnhof kommend, bietet sich dieses malerische Stadtpanorama auch heute noch: Über die Bahnhofswiese hinweg blickend liegt die Altstadt Eppingens über einer grünen Auenlandschaft. Der klar definierte Stadtkörper umgeben von Gärten und Landschaft macht den Reiz der historischen Stadtansicht aus. Die historische Stadtgrenze lässt der „Stadtbogen“ wieder ablesbar werden. Die städtische Promenade folgt entlang der ehemaligen Stadtmauer der, in Teilen bis heute noch vorhandenen, Grabenstruktur des Mühlkanals.
Der „Stadtbogen“ umschließt den historischen Stadtkern mit seinen sorgfältig restaurierten, alemannischen und fränkischen Fachwerkhäusern und verbindet ganz unterschiedliche Freiräume entlang der Stadtgrenze: Von den Stadtgärten im Bachwegle Park im Osten, über den Kleinbrückentorplatz bis zum neuen Bürgerpark. Immer wieder verbinden kleine Parks die Promenade mit der Elsenz, die Stadt rückt ans Wasser. Eine Perlenkette aus Gärten und Wiesen umschließt den historischen Stadtkern mit direktem Bezug zum Wasser. Die große, offene Wiese des Bürgerparks lässt den Blick auf die Stadt frei. Der Stadtbalkon, als Parkentree vom Bahnhof aus, inszeniert den Blick auf die Altstadt – beinah so malerisch wie damals bei Matthäus Merian.

Stadtbogen
Der Stadtbogen folgt dem Lauf des ehemaligen Mühlkanals vom Platz an der Parkstraße bis zur Mühlbachstraße. Er spannt sich entlang der gesamten Südseite der Altstadt auf. Das verbindende Element dieser städtischen Promenade ist der reaktivierte Mühlkanal. Als gefasster, offener Wasserlauf folgt er der Promenade und markiert die ehemalige Stadtbefestigung. Steinerne Sitzelemente mit Holzauflage verbinden die Atmosphäre des fließenden Wassers mit Aufenthalt. Als langes „Bächle“, das die gesamte Altstadt begleitet, lädt der Mühlkanal zum Spielen ein. Mehrere Spielpunkte bieten zusätzliche Attraktionen wie Hüpfsteine, Stromschnellen, Wasserspritzer oder kleine Brücken. Die Promenade wird durchgehend aus mit Natursteinsplitt beschichtetem Asphalt ausgeführt. Der Wasserlauf des Mühlkanals wird mit Granit gefasst.

Bürgerpark Bahnhofswiesen
Der Bürgerpark wird der zentrale, neue Park mit breitem Nutzungsangebot für die gesamte Stadtbevölkerung. Es entsteht ein lebendiger Stadtpark mit Spiel- und Sportangebot für alle Altersgruppen. Der Rundweg „Parkrunde“ fasst als aufgelegter Betonweg den offenen Wiesenraum der Parkmitte. Um den Blick auf die Altstadt nicht zu verstellen wird die Parkmitte frei von Einbauten gehalten. Zusätzlich lenkt die dynamische Form der Parkrunde den Blick auf die Altstadt und rahmt gleichzeitig das Bild. Alle Nutzungen des Parks sind in der „Parkrunde“ organisiert. An der Steingasse bildet ein Wasserspielplatz den Auftakt. Zentrales Element ist die Sprudelskulptur, ein begehbarer gefalteter Betonkörper mit Wasserdüsen und Elementen, die eine aktive Steuerung verschiedener Sprüheffekte zulassen. In seinem Zentrum gibt es eine Sandfläche mit Wassertisch. Den Parkweg begleiten weitere Spielstationen, die das Thema Wasser auf vielfältige Art und Weise umsetzen, wie eine Wasserklaviatur oder ein Regenlabyrinth. An den Wasserspielplatz schließen Picknickplätze an. Das vorhandene Obstspalier wird für sie zur idyllischen Kulisse.
Vom Stadtbalkon am Höhensprung zum Bahnhof bietet sich ein unverstellter Blick auf die historische Altstadt. Ein großes, skulpturales Holzsitzobjekt lädt hier zum Betrachten ein, ein erster Blick auf die Stadt ¬– ideal für Ankommende, Reisende oder Wartende. Zusätzliche Sitzstufen lassen den Hang zum Auditorium für das Stadtpanorama werden. Die multifunktionale Wiese davor eignet sich ideal für kleinere Veranstaltungen. Ein Streetballfeld unterhalb der Tribüne wird zum Treffpunkt für Jugendliche. Eine neue Brücke quert die Elsenz und setzt die „Parkrunde“ an der Ostseite fort. Das Brückentorhaus mit kleinem Parkcafé ist hier, an der Ostseite der „Parkrunde“, verortet. Der Promenade folgen hier Staudenbänder und Bänke für einen ruhigen Aufenthalt. Am Parkweg trifft die „Parkrunde“ wieder auf die Promenade des „Stadtbogens“. Ein Fußballkleinspielfeld ergänzt an dieser Stelle die Spiel- und Sportnutzungen.
Der Wasserlauf der Elsenz bestimmt das Parkzentrum. Dieser wird naturnah gestaltet. Eine kleine Insel variiert die Strömung des Gewässers und wird gleichzeitig ein verwunschener Aufenthaltsort inmitten des Bürgerparks.

Areal Bachwegle
Die „Stadtgärten“, kleine Gartenparzellen vor der historischen Stadtmauer, bestimmen das Bild des Bachwegle Parks. Das Aufbrechen der dichten Parzellenstruktur öffnet den Park zur Elsenz, Raum für neue Nutzungen entsteht. Aus der dichten, monostrukturellen (Klein)-Gartenanlage wird ein Gartenpark, der private Gärten mit öffentlicher Parknutzung verbindet – offen für alle. Stadtnahe Spielplätze locken junge Familien in den Park. Neue Formen des Gärtnerns, wie Gemeinschaftsgärten, beleben die gärtnerische Tradition der Gärten an der Stadtmauer, ohne die strenge private Parzellierung beizubehalten.
Zur Elsenz öffnet sich der Park. Bachgärten am Ufer der Elsenz werden zu beliebten Aufenthaltsorten am Wasser. Naturnah gestaltete Bereiche wechseln sich mit Uferstauden, Wassergärten, Holzdecks und Liegewiesen in den abgeflachten Uferböschungen ab. Durch das Aufgreifen der kleinteiligen Parzellierung entsteht ein lebendiges und abwechslungsreiches Ufer.
Die Promenade des „Stadtbogens“ ist das Rückgrat des Bachwegleparks. Sie führt durch die Gärten und von ihr aus öffnet sich der Park zum Wasser. Bestehende private Gärten werden einheitlich zu den öffentlichen Bereichen abgegrenzt und mit Hecken gefasst. In der Verlängerung der Leiergasse führt eine neue Brücke über die Elsenz. Ein kleiner Platz, mit schattigem Baumdach und einer Holzterrasse am Wasser, markiert diese wichtige Anbindung an die Altstadt. In Verbindung mit dem neu geplanten Kulturzentrum an der Bahnhofstraße wird ein deutlicher Eingangsplatz als Auftakt für den Bachweglepark geschaffen. Ein Biergarten wird hier zum geselligen Verweilort. Eine kleine Bühne am Wasser kann für Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln aus den vorhandenen Strukturen durch unterstreichende Stärkung des Vorgefundenen eine tragfähige und gut nachvollziehbare freiräumliche Grundkonzeption – das spannungsvoll alternierende Wechselspiel von dichten Gärten und offenen Parkwiesen.

Der angenehm großzügige „Mühlkanalweg“ bildet das kraftvolles Rückgrat dieser neuen Gartenfolge. Städtebaulich richtig gesetzte Stichwege verknüpfen die einladende und von belebenden Wasser begleitende Promenade räumlich wie funktionell mit dem umgebenden Stadtraum zu einem sinnvollen und auch langfristig tragfähigen Wegenetz.

Eingelegt in dieses Gebiet finden sich Bachgärten, Bahnhofswiesen und die gewässerbegleitenden Teilräume am Hilsbach. In den öffentlichen Flächen der Bachgärten entwickelt sich ein anspruchsvoll verwobenes Relief aus Decks, Stauden und Wasserflächen. Im belebenden Wechselspiel mit den geschützt umfriedeten privaten Gärten entwickeln sich so, in engem Bezug zum Wasser, vielfältige Rückzugsbereiche und von hoher atmosphärischer Dichte.

Wohltuend öffnet sich die Bahnhofswiese und inszeniert nachvollziehbar und großzügig den Dialog zwischen Bahnhof und historischer Altstadt. Bedauerlicherweise zeigt sich bei der Betrachtung dieses Bereiches im Detail bei der Durcharbeitung der Elemente der Dimensionen und der räumlichen Abfolgen nicht die aus den Bachgärten bekannte gestalterische wie kraftvolle Stringenz. Entlang des Hilsbach werden die in den anderen Parkteilen bereits verwendeten Elemente in Grammatik und dem Raum angemessenen Sequenzen angemessen rhythmisiert fortgesetzt.

Durch die dargestellte Renaturierung der Gewässer und eine konsequente Zonierung von intensiven und extensiven Flächen sind die ökologischen Aspekte trotz der beengten Räume gut gewährleistet. Durch die gute Verflechtung mit dem Stadtraum, die angemessene Begrünung, die sinnfälligen Wegedichten und die angemessene Materialität sind sowohl wirtschaftliche Angemessenheit als auch Nachhaltigkeit der Maßnahme zu erwarten. Auch wenn die Notwendigkeit des überdimensionierten floralen Bandes im Bürgerpark Bahnhofswiesen kritisch diskutiert werden kann, so zeigt das Gartenschaukonzept eine konsequente Bespielung der zur Verfügung stehenden Flächen und eine stimmige Inszenierung der unterschiedlichen Potentiale in gegenseitigen Wechselspiel.

So stellt im Ganzen betrachtet die Arbeit einen für die gestellte Aufgabe guten Lösungsansatz dar, der die Potentiale des Ortes klar liest und konsequent in hoher handwerklicher Qualität umsetzt.
Stadtblick Bürgerpark

Stadtblick Bürgerpark

Gesamtkonzept M 1:1000

Gesamtkonzept M 1:1000

Areal Bachwegle Park M 1:500

Areal Bachwegle Park M 1:500

Bürgerpark M:500

Bürgerpark M:500