modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Ersatzneubau Rathaus

PSA und Haack + Höpfner Perspektive

PSA und Haack + Höpfner Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

PSA Pfletscher und Steffan

Architektur

Haack + Höpfner . Architekten und Stadtplaner BDA

Architektur

Erläuterungstext

Konzept
Zwei zentrale Gedanken prägen den Entwurf des neuen Rathauses, erstens das Anbinden des Gebäudes an das öffentliche Wegenetz im besten Sinne einer bürgernahen kommunalen Verwaltung, zwischen Bürgerhaus, Pfarrkirche und Gasthaus in der alten Schule, und zweitens die Nahbarkeit des Gemeinderats und Ratssaales als demokratisches offenes Gremium, das dem Bürger und der Öffentlichkeit zugewandt ist, und dieses in seiner baulichen Umsetzung ausdrückt.

Städtebau
Der neuen Baukörper schafft den nördlichen Abschluß der Platzfolgen rings um Bürgerhaus, Pfarrkirche und alte Schule und verknüpft als langgestreckter Baukörper entlang der Rathausstrasse die östlich und westlich gelegenen Einrichtungen mit dem Umfeld. Durch eine große erdgeschossige Öffnung an der Südseite wird der öffentliche Raum bis in das Rathaus hinein verlängert, als Erschliessungs- und Wartebereich, Ort der Begegnung und Teilhabe an öffentlichen Ausstellungen und Veranstaltungen in Foyer und Mehrzweckbereich. Der dreigeschossige Baukörper fügt sich in seiner Höhenentwicklung in das bauliche Umfeld maßstäblich zurückhaltend ein, die weniger öffentlichen Nutzungen auf der Dachebene sind baulich zurückgenommen, oder auf den Ratsaal konzentriert. Dieser bezieht sich auf den gegenüberliegenden Platz, nimmt die Flucht der Rathausstrasse auf, bindet den Baukörper in die Raumkanten des Umfeldes gleichermassen ein wie er als Geste an die Öffentlichkeit markant ist.

Gebäudeorganisation
Im Erdgeschoss wird der öffentliche Raum unter Büros und Ratsaal platzartig großzügig in die Gebäudemitte hinein verlängert, hier befinden sich die Wartebereiche und besonders frequentierten Einrichtungen der Verwaltung. Über eine mittig angeordnete Erschliessungszone mit Oberlichtern und umlaufenden Fluren werden die Einrichtungen mit nach oben hin zunehmend geringerem Besucherverkehr angeordnet. Die Lichthöfe ermöglichen dabei Blickbezüge und einfache Orientierung im Gebäude. Brücken mit Sitzgelegenheiten oder Kopierern bieten ein räumlich anregendes differenziertes Umfeld. Eine über alle Geschosse begrünte Wandfläche und ein Wasserbecken tragen zur Aufenthaltsqualität der Innenzone optisch und funktional bei, mit Schallbrechung, Wasserplätschern und Luftbefeuchtung.
Der Ratsaal mit Sitzungs- und Fraktionsbereich ist im 1. OG angeordnet und als solcher hervorgehoben, von Innen wie von Aussen durch die vom Verwaltungsbau differenzierte Gestaltung und die leichte Verdrehung des Ratsaals mit Rathausbalkon und grosszügigem Vorbereich deutlich erkennbar. Dieser Raumbereich ist über Schiebewände und das östliche Treppenhaus mit Lift separat erschlossen und nutzbar. An der Fuge zwischen Verwaltungstrakt und Volumen des Ratssaales befindet sich ein öffentlicher Balkon, als Rathausbalkon für Veranstaltungen, dem auch der Trausaal zugeordnet ist. Die weniger öffentlichen Nutzungen, Hausmeisterwohnen und Personalaufenthalt, sind auf dem Dach abseits der Öffentlichkeit angeordnet. Das Dach der Personalbereiche folgt der Geometrie des Ratssaales und betont dessen Bedeutung zur Öffentlichkeit hin.
Die Büro- und Verwaltungsräume mit Ihren Nebenräumen sind in einer funktionalen, klar gestalteten Ordnung organisiert, mit einem Raster, das nachträgliches Verändern von Nutzungen und Raumzuschnitten ermöglicht, als sachlich gehaltener, zweckmäßiger, wirtschaftlicher und robuster Verwaltungsbau.
Die Tiefgarage wird von Nordwesten von der Poststrasse aus erschlossen, hier befinden sich auch die oberirdischen Stellplätze und nach Osten hin Fahrradstellplätze und Müllhaus.

Fassade und Konstruktion
Die Fassadengestaltung vermittelt die Geschossigkeit und Organisation des Gebäudes, mit ablesbaren Geschossebenen in vorgehängten Sichtbetontafeln und einem Wechsel aus geschosshohen Fensterflächen und Wandflächen, die mit einer vorgehängten Holzverkleidung versehen sind. Diese gliedert das Volumen und trägt mit der optischen ‘Wärme’ des Holzes zur Nahbarkeit des Gebäudes und desssen Einbettung ins Umfeld bei. Weiterhin wird über die Materialität des Holzes eine gestalterische Verbindung von der Fassade hin zu den innenliegenden Trennwänden und Raumausstattungen geschafft. Die geschosshohen Fenster sind ohne Absturzsicherung mit Öffnungsbegrenzer vorgesehen und können über Jalousien mit Lichtlenkung jahreszeitlich als Wärme-, Sonnen- und Blendschutz individuell gesteuert positiv zur Energiebilanz und Arbeitsplatzkomfort beitragen. Der Ratsaal ist geschosshoch verglast mit horizontalen Glaslamellen als aussenliegendem festen Sonnen- und Wärmeschutz und auf Saalniveau großzügig zur Öffentlichkeit hin öffenbarer Fassade. Innenseitig übernimmt die hölzerne Wandvertäfelung das gestalterische Thema der Holzwandflächen, und dient der Verbesserung der Raumakustik.

Energie, Ökologie und Nachhaltigkeit
Der kompakte Baukörper mit guten Dämmwerten und geringen sommerlichen Wärmeeinträgen läßt per se eine positive Energiebilanz erwarten, die mit in die Dachfläche integrierter PV-Anlage, Grundwasserwärmepumpe, Fussbodenheizung bzw. Bauteilaktivierung zusätzlich positiv gestützt wird, bei gutem Raumkomfort und hoher Aufenthaltsqualität. Verglaste Flächen über den Lufträumen und raumhohe Fensterflächen (Fassadenanteil ≤ 50 %) mit Lichtlenkungsjalousien ermöglichen eine hohe Tageslichtausbeute bei Einhaltung der Arbeitsplatzanforderungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der dreigeschossige langgestreckte Baukörper fügt sich durch die Betonung des Ratssaales in den Verlauf der Rathausstraße ein, reagiert gut im städtebaulichen Kontext und schließt den Rathausplatz wirkungsvoll nach Norden ab.
Die großzügige Öffnung des Erdgeschosses nach Süden erfüllt die Forderung eines bürgernahen, offenen Rathauses und eröffnet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Die klare, übersichtliche Organisation der Grundrisse, durch Lufträume und gut belichtete Aufweitungen gegliedert macht die Erschließungszonen interessant für Besucher und Beschäftigte. Die Ein-Personen-Büros sind im Mittel zu klein und mit einer Raumtiefe von 6m ungünstig proportioniert.
Der Sitzungssaalbereich verfügt über eine angenehm proportionierte Foyerzone und einen öffentlichen Balkon über dem Haupteingang, dem geschickt auf der anderen Seite das Trauzimmer angeschlossen ist. Die südliche Fassade des Sitzungssaals könnte etwas entschiedener dem Verlauf der Rathausstraße folgen und damit den strengen rechteckigen Raumzuschnitt verbessern.
Die Verteilung der Funktionsbereiche im Gebäude, gegliedert nach abnehmendem Besucherverkehr bis hin zum Personalbereich im Dachgeschoss ist überzeugend.
Die Freiflächengliederung entspricht der Logik des städtebaulichen Konzeptes: im Norden Tiefgaragenzufahrt und öffentliche Parkplätze, im Osten dem Kindergarten zugewandt, die Boulebahn und der südliche Bereich als nahtlose Fortführung der Platzfläche südlich der Rathausstraße.
Die Vorschläge zu Ökologie und Energie sind den örtlichen Gegebenheiten angepasst und ergeben zusammen mit dem klaren, begrenzten Baukörper ein schlüssiges Gesamtkonzept. Das einfache Konstruktionsprinzip lässt flexible Raumnutzungen zu. Bezüglich der Fassadenelemente aus Holz ist auf längere Sicht mit erhöhtem Bauunterhalt zu rechnen.
Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ihre einfache und klare Grundhaltung in städtebaulicher und gestalterischer Hinsicht. Der geschickte Umgang mit Materialien und die räumliche Gestaltung im Inneren fügt sich zu einem gelungenen Gesamtkonzept.
Rathaus Gröbenzell - Skizze

Rathaus Gröbenzell - Skizze

PSA und Haack + Höpfner Plan 1

PSA und Haack + Höpfner Plan 1

Rathaus Gröbenzell - Lageplan

Rathaus Gröbenzell - Lageplan

PSA und Haack + Höpfner Plan 2

PSA und Haack + Höpfner Plan 2