modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Gutachterverfahren | 07/2016

Fassadengestaltung Herbert-Wehner-Haus

1. Rang / zur weiteren Bearbeitung empfohlen

HINRICHS WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Das Herbert-Wehner-Haus als Zusammenschluss gemeinwohl-orientierter Einrichtungen bildet den Auftakt zur Gesamtquartiersentwicklung. Als erstes Bauwerk am Platz kommt ihm besondere Bedeutung zu. Der ganzheitlich verstandene Ansatz der Architektur, die individuellen Nutzungen als einheitlichen Baukörper mit einem robusten und offenen Charakter im Stadtraum zu verorten, wird in der Ausbildung der Fassade zum Ausdruck gebracht. Die klare Struktur des Gebäudekonzeptes und seines Tragrasters wird an der Fassade ablesbar gemacht. Eine einheitliche Fassadenstruktur aus tragenden und verkleidenden Elementen mit grosszügigen Öffnungen erzeugt die robuste Erscheinung des Baukörpers. Durch die Aufweitung des inneren Gebäuderasters von 2,60m auf das Tragraster der Fassade von 5,20m wird die offene und einladende Identität des Herbert-Wehner-Hauses gestärkt. Die erforderliche Aufstellmöglichkeit für Ausbauwände an der Fassade im Raster von 2,60m wird durch die Ausbildung der Öffnungen als gekuppelte Blockfenster aus Aluminium mit Fassadenschwert als Anschlusspunkt gewährleistet. Die Materialität der Fassade leitet sich vom innenräumlichen Ausdruck eines rohen und offenen Charakters durch Fügung einfacher Materialien ab. Halbfertigteile mit Sichtbetonoberflächen im Innen- und Aussenraum bestimmen die Konstruktion. Die Identität des Herbert-Wehner-Hauses wird unterstrichen durch eine farbige Erscheinung der Fassade mittels einer Betonveredelung der äusseren Schale durch Zuschlag von Ziegelsplittpigmenten. Sämtliche an die Fassade gestellten Anforderungen können durch die einfache Konstruktionsweise erfüllt werden. Die massive Ausbildung der erforderlichen Brüstungshöhe als Absturzsicherung dient der Unterbringung der geplanten Heizkörper und des Brüstungskanals. Die mit Dreifachisolierverglasung versehenen Aluminiumblockfenster werden als Stulpfenster ausgebildet. Der Öffnungsflügel dient der Be- und Entlüftung sowie der Entrauchung. Der feststehende Flügel kann zu Reinigungszwecken geöffnet werden. Ein aussenliegender Sonnenschutz aus Lamellenstoren wird vorgesehen. Durch die Ausbildung der Fassade mittels vorgefertigter Halbfertigteile wird eine wirtschaftliche Bauweise ermöglicht, da für die Aussenwand kein zusätzlicher Schalungsaufwand betrieben werden muss. Die Elemente bestehen aus zwei Stahlbetonschalen die durch Gitterträger miteinander verbunden sind, dazwischen wird eine Dämmung mit entsprechender Dicke eingebaut. Auf der Baustelle werden die Elemente montiert und mit Ortbeton ausgegossen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Arbeit gelingt es in überzeugender Weise, der Spagat von pragmatischer Struktur und inhaltlicher Aussage zu bewältigen. Die Fertigteilbetonstruktur in ihrer Einfärbung lässt aus dem quadratischen Ausgangspunkt der Kreuzung von Brüstung und Stütze eine räumliche Struktur entstehen, die durch die Freistellung der Ecken eine stadträumliche Präsenz entwickelt. Bilder von Lofthaus und Packhof lassen die Nachbarschaft zum Speicher ganz selbstverständlich werden und sind auch als Auftakt zum neuen Viertel tauglich. Ein Gebäude von subtiler Eleganz und materieller Beständigkeit, das in der Zeitlosigkeit der Gestalt glaubhaft das Herbert-Wehner-Haus darstellen kann. Die Eingangssituation wird kontrovers diskutiert. Letztlich passt aber das Unprätentiöse der Doppeltüren sehr gut zu dem „offenen“ des dahinterliegenden Foyers. Es ist zu wünschen, dass die Detaildurcharbeitung die Filigranität der Profile in die Realität transportiert und der seidige Glanz der Betonfertigteilelemente, die sinnliche Dimension des Farbspiels auch handwerklich umgesetzt wird. Die einfache Platzgestaltung gefällt ebenfalls und stellt einen verfolgenswerten Ansatz dar.