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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2016

Paul-Gerhardt-Allee - Einzelhandel, Dienstleistung, Wohnen

Platzansicht 1 (von Sketchwork)

Platzansicht 1 (von Sketchwork)

2. Preis

Haack + Höpfner . Architekten und Stadtplaner BDA

Architektur

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Ziel des Entwurfes ist es in der vorgegebenen Baukörpergestalt den funktionalen Anforderungen von Gewerbe und Wohnen gleichermaßen gerecht zu werden und ein vielseitiges, anregendes und differenziertes Wohnumfeld zu gestalten.
Die Nutzung der Erdgeschosszone mit Geschäften und als Stadtplatz, als Auftakt des Wohngebietes, erfordert zum Ausgleich wohnungsnahe Freiräume auf den Dachflächen. Die Obergrenze der maximal zulässigen BGF relativ zum größeren Volumen der Baukörperfigur und die Verlagerung des Zwischengeschosses ins UG ermöglicht Spielräume, die für die Verknüpfung von hoher Wohnqualität mit unterschiedlichen gemeinschaftlich nutzbaren Freiräumen eingesetzt werden.

Wohnumfeld
Unser Ziel ist es mit einfachen Gesten ein einladendes Wohnumfeld mit urbaner Atmosphäre zu schaffen, dessen räumliche Qualität für alle Bewohner ein Zuhause bietet. Während der 'Turm Haus D' im Inneren und Äußeren den visuellen asymmetrischen Ankerpunkt setzt, sind die flankierenden Gebäude A, B und C schlicht und geradlinig mit unterschiedlichen Gebäudetiefen konzipiert.

Dachgarten Belvedere
Die Sequenz öffentlicher und halböffentlicher Räume ist architektonisch präzise definiert. Der gemeinsame Hof des Belvedere bildet das 'Herz' der Anlage und ist als halb-öffentlicher Platz konzipiert, der als Nachbarschaftstreffpunkt und Begegnungsraum frequentiert wird. Die Gestaltung ist zurückhaltend städtisch, und bietet neben den gemeinschaftlich genutzten Flächen, mit Aufenthalts- und Spielbereichen, auch genügend Aneignungsmöglichkeiten für die Bewohner selbst.

Wohnungen
Geplant sind 160 Wohnungen, die entsprechend den geforderten Wohnungstypen in Anpassung an die Gebäudeform und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Anforderungen (Ecksituation, barrierefrei) variiert werden. Es gibt zwei Typologien. Haus B ist als ‚Stadtmaisonette’ konzipiert. Allen anderen Häuser charakterisieren offene Wohnzimmer und Wohnküchen, die ineinander übergehen, jedoch auch räumliche Abtrennung ermöglichen. Vorgelagerte Loggien bieten Ausblick und witterungsgeschützte Erweiterung des Wohnraums ins Freie.

Gemeinschaftsloggia
Das Thema der großen Öffnung, das als Aufgang zum Belvedere bereits eingeführt wurde, findet auch im 'Turm' seine Entsprechung. Dieser ist mit drei großen Öffnungen versehen, die als 2-geschossige Gemeinschaftsloggien fungieren. Sie sind sowohl aus der Fußgängerperspektive, wie auch auf weite Sicht hin, gut wahrnehmbar, prägen den Hauptbaukörper und treten in den Dialog mit dem Umfeld. Sie sind als informelle Treffpunkte für Jung und Alt gedacht, bieten bei ungünstiger Witterung Aufenthaltsqualität und lassen sich durch einen Vorhang räumlich variieren.
Die großen Öffnungen bereichern die Belichtung des Innenhof mit direkter Sonneneinstahlung von Osten oder Westen im Tagesverlauf und tragen zu einem abwechselnden Lichtspiel auf den Pflanzen des vertikalen Gartens bei. So entsteht im Innenhof eine spannungsvolle räumliche Erlebnisdichte.

Fassade
Das gestalterische Grundelement der Fassade sind die versetzten Fassadenfelder, die der inneren Organisation und Logik spiegelfähiger Grundrisse folgen. Die Fassaden erhalten plastische Tiefe im Wechselspiel aus Vor- und Rücksprüngen, aus Loggia, grossflächiger Festverglasung und öffenbaren hölzernen Lüftungstafeln. Der Entfall von Profilstärken verglaster Öffnungsflügeln ermöglicht eine filigrane Fassadenanmutung, die in der Materialität aus gebranntem Ton und Holz eine besondere atmosphärische Stimmung und Wohnlichkeit schafft. Die Loggien ermöglichen, entsprechend verglast, den notwendigen Schallschutz und Lüftungsraum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Baukörpersetzung des Entwurfs orientiert sich sehr eng an den Vorgaben und Möglichkeiten des Bebauungsplanes. Die Bauräume werden dabei beim nordwestlichen und östlichen Baukörper geringfügig überschritten und bedürften im Genehmigungsverfahren einer Befreiung. Das Ensemble stellt sich durch Rücksprünge und Ausschnitte als unruhig und zergliedert dar, auch die Überschiebung des Hochhauses mit dem westlichen Baukörper wirkt ungelenk.

Die Erschließungstreppenanlage zum ‚Belvedere‘ erscheint mit dem dreigeschossigen Luftraum pathetisch und im Vokabular reichlich überzogen. Der überwiegende Teil der Wohnungen wird auch vom Erdgeschoss aus erschlossen. Da diese Eingänge teils unscheinbar sind, stellt sich die Frage nach einer angemessenen Adressenwirkung.
Der vorgelagerte Zugang zum östlichen Treppenhaus wirkt als angestückelter Annex, weil er nicht in den Baukörper integriert ist.

Das offene, begrünte Atrium zur Erschließung des Hochpunktes und die darüber erreichbaren Dachgärten sind eine Bereicherung für das Projekt, wenngleich das achtgeschossige Atrium in der räumlichen Wirkung einer wünschenswerten Großzügigkeit und Belichtungsqualität entbehrt.

Die Fassade hält durch ihr ruhiges, zurückhaltendes Auftreten das Erscheinungsbild der vielgestaltigen Bauanlage zusammen und wird positiv beurteilt, auch wenn die Steinriemchen nur aufgeklebt sind. Anstatt der großflächig geschlossenen Erdgeschossfassade zur Paul-Gerhardt-Allee würde man sich eine freundlichere, einladendere Ausformung des Quartiersentrées wünschen.

Als Besonderheit hervorzuheben ist der Vorschlag, die Einzelhandelsflächen nicht über ein gemeinsames Foyer, sondern über einen witterungsgeschützten, zurückgesetzten Vorbereich vom Platz aus zu erschließen. Dies trüge in hohem Maße zur wünschenswerten Belebung des Platzes bei.

Das Ungleichgewicht zwischen den zum Teil übergroßen Treppenräumen und den schmalen Fluren im westlichen und in geringem Umfang auch im östlichen Baukörper wird kritisch gesehen. Die innenräumliche Qualität der Gebäudeerschließung ist bedenklich, für die überzogene Baukörpertiefe wäre eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplanes notwendig.

Das erste Untergeschoss befriedigt hinsichtlich der Anordnung und Zuschnitt der Lagerräume nicht. Zudem müsste die Nutzung des 1. Untergeschosses mit dem 2. Untergeschoss getauscht werden.

Sowohl die privaten als auch die öffentlichen Freiräume sind gut und angemessen gestaltet. Besonders hervorzuheben ist der durch Pergolen hergestellte Schallschutz für die gemeinschaftlichen Freiräume auf dem ‚Belvedere‘. Die in den Perspektiven dargestellten Birken als Platzbaum sind befremdlich.

Die beiden Untergeschosse der Tiefgarage (2./3. UG) sowie das 1.UG mit Lageraufteilung wurden brandschutztechnisch nicht auf maximale Rettungsweglängen ausgelegt. Der zweite Rettungsweg erscheint im Gebäude A für das vierte und fünfte OG im Südbereich wegen der eingeschränkten Anleiterungbarkeit nicht gesichert.

Den verkehrslärmbelasteten Aufenthaltsräumen an den Baugrenzen zur Paul-Gerhardt-Allee und zur Berduxstraße sind teilweise Loggien vorgelagert, die als denkbare Umsetzung der Festsetzungen des Bebauungsplans mit öffenbaren Falt-Schiebe-Befensterungen ausgerüstet werden könnten. Für die Fenster von Räumen ohne Loggienzugang müssten beispielsweise zweischalige Fensterkonstruktionen in Betracht gezogen werden. Hinter den Fassaden zum Gartengeschoss liegen Aufenthaltsräume, die durch eine nicht öffenbare Verglasung der vorgeschlagenen Loggien gegenüber dem Anlagenlärm aus dem Gebiet nördlich der Berduxstraße geschützt werden müssten. Räume ohne Loggia sind im westlichen und südlichen Baukörper vorhanden. Hier wären Lösungsvorschläge vonnöten gewesen wie beispielsweise zusätzliche Loggien oder tiefe Kastenfenster.

Die Kennwerte zur Wirtschaftlichkeit und Ausnutzungseffizienz liegen im eher ungünstigen Bereich.

Bei einer baukörperlichen Beruhigung könnte der Entwurf ein guter und belebender Baustein im neuen Quartier an der Paul-Gerhardt-Allee darstellen.
500

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Belvedere 1 (von Sketchwork)

Belvedere 1 (von Sketchwork)

200 OG

200 OG

Belvedere 2 (von Sketchwork)

Belvedere 2 (von Sketchwork)

200 DA

200 DA

Platzansicht 2 (von Sketchwork)

Platzansicht 2 (von Sketchwork)

Perspektive Dachgarten

Perspektive Dachgarten

Lageplan

Lageplan

Perspektive Dachgarten

Perspektive Dachgarten