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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Neuordnung Ortsmitte sowie Neubau des Rathauses

Ansicht West

Ansicht West

1. Preis

Preisgeld: 16.550 EUR

Behnisch Architekten

Architektur

Planungsgesellschaft Dittrich mbH

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Erläuterungstext

Städtebau:
Die Ortsmitte von Großkarolinenfeld ist derzeit stark geprägt durch Straßen und Parkplätze mehr durch gute verkehrsmäßige Erschließung als durch Orte mit Aufenthaltsqualität. Um dies zu verbessern müssten vor allem solche Orte entstehen und neben dem Verkehr, der auch nicht wegzubringen sein wird, bestehen. In Großkarolinenfeld hat sich kein eindeutig definiertes Ortszentrum entwickelt. Dies ließe sich auch nachträglich kaum erzwingen. Es könnte aber eine Folge von Situationen entstehen, die als Ganzes helfen, die „Mitte des Ortes“ erlebbar zu machen.

Beginnen könnte dies mit dem Kolbererplatz, der bereits als Platz gestaltet ist und dessen Bedeutung (Kolbern = Reden, Ratschen) sich auch inhaltlich auf die ganze Ortsmitte ausdehnen könnte. Zwischen Altem Wirt und dem nördlichen Geschäftshaus entsteht eine Verbindung zum Wirtsgarten der sich durch eine leichte Modellierung des Geländes und durch das Wegnehmen der Mauern viel stärker öffnet und Teil des öffentlichen Raumes wird. In dieser Verbindung müsste der Verkehr stark reduziert werden, auch weniger Stellplätze wären wünschenswert. Dies würde auch helfen den Kreuzungsbereich zu entschärfen. Die südliche, bisher als Karolinenplatz bezeichnete Straße ist der am stärksten befahrene Bereich und wird dies wohl auch künftig bleiben. Der nördliche Teil Richtung Kolbererplatz wäre stark verkehrsberuhigt, sodass nur noch die wesentlich weniger stark befahrene Kolbergstraße in diesem Bereich einmündet. Die Fahrbahnbreite beträgt zurzeit gut 6,50 m. Da hier auch Linienbusse fahren ist eine Verringerung des Straßenquerschnittes nicht empfehlenswert.

Im Anschluss kann der bisherige Vorbereich der katholischen Kirche mit einbezogen werden, der nicht ausschließlich als Parkplatz genutzt werden sollte sondern auch als Platz der einerseits im Zusammenhang mit der Ortsmitte steht und gleichzeitig eine angemessene Eingangssituation zur Kirche schafft.

Als Abschluss der Ortsmitte könnte der neue Karolinenplatz entstehen, der bisher eher aus Straßen bestand und nun von altem Rathaus, dem Geschäftshaus an der Kolbergstraße und dem neuen Rathaus gefasst wird.

Der gesamte Bereich sollte über einen neuen, gepflasterten Belag einen Zusammenhalt bekommen und zugleich verkehrsberuhigt werden. Die Fußwege sollten weitestgehend ebenengleich verlaufen. Die Geschwindigkeit sollte auf Tempo 30 reduziert werden.

Gebäude:
Das Wettbewerbsgrundstück liegt eher am Rand der Ortsmitte, auf einem leicht abfallenden Gelände. Vom Ort her kommend, befindet sich das bestehende Rathaus an einer wichtigen Stelle, am Übergang der Hauptstraße zu dem neu entstehenden Platz. Eigentlich ein guter Platz für ein Rathaus. Das neue Rathaus sollte sich daher nicht zu stark hinter dem alten verstecken, sondern, gemäß seiner Bedeutung als wichtigstes öffentliches Gebäude einen angemessenen Platz finden. Dies sollte hier weniger über die Höhe erfolgen sondern eher über seine Größe und Lage und seine Interaktion mit den benachbarten Gebäuden. Eigenständig, sich behauptend und doch differenziert bildet es einen Platz mit den Nachbargebäuden und einen Auftakt oder Abschluss der Ortsmitte.

Von seiner Nutzung her sollen verschiedene Bereiche entstehen: Das öffentlich stark besuchte Bürgerbüro, der Sitzungssaal mit Trauraum, der meist zu anderen Zeiten als das übrige Gebäude genutzt wird und schließlich die Verwaltung.

Im Erdgeschoss müssten daher die mehr öffentlichen Funktionen, liegen als zwei unabhängige Teile, frei in Ihrer Formung und möglichst transparent in ihrer Erscheinung, wie Steine umgeben vom öffentlichen Raum. Auf der einen Seite die Säle, auf der anderen Seite das Bürgerbüro. Hier betritt man auch das Gebäude, die öffentliche Treppe, die nach oben führt befindet sich hier. Im Bürgerbüro kann der größte Teil der Anliegen bearbeitet werden. Die Büros können je nach Bedarf mehr offen oder abgetrennt gestaltet werden. In die Säle gelangt man über einen zweiten Eingang und über ein eigenes Foyer. Die Verbindungtreppe nach oben hat mehr internen Charakter. Beide Säle sind durch eine bewegliche Wand getrennt und können auch zu einem Raum werden. Aus beiden blickt man ins unmittelbar anliegende Grüne und weiter auf den Kirchturm.

Das Obergeschoss lagert als eher geordneter Körper auf den öffentlichen Bereichen des Erdgeschosses. Hier befinden sich die Büros der Verwaltung, die sich im Wesentlichen in drei Abteilungen, Hauptamt, Bauamt und Kämmerei unterteilen und deren Größe den jeweiligen Anforderungen folgt. Die eher weniger öffentliche Verwaltung sollte auf einer Ebene untergebracht werden. Eine andere Organisation würde zu einer sehr kleinteiligen, mehrgeschossigen Gebäudestruktur führen. Die einzelnen Abteilungen gruppieren sich jeweils über Eck entlang der Außenfassade. Im Innern befinden sich zwei Lichthöfe, die von den übrigen Räumen umgeben werden. Einer dieser Lichthöfe geht bis ins Erdgeschoß und bringt Tageslicht zu dem Weg durch das Gebäude, der andere endet im Obergschoss und bildet einen internen Freibereich, der von den Mitarbeitern genutzt werden kann.

Fassade:
Die Fassade müsste in den beiden Geschossen verschiedene Aufgaben erfüllen und wird sich somit auch in ihrem Erscheinungsbild unterscheiden. Im Erdgeschoss sollte die Fassade möglichst durchlässig und transparent sein, hier wären großflächige Verglasungen, bei Bedarf mit feststehendem Sonnenschutz denkbar. Im Obergeschoss wechseln sich offene und geschlossene Flächen ab, die geschlossenen Flächen werden mit Holz verkleidet, die Öffnungen erhalten Schiebeläden, mit senkrechten Holzlamellen, je nach Orientierung unterschiedlich geneigt, sodass eine wirksame Verschattung und gleichzeitig Durchblicke nach außen möglich sind. Wenn kein Sonnenschutz erforderlich ist können die Elemente weggeschoben werden und werden zum Großteil hinter der Holzschalung geparkt. Ein kleiner Teil wird aber immer sichtbar bleiben und so der Erscheinung der Fassade eine weitere Ebene hinzugeben. In die Fensterelemente sind einfache witterungsgeschützte und schallgedämmte Zuluftelemente, die in Kombination mit einer zentralen Abluftanlage eine kontrollierte natürliche Frischluftversorgung in die Räume sicher stellen. Eine natürliche Stosslüftung über Öffnung der Fensterflügel ist im Sommerfall zusätzlich möglich.

Tragwerk:
Das Tragwerk wird aus Stahlbeton sein, sowohl die Decken als auch die Stützen und aussteifenden Wände. Das Dach über dem Sitzungssaal und dem Trauraum wird aufgrund seiner größeren Spannweite als Holzkonstruktion mit Brettstapelholz-Platten gedacht, die von ebenengleichen Stahlträgern gehalten werden.

Freiflächen:
Die Grünfläche zwischen den Kirchen soll gegenüber den befestigten Plätzen und Straßensituationen einen „Grünen Mittelpunkt“ bilden, der sich von der Ortsmitte nach Süden hin bis zum Bahndamm erweitern könnte. Die bisherigen Pflanzungen sollen ergänzt werden. Die Parkplätze auf dem Kirchplatz sollten durch Bäume gefasst werden. Zur Schaffung von Aufenthalts- und Treffunkten sind ein neuer Weg, sowie Sitzbereiche angedacht.

Weitere Grünflächen sollen im Bereich der Ortsmitte entstehen bzw. gestärkt werden:
-Der Uferbereich entlang des Erlbaches wird durch einen neuen Fußweg besser erlebbar und bildet eine Verbindung zwischen der Ortsmitte mit dem neuen Rathaus und dem Festplatz.
-Südlich des Sitzungssaales und des Trauraumes könnte eine Art Rathausgarten entstehen, ein Übergang, der sowohl von der Straße als auch vom Rathaus aus wahrgenommen wird, Durchblicke ermöglicht und Aufenthalts- und Treffpunkte schafft.

Nordwestlich des Rathauses werden 36 oberirdische Stellplätze vorgesehen, die über die Kolbergstraße erschlossen werden. Zwei davon sind Behindertenstellplätze. Durch den neu angelegten Weg entlang des Ufers gelangen die Fußgänger schnell zum Rathaus und zur Ortsmitte, sodass die Parksituation hier entlastet werden kann. Fahrradstellplätze werden auf der Nord und auf der Westseite des Rathauses vorgesehen. Beide Bereiche werden durch auskragende Decken des darüber liegenden Geschosses überdacht.

Klima- und Energiekonzept:
Alle Maßnahmen sollen ökologisch und energetisch sinnvoll sein. Es sollen nur Materialien verwendet werden, die mit geringem Energieaufwand und geringer Schadstoffemission hergestellt, eingebaut und auch wieder entsorgt werden können.

Durch die an den Innenwänden positionierten vertikalen Plattenheizkörper erfolgt eine Nacherwärmung der einströmenden Frischluft im Winter, wodurch Zugerscheinungen ausgeschlossen werden können.

Die Abluft der Bürobereiche strömt durch in die Trennwände integrierte Überströmelemente in die Flurbereiche und durch die Flurzonen, aus denen die Abluft zentral abgesaugt wird. Über eine integrierte Abluftwärmepumpe wird die Abwärme entzogen und auf ein für das Heizsystem des Gebäudes ausreichendes Temperaturniveau angehoben.
Die Grundklimatisierung des Raumes erfolgt über verstärkte sommerliche Nachtlüftung und kühlt so die Geschossdecken. Die massiven, nicht abgehängten Betondecken speichern diese Kühlenergie in den Nachtstunden und konditionieren die Räume während des Tages durch Strahlungskühlung über die kühlen Deckenoberflächen.

Sitzungsräume sowie der Trauraum werden jeweils über zugeordnete Lüftungsgeräte mit versorgt. Dabei strömt die Frischluft als Quellluft mit sehr geringen Geschwindigkeiten über Wandauslässe in Bodennähe ein, verteilt sich am Boden, steigt langsam im Raum auf und wird im Deckenbereich wieder abgesaugt und zum Lüftungsgerät zurückgeführt. Die Ansaugung der Außenluft erfolgt direkt über die Fassade und die Fortluft verlässt die Geräte nach erfolgter Wärmerückgewinnung direkt über Dach.

Die Wärmeversorgung erfolgt primärenergetisch hocheffizient über Biomassefeuerung in einem Holzpelletkessel. Die weitgehende Optimierung des Wärmebedarfs der Gebäude sowie passive Kühlung und sehr eine effiziente Wärmeversorgung führt zu einem primärenergetisch und wirtschaftlich optimierten, sehr komfortablen und damit zukunftsweisenden Gesamtkonzept für dieses Projekt.
Lageplan 1000

Lageplan 1000

Lageplan 500

Lageplan 500

Grundriss EG

Grundriss EG

Längsschnitt

Längsschnitt

Ansicht Süd

Ansicht Süd