modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Plantage Potsdam

1. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Plantage - drei Rahmen und viel drin

In Anlehnung an Lennés Planung aus dem 19. Jahrhundert wird das Element des doppelten Rahmens aus Rasenflächen und Baumreihen aufgegriffen. Wie bereits bei Lenné werden die städtebaulichen Linien des Stadtkanals im Westen und die des langen Stalles im Osten parallel verschoben, nun aber durch eine Verschiebung zweier Rahmen in sich spielerisch gebrochen. So entsteht eine Verschränkung, eine Verknüpfung von Innen und Außen.

Der grüne Rahmen fasst den Platz nach allen Seiten, bildet im Westen und Norden einen ruhigen transparenten Abstandshalter zum Verkehr der Dortustraße/Yorkstraße und fungiert im Osten als grüner Puffer zwischen der neuen Wohnbebauung des Langen Stalles und dem stark genutzten Platz. Der zweite Rahmen aus hochwertigem Asphalt (z.B. Terrazzoasphalt) fungiert auch als Parkrundweg. Er nimmt die 100-m-Bahn für den Schulsport auf und ermöglicht den 400m-Rundlauf ohne Stolperfallen.

Der Baumrahmen besteht vorrangig aus Linden, die rahmenden Bestandsbäume im Norden und Westen -inklusive der Lennéplatane - und wichtige Einzelbäume/Baumgruppen im Grundstücksinneren werden integriert.

Die sich verschränkenden Rahmen werden durch lange Betonsitzelemente mit ergonomisch geformter Lehne und integrierten - intarsienartig eingelegten - Holzauflagen akzentuiert. Hier können Sonnenauf- und Sonnenuntergang genossen werden. Als kommunikatives Zentrum wird ein WLAN-Hot Spot eingerichtet.

Im geschützten Inneren der verschobenen Rahmung wird eine großzügige Multifunktionslandschaft (aus farbigem Kunststoff/EPDM) für die zahlreichen Schul- und Freizeitsport- und Spielnutzungen angeboten: Ein Kleinspielfeld für Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, etc., eine Weitsprunganlage, seitlich davon Tischtennisplatten, Streetball, eine Trampolinstrecke und vieles mehr. Diese ebenen Flächen werden durch eine farbgleiche modellierte Teilfläche aus Beton für BMX, Rollschuh, Lauf- und Fahrrad, Scater und informelles Spiel ergänzt.

Massive Holzsitzelemente, beidseitig besitzbar, werden in unmittelbarer Nähe zu den Aktivitäten angeboten. Am 100-m-Auslauf im Süden werden zwei dieser Sitzelemente im Schatten mit Rückenlehne ausgestattet.

Im Bereich um und unter Nutzung der Bestandsmauer wird der Kinderspielbereich „Rechnerhalle“ als Sandfläche mit Spielhäusern (teilweise als Baumhäuser), Tunnelrutsche, Kletterspiel, Schaukeln usw. und dem „Abakus“ aus verschiebbaren, überdimensionalen Kugeln auf Stahlstangen ausgebildet. Das Holzsitzelement am Kinderspielplatz wird durch Picknicktische ergänzt.

Der durch die Rahmenverschiebung nach innen geschobene Teil des grünen Rahmens wird als Rasen mit leichter Neigung nach Westen und einer rahmenden, staudenbepflanzten Böschung nach Osten zum Langen Stall modelliert. Im Bereich der Staudenböschung werden Sitzelemente und dezentrale Zugangsmöglichkeiten angeboten. Die Gymnastikrasenfläche für den Schulsport befindet sich in der Rasenfläche mit sanfter Neigung (ca. 2,5 %).

Die rahmenden Lindenreihen transformieren sich westseitig in ein sich auflösendes Pflanzraster, die “Kleine Plantage“ mit ergänzenden Solitärgehölzen mit besonders schönen jahreszeitlichen Aspekten: Blüten-, Frucht- oder Blattschmuck (z.B. Felsenbirnen, Kirschen, Äpfel, Lebkuchenbaum, Maulbeerbaum etc.). So entsteht eine frohe Garten-Atmosphäre im lichten Schatten der gemischten Gehölzplantage. Hier liegen auch die Wiesenkissen, weich figurierte Betonelemente zum lockeren entspannten Aufenthalt.

Viele der markanten und Identität stiftenden Bestandsbäume können erhalten werden: Die Reihe mit der Lennéplatane im Bereich der Yorkstraße, das zentrale Pappelpaar, einige Linden im Bereich der alten Mauer (Spielplatz) und die Lindenreihe westlich an der Dortustraße.

Das markante Gerüst des Glockenspiels wird als Identifikationsobjekt erhalten und im grünen Rahmen integriert.

Fahrradstellplätze werden dezentral an den Durchgängen im grünen Rahmen angeordnet (Bügelparker). Ein Gebäude zum Aufbewahren der Sportplatzmöblierung wird im Bereich des Trafohäuschens angeboten. Für durstige Sportler werden zwei Trinkbrunnen angeboten: In der Mitte am Kinderspielbereich und im Süden am Auslauf der 100-Meter-Bahn.

Beleuchtung: Der Parkrundweg wird durch Mastleuchten beleuchtet. Ergänzend werden drei, den Platz inszenierende, Flutlichtmasten westlich an der geneigten Wiese aufgestellt, um die Sport- und Spielflächen bei Bedarf beleuchten zu können. Der nördliche Mast trägt gleichzeitig die Technik für den WLAN-Hot Spot.

Niederschlagswasser: Das anfallende Niederschlagswasser des Rundweges und der Betonflächen wird, soweit möglich, dezentral flächenhaft in den angrenzenden Vegetationsflächen versickert.

Die gesamte Platzfläche (ausgenommen die modellierte BMX/Skate-Fläche) wird barrierefrei ausgeführt. Außerdem wird eine Vielzahl von unterschiedlichen Aufenthaltsmöglichkeiten angeboten, die jeglichen Wünschen nach Kommunikation/Privatheit und Komfort/Funktionalität nachkommen.

Ideenteil Stadtkanal

Der Bereich des Stadtkanals wird um 80 cm gegenüber des Niveaus der begleitenden Wege abgesenkt. Auf dem unteren Niveau wird in einem Kiesbett ein Senkgarten mit Stauden und Gräsern angelegt. Auch auf dem Senkgartenniveau laden begleitende und querende Wege und Sitzmöglichkeiten zum Lustwandeln und Entspannen ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Laut Erläuterung der Autoren wird „…das Element des doppelten Rahmens aus Rasenflächen und Baumreihen aufgegriffen.“ Es wird „…durch eine Verschiebung zweier Rahmen in sich spielerisch gebrochen. […] So entsteht eine Verschränkung, eine Verknüpfung von Innen und Außen.“ Dominante des Entwurfs ist ein als Laufbahn gedachter kräftiger Rahmen aus Terrazzo-Asphalt. Er verdeutlicht die gelungene Verschiebung des Entwurfsprinzips vom historischen Platzrahmen zu einer zeitgenössischen Interpretation. Spielerisch und großzügig sind befestigte Flächen und Grünräume in diese Rahmenstruktur eingebettet.

Bemerkenswert zwanglos integriert sich so die große Zahl geforderter Spiel- und Sportmöglichkeiten in den Gesamtraum. Auf der Ostseite dagegen dominiert eine gärtnerische Atmosphäre. Der historische Baumrahmen wird auf diese Weise als sich auflösendes Gehölzraster aus Felsenbirnen, Kirschen, Äpfeln, Lebkuchen- und Maulbeerbäumen neu interpretiert, so dass eine „frohe Gartenatmosphäre im lichten Schatten der gemischten Gehölzplantage entsteht“. Mithilfe von Gräser- und Staudenpflanzungen wird hier der Wohnbebauung ein attraktiver Aufenthaltsbereich vorgelagert. Die Qualität des Konzepts liegt in seiner entwurflichen Eigenständigkeit. Es zeichnet sich besonders dadurch aus, sowohl überzeugender urbaner Platz wie differenziert ausformulierter Grünraum zu sein. Kritisch wurde allerdings angemerkt, dass sich Erschließung des Langen Stalls und Laufbahn zu einem relativ breiten Straßenraum addieren.

Die Hauptwegerelationen sind flüssig mit der Stadt verbunden. Eine zusätzliche Fußwegquerung in der Nordwestecke des Platzes von der Ampel an der Dortustraße auf den Platz entspannt an entscheidender Stelle die problematische Verkehrsführung für Fußgänger. Wie die Autoren auch insgesamt die Ecksituation mit einem überzeugenden grünen Puffer lösen, in dem die „Lenné-Platane“ sehr selbstverständlich ausreichenden Raum für ihren Erhalt bekommt. Insgesamt wird Wert darauf gelegt, viele der „markanten und Identität stiftenden Bestandsbäume“ zu erhalten. Die östliche Seite des umlaufenden Weges wird in direkter Angrenzung an die Erschließung vor dem Langen Stall kontrovers diskutiert und im Sinne einer Aufweitung des Straßenraums teils kritisch gesehen. Die intensive Wegeerschließung im Ideenteil wird als entbehrlich erachtet. Die Arbeit erscheint im Kostenrahmen umsetzbar.
Städtebauliche Einordnung M2000

Städtebauliche Einordnung M2000

Lageplan Entwurf M250

Lageplan Entwurf M250

Ausschnitt Vertiefung M100

Ausschnitt Vertiefung M100

Details

Details