Zweistufiger Planungsworkshop | 05/2016
Neugestaltung des Bauhausplatzes am Domagpark
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Lageplan Bauhausplatz 1. Phase
2. Preis
Kunst
Erläuterungstext
Patchwork
Der Ausgangspunkt für die Neugestaltung des Platzes ist das Nachdenken über seinen neuen Namen, der bisher nicht mit der Geschichte des Ortes, der Stadt München oder gar des Landes Bayern in Verbindung steht. Bei der Recherche über das Bauhaus und seiner Vertreter fanden wir jedoch bei Gunta Stölzl (1897 – 1983) einen Anknüpfungspunkt: Sie war gebürtige Münchnerin und trat nach dem Besuch der hiesigen Kunstgewerbeschule 1919 als Studentin in das Bauhaus Weimar ein. 1925 wurde sie Meisterin in der Textil-werkstatt des mittlerweile in Dessau ansässigen Bauhauses. Ihr Design für einen Wandteppich von 1927 diente uns als Vorlage für die Gestaltung der Platzoberfläche.
Auf der zentralen Fläche des Bauhausplatzes rollen wir somit einen „Teppich“ aus, der zum Treffpunkt und öffentlichen Wohnzimmer für die Bewohner des neuen Stadtquartiers und ihrer Besucher werden soll. Der Teppich wird von zwei Korridoren flankiert, die als Transitzonen zwischen Wohnung und öffentlichem Nahverkehr fungieren. Die neuen Solitärbäume gliedern den Raum und vermitteln zwischen Platz und Gebäudekanten.
Die Vielfalt an Mustern und Formen, die den Platzteppich charakterisiert, nimmt Bezug auf die multikulturelle und heterogene Bewohnerschaft, die den neuen Stadtteil prägen wird. Der Teppich ist durch seine Eigenartigkeit ein Wahrzeichen und unverwechselbarer Anziehungs- und Mittelpunkt des Quartiers.
Die Materialität wird aus den bereits bestehenden Planungen der benachbarten Baufelder abgeleitet: Die Bodenflächen des Gebäudeensembles MK 3 sind aus gesägtem bzw. gebrochenen Natursteinpflaster geplant. Es soll sich auch auf dem Bauhausplatz vom neuen Schulgebäude über den Wohnriegel am Domagkpark bis zum Hotel mit Lebensmittelmarkt (MK 1) erstrecken und die Überleitung zum herkömmlichen Betonplattenbelag der Nebenflächen in der Max-Bill-Straße bilden. Ein weiterer, das neue Quartier prägende Bodenbelag ist der Olympiamastix, der auf den Parkwegen des Domagkparks geplant ist. Der Platzteppich bildet die Synthese aus Natursteinpflaster in verschiedenen Farben und Verlegearten, sowie dem Mastixbelag, in dessen Deckschicht verschiedenfarbige Natursteinsplitte eingewalzt werden, um die Muster des Teppichs wiederzugeben.
Konkav- und Konvexbrunnen
In der Mittelachse des Teppichs befinden sich zwei unterschiedlich gestaltete Brunnen, die über den Platz hinweg zu kommunizieren scheinen. Während der im Norden liegende Konkavbrunnen aus einer hüfthohen Natursteinplatte besteht, die in der Mitte eine sich nach unten verjüngende Aushöhlung aufweist, wölbt sich aus dem im Süden platzierten Konvexbrunnen eine steinerne Skulptur in die Höhe. Im Konkavbrunnen fliesst das Wasser von den Aussenkanten der Platte zur Mitte hin und läuft durch die Höhlung abwärts. Die Skulptur des Konvexbrunnens ist von einem dünnen Wasserfilm überzogen, hier fließt das Wasser in ein rechteckiges, von Stufen und Sitzkanten gesäumtes Steinbecken mit einem flachen Wasserspiegel.
Die Form der Skulptur entsteht aus einem 3D Renderingprozess, in dem Elemente aus der Vergangenheit des Ortes (found objects aus dem Kasernengebäude, Hinterlassenschaften von "Displaced Persons", Atelierfundstücke etc.) übereinander gestapelt, mit einem Tuch überworfen, gescannt, digital überarbeitet und schliesslich in einem digitalen Bearbeitungs-verfahren aus Stein gemeisselt werden. Dabei lässt sich das Verhüllte kaum entziffern, der Faltenwurf entwickelt eine Eigendynamik.
Die so entstehende Darstellung einer verhüllten Figur, ist vielfältig interpretierbar und kann beispielsweise als Marienfigur oder als verschleierte muslimische Frau lesbar sein. Die Qualität der verhüllten Skulptur liegt in ihrer Bedeutungsoffenheit und kann somit ein grosses Publikum ansprechen.
Der Ausgangspunkt für die Neugestaltung des Platzes ist das Nachdenken über seinen neuen Namen, der bisher nicht mit der Geschichte des Ortes, der Stadt München oder gar des Landes Bayern in Verbindung steht. Bei der Recherche über das Bauhaus und seiner Vertreter fanden wir jedoch bei Gunta Stölzl (1897 – 1983) einen Anknüpfungspunkt: Sie war gebürtige Münchnerin und trat nach dem Besuch der hiesigen Kunstgewerbeschule 1919 als Studentin in das Bauhaus Weimar ein. 1925 wurde sie Meisterin in der Textil-werkstatt des mittlerweile in Dessau ansässigen Bauhauses. Ihr Design für einen Wandteppich von 1927 diente uns als Vorlage für die Gestaltung der Platzoberfläche.
Auf der zentralen Fläche des Bauhausplatzes rollen wir somit einen „Teppich“ aus, der zum Treffpunkt und öffentlichen Wohnzimmer für die Bewohner des neuen Stadtquartiers und ihrer Besucher werden soll. Der Teppich wird von zwei Korridoren flankiert, die als Transitzonen zwischen Wohnung und öffentlichem Nahverkehr fungieren. Die neuen Solitärbäume gliedern den Raum und vermitteln zwischen Platz und Gebäudekanten.
Die Vielfalt an Mustern und Formen, die den Platzteppich charakterisiert, nimmt Bezug auf die multikulturelle und heterogene Bewohnerschaft, die den neuen Stadtteil prägen wird. Der Teppich ist durch seine Eigenartigkeit ein Wahrzeichen und unverwechselbarer Anziehungs- und Mittelpunkt des Quartiers.
Die Materialität wird aus den bereits bestehenden Planungen der benachbarten Baufelder abgeleitet: Die Bodenflächen des Gebäudeensembles MK 3 sind aus gesägtem bzw. gebrochenen Natursteinpflaster geplant. Es soll sich auch auf dem Bauhausplatz vom neuen Schulgebäude über den Wohnriegel am Domagkpark bis zum Hotel mit Lebensmittelmarkt (MK 1) erstrecken und die Überleitung zum herkömmlichen Betonplattenbelag der Nebenflächen in der Max-Bill-Straße bilden. Ein weiterer, das neue Quartier prägende Bodenbelag ist der Olympiamastix, der auf den Parkwegen des Domagkparks geplant ist. Der Platzteppich bildet die Synthese aus Natursteinpflaster in verschiedenen Farben und Verlegearten, sowie dem Mastixbelag, in dessen Deckschicht verschiedenfarbige Natursteinsplitte eingewalzt werden, um die Muster des Teppichs wiederzugeben.
Konkav- und Konvexbrunnen
In der Mittelachse des Teppichs befinden sich zwei unterschiedlich gestaltete Brunnen, die über den Platz hinweg zu kommunizieren scheinen. Während der im Norden liegende Konkavbrunnen aus einer hüfthohen Natursteinplatte besteht, die in der Mitte eine sich nach unten verjüngende Aushöhlung aufweist, wölbt sich aus dem im Süden platzierten Konvexbrunnen eine steinerne Skulptur in die Höhe. Im Konkavbrunnen fliesst das Wasser von den Aussenkanten der Platte zur Mitte hin und läuft durch die Höhlung abwärts. Die Skulptur des Konvexbrunnens ist von einem dünnen Wasserfilm überzogen, hier fließt das Wasser in ein rechteckiges, von Stufen und Sitzkanten gesäumtes Steinbecken mit einem flachen Wasserspiegel.
Die Form der Skulptur entsteht aus einem 3D Renderingprozess, in dem Elemente aus der Vergangenheit des Ortes (found objects aus dem Kasernengebäude, Hinterlassenschaften von "Displaced Persons", Atelierfundstücke etc.) übereinander gestapelt, mit einem Tuch überworfen, gescannt, digital überarbeitet und schliesslich in einem digitalen Bearbeitungs-verfahren aus Stein gemeisselt werden. Dabei lässt sich das Verhüllte kaum entziffern, der Faltenwurf entwickelt eine Eigendynamik.
Die so entstehende Darstellung einer verhüllten Figur, ist vielfältig interpretierbar und kann beispielsweise als Marienfigur oder als verschleierte muslimische Frau lesbar sein. Die Qualität der verhüllten Skulptur liegt in ihrer Bedeutungsoffenheit und kann somit ein grosses Publikum ansprechen.
Beurteilung durch das Preisgericht
„Patchwork“
Die Idee des Teams basiert auf der Umsetzung eines Teppichmusters für den Bodenbelag des Platzes. Das Muster entstammt einer Skizze für einen Teppichentwurf durch die Münchner Künstlerin Gunta Stölzl, der ehemaligen Leiterin der Weberinnenklasse am Bauhaus in Dessau. Ein Bezug zur Namensgebung des Platzes wird so geschaffen. Außerdem werden zwei Brunnenanlagen und eine Möblierung aus Drahtgitterkörpern - in Anlehnung an das sog. Bauhaus-Schach entwickelt - für den Platz vorgeschlagen. Das Gutachtergremium würdigt die Idee der Bezugnahme auf das Bauhaus. Betont wird die haptische Qualität und die ansprechende Ästhetik der Arbeit. Insgesamt erkennt das Gremium die sehr intensive Beschäftigung mit der Thematik an. Festgestellt wird aber eine konzeptionelle und gestalterische Überfrachtung des sehr kleinteilig gestalteten Teppichs, durch die zwei Brunnen mit jeweils eigenen, von der Teppich-Idee unabhängigen konzeptionellen Ansätzen und dazu noch den speziellen Möbeln aus dem Bauhaus-Schach.
Die technische Umsetzung des Teppichmusters mit zahlreichen unterschiedlichen Materialien und Formaten auf rd. 2.800 m² wird als extrem anspruchsvoll und aufwändig beurteilt. In Frage gestellt wird, ob die wenigen, eher unbequemen Sitzmöglichkeiten und die geringe Anzahl an Bäumen hinsichtlich einer ausreichenden Verschattung im Sommer für den Aufenthalt ausreichend sind. Der hohe Versiegelungsanteil wird kritisch angemerkt.
Die Idee des Teams basiert auf der Umsetzung eines Teppichmusters für den Bodenbelag des Platzes. Das Muster entstammt einer Skizze für einen Teppichentwurf durch die Münchner Künstlerin Gunta Stölzl, der ehemaligen Leiterin der Weberinnenklasse am Bauhaus in Dessau. Ein Bezug zur Namensgebung des Platzes wird so geschaffen. Außerdem werden zwei Brunnenanlagen und eine Möblierung aus Drahtgitterkörpern - in Anlehnung an das sog. Bauhaus-Schach entwickelt - für den Platz vorgeschlagen. Das Gutachtergremium würdigt die Idee der Bezugnahme auf das Bauhaus. Betont wird die haptische Qualität und die ansprechende Ästhetik der Arbeit. Insgesamt erkennt das Gremium die sehr intensive Beschäftigung mit der Thematik an. Festgestellt wird aber eine konzeptionelle und gestalterische Überfrachtung des sehr kleinteilig gestalteten Teppichs, durch die zwei Brunnen mit jeweils eigenen, von der Teppich-Idee unabhängigen konzeptionellen Ansätzen und dazu noch den speziellen Möbeln aus dem Bauhaus-Schach.
Die technische Umsetzung des Teppichmusters mit zahlreichen unterschiedlichen Materialien und Formaten auf rd. 2.800 m² wird als extrem anspruchsvoll und aufwändig beurteilt. In Frage gestellt wird, ob die wenigen, eher unbequemen Sitzmöglichkeiten und die geringe Anzahl an Bäumen hinsichtlich einer ausreichenden Verschattung im Sommer für den Aufenthalt ausreichend sind. Der hohe Versiegelungsanteil wird kritisch angemerkt.
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Längsschnitt Bauhausplatz
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Querschnitt Bauhausplatz
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Querschnitt Korridor Bauhausplatz
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Perspektive Süd 1. Phase
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Vogelperspektive Südwest 1. Phase
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Herleitung Möbelierung
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Piktogramm Möbelierung
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Piktogramm Strom- und Wasserversorgung
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Ansicht Brunnen
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Detail Konkavbrunnen
©Ando Yoo, Sonja Vordermaier
Detail Konvexbrunnen