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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2016

Neustrukturierung und Aufwertung der Wohnanlage Breslauer Straße / Isarweg

Anerkennung

DIEZINGER ARCHITEKTEN

Architektur

adlerolesch GmbH

Landschaftsarchitektur

Thomas Egger Modellbau | Frässervice

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau
Das ebene Grundstück an der Breslauer Strasse wird mit einer `clusterartigen´ Bebauung besetzt: Auf dem Grundstück entstehen zwei Nord-Süd ausgerichtete Baukörper in logischer Ergänzung zur bestehenden Bebauung. Die drei bis viergeschossigen Wohnhäuser öffnen sich zum Fluss. Durch unregelmässige Versätze innerhalb der Wohntrakte entstehen angemessene Aussenräume, die einerseits eine teilweise räumliche Schließung der Zwischenräume zur Folge haben, andererseits aber genügend offen sind, um den Blick auf die Flussaue frei zu lassen. Die unterschiedliche Anordnung der Versätze führt zu gut proportionierten, abwechslungsreichen internen Kleinplätzen, die für die Bewohner unmittelbar genutzt werden können.
Im südwestlichen Teil des Grundstücks entsteht ein Quartierplatz am Schnittpunkt von Fussgängerbrücke und Isarweg. Die Baumbepflanzung wird gelichtet um freien Ausblick auf die Isar zu gewähren. Ein Badesteg an der Isar erhöht die Attraktivität des halböffentlichen Platzes.

Erschließung
Die, durch die örtliche Stellplatzsatzung festgelegte Anzahl der PKW`s kann auf dem Grundstück nur mittels eingeschossiger Tiefgarage gelöst werden. Die Zufahrt erfolgt von Nordwesten über die Breslauer Strasse. Die Parkierung kann somit autark für jedes Gebäude realisiert werden. Die Tiefgarage kann im 1. Bauabschnitt unabhängig vom Bestand errichtet werden und mittels Lichtschächte mit natürlicher Belüftung betrieben werden.
Die Treppenhäuser werden konsequent bis in die Garage geführt, womit die direkte und gleichzeitig barrierefreie Erschließung in die einzelnen Wohnungen gewährleistet wird. Flächen für Aufzüge werden vorgehalten, es bleibt jedoch dem Auslober überlassen, ob und wie viele davon ausgebaut werden. Die barrierefreie Erschließung ist grundsätzlich gewährleistet.

Gestaltung
Die vorgeschlagene Wohndichte mit einer max. GFZ von ca. 1,1 wird mit drei und viergeschossigen Gebäudehöhen erreicht. Auf eine durchgängige Geschossigkeit wird zugunsten der besseren Besonnung und Belichtung der gestaffelten Geschosse verzichtet. Vielmehr wird damit erreicht, dass neben den genannten Vorteilen auch bessere Blickbeziehungen - über die Gebäude hinweg ermöglicht werden. Im Zusammenspiel von Geschossstaffelung und Gebäudeversatz entstehen abwechslungsreiche, differenziert gestaltete, Binnenräume, die eine urban angemessene Wohndichte erzeugen. Gleichzeitig wird der Standortvorteil an der Isar mit der idealen Süd-Westlage optimal ausgenutzt. Die differenziert gestaltete Baukörperausbildung vermeidet bewusst eine monotone Struktur. Auf ein geneigtes Dach wird verzichtet, zugunsten von begrünten Dächern mit extensiver Bepflanzung.
Die Gebäudeansichten werden als `Lochfassaden´ mit frei angeordneten Balkonen gestaltet, die sowohl seitliche Besonnung, als auch Aussicht nach Norden und Süden bieten. Die Altbauten erhalten eine vorgelagerte Balkonschicht.

Nachhaltigkeit/Wirtschaftlichkeit
Die als klassische Zwei- und Dreispänner ausgebildeten Grundrisse sind aufgrund klarer Gebäudegeometrie mit geringen Spannweiten und tragenden Wohnungstrenn- und Außenwänden als Stahlbetonbau statisch einfach zu erstellen und lassen nicht zuletzt durch den Einsatz vorgefertigter Deckensyteme eine wirtschaftliche Erstellung zu. Die hoch wärmegedämmte Aussenfassade wird als vorbewitterte, hinterlüftete, Holzfassade vorgeschlagen. Innenausbau in Trockenbauweise mit weitgehenden Fertigoberflächen lassen sich in kurzer Bauzeit und damit kostengünstig realisieren.
Der erforderliche Mehraufwand für die Erstellung des Parkdecks lässt sich durch die einfache Grundform, Reduzierung auf einfachen Ausbaustandard und Vermeidung einer mechanischen Belüftung - wie hier vorgeschlagen - minimieren.
Die energetische Konzeption geht vom Mindeststandard der aktuellen ENEV aus. Die kompakten Baukörper weisen günstige Gebäudekennwerte (A/V-Verhältnis, Wand/Fensteranteil, etc.) auf und schaffen damit die Grundvoraussetzung einer energetisch günstigen Gestaltung. Alle Aussenbauteile sind hoch wärmegedämmt, Fenster dreifach verglast. Aussenliegende Verschattungsanlage zur Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes. Einzelraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. Hinterlüftetes Fassadensystem mit dauerhafter, wartungsarmer, Oberfläche.
Die Realisierung in Bauabschnitten ist aufgrund der autonomen Baukörper gut möglich.

Freianlagen
Die Staffelung der Baukörper unterstützt die Freiraumgestaltung und lässt ein versetztes Wegessystem durch die Wohnanlage entstehen. Zur Abgrenzung der Privatgärten werden parallel gestellte Nebengebäude angeordnet, die Müll, Fahrräder, Kinderwagen, etc. aufnehmen. Weitere Ausgrenzungen erfolgen durch Hainbuchenhecken entlang der Gehwege. Im Südwesten des Grundstücks entsteht ein grosszügig angelegter Quartiersplatz, der sich bis zur Isar verlängert und ein attraktives Angebot für die Bewohner darstellt. Durchgrünung in Form von Baumpflanzungen können aufgrund ausgesparter Bereiche in der Tiefgarage ins Quartier einbezogen werden. Im südöstlichen Teil des Grundstücks wird ein zusätzlicher Spielplatz für Kleinkinder ergänzt.
Alle befestigten Flächen werden als wasserdurchlässige Beläge ausgebildet. Die Flachdächer werden zur Verbesserung des Kleinklimas mit extensiver Begrünung versehen. Regenwasser wird in Rigolen versickert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ergänzt nachvollziehbar die gegliederte Zeilenstruktur der Umgebung und ist in der Höhenentwicklung spannungsvoll gegliedert. Die zwischen den Gebäuden entstehenden Freiräume werden weitestgehend privatisiert bzw. mit Nebenräumen belegt, die sicherlich gut angenommen werden, aber nur begrenzt zur Optimierung der Zugangssituation beitragen. Durch die gewählten Gebäudelängen wird der Grüngürtel zur Isar stark reduziert und dort keine Aufenthaltsqualität geschaffen. Der gemeinschaftliche Aufenthaltsbereich konzentriert sich südlich des Bestandsgebäudes an der Isar und lässt Konflikte mit den dort situierten Wohnungen erwarten. Durch die teilweise Dreigeschossigkeit in Verbindung mit der Spännererschließung werden elf Hauszugänge mit Aufzügen erforderlich und somit die Wirtschaftlichkeit insbesondere auch im Unterhalt reduziert. Die Grundrisse sind klar strukturiert und gut nutzbar. Auch die sanierten Bestandsgebäude mit vorgelegter Balkonschicht versprechen eine hohe Wohnqualität. Die Tiefgaragenzufahrt an der Ostseite ist für eine Großgarage zu gering dimensioniert, ebenso wie die versetzte Anordnung der Fahrgasse mit hohem Außenwandanteil keinen wirtschaftlichen Ansatz darstellt. Die Fassaden sind klar und einfach konzipiert und haben dennoch durch die versetzte Fensteranordnung einen hochwertigen spannungsvollen Charakter. Insgesamt präsentiert die Arbeit eine gut konzipierte Wohnanlage, die allerdings im gemeinschaftlichen Freiraum Schwächen zeigt und nur eingeschränkt einen innovativen Lösungsansatz darstellt. Der klassische Wohnungsbau ermöglich ein differenziertes Wohnumfeld das zur Isar hin gut vernetzt ist. Die Enge im Quartier steht positiv im Bezug zu der Weite an der Isar. Die Platzfläche an der Isar ist zu überzogen.
Lageplan

Lageplan