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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Burg- und Bleichwall

2. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 6.750 EUR

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

ErlÀuterungstext

Stadt Wittstock / Landesgartenschau 2019
Park an Burg- und Bleichwall

Wo gibt es das sonst? Die Silhouette einer mittelalterlichen Stadt - frei in der Landschaft gelegen. Die Offenheit des Raums zwischen Dossebogen und Stadtmauer bietet einen Stadtaspekt wie man ihn sonst nur von historischen Stichen kennt. Erhalt und Inszenierung dieses Wirkraums wird zum zentralen Motiv des neuen Parks an Burg- und Bleichwall.


Die Parkstruktur

Im Zentrum des neuen Parks steht der zentrale Wiesenraum zwischen Stadtmauer und den Gehölzkulissen der Dosse. Mit dem Dossebogen verdichtet und öffnet sich dieser Raum in Nord-SĂŒd-Richtung, LĂ€ngsseitig gerahmt werden die Wallwiesen durch kontrastierende Wegetypen: die Wallpromenade im Westen und der neuen Dossepromenade im Osten. Untergeordnete Wegetraversen verknĂŒpfen die beiden Dominanten und ermöglichen Querungen und Rundwege. Markante Parkköpfe bilden das historische Feuerwehrdepot an der Königstraße im Norden und der transformierte Damm der vormaligen Bahntrasse Wittenberge / Mirow im SĂŒden.
Die zentrale Parkwiese und die Wallpromenade werden nur sparsam mit wenigen SolitĂ€rgehölzen und niedriger Bepflanzung aufgelockert. DemgegenĂŒber entwickelt sich entlang der Dosse eine Sequenz unterschiedlicher RĂ€ume und Orte im Spannungsfeld zwischen Natur, Landschaft und Garten:

Die Dammterrassen am Kreuzungspunkt der Dossepromenade mit dem Dammweg entwickeln sich als neuer Aussichtspunkt mit herausragendem Blick ĂŒber die Stadt und die Wallwiesen.

Die Dosseinsel zwischen reaktiviertem Dossebogen und dem verfĂŒllten heutigen Verlauf werden als Landschaftslabor Dossebogen angelegt und erschlossen.

Die BleichgÀrten besetzen als leicht geneigte Gartenschollen den Osten des
Bleichwalls. Unter ApfelbĂ€umen entstehen offene, moderne BĂŒrgergĂ€rten.


Die Parkteile

Wallpromenade und Wallwiesen. Die Wege durch die Wallwiesen zeichnen sich durch ihre einfache Geometrie als Folge geknickter Geraden aus. Sie greifen so die strikte LinearitĂ€t der Stadtmauer auf. Sie unterscheiden den Park deutlich von den landschaftlichen Wegestrukturen des historischen Friedrich-Ebert-Parks und betonen in der Differenz auch den „starken“ Bogen der Dosse mit ihrer Promade. An markanten Knicken oder besonderen baulichen Situationen wie den Drei Bögen entstehen durch Aufweitungen Stationen entlang des Weges, die sparsam mit BĂ€umen und BĂ€nken ausgestattet sind. Alle Wege sind gegenĂŒber der Wiesenebene leicht eingesenkt um ihre optische Wirkung zurĂŒckzunehmen.
Entlang der Wallpromenade wird zur Gartenschau das spektakulĂ€re florale Element der „WallblĂŒten“ als Wechselflorelement den Weg prĂ€gen. In den Daueranalgen nehmen einfache SaatflĂ€chen dieses Bild des Mauerschattens in pflegeleichterer Form auf. Der Mauer unmittelbar vorgelagert nehmen Cluster aus hohen Strauchrosen die Idee der Rosenstadt Wittstock in landschaftlicher Form auf.


Dossepromenade

Die elegant schwingende Geometrie der wiederhergestellten Dosse – wie auch der vorhandenen Lindenreihe - bestimmt die Lage der parkseitigen Dossepromenade. Balkonartige SitzplĂ€tze am Wasser geben der Promenade Rhythmus und machen den markanten Bogen erlebbar. WĂ€hrend der Weg im Bereich des Baumbogens auf Parkhöhe verbleibt, senkt er sich im Nordteil des Parks bis auf WassernĂ€he um ca. 1,20 m ab um schließlich zu einem urbanen Uferabschnitt an Feuerwehrdepot und Königstraße wieder anzusteigen. Neue Dossequerungen entstehen ausgehend vom Durchlass an den Drei Bögen und angebunden ĂŒber die neuen Diagonalwege (Traversen) als Übergang zum Entwicklungsgebiet Tuchfabrik und an der Dosseinsel und den KleingĂ€rten am RackstĂ€dter Bach.


BleichgÀrten

Die BleichgĂ€rten stellen eine offene Parkstruktur dar, die zur gemeinschaftlichen Aneignung durch Wittstocker BĂŒrger im Sinne einer modernen Almende einladen. Die rĂ€umliche AusprĂ€gung der GĂ€rten erfolgt dabei nicht durch Einfriedungen sondern durch das Relief: Mit dem Absenken der Dosse-Promenade geht die Neumodellierung des nordöstlichen Parkbereichs, der vormals aufgeschĂŒtteten Festwiese, einher: Es entsteht mit Abgrabungen bis 1,20m eine schiefe Ebene zur Dosse, aus der Gartenschollen etwas geringerer Neigung herausmodelliert werden. Diese bleiben so bis 0,60m ĂŒber den Höhen der Promenade erhaben, wenden sich so der Dosse zu, ohne sich von der Stadtkulisse abzuwenden. Sie sind mit lockeren Apfelhainen bepflanzt, die eine gĂ€rtnerische Nutzung der Bodenebene je nach Bedarf ermöglichen. Die erste Gartenscholle im SĂŒden ist dabei mit Spielpunkten besetzt.
Die Schollen nehmen die gĂ€rtnerische Tradition des Wittstocker Vorlandes auf, wie sie entlang der Dosse noch heute in den KleingĂ€rten fortlebt. Gleichzeitig bilden sie als markante landschaftliche Struktur einen gestalterischen BrĂŒckenschlag zum Entwicklungsgebiet an der Tuchfabrik.


Parkplatz wird Park

Die als Busparkplatz geplante FlĂ€che wird mit reversiblen Maßnahmen in die Parkfigur miteinbezogen. Das Prinzip der aufgesetzten Schollen wird hier aufgegriffen und als Rasenscholle (+ 0,40m) und als Gartenscholle (+0,80m) ĂŒber Schutz- und Drainagematten auf der vorhandenen Befestigung aufgebracht.


Landschaftslabor Dosseinsel

Mit dem Umbau und der ökologischen Verbesserung der Dosse wird ein Landschaftsprojekt zum Teil des Parks das die Entstehung natĂŒrlicher LebensrĂ€ume und das Erleben von Natur mitten in der Stadt möglich macht. Die landschaftlichen Maßnahmen umfassen die „Entfesselung“ der Dosse mit dem Einbringen erster Störstrukturen, die Verlegung des Hauptlaufs in den sogenannten Altarm, die Weiterentwicklung bereits vorhandener Auenstrukturen an den Altweiden und den Aufbau neuer Auwald- und Feuchtwiesenstrukturen im sĂŒdlichen Bereich der Dosseinsel. Vorgeschlagen wird hierfĂŒr ein kleinteiliges Relief unterschiedlicher Höhenlagen die die Entstehung eines vielfĂ€ltiges Mosaiks von LebensrĂ€umen erwarten lassen. Auch die VerfĂŒllung des vorhandenen Dosselaufs wird in verschiedenen Höhen vorgeschlagen, bis hin zum Erhalt eines Dauerwasserbereichs als Altarm. Die modellierte Auenlandschaft erhĂ€lt eine Initialbepflanzung aus Stauden und Saaten mit autochtonen Arten, sowie einen Erstbesatz aus Erlen, Eschen und Weiden. ZwangslĂ€ufig steht an der Dosse nicht allein das Erleben als „fertig“ empfundener Natur im Mittelpunkt sondern die Wahrnehmung und Akzeptanz von „Natur“ als Prozess und als Ergebnis stĂ€ndiger VerĂ€nderung. Zu diesem Zweck wird der geplante Steg durch die Aue als Ausstellungsplateau interpretiert. Mit der vorgeschlagenen DoppellĂ€ufigkeit mit eingespannten Decks entsteht Raum fĂŒr Ausstellungskomponenten und die Möglichkeit eines Rundweges auf engstem Raum durch die Aue. Ein starkes Bildmotiv entsteht mit der Ausrichtung des Plateaus auf die mĂ€chtige Marienkirche.
(Hinweis: Die Mehrkosten gegenĂŒber einem einfachen Steg sind in der KostenschĂ€tzung enthalten)


Damm und Dammterrassen

Bis zu drei Meter erhebt sich der Bahndamm mit dem neuen Fahrradweg ĂŒber die Parkebene, er ist prĂ€destiniert als Aussichtsebene. ZurĂŒckhaltende Eingriffe in den Baumbestand ermöglichen Blicke auf Stadt und Wallwiesen, auf Dosse und Glinze. Vor der Dosse-Querung wird der Damm (unter Verwendung des Bodenabtrags der Festwiese) um einen GelĂ€ndesporn in Richtung Norden erweitert. Sitzterrassen machen den nordwestwest-exponierten Hang zu einem attraktiven Treffpunkt und Picknickplatz mit Blick auf die Stadtmauer. Die Dosse-Promenade wird als sanfter Treppensteig an den Radweg angeschlossen. Zwischen den HangbĂ€umen entstehen erhöht bekletterbare Spielnester und der Hang wird fĂŒr eine landschaftliche Rutsche genutzt. Am Fuß von Damm und Terrassen fĂŒhrt ein Parkweg barrierefrei zum Platz am SĂŒdtor.
Stadtbruch und GlinzemĂŒndung. Das Stadtbruch wird als Teil der Landschaft nur sehr zurĂŒckhaltend genutzt und erschlossen. Lediglich ĂŒber gemĂ€hte Rasenwege wird eine „Schönwetter“-Schleife durch die beweidete Niederungslandschaft und zur Glinze-MĂŒndung angeboten und zeitweise geöffnet.


Nutzungskonzept zur Laga 2019

Welche Rolle spielt der Park an Burg- und Bleichwall zur Landesgartenschau 2019? In seiner Offenheit und ModernitĂ€t stellt er zum Friedrich-Ebert-Park (wie auch zum nördlichen Ringwall) eine wichtige KomplementĂ€rstellung ein. Mit den Parkbildern vor der Stadtansicht kann er zum visuellen Inbegriff der Gartenschau werden. Mit angespielten Themen Stadtpark – BĂŒrgergarten – Stadtnatur bildet er dabei die Gartenschauthemen Wittstocks facettenreich und sehr vollstĂ€ndig ab. Folgende AusstellungsgegenstĂ€nde werden den Park fĂŒr das Gartenschaujahr besonders prĂ€gen:

Die Aktivierung der „WallblĂŒten“ als spektakulĂ€res Wechselflorband im mille-fleurs-Stil und die Strauchrosenwolken an der Mauer

Die BleichgĂ€rten als experimentelle „BĂŒrgergĂ€rten“ fĂŒr ein Jahr;

Die Wallwiesen als nutzbare und aktiv und bespielte RasenflÀchen;

Der urbane Kopf am Feuerwehrdepot mit Ein- und Ausgang, der Gastronomie und dem Markt auf dem Parkplatz;

Das „Landschaftslabor“ als betreutem Lernort und Standort fĂŒr die NaturschutzverbĂ€nde;

Den „Gartenpfad“ als Exkurs durch die KleingĂ€rten an der Dosse;

Das Stadtbruch als „Landschaftsfenster“ mit Weidetieren;

Dabei wird der Raum zusĂ€tzlich von angrenzenden Angeboten aufgeladen wie der Hauptgastronomie und der BĂŒhne an der Bischofsburg. Auf der Wiese an der Spinnerei startet ein Aussichtsballon und macht Stadt und Anlagen aus der Vogelperspektive sichtbar. Die Angebote werden nach der Gartenschau zurĂŒckgebaut bzw. auf ein vertretbares Pflegeniveau extensiviert.


Zu MaterialitÀt und Ausstattung

Das Materialkonzept ist einfach und der Situierung zwischen Stadt und Landschaft angemessen: Die Wege bestehen aus hellen wassergebundenen Decken die mit Stabalizer zusĂ€tzlich verfestigt und pflegeleichter gemacht werden. Die Einfassungen der Decken bestehen aus unbehandelten FlachstahlbĂ€ndern, aus denen sich auch niedrige Stufen und Sitzmauern entwickeln (wie an den Balkonen und den Dammterrassen). Rampen und befestigte PlĂ€tze werden aus behandeltem Asphalt hergestellt, der den ĂŒbrigen Decken Ă€hnelt. KleinflĂ€chige Sondersituationen stellen die Stege und Decks an der Dosse dar, die mit LĂ€rchenbohlen auf einer Stahlunterkonstruktion erstellt werden.
Als Möblierung wird ein außerordentlich robustes Modulsystem aus Lehnen- und HockerbĂ€nken mit Stahlunterkonstruktionen und massiven Holzbalken vorgeschlagen. Aus ökologischen GrĂŒnden wird vorgeschlagen, die Beleuchtung auf die Wallpromenade zu beschrĂ€nken und die Diagonale zur Spinnerei ggf. nachzurĂŒsten.


Barrierefreiheit

Mit Ausnahme der Treppe an den Dammterrassen sind alle Bereiche fĂŒr mobilitĂ€tseingeschrĂ€nkte Personen nutzbar und erreichbar. Die BleichgĂ€rten erhalten dafĂŒr eine zusĂ€tzliche, temporĂ€re Erschließung zur Gartenschau, die bei spĂ€terer Extensivierung durch Rasenwege ersetzt wird. Der Farbkontrast zwischen VegetationsflĂ€chen und hellen BelĂ€gen erleichtern die Orientierung fĂŒr Sehbehinderte. Dosseseitig erhalten Balkone oder wassernahe Wege einen informellen Aufmerksamkeitsstreifen. Eine Aufkantung der StegflĂ€chen dient als Radabweiser und Absturzsicherung.


BiberprÀvention

Die BĂ€ume im Parkbereich (westlich der Dosse) erhalten einen nahezu unsichtbaren Anstrich mit einem Verbissschutzmittel auf Quarzsandbasis. Die BĂ€ume in den nicht erschlossenen Naturbereichen der Dosseinsel werden mit den gĂŒnstigeren Drahtgitterhosen geschĂŒtzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen vor, das Erleben des durch die rĂ€umlichen Gegebenheiten stark vorgeprĂ€gten Raumes durch topographische Maßnahmen zu intensivieren. Die topographische Gestaltung setzt schon im Bereich des Parkplatzes an, hier wird fĂŒr den Zeitraum der Gartenschau eine Wiesenscholle vorgeschlagen, die geschickt zwischen dem bestehenden Parkplatz und den neu strukturierten Bleichwiesen vermittelt.
Das Absenken des GelĂ€ndes im Bereich der neuen BĂŒrgergĂ€rten auf das Niveau der Dosse wird sehr begrĂŒĂŸt. Der Zugang zur Dosse ist ein deutlicher Mehrwert. Allerdings ist anzumerken, dass die Bepflanzung der hier entstehenden Schollen mit ObstbĂ€umen die rĂ€umliche Wirkung der Absenkung konterkariert. Die bestehende Raumdramaturgie aus Enge und Weite wird an dieser Stelle aufgehoben. Dies wird als ein entscheidendes Manko der Arbeit gesehen. Der Grundansatz der Arbeit wird als richtig wahrgenommen, aber viele der Gesten wirken ĂŒberzogen wie zum Beispiel das Wegenetz. Das Netz aus relativ gleichwertigen Wegen ist dem Empfinden der Jury nach zu dicht gewoben, zerschneidet an mindestens zwei Stellen ohne Grund den Wiesenraum. Das Detail, sĂ€mtliche WegeflĂ€chen gegenĂŒber der WiesenflĂ€che abzusenken,
wird jedoch positiv hervorgehoben, ebenso dass das Abwasserpunktwerk verkehrlich
erreichbar ist. Besonders heftig und kontrovers diskutiert wird die Ausbildung des Bahndamms als "Dammterrasse".
Der alte Bahndamm wird als Teil der Geschichte der Stadt in Szene gesetzt. Die Betonung des Eintritts in den Burgwallbereich aus Richtung des ĂŒbergeordneten Radweges wird als richtig identifiziert. Hier bietet sich ein grandioser Blick ĂŒber den gesamten Raum. Die vorgeschlagene Modellierung des Bahndamms wird geschickt genutzt um Spielangebote in die Terrassierung zu integrieren. Allerdings geht mit der Modellierung eine zu starke Abriegelung der Dosse einher. Entlang des Ufers wird die Errichtung einer bis zu 3,5m Meter hohen Mauer erforderlich. Die StĂ€rken der Arbeit liegen unbestritten im Umgang mit den beiden naturnahen LandschaftsrĂ€umen,
die geschickt inszeniert werden. Da ist zum einen die schöne Doppelsteganlage im
Bereich des Dosse-Altarmes, die ein "Eintauchen" in den renaturierten Auenwald ermöglicht. In der Sichtachse der St. Marienkirche gelegen wird auch dieser besondere Blick in Szene gesetzt. Der Verzicht auf jeglichen Wegeausbau im Bereich der sĂŒdlichen Feuchtwiese am Zusammenfluss von Glinze und Dosse stĂ€rkt den Raum als Naturerlebnisbereich.
Lageplan M 1:2500

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Lageplan M 1:500

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Lageplan M 1:200

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Konzept

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