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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2016

Sanierung und Erweiterung der Staats- und Stadtbibliothek

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Josef Neubauer Modellbau

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt einen schlanken niedriggeschossigen Baukörper als Erweiterung vor, welcher sich rückseitig auf ganzer Länge am Bestandsbau anschließt und südöstlich bis nahe der Prinzregentenstrasse reicht.
Die Höhe des Neubaus entspricht genau der markanten rustizierenden Sockelgeschoßhöhe des Altbaus.
Diese zurückhaltende Höhenentwicklung lässt dem Altbau seine ganze Dominanz und Bedeutung.
Dieser Neubau stellt mit seinen vorgeschlagenen Metallgewebefassaden eine zeitgemäße, eigenständige Architektur dar, wobei diese Haltung auch kontrovers diskutiert wird, da sich keine Symbiose in Volumen oder Material zum Altbau einstellt.

Der Haupteingang wird aus Richtung Prinzregentenstrasse aus einer schlüssigen Freianlage zu dem Verbinder zwischen Altbau und Neubaukörper geführt. Über eine lange abgetreppte Rampenanlage wird die Höhendifferenz zum Erdgeschoßniveau überwunden; seitliche Treppenstufen nehmen dabei auch die Erschließungsrichtung von der Schätzlestrasse auf. Somit wird ein neuer Hauptzugang für alle Benutzer einschließlich mobilitätseingeschränkter Personen hergestellt.
Der Haupteingang des Altbaus bleibt erhalten, wird aber nicht mehr aktiv benötigt.
Kfz-Stellplätze werden an der Gutenbergstrasse beschrieben, ebenso die Stellplätze für das Maria-Theresia-Gymnasium, jedoch sind keine Fahrradstellplätze dargestellt.

Der Gehölzbestand wird nur teilweise erhalten. Trotz des Eingriffes an dieser Stelle wird eine direktere Anbindung des Eingangs an den Stadtraum Kennedy-Platz vermisst. Der gemeinsame Stadtraum zum Maria-Theresia-Gymnasium wird positiv bewertet.

Mit dem neuen Haupteingang zwischen Alt- und Neubau wird ein zentrales Foyer geschaffen, welches richtigerweise eine gute Mitte zur Orientierung und Erschliessung aller weiteren Bereiche darstellt. Diese hier hergestellte Verbindung zwischen Alt- und Neubau ist sehr großzügig, aber die dafür erforderlichen breiten Fassadenöffnungen des denkmalgeschützten Bestandes sind problematisch.
Die weitere Erschliessung in Alt- und Neubau, auch vertikal mit den dargestellten Aufzügen, erscheint gut gelöst.

Im Altbau werden ausser dem multifunktionellen Veranstaltungsraum nur noch nicht-öffentliche Nutzungen untergebracht. Alle typischen Bibliotheksfunktionen werden an den Neubau abgetreten, was bedauert wird.
Die Grundrisse sind leider nur sehr schematisch dargestellt. Die Ordnung der Funktionen folgt keiner Logik; die Trennung zwischen öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereichen erscheint nicht schlüssig. Zum Beispiel wird die die Anordnung des Freihandbereiches randständig hinter dem Lesesaal kritisiert.
Magazinflächen werden neben den bestehenden im Altbau im Untergeschoss des Neubaus untergebracht. Dieser Vorschlag erscheint funktional und wirtschaftlich vorteilhaft. Allerdings werden diese in der Flächenbilanz gegenüber den öffentlichen Bereichen benachteiligt.

Die dargestellte Anlieferung kann nicht funktionieren, da der benannte Bereich auf der vorgeschlagenen Freianlage Gutenbergstrasse - Eingang Maria-Theresia-Gymnasium nicht das Niveau des Untergeschosses aufweist.
Die dargestellte nord-westliche Freitreppe erscheint unlogisch.

Aussagen des Verfassers zu Gebäudetechnik, Klima und Energie sind sehr sparsam, Technikflächen sind nur im Dachgeschoss des Altbaus ausgewiesen.

Der Brandschutz, insbesondere die Sicherstellung der Fluchtwege im Neubau aus Unter- als auch höhergelegenen Erdgeschoß sind noch ungelöst.

Insgesamt erscheint der Entwurf in Errichtung und Betrieb wirtschaftlich, die Kennzahlen sind durchschnittlich.
Die Arbeit stellt einen zeitgemäßen, modernen aber unaufgeregten Entwurf dar, welcher in der konkreten Grundrissordnung jedoch keine gelungene Bibliothekslösung bietet.

Denkmalfachliche Beurteilung
Der vorgesehene Erweiterungsbau stört das städtebauliche Gefüge des historischen Stadtquartiers nicht und ist aus denkmalfachlich-städtebaulicher Sicht zustimmungsfähig. Nicht zustimmungsfähig sind die nennenswerten Eingriffe in die historische Bausubstanz, insbesondere in die Raumdisposition und damit auch die Ausstattung des Erdgeschosses und der Wegfall der internen Magazin-Treppen. Begrüßt wird, dass der historische Fensterbestand erhalten und innenseitig ertüchtigt wird, Detailabsprachen wären hier erforderlich.