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Begrenzt offen, einstufig, mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 07/2007

Bramfelder Marktplatz, Bezirk Wandsbek . Stadtteil Bramfeld

Lageplan Entwurf.

Lageplan Entwurf.

2. Preis

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Staab Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Nur noch wenig erinnert heute an die jahrhunderte lange Geschichte Bramfelds als kleines bäuer-liches Dorf. An einer großen Heerstraßen nahe der Hansestadt Hamburg gelegen, wurde die Siedlung in vergangenen Kriegen immer wieder stark in Mitleidenschaft gezogen. Verstärkt durch den Zustrom von Flüchtlingen des 2. Weltkrieges, wuchs Bramfeld seit Beginn des 20. Jahrhun-derts mit der Hansestadt zusammen. Der rasante Anstieg der Siedlungstätigkeit und die entspre-chenden Veränderungen im alten Ortskern führten zum Verlust des gewachsenen öffentlichen Raumes und – proportional – zum Verlust der historischen Identität Bramfelds.
Mit dem Ausbau der Bramfelder Chaussee zur vierspurigen Hauptverkehrsstraße in den 60er Jah-ren wurde der alte Dorfplatz zu einem Verkehrsplatz degradiert. Im Gegenzug wurden die öffent-lichen Einrichtungen der Gemeinde an einen neu geschaffenen Freiraum abseits der großen Stra-ßen verlegt, der gleichzeitig als Veranstaltungsfläche des Bramfelder Wochenmarktes dient.
Trotz der lebendigen Funktionsdichte konnte sich dieser Freiraum bis heute nicht als neuer Orts-mittelpunkt und Identifikation des öffentlichen Lebens etablieren. Die Ursache hierfür liegt neben seiner Lage im Stadtraum genauso in der Ausbildung seines direkten Umfeldes. Die angrenzen-den, in Höhe und Ausrichtung heterogenen Gebäude bilden weder die Kontur eines öffentlichen Raumes noch die Qualität eines architektonischen Ensembles. Die Ausgestaltung des Platzes selber führte zu einer weiteren Isolierung seiner Fläche.
Mit der zukünftigen Neuordnung des Ortskerns Bramfeld wird seine Einbindung in den Stadtraum langfristig verbessert. Mit dem Programm dieses Wettbewerbes bietet sich jedoch schon jetzt die Möglichkeit, den zentralen Freiraum neu zu definieren:

Der Platz erhält auf seiner Südseite eine neue Fassung. Durch die Anordnung des 3-geschossigen Baukörpers wird der Freiraum seiner Bedeutung entsprechend gegliedert und auf diese Weise ablesbar gemacht. Es entsteht ein rückwärtiger Bereich zum Haus der Jugend, der als Garten um den Gemeinschaftsraum entwickelt wird. Demgegenüber verdichtet sich zum Warenhaus hin der öffentliche Platzraum, dessen geometrische Figur sich nun bis zur Heukoppel erstreckt.
Seine Erscheinung wird von regelmäßigen Baumpflanzungen geprägt. Schon bei der Annährung aus den umliegenden Straßen signalisieren sie den Beginn dieses öffentlichen Stadtraums. Ihre hoch aufgeasteten Kronen bilden an der Heukoppel ein grünes Entré als Auftakt des Platzes. Un-ter ihrem Blätterdach bietet sich ein unverstellter Blick über die gesamte Platzfläche sowie auf die Eingangsbereiche der öffentlichen Gebäude. Gleichzeitig wirken die Bäume zwischen den bauli-chen Kanten als vegetativer Filter. Sie erzeugen eine durchgängige Raumqualität, die den Platz trotz unterschiedlicher Dichten und funktionaler Bereiche zu einer unverkennbaren Einheit zu-sammenführt. Um sämtliche Bewegungsrichtungen zu ermöglichen, wird seine Fläche gleichmä-ßig befestigt. Materialien und Formate differenzieren die eingebetteten Belagsflächen des Markt-platzes, der Herthastraße und des Parkplatzes.
Es entsteht ein genauso zeitgemäßer wie klassischer Freiraum. Seine klare Gestalt besitzt die Kraft, um sich genauso selbstbewusst in dem heutigen Umfeld wie in der zukünftigen Ausformu-lierung Bramfelds zu behaupten. Der Platz wird zur Adresse öffentlicher Institutionen, er wird zum Marktplatz und großflächigen Veranstaltungsort der Gemeinde und vor allem: zum belebten Treffpunkt der Bürger.

Bäume. Die Baumpflanzung wird aus mittelkronigen Eichen (Quercus palustris) hergestellt. Die Baumart nimmt Bezug auf den dörflichen Ursprung der Gemeinde, ohne die landschaftliche Wir-kung der verbliebenen Stieleichen zu imitieren. Ihre mittlere Größe steht im Verhältnis zu den angrenzenden, niedrigen Gebäuden. Das feine, geschlitzte Blatt erzeugt einen freundlich lichten Schatten, ihre rötlich-bronzene Färbung setzt im Herbst einen eindrucksvollen Akzent.

Baukörper. Der lang gestreckte Neubau bildet gegenüber dem Warenhaus eine angemessene Platzkante, respektiert jedoch in ihrer Höhenentwicklung die dahinter liegenden, niedrigen Gebäu-de der Bücherhalle und dem Haus der Jugend. Zum Marktplatz öffnet sich im Erdgeschoss eine Ladenzeile für Einzelhandel oder Gastronomie. Das erste und zweite Obergeschoss ist flexibel teilbar für unterschiedliche Büroformen. Die Tiefgarage – erreichbar von der Zufahrt an der west-lichen Stirnseite – bietet Platz für 28 Stellplätze. Auf dem Marktplatz selber befindet sich ein pavillonartiger Bau. Er bietet an der sonnenexponierten Seite Raum für eine kleine Gastronomie (Eiscafé) sowie einen Unterstand für die Bushaltestelle und dient hier der weiteren Belebung des Platzes.
Die abstrakt flächig gehaltenen Fassaden der Baukörper spiegeln die unterschiedlichen Nutzungen der Geschosse wieder. So entsteht eine direkte Beziehung zwischen der eingeschossigen Laden-zeile und dem Pavillon. Die rötlich-bronzene Farbe ihrer Metallflächen verbindet sich mit der Mate-rialität des Marktplatzes, mit der Herbstfärbung der Bäume. Die Bürogeschosse der Platzkante setzen sich hingegen in Farbe und Materialität deutlich ab.

Marktplatz. Der Marktplatz wird von einem umlaufenden Rahmen aus Natursteinplatten einge-fasst. Sämtliche, für die Nutzung erforderlichen oberirdischen Einbauten wie Sitzbänke und Lichtmasten werden in diesen Rahmen integriert. Die auf diese Weise freigehaltene Belagsfläche des Marktplatzes wird aus bräunlich eingefärbten Asphalt (Mexphalt) hergestellt und durch feine Steinlinien graphisch rhythmisiert. Ihre Oberfläche eignet sich sowohl für jegliche Formen der Veranstaltung als auch für vielfältige, spontane Aneignungen durch die Bürger. Der Abstand der umliegenden Baumstandorte sowie die exakte Dimensionierung der Platzfläche gewährleistet eine sinnvolle Anordnung und Anlieferung der vorgesehenen Marktstände.

Platzfläche. Die Grundfläche des öffentlichen Platzes wird vollständig begehbar aus Pflaster hergestellt. So werden sämtliche Eingänge der umliegenden Gebäude sowie Anbindungen an den Stadtraum barrierefrei erschlossen. Gleichzeitig dienen sie der erforderlichen Anlieferung der Ge-bäude. Außerhalb direkter Bewegungsrichtungen wird das Platzmobiliar wie Sitzbänke, Fahr-radständer und Mastleuchten eingefügt. Hier findet man auch kleine nutzbare Felder für Boule oder Schach sowie – in Nähe von Bücherhalle und Seniorenzentrum - mit zierendem Blumen-schmuck. Für regelmäßigen Fahrverkehr ausgelegte Flächen wie die Herthastraße sowie der Parkplatz werden durch ein Tiefbord geringfügig abgesetzt und in Format und Oberfläche von der Pflasterung differenziert.

Bauabschnitte. In der 1.Stufe werden die Teilflächen A1-A3 ausgebaut. Abweichend von der Auslobung sollte der zur Verfügung stehende Abschnitt der Herthastrasse (A2) direkt in der end-gültigen Ausbauqualität als verkehrsberuhigter Bereich realisiert werden. Weiterhin wird vorge-schlagen, im Zusammenhang mit dem Rückbau der Kehre auch die Teilfläche B3 bis zum Ärzte-haus in der 1.Stufe auszubauen. In den Teilflächen B1 und B2 sollte sich durch eine vorweg ge-nommene Grenzverlegung die Grundfläche des zukünftigen Baukörpers abzeichnen. Im Ideenteil C werden vorhandene Sichtbarrieren wie Koniferen und Sträucher herausgenommen, um schon zu diesem Zeitpunkt den Blick von der Bramfelder Chaussee zum Marktplatz zu öffnen. Der Bau des Platz-Pavillons wäre schon zu diesem Zeitpunkt wünschenswert.
Mit dem Bau der 1.Stufe entsteht ein in sich funktionierender Freiraum. Auch die erforderlichen Verknüpfungen mit seinem Umfeld sind gewährleistet. Zur Vervollständigung des Platzes in den Flächen des Ideenteils werden keine nennenswerten Eingriffe in den schon realisierten Teil erfor-derlich.
Lageplan Entwurf.

Lageplan Entwurf.

Blick von Nordwesten über den neuen Marktplatz.

Blick von Nordwesten über den neuen Marktplatz.

Blick von Nordwesten über den neuen Marktplatz.

Blick von Nordwesten über den neuen Marktplatz.