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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2016

Bibliotheksan- und -umbau des Predigerseminars der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum

Aussenperspektive

Aussenperspektive

3. Preis

O.M. Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Der geplante Bibliotheksneubau für das Predigerseminar im Kloster Loccum entsteht auf dem Klostergelände im südöstlichen Bereich an einer Stelle, an der nachweislich bereits früher Gebäude gestanden haben.

Gemäß des Leitsatzes „Schonender Umgang mit historischen Gegebenheiten“ ist sowohl der Standort, als auch der Genius Loci für die Ausgestaltung des Neubaus maßgeblich.

Mit Rücksichtnahme auf die lange bauhistorische Geschichte des Klosters, nimmt der vorliegende Entwurf das Thema „Weiterbauen“ auf. Der Prendelbau, in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden, wird gleichfalls in den Entwurf mit einbezogen. Auf diese Weise entstehen bauhistorische Schichten die auch in Zukunft ablesbar bleiben sollen.
Ein zusätzliches Entwurfskonzept sieht eine Morphologie des Bestandes vor. Bestehende Architekturelemente aus der umliegenden Bebauung werden aufgenommen und neuzeitlich interpretiert.

Der Neubau des Klosters schließt südlich an den Prendelbau an. Eine gläserne Fuge, die gleichzeitig den Eingang und den Erschließungsbereich der neuen Bibliothek bildet, trennt den neuen Baukörper optisch vom Bestand.
Der Prendelbau wird entkernt und neue Ebenen nehmen die zukünftige Nutzung auf. Im Erdgeschoß sind zentral die Information und Verbuchung sowie die Nebenräume untergebracht. Ein Teil der Freihandbibliothek findet im Kalefaktorium seinen Platz, der restliche Teil wird im Erdgeschoß des Neubaus platziert. So sind die Bereiche, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind, in räumlicher Nähe zum Informationsbereich angeordnet.

Die Magazinbereiche finden ihren Platz im 1. Obergeschoss. Im Prendelbau wird eine neue Zwischendecke eingezogen, die eine Fuge zur südlichen Fassade lässt. Auf diese Weise entsteht für den Eingangsbereich ein zweigeschossiger Raum und der Einbau wird für die Besucher ablesbar. Über eine Brücke wird der weitere Magazinbereich 1 im Neubau erschlossen. Der Magazinbereich 2 schließt dann mittels einer Trennwand im Süden an. Im Dachgeschoß über dem Magazin 2 befindet sich ein zusätzlicher Studierbereich. Über dem Magazin 1 sind die Lüftungs- und Elektrotechnikräume untergebracht.

Der Bibliotheksneubau ist mit Rücksichtnahme auf die wertvollen Bücher nahezu geschlossen gestaltet. Lediglich im Erdgeschoß gibt es Öffnungen die Beziehungen zur Umgebung und zu Priors Garten aufbauen. Im Westen springt die Fassade hinter einer Arkade zurück. Der Kreuzgang des Klosters wird hier zitiert. Darüber hinaus bildet die Lesearkade einen baulichen Sonnenschutz. Dieser Bereich ist auch von den Magazinbereichen einsehbar. Die Südfassade ist nur mit einem Fenster geöffnet welches sich am Ende des Gangs befindet, der die Leseplätze von den Regalen trennt. Das Thema der Fasche wird hier neuzeitlich interpretiert. Das gleiche Thema findet sich an der Ostfassade im Erdgeschoss wieder.

Auch die Konstruktion des Neubaus reflektiert den Bestand. Die Außenhülle wird mit einem strukturierten Wärmedämmbeton gestaltet. Das monolithische Mauerwerk des 13. Jahrhunderts wird in Aussehen und Aufbau neuzeitlich in eine ökologische, nachhaltige und energieeffiziente Bauweise übersetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem einfachen, in seiner Anmutung angenehmen Baukörper wird im Zusammenspiel mit den vorgeschlagenen Freianlagen ein offener kommunikativer Ort entwickelt, der den heutigen Vorstellungen an einen studentischen Arbeitsplatz gerecht wird. Für die räumliche Stimmigkeit der Gesamtanlage wird bedauert, dass der Baukörper weit über die Flucht des Westflügels hinausragt. Auch wenn die angestrebte Offenheit des Neubaus begrüßt wird, so scheint die vorgeschlagene Ausformulierung der Fensterfront zu großflächig sowohl im Bezug zu den innenräumlich gewünschten Qualitäten der Arbeitsplätze aber auch im Hinblick auf die konservatorischen Anforderungen des Buchbestands zu sein. Der Anschluss des Baukörpers mittelseines gläsernen Fugenbauwerks wird im Preisgericht kontrovers und kritisch diskutiert. Die innere Klarheit der Organisation mit dem Freihandbereich im Erdgeschoß und den Magazinflächen im 1. Obergeschoß wird gewürdigt. Allein ein differenziertes Angebot an Freihandarbeitsplätzen wird vermisst. Die vorgeschlagene Konstruktion mit den vorgeschlagenen Wanddicken scheint optimistisch aber vor Allem die Ausbildung der Dachfläche aus monolithischem Dämmbeton wird kritisch gesehen. Mit seiner einfachen Formensprache seiner klaren inneren Struktur stellt die Arbeit jedoch einen interessanten Beitrag zu der gestellten Aufgabe dar.
Innenperspektive

Innenperspektive

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Detailansicht / Detailschnitt

Detailansicht / Detailschnitt