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Offener Wettbewerb | 08/2016

WOHNRAUM SCHAFFEN

040708_WW_Phase02_Axonometrie

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1. Preis / GRUNDSTÜCK 01, BREMEN

Architekten Höhlich & Schmotz PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Die Leitidee
Der Entwurf „Gemeinsam statt einsam“ beschäftigt sich mit dem Schaffen von bezahlbarem Wohnraum. Mit Hilfe eines flexibel wandelbaren Prinzips reagiert das Konzept auf individuelle Anforderungen potentieller Nutzergruppen und Bauherren. Die Idee plädiert für eine starke Wechselwirkung zwischen interaktiven, gemeinschaftlichen und privaten Komponenten innerhalb der Gebäudestruktur.

Die Verortung
Als potentieller Ort dient ein Grundstück in Geismar, ein Stadtteil der niedersächsischen Studentenstadt Göttingen. Trotz peripherer Lage, kann es als ein innerstädtischer Standort gesehen werden. Die unmittelbare Nähe zu weitflächigen Naherholungsgebieten und die sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr machen das Wohngebiet zu einem der beliebtesten und einwohnerreichsten Stadtteile.

Der Entwurf
Der durch die Treppe in zwei Gebäudeteile gegliederte Baukörper wird stark von seinem horizontalen Organisationssystem geprägt. Die markante Kommunikationszone, die als außenliegende Fläche gedacht ist, prägt nicht nur gemeinsame Abläufe innerhalb des Gebäudes, sondern präsentiert auch nach außen eine nachbarschaftliche Offenheit. Diese Zone wird durch eine Differenzierung seiner baulichen Ausformung spannend und lebhaft gestaltet. Vor- und Rücksprünge markieren Eingänge zu den Wohneinheiten, deren Privatheit nochmals durch bauliche Elemente unterstützt wird. Lufträume schaffen Distanzen zu dahinterliegenden sensiblen Räumen und verbessern die Belichtung der darunterliegenden. In der Kommunikationszone entstehen vielfältige Außenbereiche, die einerseits der persönlichen Aneignung und andererseits der Interaktion dienen können. Außenräume unterschiedlicher Qualität laden zum Aufenthalt ein. Von intimer Zurückgezogenheit bis zu offener Begegnung ist alles möglich. Die Nische, als Schwelle verstanden, verbindet den vorgelagerten Außenbereich mit dem privaten Wohnbereich.
Die innere Organisation bietet mit ihrer klaren und robusten Grundstruktur einer Vielzahl von Nutzern ein Zuhause. Mit vier übergeordneten Wohntypologien werden in diesem Vorschlag 21 Wohneinheiten geschaffen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Grund der Lage auf familiären Wohnprinzipien. Dabei bleibt der Grundgedanke des Wohnungsmix erhalten und Einheiten mit überschaubaren Größen finden ebenso Einzug.
Die Grundrisse folgen einem übergeordneten Raster. Dieses basiert auf der kleinstmöglichen Wohneinheit – die XS-Wohnung. Durch das Zusammenschalten von bis zu drei dieser Einheitsgrößen gelingt es Wohnflächenobergrenzen des geförderten Wohnungsbaus ohne Qualitätsabstriche zu unterschreiten.

Die Konstruktion
Die Prägnanz des Gebäudes liegt in der klaren Strukturierung von tragenden zu nichttragenden Elementen, standardisierten Einbau- und vorgefertigten Ausbauelementen. Nicht nur aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sondern auch aus einem konzeptuellen Wohnprinzip heraus, liegen die tragenden Wände nicht auf jeder Achse des Ausbaurasters von 3.25 Meter.
Die serielle Struktur der Schottenbauweise ermöglicht es durch einfache Eingriffe in die nichttragenden Bauteile Wohnungsgrößen und Strukturen zu verändern und macht das vorgeschlagene Prinzip besonders flexibel und nachhaltig. Des Weiteren ermöglicht die Vorfertigung von Wänden, Decken, Fenstern und insbesondere der Eingangselemente eine schnelle und vor allem horizontal und vertikal leicht erweiterbare Bauweise des Objektes. Um trotz der minimierten Wohnungsgrößen das Gefühl räumlicher Enge zu vermeiden, werden großzügige Glasfassaden eingesetzt, die sowohl im Innenraum als auch im Außenraum eine hohe Qualität erzeugen.

Die Außenwirkung
Die Fassade des Entwurfes wird unter anderem von Materialien wie Stahlbetonfertigteilen mit Sichtbetoncharakter, großflächigen Glasflächen mit dunkelgrauen Aluminiumrahmen und hölzernen Einbauelementen aus Fichte geprägt. Am stärksten tritt jedoch das Edelstahlgewebe hervor, welches sowohl als Absturzsicherung und auch als Trennelement innerhalb der Kommunikationszone dient. Zusätzlich ermöglicht es die Begrünung der verschiedenen Fassadenebenen mit Rankpflanzen und macht das Gebäude im Zusammenspiel mit den Holznischen für die Bewohner besonders gemütlich und attraktiv. Insbesondere die Ausgestaltung der Stirnseiten als vertikale Gärten erzeugt eine hohe Wertigkeit des Gebäudes und führt zu einer erhöhten nachbarschaftlichen Akzeptanz.

Durch die verwendeten städtebaulichen Strategien und den sensiblen Umgang mit der Präsenz des vorgeschlagenen Konzeptes, wird nicht nur die gemeinschaftliche Wohnatmosphäre innerhalb des Gebäudes gestärkt, sondern auch die Begegnung der Bewohner und ihrer Anwohner angestrebt.

Gebäudeübergreifend wird für alle ein Beitrag für qualitativen Wohnraum geleistet. „gemeinsam statt einsam“

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die städtebauliche Positionierung auf dem Göttinger Grundstück erscheint nicht optimal. Eine Begründung für den Wechsel der Laubengangerschließung von einer Gebäudeseite auf die andere erscheint auf diesem Grundstück willkürlich und lässt sich aus dem Städtebau nicht ableiten. Die Jury ist übereinstimmend der Auffassung, dass der schlanke einzeilige Gebäudekörper unter anderem wegen dieser entwurflichen Geste gut geeignet für das Bremer Grundstück ist. Das Gebäude würde hier in Ost-/West-Ausrichtung orientiert sein.

Der Laubengangbereich auf der östlichen Fassade schließt hier an ein vorhandenes Bestandsgebäude an. Auf der westlich ausgerichteten Fassade öffnet er sich zum Straßenraum mit seinen üppig mit Grün ausgestatteten Nebenanlagen und Hausvorflächen. Das Parken wird mit Hilfe einer Tiefgarage gelöst, deren Wirtschaftlichkeit in der weiteren Durcharbeitung zu überprüfen wäre.

Wohnungen
Die Wohnungen orientieren sich an der westlich orientierten Fassade mit Küchen-, Ess- und Wohnbereichen zum Laubengang, dadurch wird der Laubengang gewolltermaßen zum Ort der Kommunikation. Die Ausstattung des Laubenganges erfolgt mit einer angemessenen Großzügigkeit.
Der östlich ausgerichtete Laubengang ist richtigerweise zurückhaltender ausgestattet. In der Konsequenz sind die hier anliegenden Wohnungen mit Balkonen ausgestattet. Das Achsraster von 3,25 m erlaubt eine flexible Ausgestaltung der Wohnungsgrundrisse. In der entwurflichen Überarbeitung wird eine Anpassung des Wohnungsmixes an die Bremer Anforderungen erforderlich.

Konstruktion
Vorgeschlagen wird eine Konstruktion mit einem hohen Anteil von Vorfertigung, die eine wirtschaftliche Umsetzung des Entwurfes unterstützt. Das gewollt großzügig ausgestattete Laubengangsystem und die Tiefgarage erzeugt ein relativ schlechtes Verhältnis von BGF zur Wohnfläche. Ohne die wesentlichen Entwurfsinhalte in Frage zu stellen, wird man sich dieses Problems in der Überarbeitung widmen müssen
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