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Offener Wettbewerb | 08/2016

WOHNRAUM SCHAFFEN

Visualisierung Platzsituation

Visualisierung Platzsituation

1. Preis / GRUNDSTÜCK 05, SARSTEDT

Preisgeld: 5.000 EUR

N2M Architektur & Stadtplanung GmbH BDA

Architektur

fehlig moshfeghi architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

On Demand. Anpassungsfähiges Grundrisssystem – flexibler Planungsprozess.

Das System:
Das System ´On Demand´zeichnet sich durch hohe planerische Flexibilität aus: Ein quadratisches Grundmodul mit den Komponenten Individualräume, Funktionsschiene und Gemeinschaftsräume bildet die Basis für das anpassungsfähige Grundrisssystem. Das quadratische konstruktive Raster und die Organisation der Funktionsschiene mit den Versorgungsschächten erlaubt die Rotation in Nord-Süd und Ost-West Ausrichtung. Verschiedenste barrierefreie Wohnungstypen – von der Kleinstwohnung mit 32m² über familiengerechte Wohnungen mit 75 m² bis zur Wohngemeinschaft für Senioren oder Studenten mit 220m² werden möglich. Diese Wohnungstypen können jeweils in den Gebäuden gemischt werden, so dass Mehrgenerationen-Wohnen möglich wird und es keine reine Senioren- bzw. Familienhäuser gibt. Die Wohnflächen sind auf den wirklichen und täglichen Bedarf der Bewohner reduziert, weshalb für temporäre Wohnbedürfnisse wie Arbeits-, Gäste- oder Jugendlichenzimmer sog. „Plusräume“ angeboten werden. Sie sind über alle Gebäude verteilt und können während der Planungsphase als Werkzeug der Flächensteuerung dienen.
Durch verschiedene Optimierungen der Wohnfläche wird eine hohe Wirtschaftlichkeit angestrebt: Alle Erschließungsflächen wie Treppen, Aufzüge, Flure, Windfänge oder Balkone werden radikal aus den Wohnungen auf das den Gebäuden vorgelagerte Deck nach außen in die „kalte“ Zone verlegt. Alle Zimmer werden über einen zentralen Wohn- und Essbereich erschlossen. 50m² Nettogrundfläche sind damit 50m² Wohnfläche und nicht 45m² Wohnfläche und 5m² Erschließungsfläche.
Die Zahl der zwischen den beiden Geschossen verbindenden Elemente kann durch dieses Deck auf einen aussenliegenden Aufzug und zwei aussenliegende Treppen reduziert werden. Alle Wohnungen sind auch im zweiten Geschoss mit dem Rollstuhl erreichbar, da mehrere Baukörper durch Brücken oder Stege und das Deck verbunden werden können. Die Windfänge incl. Stauräumen sind nicht Teil der Wohnung, sondern Add-On Elemente, die an die Außenfassade am Wohnungseingang andocken. Auf dem Deck zonieren die Boxen die halbprivaten Freiflächen, die jeweils über die großen Glasflächen direkt an die Wohnräume grenzen.

Das System ´On Demand´ reagiert auf unterschiedlichste städtebauliche Fragestellungen flexibel und kompatibel. Unabhängig von der Ausrichtung des Grundstücks, können ohne Veränderung des Grundriss- und Erschliessungssystems, Reihenhäuser, Geschosswohnungsbauten oder Baulückenbebauungen, realisieren werden.

Förderung der Gemeinschaft:
Das im Wettbewerbsbeitrag dargestellte Szenario, beschreibt ein Grundstück, das durch die Gebäudeanordnung eine Hofsituation formt. Der Hof hat einen gemeinschaftlich-öffentlichen Charakter, hier wird gespielt, sich getroffen oder gepicknickt. Das Deck ist gemeinschaftlich-privat geprägt. Auf ihm gehen die Menschen zu ihren Wohnungen oder nutzen die großzügigen Freiflächen zum individuellen Aufenthalt - immer im visuellen Kontakt mit dem sozialen Raum des Hofs. Wie in einem Lichthof provoziert und erleichtert dieser kombinierte Raum von Hof und Deck die menschlichen Kontakte und befördert das Wahrnehmen und Leben von Gemeinschaft.
Sollte bedingt durch die städtebauliche Situation eine gemeinsam zu nutzende Freifläche nicht angeboten werden können, fördert das Deck das Leben in der nachbarschaftlichen Gemeinschaft und kompensiert in reduzierter Form die vorab beschriebenen Aktivitäten eines Hofes oder Gartens.
Auch innerhalb der Wohnungen wird Gemeinschaft befördert, in dem ein großer Gemeinschaftsbereich den Mittelpunkt für die Familie, Lebens- oder Wohngemeinschaft darstellt und als Verteiler zu den flächenmäßig minimierten Schlafräumen oder Bädern dient. Die Kombination aus Hof und Deck bildet somit eine optimale Voraussetzung um die Nachbarschaft zu fördern.

Zusammenfassung:
Der Entwurf ´On Demand´ zeichnet sich durch ein anpassungsfähiges Grundrisssystem aus, mit dem die in der Auslobung beschriebene Anzahl von Wohneinheiten in den geforderten Größen flexibel angeordnet werden kann. Das System kann auf die der Auslobung beigefügten städtebaulichen Situation ausnahmslos angewandt und im weiteren Planungsprozess flexibel angepasst werden. Durch das konsequente Auslagern aller Erschließungsflächen nach außen, werden die Wohnungen kleiner und kostengünstiger, ohne an Wohnqualität zu verlieren. Den Gebäuden wird ein Deck vorgelagert, auf dem sich sowohl Verandaflächen als auch die Zuwegungen zu den Wohnungen befinden. Alle Deckflächen orientieren sich zum zentralen Hof, der die gemeinschaftlichen Nutzungen aufnimmt. Deck und Hof schaffen zusammen einen Raum von hoher sozialer Nähe.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die städtebauliche Einbindung der vier Baukörper fügt sich mit großer Selbstverständlichkeit in die umgebende Bebauung ein. Die zwei Winkelgebäude mit ihren vorgelagerten Laubengängen bilden einen kommunikativen Mittelpunkt der neuen Siedlung.
Die Wegeführung ermöglicht eine Durchgängigkeit und lädt aufgrund der Anordnung der Baukörper zum Verweilen ein. Besonders hervorzuheben ist die gelungene Vereinbarkeit eines innovativen Wohnkonzeptes mit dem klassischen Satteldach, das für die Umgebung prägend ist.

Wohnungen
Der Entwurf bietet bei einer klaren Grundrisslösung für unterschiedliche Wohnbedürfnisse ein Angebot. Die Laubengänge bieten sowohl eine Erschliessungsfunktion als auch eine Aufenthaltsqualität durch die vorgestellten Eingangswindfänge.
Die Qualität der Laubengänge ermöglicht den Entfall der Balkone und führt so zu einer besseren Wirtschaftlichkeit. Die Erschliessungszonen sind ökonomisch übereinander gestapelt. Die Barrierefreiheit ist bis auf die Räume im Spitzboden gegeben.
Die Tragstruktur ist strukturiert und dadurch elementierbar und es ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad. Mit lediglich zwei Aufzügen und vier einläufigen Treppen ist auch die vertikale Erschliessung ökonomisch darstellbar. Durch die Grundrissgestaltung werden die Wohnräume und Laubengänge miteinander konsequent verbunden.

Wirtschaftlichkeit
Der Verzicht auf ein Kellergeschoss und die oberirdische Anordnung der Stellplätze folgt dem wirtschaftlichen Anspruch. Das Verhältnis BGF/vermietbare Fläche ist hoch und damit ebenfalls ökonomisch.

Empfehlungen
Die Auswahl der Baustoffe und die Konstruktion und Gestaltung des Laubenganges, insbesondere der Traufkante des Satteldaches sollte überprüft werden. Gleiches gilt für die durchgängige Anordnung der Funktionsschiene, die auch Abstell- und Funktionsflächen abdecken muss. Die Weiterentwicklung des Konzeptes und Anpassung an das Baugrundstück in Sarstedt zeigt, dass dieses Konzept individuell an unterschiedliche Grundstückssituationen, insbesondere in einer kleinstädtischen Umgebung, angepasst werden kann.
Lageplan

Lageplan

Platzabfolge

Platzabfolge

Lageplan mit Grundriss EG

Lageplan mit Grundriss EG

Gebäudetypologie

Gebäudetypologie

Grundrisse

Grundrisse

Ansicht/Schnitt

Ansicht/Schnitt

Ansicht/Schnitt

Ansicht/Schnitt

Fassadendetail

Fassadendetail