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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2012

Freiraumplanerischer Wettbewerb [Baakenhafen] in der HafenCity Hamburg

Perspektive Freizeitinsel

Perspektive Freizeitinsel

2. Phase

Breimann & Bruun

Landschaftsarchitektur

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Übergeordnetes Konzept

Das Konzept für den landschaftsarchitektonischen Entwurf des Quartiers Baakenhafen fußt auf den städtebaulichen Gedanken des Masterplans der HafenCity und des Siegerentwurfs des städtebaulichen Wettbewerbes. Zum einen wird die übergeordnete Idee der Grünverknüpfung vom innerstädtischen Grüngürtel über den Lohsepark und den grünen Kirchenpauerkai bis hin zum Park Entenwerder und den Elbauen konsequent fortgeführt. Zum anderen wird das Quartier Baakenhafen durch eine Gestaltung, welche den Duktus der Freiräume in der HafenCity aufgreift und mit neuen Elementen anreichert, als ablesbarer Baustein in das große Ganze eingefügt.

Das identitätsstiftende Leitthema für das Quartier Baakenhafen beruht auf der Idee der Sedimentation. Zum einen existiert in diesem ehemaligen Industrie- und Hafenstandort eine Vielzahl an natürlichen und anthropogenen Schichten, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind und dem Relief und Ortsbild seinen Charakter verleihen. Hierzu gehören auch steinerne, stählerne und hölzerne Materialrelikte, welche heute einen Blick in die Vergangenheit erlauben. Aufgrund der nahen Wasserlage und den Tide- und Sturmflutbewegungen der Elbe existiert eine zweite, kulturell bedingte, Art der Sedimentation: Der Umgang des Menschen mit den verschiedenen Höhenniveaus des historischen und des zukünftigen Baakenhafens. Aus diesem spannenden Wechselspiel wird ein gestalterisches und topographisches Thema entwickelt welches als wiedererkennbares Motiv überall im Baakenhafen auftaucht.

Entwurf

Gestaltung der Spiel- und Freizeitinsel

Um die Insel als einzigartigen Solitär und als Anziehungspunkt im Gefüge der HafenCity zu etablieren, wird zum einen eine bewegte Topographie, zum anderen die räumliche Definition über drei unterschiedliche Baumhaine vorgeschlagen. Angelehnt an die tektonische Entstehung von Inseln im Meer, tritt das übergeordnete Thema der Sedimentation überall dort in Erscheinung, wo sich eine „Erdscholle“ aus der Waagerechten herausbewegt. Die „Bruchkanten“ werden als steinerne Mauern hergestellt, bei denen in abwechslungsreicher Art und Weise verschiedene Materialien geschichtet werden. Es entsteht der Eindruck, dass man einen Blick unter die Oberfläche des Ortes – einen Blick in die Vergangenheit – erhält.
Die Topographie erinnert sofort an das spannungsreiche Spiel von bekannten Küsten- und Insellandschaften. Das wiederkehrende Prinzip von flachen, sich zum Wasser neigenden Uferbereichen und Steilküsten, welche als Aussichtspunkt dienen, prägt das Bild der Spiel- und Freizeitinsel. Auch dem Verlauf der Sonne wird so Rechnung getragen: Ein Großteil der Insel ist durch die Neigung südexponiert und so für Sonnenbaden und Aufenthalt auf den Grünflächen prädestiniert.
Es entstehen Räume mit unterschiedlichen Orientierungen und Blickbeziehungen, mit verschiedenartigen Stimmungen, von exponiert bis intim. Die Verortung von drei Baumhainen mit sehr verschiedenen Anmutungen unterstützt diese Variabilität und erzielt eine bewegte Fernwirkung. Das wechselhafte Spiel von geneigten und ebenen Flächen, weichen und harten Kanten, offenen und verdichteten Bereichen sorgt für ein sich, je nach Blickwinkel des Betrachters, veränderndes Bild der Insel.
Der westlichste Baumhain besteht aus hochstämmigen Kiefern, die den Waldspielplatz „Stangenwald“ überstellen. Dieser Raum wird von der rotbraunen Rinde und dem dunklen Nadelkleid, welches hoch über dem Spielplatz schwebt, geprägt. In der Mitte der Insel steht direkt an der aufgehenden Kante zum Wasser eine große Gruppe von Trauerweiden. Durch das flirrende Laub und den überhängenden Habitus entsteht hier eine sehr intime Stimmung. Dieser geschützte Ort lädt zum Entdecken und Durchstreifen des Haines ein. Ganz im Westen wird die bewegte Topographie durch frischgrüne Wildbirnen betont. Sowohl das helle Blütenbild im Frühjahr als auch die aufrechte Krone im Sommer machen diesen Ort einzigartig. Auf einer Lichtung im Zentrum der Birnen existiert ein Spielgarten, der sich im Gegensatz zum Stangenwald unter den Kiefern eher an die jüngeren Kinder richtet.

Drei Objekte werden an die Insel angegliedert, welche die Besonderheit dieses Freiraums unterstreichen: Das Gemeinschaftshausboot, das schwebende Sportfeld und die Towers of Talkers. Der Bedarf an Gemeinschaftsfläche wird über ein multifunktionales Hausboot nachgewiesen, welches über eine flexible Steganlage an das Wildbirnenplateau angeschlossen wird. Die Nähe zum Wasser und das je nach Tidenhub unterschiedliche Verhältnis zur Insel lassen eine besondere Situation im Baakenhafen entstehen. Es ist zudem vorstellbar, dass das Gemeinschaftshauboot zu besonderen Anlässen seinen Standort in der HafenCity ändert. Ein weiterer Aha-Moment ist das schwebende Sportfeld, welches auf schlanken Stelen in Nähe zur Insel im Wasser ruht. Das Feld ist umgeben von einem hellen Gitter-Kokon aus Stahlnetz und wird über den auskragenden Steg angebunden. Das Ballspielen 6 Meter über dem Wasser verspricht ein besonderes Erlebnis zu werden. Als letztes Sonderelement werden die Towers of Talkers in den Birnenhain integriert. Von weithin sind so nur die markanten Spitzen der Türme zu erkennen, die aus einem Blätterdach emporragen. Die öffentlichen Nutzungen der Towers können in Zusammenhang mit denen des Gemeinschaftshausbootes gebracht werden.

Gestaltung der Warftkante

Die Überwindung der Höhendifferenz zwischen Promenaden- und Warftniveau wird auch in Anlehnung an das Thema der Sedimente gestaltet. Das Prinzip wird in eine Schichtung aus Klinkern sowie anderen steinernen und stählernen Materialien übersetzt und schlägt einen gestalterischen Bogen zur Spiel- und Freizeitinsel. Gemäß dieser Formensprache tauchen die aufgehenden Sedimentkanten sowohl als Stützmauern für Rampen- und Treppenanlagen zwischen Warftgeschoss und Promenaden, als auch bei vorspringenden Bereichen des Warftgeschosses an Stellen mit gastronomischer Sondernutzung am Kirchenpauerkai auf. Auf diese Weise entsteht eine Auflösung und Bewegung der langen Warftkante und ein Wechselspiel der verschiedenen Höhenebenen. Während am Kirchenpauerkai diese Bewegung durch die zur Verfügung stehende Fläche sehr ausladend sein kann, tritt sie am Versmannkai und am Petersenkai subtiler in Erscheinung. Auch hier wird die Monotonie der Warftkante immer wieder gebrochen, indem sich Teile der Wand aus der Flucht herausdrücken bzw. als schräg aufgehende Mauerteile in Erscheinung treten. So wird auch die Warftkante als Teil der tektonischen Idee der Sedimente lebendig.




Kirchenpauerkai - Die Grüne Promenade

Wie Schubladen schieben sich die einzelnen Höhenschichten aus der Warftwand in Richtung Wasser und generieren Raum für Rasenflächen und Baumpflanzungen. Die vor- und rückspringenden Kanten der grünen Terrassen lassen einen lebendigen Strömungsbereich an der Elbe entstehen. Über Rasenstufen aus hellem Beton und Rampen werden die einzelnen Niveaus zugänglich gemacht. Die Quartiersplätze werden zudem über schmale Stege aus Holz und Stahl an die Promenade angebunden. Die Grüne Promenade wird durch einen lichten Baumfilter aus Golderlen, in dem immer wieder großkronige Sumpfeichen und Eschen stehen, vervollständigt.
Die Bewegung der Sitzstufen schafft unterschiedliche Situationen und Blicke die sich mal zur Elbe, mal zur untergehenden Sonne orientieren. Es entstehen immer wieder Momente die als Bühne oder Tribüne genutzt werden können.
Ein markantes Beleuchtungsthema trägt der übergeordneten Bedeutung dieser Promenade Rechnung: In loser Analogie zu hölzernen Schiffsmasten wird eine schlanke und 14 Meter hohe Mastleuchte entwickelt, welche aus einer stählernen 4 Meter hohen Basis und einem hölzernen konisch zulaufenden Mast bestehen. Einzelne Spots werden an der Spitze gruppiert und tauchen den Kirchenpauerkai in der Nacht in abwechslungsreiches Licht.

Versmannkai und Petersenkai

Beide Promenaden werden in Materialauswahl und Gestaltung an die bestehenden Promenaden der HafenCity (Großsteinpflaster und Stelcon-Platten) angelehnt. Das ruhige Bild dient als Grundlage für die gastronomische Bespielung und das lebendige Durchströmen der Besucher. Vereinzelt werden Bestands-Relikte wie Schienen, Schiffspoller und Krane in das Konzept integriert, um eine Referenz zur vergangenen industriellen Nutzung des Baakenhafens herzustellen. Die Ausstattungsfamilie „Baakenhafen“ dient als Grundlage, um Versmannkai und Petersenkai durch eine schlichte 6 Meter hohe Mastleuchte regelmäßig zu beleuchten und an gezielten Stellen Aufenthaltsmöglichkeiten durch unterschiedliche geformte Holzdecks anzubieten.

Plätze und Höfe

Die Stadtplätze erhalten einen offenen und lichten Charakter, der eine multifunktionale Bespielung und das Durchströmen des Quartiers anregt. Mit einer abwechslungsreichen Bänderung aus großformatigen Betonplatten, Kleinsteinpflaster und schmalen weißen Betonintarsien werden diese als ablesbare Platzflächen erkennbar. Die Sitzdecks aus Holz und Stahl aus der Ausstattungsfamilie „Baakenhafen“ springen von den Promenaden auf die Plätze und werden mit lichten Schnurbäumen überstellt. Des Nachts wird das ruhige Bild durch die feine abgehängte Beleuchtung „Sternenhimmel“ akzentuiert.

Die Quartiersplätze sind in ihrer Typologie als aktive und lebendige Orte für das Leben und Spielen der Anwohner ausgelegt. Auf einer gleichmäßigen Pflastergrundierung tauchen die Betonintarsien der Stadtplätze wieder auf. Im Gestaltungsduktus der Platzbänderungen werden polygonale, dreidimensionale Spiel- und Sportobjekte entwickelt, die mit verschiedenen Materialien ausgebildet und durch farbige Tartanflächen komplettiert werden. So entsteht eine Topographie, die zur Bewegung anregt, aber auch geschützte Aufenthaltsbereiche für Kinder und Jugendliche bietet.
Entwurfsherleitung

Entwurfsherleitung

Übersichtsplan 500

Übersichtsplan 500

Lageplan 250

Lageplan 250

Perspektive Kirchenpauerkai

Perspektive Kirchenpauerkai

Ausstattung

Ausstattung

Schnitte

Schnitte