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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2007

Neubau Verwaltungszentrum für Polizei und Finanzamt

Finanzamt

Finanzamt

1. Preis

Michael van Ooyen Freie Architekten | Partnerschaft mbB

Architektur

h4a Gessert + Randecker Architekten | h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten

Architektur

Erläuterungstext

1. Städtebau
Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Eisenbahnlinie begrenzt bis heute die bauliche Entwicklung der Stadt Geldern in westlicher Richtung. Nach Arrondierung der ehemals für den Güterverkehr genutzten Flächen kann sich die Stadt zentrumsnah in unmittelbarer Nähe zur Niersaue attraktiv entwickeln. Dabei besteht die einmalige Chance, die für den Niederrhein typische Landschaft mit dem Stadtzentrum zu verknüpfen.
Um den landschaftlichen Bezug zur Stadt herstellen zu können, sind innerhalb der geplanten Neubebauung durchgängige Freiräume angelegt, in denen das städtische Grün und das natürliche Grün der Wiesen- und Auenlandschaft ineinander übergehen. Der Übergang von Stadt und Landschaft wird insbesondere im Bereich der neuen Unterführung stadtnah erlebbar, wo die Bebauung dem Grün besonders viel Raum schenkt. An der Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft erhält das neue Quartier eine vom Grün geprägte Identität.
Während Fußgänger und Radfahrer das neue Baugebiet und die sich daran anschließende Landschaft auf einem neu angelegten Wegenetz erschließen, erreichen Autofahrer ihr Ziel über eine parallel zur Bahntrasse verlaufende zentrale Straße. Die Eingänge der Neubauten für das Finanzamt und die Polizei orientieren sich zu dieser Erschließungsstraße und sind somit von Besuchern leicht auffindbar.

2. Konzept
Auf dem westlich des Bahnhofs gelegenen Grundstück belegt das neue Finanzamt und die neue Polizeiinspektion mit seinen bis zu dreigeschossigen Baukörpern jeweils eine quadratische Grundfläche. Die Flächen teilen das Grundstück in maßstäbliche Einheiten. Durch den Versatz der Bebauung wird einerseits das parallel zu den Bahngleisen verlaufende Band der geplanten Neubauten aufgelockert, andererseits werden auf dem Grundstück begrünte Freibereiche definiert, die als Eingangsvorplatz sowie für den ruhenden Verkehr genutzt werden. Die an die Erschließungsstraße angrenzende Polizeiinspektion begrenzt den Platz vor dem Finanzamt im Süden. Sie wird durch seine Lage im Straßenraum gut sichtbar.
PKW-Stellplätze für Besucher und Mitarbeiter werden dezentral auf dem Grundstück angeboten. Der zwischen Finanzamt und Polizei angelegte Freiraum ermöglicht Blickbeziehungen vom Bahnsteig bis in den angrenzenden Landschaftsraum.
Das Finanzamt wurde als dreigeschossiger Baukörper mit Atrium konzipiert, der unmittelbar in den Landschaftsraum der Niersaue einbindet. Dem landschaftlichen Bezug entsprechend, wurden die zwischen den auskragenden Geschossebenen aufgespannten Fassaden transparent gestaltet.
Die neue Polizeiinspektion gliedert sich in den dreigeschossigen Verwaltungsbau und den Polizeihof mit seinen eingeschossigen Garagen. Verwaltungsbau und Garagen werden von einer Mauer umschlossen, in die, den Funktionen entsprechend, Öffnungen für Fenster, Türen oder Tore eingeschnitten werden. Während im Erdgeschoss die geschlossene Fassade dem Bedürfnis nach Diskretion entspricht, werden die Fassaden der Obergeschosse, analog zum Finanzamt, transparent und offen ausgebildet.

3. Funktion
Die Büros im neuen Finanzamt wurden in einem Zweibund organisiert. In den Ecken des Atriums angeordnete Kerne nehmen die vertikalen Erschließungselemente und die Nebenräume auf. Sichtbezüge an den Stirnseiten der Flure und im zweigeschossigen Eingangsbereich erleichtern die Orientierung von Ortsfremden. Darüber hinaus bieten die dezentralen Zugänge im Erdgeschoss den Mitarbeitern, Lieferanten und dem Hausmeister kurze Wege.
Der Besucher wird im transparent gestalteten zweigeschossigen Eingangsbereich empfangen, der durch den Rücksprung der Fassade akzentuiert wird. Eine Galerie im ersten Obergeschoss und der Ausblick in das begrünte Atrium lassen eine kommunikative Zone mit Aufenthaltsqualität entstehen. In unmittelbarer Nähe zum Eingang wurden die Service- und Informationsstelle sowie die zentrale Treppe und ein Aufzug angeordnet.
Die Cafeteria im zweiten Obergeschoss bietet einen schönen Ausblick in die Wiesen- und Auenlandschaft. Sie wird auf kurzem Weg über die zentralen Erschließungselemente erschlossen. Damit ist auch eine gute Anbindung an die Polizeiinspektion gewährleistet. Ein separater Lastenaufzug dient die angrenzende Küche und die Technikräume an.
Die Polizeiinspektion wurde als dreibündige Anlage entwickelt. Zwischen den Fluren sind im inneren Bund neben den vertikalen Erschließungselementen auch die Nebenräume angeordnet. Über Sicherheitsschleusen wird das Gebäude vom Straßenraum und vom Polizeihof her in einer Gebäudefuge erschlossen. Die Fuge zoniert die Grundrisse in allen Geschossen. Zusammen mit den Lufträumen und einer weiteren Treppe zwischen erstem und zweitem Obergeschoss erleichtert sie die Orientierung im Gebäude und fördert die kommunikative Qualität.

4. Gestaltung
Die Verwaltungsbauten für die Polizei und das Finanzamt wurden aus Ihrer Funktion heraus als eigenständige Einheiten entwickelt. Gemeinsame Gestaltungselemente verbinden die Neubauten zu einem zusammengehörigen Verwaltungszentrum. Die geschosshohen Fassaden der neuen Verwaltungsbauten werden durch geschlossene, horizontal ausfahrende Lüftungsklappen rhythmisiert. Auskragende Geschossdecken verleihen den Bauwerken Plastizität und nehmen zudem den außenliegenden Sonnen- und Blendschutz auf. Für erforderliche Reinigungs- und Wartungsarbeiten wurde zudem ein Sicherungssystem integriert.
Durch die Transparenz der Fassade wird die Schnittstelle von Stadt und Landschaft im Gebäude erlebbar. In Kombination mit den hellen, natürlich belichteten Räumen wird die Orientierung und Übersichtlichkeit im Gebäude sowie das positive subjektive Sicherheits- und Wohlempfinden von Nutzer und Besucher gefördert.
Die äußere Gestaltung der Fassaden wird durch die filigranen Stahl-Glas-Konstruktionen geprägt. Die Flurwände der verschiedenen Nutzungseinheiten werden verputzt und farbig gestrichen. Holzflächen und rahmenlose Oberlichter lassen die Flure hell und freundlich erscheinen. In den Erschließungszonen prägt ein Fußboden aus Betonwerkstein, in den Büroräumen aus Kugelgarn das Bild der Innenräume. Horizontale Lamellenraffstoreanlagen mit Lichtlenkfunktion schützen die Büros vor Sonne und Blendung. Durch die Verwendung von strapazierfähigen Baumaterialien ist eine wirtschaftliche Unterhaltung des Neubaus langfristig sichergestellt.

5. Konstruktion
Die gewählte Stahlbeton-Skelett-Konstruktion ermöglicht auf zukünftige Veränderungen der Nutzung durch das Versetzen nichttragend ausgebildeter Trennwände flexibel zu reagieren. Das gewählte Konstruktionsraster verspricht eine wirtschaftliche Dimensionierung der tragenden Bauteile. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt durch Wandscheiben und Treppenhauskernen.

6. Haustechnik
Das Konzept der Haustechnik sieht zum Heizen und Kühlen eine Wärmepumpe in Verbindung mit einem Gasbrennwertkessel vor. Um die Wirtschaftlichkeit der regenerativen Wärmeerzeugung zu optimieren, erfolgt die Wärmeerzeugung im bivalenten Parallelbetrieb von Gasbrennwertkessel und Wärmepumpe.
Durch eine Warmwasser-Bereitung mittels Solarthermieanlage und Speicherladesystem wird der Primärenergiebedarf um 20% unter den zulässigen Grenzwert der Energieeinsparverordnung gesenkt. Mit der auf den Dachflächen geplanten Fotovoltaikanlage wird aufgrund der hohen Vergütung für die Rückeinspeisung aktueller Förderprogramme und den geringen Kosten für den Wärmepumpenstrom das Konzept einer Anlage mit 100%iger Rückeinspeisung in das öffentliche Netz verfolgt.
Durch die Installation eines Bus-Systems wird der Energieeinsatz für die Beleuchtung, die Beheizung und die Belüftung zentral überwacht und in Verbindung mit Präsenzmeldern nutzungs- und witterungsspezifisch gesteuert.
In die Außenanlagen integrierte offene Mulden und Rigolen nehmen das anfallende Dach- und Oberflächenwasser auf. Die extensive Begrünung der Dachflächen bedingt eine jahreszeitliche Wasserrückhaltung sowie eine Reduktion des Spitzenabflussbeiwertes. Neben den ästhetischen und ökologischen Vorteilen bietet das Gründach einen effektiven Schutz der Dachabdichtung vor UV-Strahlen, Aufheizung, Frostschäden, Hagel und andere Belastungen. Durch seine wärmedämmende Wirkung verringert sich der Energiefluss durch das Bauteil Dach und beeinflusst damit die temperaturangrenzenden Luftschichten.
Modell

Modell

Polizeiinspektion und Finanzamt

Polizeiinspektion und Finanzamt

Modell

Modell

Modell

Modell

Modell und Umgebung

Modell und Umgebung

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Schnitt und Teilansicht

Schnitt und Teilansicht

Schnitt und Teilansicht

Schnitt und Teilansicht