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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Neubau Sport- und Familienbad “Schwaketenbad”

ein 2. Preis / nach Überarbeitung beauftragt

Preisgeld: 65.000 EUR

Behnisch Architekten

Architektur

knippershelbig GmbH

Bauingenieurwesen

L & P Beratende Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das 1979/80 als Sport- und Familienbad erbaute Schwaketenbad im Stadtteil Wollmatingen wurde im Juli 2015 durch einen Großbrand nahezu vollständig zerstört. Ein Erhalt der „Bestandruinen“ schien nicht sinnvoll und es wurde entschieden, ein modernes, besucherfreundliches und zukunftsweisendes Bad frei von den Zwängen des alten Hauses zu schaffen. Vielfältige Aspekte wie z.B. eine Erweiterung der Wasserflächen und Wasserattraktionen, die Optimierung des funktionalen Zusammenspiels verschiedener Nutzungseinheiten sowie die Möglichkeit eines erweiterten Angebots für eine qualitätsvolle Gastronomie sollten berücksichtigt werden.

Die reizvolle Stadtrandlage, im Norden begrenzt durch den Schwaketen- und Mainauwald sowie im Süden durch den Mühlenbach und die Schwaketenstraße, charakterisiert das Grundstück maßgeblich. Ziel war es, nicht einen Einzelsolitär, sondern vielmehr eine lebendige, transparente und offene Badelandschaft zu entwickeln, die maßgeschneidert für den Ort harmonisch in diese landschaftlich geprägte Umgebung eingebunden ist und das Bad innen mit den Freibereichen außen optimal verbindet. Wichtige Entwurfsaspekte waren daneben kurze Wege, eine wenig aufwändige Erweiterung zu ermöglichen, die Eingangshalle als zentralen Verteiler zu nutzen, mit dem südlichen Gebäudeabschluss einen spielerischen Übergang vom Schwaketen- zum Mainauwald zu schaffen und den Baumbestand zu erhalten.

Die Fassade des Bades zu den Freibereichen ist lediglich als thermischer Abschluss von innen nach außen zu verstehen, transparent und offen, sodass der Eindruck einer Badehalle im Grünen entsteht. Drei ausgewogen zueinander angeordnete, begrünte „Dachfelder“ differenzieren den doch relativ großen Baukörper und zonieren den Innenraum spielerisch. Die Anordnung der Becken ist so gewählt, dass das Sprungbecken, die Kinderplanschbecken und die Ruhebereiche nach Westen und Süden ausgerichtet sind. Im Süden befindet sich die Gastronomie mit Außenterrasse, im Norden die Wasserrutschen. Die Verwaltung ist als eigenständige, separat zugängliche Funktionseinheit im Erdgeschoss angeordnet.

Die Modellierung des Außenbereiches mit sanften Hügeln schafft eine terrassierte Zonierung für unterschiedliche Aktivitäten und Stimmungen: Spiel- und Sportnutzungen, ruhige abgeschirmte Bereiche sowie Liegeflächen zum Sonnenbaden. Jeder dieser Bereiche ist von besonderen Freiraumelementen gekennzeichnet: ein Skulpturengarten, ein Beachvolleyball-Feld und ein Wasserspielplatz sowie ein temporär gefluteter Regenwassergarten. Nach Süden und Westen orientiert begleitet eine Liegeterrasse die Badehalle, lediglich durch die Glasfassade vom Innenraum getrennt. Gebäude und Außenraum verschmelzen so zu einem homogenen Gebilde.

Das ganzheitliche Klimakonzept minimiert den Energieverbrauch, nutzt natürliche Ressourcen und trägt lokalen Gegebenheiten Rechnung: U.a. ist geplant, die Transmissionswärmeverluste der Hülle mit einem optimalen Flächen/Volumen-Verhältnis zu minimieren, mit einer Dachbegrünung das Mikroklima zu verbessern, passive solare Wärmegewinne zu maximieren und die Nutzung von Photovoltaik und Solarthermie zu kombinieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Lage ist gut nachvollziehbar. Die Architekturvolumen/Dächer sind konzeptionell noch nicht sehr klar definiert, die Fugen zwischen den Dächern eher etwas zufällig. Rundumlaufend sind Glasfassaden geplant, ob dies notwendig ist, bleibt zu überprüfen. Kosten und Volumen liegen im mittleren Bereich im Vergleich zu den anderen Wettbewerbsteilnehmern, es wird insgesamt befürchtet, dass die Kosten zu hoch liegen. Der Außenbereich mit Freiflächen und Terrassen nach Süden und Westen hat Potential für eine gute Nutzbarkeit. Der direkte Zugang in Parkplatznähe mit kurzen Wegen bis in die Umkleide wird positiv gesehen. Die Kasse liegt gut, in Nähe zum Personalbereich und mit Einsicht in den Stiefelgang. Der visuelle Bezug des Besuchers zur Badehalle fällt etwas zu gering aus. Die Anlieferung der Technik ist sehr gut gelöst. Hingegen, wird aufgrund der sich überkreuzenden Wege mit den Besuchern, die Anlieferung der Gastronomie als kritisch betrachtet, hat aber Lösungspotential. Der Umkleidebereich mit Sammelumkleiden und Duschen/ Wcs funktioniert gut, die Grundrissnutzung ist für Mobilitätseingeschränkten an dieser Stelle nur bedingt tauglich, dieser Bereich bedarf einer Überarbeitung. Sehr gut gelöst, ist die Lage des Gastronomiebereichs mit Sitzflächen nach Süden extern wie intern. Gut gelegen und abgetrennt ist das separate zweite Schwimmerbecken Auch das Kursbecken hat eine gute akustische Trennung zur Badehalle. Die Lage der Geräteräume ist gut. Insgesamt wird die Lage der einzelnen Becken als sehr gut eingeschätzt. Viel Bewegungsfreiheit im Innenbereich zwischen den Becken schafft Großzügigkeit. Der Schwimmmeisterraum hat eine gute Übersicht über alle Becken. Die Liegeflächen sind vermutlich etwas zu wenig, die. Ablageflächen müssten in einer weiteren Planung aufgezeigt werden. Das Weglassen des zweiten Schwimmerbeckens ist möglich, bedarf aber dann einer Überplanung der Volumen. Insgesamt ist die Familienorientiertheit in diesem Konzept stark ausgeprägt, die Nutzungen sind schlüssig und gut hintereinandergeschaltet. Der Neubau entspricht den Nutzungserwartungen der Stadt Konstanz in weiten Teilen und bietet einen ansprechenden, gut in die Umgebung integrierten Baukörper, der sich gut mit der umgebenden Landschaft verzahnt.

Wirtschaftlichkeit
Die Arbeit hat mit ca. 9.800m2 eine relativ große BGF-Fläche. Die Technikflächen im UG könnten ggf. leicht reduziert werden, das Einsparpotenzial ist hier aber relativ gering. Durch die differenzierten Dachhöhen entsteht eine mittlere Raumhöhe von unter 6,50m, was wirtschaftlich ist. Die Gründungsfläche mit ca. 5.620m2 sehr groß. Die zusätzlichen Aufwendungen für die Gründung werden damit entsprechend höher ausfallen. Die Fassaden sind in den Materialien nicht differenziert. Umlaufend sind Glasflächen vorgesehen. Hier liegt sicher das größte Einsparpotenzial dieses Entwurfs – auch hinsichtlich der späteren Baunutzungskosten. Baukonstruktiv ist der Baukörper in verschiedene Dachbereiche mit geometrisch anspruchsvollen Formen und schrägen Flächen aufgeteilt, was erhöhte Anforderungen an die Planung und Ausführung stellt und sich auch in höheren Kosten niederschlagen wird.