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Einladungswettbewerb | 09/2016

Kirchenstandort Overath

1. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Springer Architekten GmbH

Architektur

Monath und Menzel

Modellbau

Erläuterungstext

Am Südhang des Klarenbergs, auf einem kleinen vorgeschobenen Sattel steht die neue Versöhnungskirche als weithin sichtbares Zeichen der evangelischen Gemeinde Overath. Prägnant vermittelt die eigentümliche und doch zugleich klare Form der neuen Kirche ihre Bestimmung: ein Ort der Gemeinschaft, ein Raum der Kontemplation, festlich wohl auch – aber zugleich einfach und zugewandt.
Deutlich und unmittelbar einsichtig ist die Unterscheidung zwischen der kleinen Kirche und dem Haus der Gemeinde. Hier die fast schon skulpturale Form, Ausdruck des ‚heiligen Raumes’ und dort das einfache und selbstverständliche Haus, das die Verbindung zu seinen Nachbarn sucht. Mit ihren jeweils deutlich charakterisierten Eingängen spannen beide, das Gemeindehaus und die Kirche, nach Nordosten hin, zur Kapellenstraße den neuen Kirchplatz auf. Sowohl von der Straße aus aber auch bei der Annäherung vom Eichenweg, von der Talseite her, erschließt sich das kleine Ensemble auch dem nicht ortskundigen Besucher.
Mit wenigen Eingriffen wird die im Bestand angelegte, klare Struktur des bestehenden Gemeindehauses freigelegt. Als Pendant der neuen Kirche erhält so auch dieses Haus eine selbstverständliche Würde. Um den Gruppenraum und einen kleinen Wartebereich herum sind im Obergeschoß die Räume der Pfarrer und der Mitarbeiter untergebracht. Direkt von der Kapellenstraße aus erhält dieser Bereich seinen eigenen Eingang. Im Sockelgeschoß, mit unmittelbarem Gartenzugang findet die Jugend mit Treffpunkt und Kreativraum ihren Platz. Ganz selbstverständlich verbindet der einladende Empfangsbereich das Gemeindehaus mit der neuen kleinen Kirche – und ebenso den neu geschaffenen Kirchplatz mit dem rückwärtigen Garten im Westen.
Ideeller Mittelpunkt des kleinen Ensembles ist die neue Kirche. Die einfache, sparsame Holzkonstruktion erdet die Kraft des Raumes und stellt dem prägnanten Ausdruck des Baukörpers einen Aspekt des Fragilen gegenüber. In dieser Mehrdeutigkeit erinnert uns die neue Kirche an Arbeiten von Otto Bartning oder von Erik Gunnar Asplund: ihre Erscheinung ist in der Gestalt entschieden aber sie bleibt frei von falschem Pathos.
Die dunklen Töne der äußeren Oberflächen tragen dazu bei, die Kirche zu einem Teil der Landschaft werden zu lassen. Weithin sichtbares Zeichen und doch zugleich Teil der von den großen Bäumen am Hang geprägten Silhouette. Im Gegensatz dazu steht der lichte, fast strahlend weiße Innenraum mit seinen gestrichenen Holzoberflächen, wie wir sie vielleicht noch von den handwerklichen Ausbauten alter Kirchenräume kennen.
Aus einem kreisförmigen Grundriß heraus entwickelt wird die charakteristische Gestalt des Kirchenraumes zum Ausdruck der sich um den Altar versammelnden Gemeinde. Es ist ein besonderer, aus dem Alltäglichen herausgelöster Raum. Ein Raum, der Ruhe und zugleich eine gelassene Kraft vermittelt und der gerade deswegen auch in der bunten Vielfalt des Gemeindelebens immer Kirche sein wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kirche wird als eigenständiger Baukörper versetzt, talseitig neben dem Gemeindehaus
positioniert und tritt mit diesem durch ihre markante, auf einem kreisförmigen Grundriss
aufgebauten Form, in einen harmonischen und zugleich lebendigen Dialog Eine gläserne, niedrige Eingangshalle verbindet die beiden Baukörper und öffnet sich zu einem gut dimensionierten, leicht zugänglichen Vorplatz.
Der Baukörper der Kirche bildet einen markanten Punkt im Ortsgefüge. Er entfaltet in der
Hanglage eine interessante, harmonische Wirkung und zeigt gleichzeitig eine angenehm
köperhafte Präsenz zum Eingangsplatz, von dem aus ein zusätzlicher, direkter Zugang möglich ist. Das Konzept bildet eine ebenso markante wie stimmige Antwort auf die komplexe Aufgabe.
Der Kirchenraum entwickelt seine Zeichenhaftigkeit ohne übertriebenen Anspruch aus einer auf das Gemeindeleben reagierenden Raumform. Im Inneren bietet die runde Form vielfältige Möglichkeit der gemeinsamen Gottesdienste.
Gleichzeitig bleibt der Raum auch bei anderen Nutzungen, wie u.a. Konzerte, immer auch als Kirchraum erkennbar.
Der zusätzlich geforderte Sakralraum ist von der Eingangshalle direkt zugänglich, lässt sich dem
Kirchenraum gut zuschalten und hat auch als eigener Raum einen angemessenen Charakter.
Die Eingangshalle lässt sich zum Kirchraum durch eine gebogene, verschiebliche Wand
großflächig öffnen und weist gleichzeitig eine direkte Verbindung zu Küche, Aufzug und zu den angrenzenden Gruppenräumen auf.
Dadurch ergeben sich unmittelbare und vielfältige Raumbeziehungen für ein lebendiges
Gemeindeleben. Durch Aufzug und Treppe sind auch die im oberen Geschoss des
Bestandsgebäudes liegenden Büroräume mit direktem Straßenzugang gut angebunden.
Die große Flexibilität der Gestaltungsmöglichkeiten des Kirchraums wird überaus positiv bewertet.
Der Bereich Empfang/Café ist sinnvoll zwischen Gemeindebereich und Kirchraum angeordnet; zu begrüßen ist der Eingang auf Straßenniveau.

Material
Die Materialien des Kirchbaus als dunkelgefärbten Holzbau mit Schieferdeckung fügen sich gut in die Landschaft ein.
In diesem Entwurf dominiert das neue Kirchengebäude sowohl aus der Perspektive von der Kapellenstraße als auch von der Siegburger Straße. Durch die Anhebung um eine Ebene (ca. 3,50
Meter) und die Aufschüttung des Geländes ist aus planungsrechtlicher Sicht ein Planererfordernis gegeben.