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Einladungswettbewerb | 08/2016

Paul-Gerhardt-Allee WA 3

Quartiersplatz

Quartiersplatz

ein 2. Preis / Zur Realisierung empfohlen / Nach Überarbeitung

03 Arch. GmbH

Architektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wohnen am Nymphenburger Park
Realisierungswettbewerb
Baugebiet WA1 im Entwicklungsgebiet Paul-Gerhardt-Allee in München:

Das Grundstück hat seinen besonderen Reiz. Auf der einen Seite gibt es diese hohen Anforderungen an den Lärmschutz; auf der anderen Seite diese hervorragende Situierung im Städtebau. Hier ergibt sich die Möglichkeit gleich zwei wesentliche Stadträume mit zu gestalten, den urbanen Raum, mit dem zentralen Platz und einen landschaftlichen Raum, den neuen Gleispark mit den schönen, weiten Ausblicken zum Nymphenburger Park. Der städtebauliche Entwurf von PALAIS MAI besteht aus polygonalen Blöcken. Dadurch entsteht ein dynamischer Stadtraum. Eine Szenografie von Stadträumen, die Räume öffnet, Blickbeziehungen zulässt, um dann wieder den Betrachter zum nächsten Raum umlenkt. Ein charmantes Spiel, das zusammen mit den unterschiedlichen Höhen der Häuser im Block immer wieder, das Potential für pittoreske Situationen eröffnet. Wie Staffagen auf einer Bühne schieben sich dann die Hochpunkte hinter die niedrigeren Gebäude und rahmen so das städtebauliche Bild.
Unser Entwurf interessiert sich für diese im Städtebau angelegten Potentiale. Der Block faltet sich, schafft dadurch eine Vielfalt von Zwischenräumen und gibt dem Stadtraum einen Rhythmus. Die Dynamik im Stadtraum wird aufgegriffen und in der nächsten Maßstabsebene genutzt um die Wege zu den Hauseingängen und den Hofdurchgängen intuitiv erfassbar zu machen. Es ist ein Block aus einzelnen Häusern, die durch die Faltung und die Hauseingänge gut ablesbar sind. Wie der im städtebaulichen Erläuterungsbericht als Beispiel zitierte Amerikanerblock, gestaltet er mit einfachen Mitteln einen durchgängigen Block, der allerdings durch seine Faltungen viel kleinteiliger und vielseitiger wirkt. Dieses Spiel wird in der Höhenstaffelung der hohen und niedrigeren Häuser weiter geführt. Die Fassaden der Obergeschosse sind ebenfalls mehrfach gebrochen und zum Innenhof zurück versetzt. Damit wirkt der Hof mit seinen umlaufenden Balkonen großzügiger und es verbessert sich die Belichtungssituation. Gleichzeitig erscheinen die mehrteiligen Fassaden der Hochpunkte am Hintergrund immer wieder wie sich in das Bild rein schiebende Kulissen. Der Baukörper findet am Platz seine rechtwinklige Verankerung im Stadtgefüge. Subtil entsteht eine Turmfassade, die städtebaulich die Ecke des Platzes ruhig und zurückhaltend bestimmt.
Dabei wird subtil die Faltung genutzt, um die Stockwerke zusammen zu binden und eine klassisch proportionierte Fassade aus Sockel, Mittelbau und Abschluss als Platzfassade zu schaffen.

Fassaden / Schallschutz:
Die mehrfach geknickte Fassade schafft nicht nur die Möglichkeit den Block in Einzelhäuser zu gliedern, sondern bricht mit den nicht parallelen Wänden im Straßenraum den Schall und trägt dadurch auch zum Schallschutz bei. An den Außenfassaden haben wir uns konsequent für den Einsatz von Kastenfenstern entschlossen. Dabei entsteht eine sehr wohnliche und gut nutzbare Fassade, die auch im Unterhalt robust ist.

Wohnen:
Das Wohnhaus ist in den unteren Stockwerken als Vierspänner und in den oberen Stockwerken als Dreispänner konzipiert. Dabei sind die größeren Wohnungen durchgesteckt. Die kleineren Wohnungen orientieren sich nach aussen zum Gleispark, nach Süden oder Westen. Die Dynamik aus den Stadträumen zieht sich durch den gesamten Entwurf. Dabei entsteht eine Szenografie von den Eingangsbereichen bis in die Wohnräume. Auch der Innenhof wird durch die Faltung der Balkone zu einem bewegten interessanten Aufenthaltsraum. Diese Architektur ermöglichen von den Eckloggien und den Balkonen aus, auch in den engen Straßenräumen und im Innenhof interessante, weite Ausblicke. Die Grundlage der Grundrisse sind Standardräume, einfach möblierbare Schlaf-, und Badräume, Küchennischen, alle im rechten Winkel. Dynamisch ist der Wohnraum. Als fliessender Raum zwischen den Fassaden, der im Zusammenhang mit den Loggien und Balkonen den Raum öffnet.

Wirtschaftlichkeit:
Die Häuser sind als Drei- und Vierspänner wirtschaftlich geplant. Durch die bauliche Tiefe entsteht ein sehr gutes Ausnutzungsverhältnis. Durch die Kastenfenster kann auf eine kontrollierte Wohnraumlüftung und die dazu gehörigen Schächte (Wohnflächenverlust) verzichtet werden. Dem Entwurf liegt ein einfaches orthogonales Raster zu Grunde. Die Statik und die Haustechnik der Häuser liegen vertikal übereinander. Insgesamt ergibt sich eine Systematik aus sich wiederholenden Teilen, von den einzelnen Häusern bis in die einzelnen Bauteile, Balkone, Fenster, etc. Alle diese Bauteile sind einfach, von den Bädern, der einläufigen Treppe, den Balkonen als Fertigteilen bis zu den raumhohen Fenstern. Durch diese konsequente Planung ist eine kostengünstige Bauweise zu erwarten. Bei der Schallschutzverglasung der Kastenfenster wird auf bewehrte einglasige Bausysteme gesetzt, die auch in Amsterdam und Hamburg im Hafen nun seit 25 Jahren stehen und damit ihre solide Bauweise bewiesen haben. Der textile Sonnenschutz aussen liegt witterungsgeschützt hinter der Schallschutzverglasung. Die Putzfassaden werden im unteren Sockelbereich durch Betonfertigteile geschützt.

Die städtischen Freiräume:
Das Quartier an der Paul Gerhardt Allee soll ein urbanes Stadtviertel werden. Innerhalb dieses Städtebaus liegt WA3 an der Schnittstelle zwischen dem städtischen Raum mit dem Platz im Westen und dem umschließenden Parkraum im Osten – es hat somit eine städtische und eine landschaftliche Seite. Folglich ist auf der Westseite und vom südwestlich anschließenden öffentlichen Platzraum her der Wohnblock städtisch hart gefasst. Der Belag des öffentlichen Trottoirs sowie der Platzfläche schließen direkt an die Fassade an. Zum Platz öffnet sich das Café, Restaurant. Außen sitzt man geschützt vom großen Vordach am Platz und hat eine wunderbare Aussicht auf das städtische Treiben. Auf der Ostseite ist der Wohnblock in den umlaufenden neuen Gleispark eingebunden. Die Gestaltung der öffentlichen Grünfläche wird auf dem Wettbewerbsgebiet fortgesetzt und tief in die nördlich und südlich liegenden Zwischenräume gezogen - das Gebäude steht somit im Park und bildet die Adresse der hier gelegenen Wohnungen. Die Erschließung erfolgt über kurze Stichwege parkseitig, welche an die Fußgänger- und Radwege des Parks anschließen. Große, konisch zulaufende Pflanzkörper und Baumgruppen strukturieren den Parkraum und schützen gleichzeitig die Privatsphäre in den anschließenden Hochparterrewohnungen.

Im Innenhof:
Als Kontrast zum umliegenden dichten und öffentlichen Stadtraum bildet der Innenhof einen großzügigen gemeinschaftlich genutzten Grünraum als Ruhepol. Eine halbprivate Übergangszone, die direkt an die Erdgeschosswohnungen dient als Puffer und umschließt einen „wilden“, naturnah gestalteten Grünraum in der Hofmitte. Dieser ist topografisch erhöht, bietet damit ausreichende Überdeckung für Großbaumpflanzungen und Raum geschützte für Spiel- und Aufenthaltsbereiche. Gartenwege verbinden die Hofdurchgänge und durchgesteckten Treppenhäuser miteinander. Die kleinen Lichtungen im innenliegenden Grünraum bieten Raum für alle Altersklassen. Die Wohnungen sind so konzipiert, dass sie nicht von außen angeleitert werden müssen und der Hof frei von Feuerwehrzufahrten bleibt.

Realteilbarkeit:
Beide Bauteile sind inklusive der Tiefgarageneinfahrten real teilbar. Die im freifinanzierbaren Teil liegenden Wohnungen haben zum großen Teil den besonderen weiten Blick in Richtung des Nymphenburger Parks. Die Kastenfenster als Schallschutzlösung sind gerade für den Vertrieb ein wichtiges Argument, um die hohe Wohnqualität innerhalb der Loggien und Schlafräume, trotz der Nähe zur Bahn auch zeigen zu können und die Angst vor dem Lärm zu nehmen. Die Fassaden und die Hofgestaltung sind durch gängig geplant. Hier kann in Details auf die unterschiedlichen Ansprüche reagiert werden. Die Idee ist jedoch eine Hofnachbarschaft zu bilden, die gemeinsam den Hof nutzt und pflegt.

Hofgemeinschaft:
Alle Bewegungsflächen, Wege, Durchgänge und Treppenhäuser sind als Begegnungsräume geplant, um die Nachbarschaft zwischen den unterschiedlichen Bewohnern zu erleichtern. An jedem zweiten Treppenhaus sind Gemeinschaftsräume am Eingang vorgesehen mit direktem barrierefreien Zugang zum Hof. Zusätzlich wurden Gästezimmer geplant, die von den Mietern für Ihre Gäste angemietet werden können. Ergänzt wird das Gemeinschaftsangebot durch Fahrrad- und Kinderwagenräume an den Eingängen. Im Cafe am Platz mischen sich Hofgemeinschaft und Quartiersöffentlichkeit, ein guter Ort um zu später zu überprüfen, wie gut die Nachbarschaft im neuen Quartier funktioniert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich überzeugt der Entwurf durch eine spannende Rhythmisierung des Großblocks. Ein horizontal gegliederter, viergeschossiger Sockelbau mit sequenzierten Vor- und Rücksprüngen adressiert eindeutig die Hauseingänge, die konsequent von den Außenseiten her aufzufinden sind. Großzügige Treppenhäuser mit Durchgängen im Erdgeschoss zum Hof bieten wohltuende Kommunikationsflächen auf den Etagen und sind dennoch in der Anzahl knapp gehalten. Dieser Tatsache geschuldet und auch der Positionierung aller Wohneinheiten zu den Außenseiten hin, schaffen die Verfasser einen eindeutigen öffentlichen Raum um den Block herum und als Pendant einen privaten Innenhof für alle.

Aufgesetzt auf die Sockelbebauung werden drei ebenfalls rhythmisierte Hochpunkte, die im Bereich des kleinen Quartiersplatzes um ein Geschoss erhöht eine kräftige Setzung des Blocks ermöglichen.

Die vorgeschlagene Fassadenstruktur ist sowohl im Straßenbereich als auch in den Innenhöfen klar und eindeutig angeboten und verspricht eine großzügige Haltung mittels raumhoher Öffnungen.

Die Freiflächengestatung greift die besondere Lage des Baufeldes zwischen Straße und Platzraum im Westen und dem Landschaftspark im Osten auf überzeugende Weise auf. Während die Westfassade des Baufeldes ein städtisches Vorfeld erhält, wird das Baufeld im Osten in den Landschaftspark eingebunden. Das besondere Potential der Freiflächengestatung entfaltet sich im Innenhof, der nicht von der Feuerwehr befahren werden muss und daher als großzügig begrünte, „wilde“ Gemeinschaftsfläche mit viefältigen Aufenthalts- und Spielflächen gestatet werden kann.
Situationsplan 1:200

Situationsplan 1:200

Innenhof

Innenhof

Visualisierung Hof

Visualisierung Hof

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Querschnitt

Querschnitt

Dachgeschoss

Dachgeschoss

Einzelhaus 1:50

Einzelhaus 1:50

Längsschnitt

Längsschnitt

Ansicht

Ansicht

Skizze

Skizze